Kein Lift, kein Flowtrail – trotzdem rangiert der Lago immer noch auf Platz 1 der beliebtesten Bike-Reiseziele. Die Gründe: spektakulär wilde Bergwelten in allen Himmelsrichtungen mit gewaltigem Netz aus Militärpfaden. Selbst unter den eingefleischten Lago-Bikern gibt es nur wenige, die von sich behaupten können, dass sie bereits alle Touren abgefahren sind. Leider wurden inzwischen auch hier einige Trail-Klassiker gesperrt (z. B. Brione, Pianaura, Anaconda) und ein kürzlich erst asphaltierter (Rocchetta-Trail), doch dafür weist jetzt eine neue IMBA-Beschilderung den Weg.
PLUS: Über die Brenner-Autobahn schnell zu erreichen, mediterranes Klima und eine Top-Infrastruktur (Bikeshops, Shuttle, Hotels, Campingplätze, Restaurants, Eiscafés)
MINUS: Die meisten Trails sind anspruchsvoll, Anstiege meist auf Asphalt, Einsteigern bleiben oft nur Stichtouren.
Dosso dei Roveri (Moser-Guide) oder einfach Navene-Tour heißt die mittelschwere Trail-Traverse in den Flanken des Altissimos (30,8 km/ 1125 hm). Sehr gute Fahrtechniker sollten die Extremvariante über Altissimo-Gipfel und El-Senor-Trail versuchen (47,4 km/ 2343 hm).
Auf den Trails rund um den Gardasee erlebt man ein irres Naturschauspiel. Der meist schroffe Untergrund fordert einen dabei stets heraus. Aber genau das finde ich großartig.
>> Weitere Artikel zum Gardasee: Gardasee vs. Finale Ligure, EMTB-Revier Guide Gardasee, Gardasee: 4 Tage auf unbekannten Pfaden, Mit dem EMTB um den Gardasee, Alte, unberührte Trails neu entdeckt <<
Das autonome Tal zwischen Piemont, Wallis und Frankreich ist so etwas wie der Vinschgau der Westalpen: ein Sammelbecken für hochalpine Supertrail-Klassiker. Mit dem Unterschied, dass sich hier die noch mal 1000 Meter höheren Gipfel von Gran Paradiso, Mont Blanc und Dent Blanche ins Panorama-Selfie drängeln. Allerdings muss man sich diese erstklassige Aussicht im Aostatal hart erkämpfen: Die Shuttle-Busse helfen nur bis zur Asphaltgrenze, die restlichen 1000 Höhenmeter zum Trail-Einstieg müssen in dünner Luft gekurbelt und oft auch getragen werden. Doch dann geht’s in diese überraschend flowigen Trails, die einfach nicht aufhören wollen. Definitiv ein Muss!
PLUS: Weil das Aostatal von Supertrails umgeben ist, gibt es – im Gegensatz zu anderen Westalpen-Regionen – einen Shuttle-Anbieter: aostavalleyfreeride.com
MINUS: Leider liegt das Tal nicht gerade vor unserer Haustür, die Anfahrt ist lang.
Der Banzai-Trail vom Passo dell’ Invergneux (2902 m) wurde nicht ohne Grund nach einem Surfer-Mekka benannt. Fast 15 Kilometer natürlicher Flowtrail-Genuss rund um den Monte Creyna!
Bei den Westalpen denkt man oft an ruppige Steige, aber die Trails im Aostatal sind an natürlichem Flow und Epicness wirklich kaum zu überbieten.
>> Weitere Artikel zum Aostatal: Westalpen, die 3 schönsten Touren im Aostatal, MTB-Touren und Trails im Piemont und im Aostatal, Gigantenrunde im Aostatal <<
Der Himalaya vor der Haustür: 1000 Meter hoch recken sich seine senkrechten Felsen aus riesigen Schotterreißen und stehen Spalier, wenn man sich durchs Haupttal Richtung Karwendelhaus aufmacht – die vielleicht beliebteste Tour im Münchner Süden. Aber das markante Gebirge zwischen Mittenwald, Achensee und Innsbruck hat insgesamt vier große Täler und 125 Gipfel über 2000 Meter Höhe. Da gibt es noch jede Menge mehr zu entdecken. Tagelang kann man sich in diesen Karen und Felsgraten verlieren. Einziger Wermutstropfen: Ein großer Teil des Karwendels ist als Naturpark deklariert, hier dürfen Biker die Hauptwege nicht verlassen.
PLUS: Das große Landschaftserlebnis wird auch Einsteigern nicht verwehrt: Die Anstiege sind vorwiegend flach und führen über einfache Schotterwege.
MINUS: Die erlaubte Trail-Ausbeute ist relativ gering und die Trails in der Innsbrucker Nordkette (mit Lift) nur für echte Spezialisten.
Die Klassiker-Tour von Mittenwald um die Karwendelspitzen ist noch immer ein landschaftliches Muss: 68,2 km/1838 hm. Wer richtig fit ist, der dehnt die Runde sogar noch über die Falkenhütte aus.
Einmal im Jahr muss die große Karwendelrunde sein. Jetzt auch wieder mit Kaiserschmarrn auf der renovierten Falkenhütte.
>> Weitere Artikel über das Karwendelgebirge: Bike&Hike: Biken und Wandern im Karwendel, 7 goldene MTB-Touren im Karwendel, Klassiker: Rund ums Karwendelhaus <<
Das Tal zieht sich vom Reschensee bis nach Meran hinunter und ist eine einzige Goldgrube für episch lange Big-Mountain-Touren: Goldseeweg, Tibet-Trail, Madritschjoch, Eisjöchl, Göflaner Schartl, Piz Umbrail, Ortler – mit einem einzigen Urlaub im zentral gelegenen Latsch kann man hier so manchen Must-do-Trail von der Liste streichen. Und das sind nur die Ganztagesausritte. Die sonnenausgesetzte Nordflanke des Tals und der gegenüberliegende, schattigere Nördersberg haben noch diverse Kurztrips in petto, die mit Shuttle und Tarscher-Alm-Lift auch schnell erreicht werden können.
PLUS: Kilometerlange, hochalpine Trails auf engstem Raum. Wenige Regentage im Jahr, da gen Norden und Süden durch Gebirgsketten abgeriegelt.
MINUS: Kein Badesee, keine Eisdielen-Restaurant-Infrastruktur wie am Gardasee. Für die Touren an Stilfserjoch und Madritschjoch sind Shuttle nötig.
Hier ist die Auswahl wirklich schwer. Aber wegen seiner jahrelangen Sperrung und seines bis heute geltenden Zeitlimits: der Goldseeweg. Vor 9 Uhr darf man sich auf der Dreisprachenspitze oberhalb des Stilfserjochs noch abstoßen. Dann auf den Bimbam-Trail (Nr. 16) wechseln und nach Trafo hinunterzirkeln und anschließend mit dem Sessellift wieder zur Furkelhütte hinauf.
Insgesamt: 25,2 km / 329 hm / 2213 tm. Trail-Anteil: 18,9 km!
Die staubigen Trails auf der Sonnenseite in Latsch zählen zu den Klassikern im Vinschgau und sind meist noch fahrbar, wenn einem das Wetter bei uns bereits die kalte Schulter zeigt. Den Tschilli-Trail nutzen wir gerne zum Testen.
>> Weitere Artikel über Touren im Vinschgau: Trans-Südtirol: vom Pustertal ins Vinschgau, Die schönsten E-MTB-Touren im Vinschgau, Vinschgau: das Trail-Mekka für Mountainbiker <<
Berge und glasklare Seen. Dazwischen: viel Wald und Trails für jeden Geschmack. Unsere Kollegen vom FREERIDE-Magazin schwören auf die Region an der Petzen, weil hier der elf Kilometer lange Flowtrail genauso viel Spaß macht wie sein wurzelintensiver Bruder Thriller. Dazu gleich nebenan: der slowenische Trailpark Jamnica. Noch mehr Trails wickeln sich durch die Nockberge am Millstätter See, darunter auch der längste Flowtrail Europas (14 km) in Bad Kleinkirchheim. Familien mit kleinen Kindern sollten unbedingt der MTB Area One in Villach einen Besuch abstatten.
PLUS: Kärnten liegt bereits auf der sonnigeren Südseite der Alpen, und bei so vielen glasklaren Badeseen braucht man kein Meer mehr.
MINUS: Außerhalb der erlaubten, ausgeschilderten Trails und Touren ist das Biken auch auf Forstwegen verboten!
Kärntens großes Plus sind seine über Tausend Badeseen. Der am höchsten gelegene, mit dem klarsten Wasser von allen ist der Weissensee (945 m) am Fuß der Gailtaler Alpen. Für die Umrundung seines fjordartigen Beckens nimmt man sich am besten zwei Tage Zeit, klettert für die Übernachtung zur Kohlröslhütte hinauf und nimmt am nächsten Tag die angelegten Trails an der Weissensee-Bergbahn noch mit. Absolutes Naturidyll!
Insgesamt: 66,7 km / 2555 hm.
Ich habe noch nie klareres Wasser gesehen als das im Weissensee. Dazu die sanften Gipfel drumherum und diese bunten Almwiesen – sogar mein Salat auf der Hütte war mit Gänseblümchen dekoriert.
>> Weitere Artikel über Kärnten: Enduro-Spielwiese in Kärnten, Die besten MTB-Touren in Kärnten und Slowenien, 2-Tages-Tour um den Weißensee, 15 km auf dem längsten Flow-Trail <<
“Du, da baut jemand Trails direkt am Meer!” 24 Jahre ist es her, dass dieses Gerücht zu uns über die Alpen schwappte. Seither wächst das Trail-Netz an der ligurischen Mittelmeerküste immer noch weiter. Mit Schaufel und Spitzhacke die ganze Saison über am Werk: eine passionierte Trailbau-Crew, die sich auch der Wegpflege widmet. Erst vor wenigen Wochen wurde die Verbindung der Enduro-Netze von Finale Ligure und Pietra Ligure feierlich eröffnet. Damit dürfte es auch bei einem zweiwöchigen Bike-Urlaub nicht langweilig werden. Mitzubringen ist aber eine solide Fahrtechnik.
PLUS: Die Trails sind das ganze Jahr über befahrbar. Lediglich im Sommer ist es eventuell zu heiß zum Biken.
MINUS: Die lange Anfahrt lohnt erst ab einem einwöchigen Aufenthalt. Zu Stoßzeiten stauen sich die Shuttle-Fahrzeuge auf den Straßen zur Nato Base. Besser: selbst kurbeln!
Allein von der 1033 Meter hohen Nato Base gibt es unzählige Abfahrtsmöglichkeiten. Unsere favorisierte Trail-Kombination haben wir “Finale Ligure Epic” getauft. Die 22 Kilometer lange Abfahrt klettert über einige Gegenanstiege, führt dafür aber am Ende über die supersteile DH-Men-Abfahrt bis an den Strand von Varigotti.
Mit Shuttle zur Nato Base: 22 km / 737 hm / 1660 tm, reiner Trail-Anteil: 11 km
Finale Ligure ist mittlerweile ein absoluter Biker-Hotspot und in der Hauptsaison rappelvoll. Daher fahre ich lieber über die Wintermonate dorthin. Dann muss man zwar auch mal mit Temperaturen unter zehn Grad rechnen, hat die Trails aber fast für sich allein.
>> Weitere Artikel zu Finale Ligure: Gardasee vs. Finale Ligure, 3 Super-Touren auf noch unbekannten Pfaden <<
Bike-Urlaub im alpinen Jurassic Parc – jedenfalls kommt man sich in Cortina so vor. Der mondäne Skiort liegt wie ein zentraler Verteiler in den Ampezzaner Dolomiten. Von hier aus kreiselt man nicht nur um die berühmten Felstürme herum, sondern sticht mitten hinein. In den berühmten Fanes-Naturpark etwa oder hautnah an den Cinque Torri vorbei. Auch zum Augenreiben: die Croda-da-Lago-Runde mit ihrer epischen Trail-Auffahrt zur Forcella Ambrizzola, die man sonst nur auf einer Transalp erlebt. Fit sollte man allerdings sein, da die Dolomiten auch für ihre Geröllrampen bekannt sind, und die Lifte helfen nicht bei den Klassiker-Touren.
PLUS: Die großen Touren sind in Cortina lückenlos ausgeschildert. Biker dürfen auch in Sessellifte steigen, z. B. Richtung Cinque Torri.
MINUS: Gerade rund um Ferragosto (wichtigster italienischer Feiertag 15. August) muss man auf den Bergwegen mit vielen Wanderern rechnen.
Eine der Runden, die man auf jeden Fall gedreht haben muss, ist die durch den Naturpark Fanes-Sennes-Prags, im Norden des Olympia-Ortes (43,7 km / 1657 hm). Die Tour nähert sich über die Ostflanke der Felsbastion, führt am Rifugio Malga Ra Stua vorbei und klettert über den Passo Sennes bis zur 2327 Meter hoch gelegenen Seekofelhütte hinauf. Dann geht’s über die Pederü-Hütte das große Fanestal hinauf und über das Limojoch wieder zurück nach Cortina. Panorama-Fazit: Wahnsinn!
In den Dolomiten sind die erdigen Trails oft deutlich leichter zu fahren, als die mit tiefem und grobem Geröll übersäten Schotterwege. Mein Hüttentipp: Die 360-Grad-Aussicht von der Nuvolau-Hütte (2575 m) ist einzigartig!
>> Weitere Artikel über Cortina d’Ampezzo: Revier-Guide Cortina, 4 Tage mit Kids durch die Dolomiten, Fanes-Gebirge im Naturpark <<