BIKE Redaktion
· 16.12.2022
Eisige Temperaturen ziehen Akku-Leistung, verhärten Reifengummi und lassen Öl zäher fließen. Wir erklären, mit welchen Problemen Mountainbiker im Winter rechnen müssen, und wie man sie löst.
Bei Kälte fahren Vario-Sattelstützen oft langsam aus. Das liegt am kältebedingt zäh fließenden Öl. Um das Problem zu lösen, hilft es, die Dropper Post wiederholt ein- und auszufahren. Durch die Reibung fließt das Öl wieder geschmeidiger. Die meisten mechanischen Leitungen zwischen Remote-Hebel am Lenker und Ventil an der absenkbaren Sattelstütze verlaufen gut geschützt im oder am Rahmen. Auf die Viskosität des Öls in hydraulischen Leitungen lässt sich daher kein Einfluss nehmen (z. B. Rockshox Reverb).
Profi-Tipp: „Das Bike samt Vario-Stütze möglichst nicht extremer Kälte aussetzen. Sonst hilft eine Extraportion Schmierung an der Gleitbuchse.“
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Ab einer Temperatur von zirka unter fünf Grad Celsius verhärtet das Gummi der Mountainbike-Reifen. Folge: Leistungsverlust. Je weicher die Reifenmischung, umso kälteresistenter ist der Pneu. Hochwertige Reifen mit niedriger Erweichungstemperatur funktionieren auch bei Kälte noch sehr gut. Auf Dichtmilch hat Frost meist erst ab unter -20 Grad eine Auswirkung.
Tipp zu MTB-Reifen im Winter: „Etwas weniger Luftdruck im Reifen hilft. Zudem sollte man das Bike vor dem Einsatz möglichst nicht Minustemperaturen aussetzen.“
In Elektroteilen wie Vario-Satteltütze, Elektro-Schaltung, Beleuchtung oder Bike-Computer sind meist hochwertige Lithium-Ionen-Akkus verbaut, genau wie im Smartphone. Die Kapazität sinkt bereits ab unter 10 Grad. Je nach Kälte spürt man die schrumpfende Akku-Kapazität deutlich. Der Grund: Die Elektrolytflüssigkeit wird zäher, was den Innenwiderstand erhöht. Extreme Hitze von über 40 Grad Celsius hat übrigens eine ähnlich schlechte Auswirkung auf den Akku. Tiefenentladungen sollte man grundsätzlich vermeiden, denn dabei verschleißt der Akku schneller. Das Smartphone daher möglichst nah am Körper aufbewahren. Wer seine Akkus nicht braucht: 70– 80 Prozent geladen, separat und bei Raumtemperatur lagern.
Profi-Tipp: „Akkus in Schaltung und Teleskopstütze haben grundsätzlich eine hohe Laufleistung (ca. 25– 50 Stunden). Etwas weniger Kapazität gefährdet daher die Tour nicht. Trotzdem sollte man Akkus mit in die Wärme nehmen, sobald das Bike länger abgestellt wird.“
Klickpedale und die Cleats setzen sich bei Trail-Fahrten meist mit Matsch und Schnee zu. Liegen die Temperaturen unter Null, friert Schmodder und Schnee ein und hindert geschmeidiges Einklicken.
Profi-Tipp: „Silikon-Spray hilft bis zu einer gewissen Temperatur. Kurz vor dem Trailride einsprühen.“
Bei Bowdenzügen mit ungedichteten Endkappen (u. a. Sram, teils auch Shimano) dringt im Winter oft Feuchtigkeit ein. Z. B. nach dem Waschen oder nach Trail-Fahrten bei Regen und Nässe. Kommt Frost dazu, frieren die Züge ein, und Schalten wird unmöglich. Ist erst mal Feuchtigkeit im System, kommt man nicht drumrum, die Schaltzüge abzumontieren und zu reinigen.
Profi-Tipp: „Betroffen sind nur ungedichtete Endkappen, hier hilft eine erbsengroße Portion Fett auf den Zugenden vor der Montage. Beim Dampfstrahlen möglichst nicht auf die betroffenen Stellen zielen.“
Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt haben eine oft spürbare Auswirkung auf Federelemente. Das liegt an verhärteten Kunststoffdichtungen und zähem Fließverhalten des Öls. Das Gute: Durch den Einsatz auf dem Trail wird die von Federgabel und MTB-Dämpfer aufgenommene Energie im Nu in Wärme umgewandelt. Heißt: Je nach Gelände erledigt sich das Problem nach wenigen Einsatzmetern von alleine. Manche raten dazu, Zug- und Druckstufe zu öffnen, damit das Öl besser fließen kann. Das ist jedoch nicht notwendig – es sei denn, man startet beim Iditarod-Rennen in Alaska oder deutlich zweistelligen Minustemperaturen.
Profi-Tipp: „Auf dem Trail erledigt sich das Problem von selbst. Viel wichtiger: Durch Matsch und Salz verschleißen die Federelemente signifikant schneller. Pflege und ein jährlicher Service verlängern die Lebenszeit von Gabel und Dämpfer deutlich.“
Hohe Luftfeuchtigkeit lässt Brillen im Winter schneller beschlagen. Bei gut belüfteten Modellen passiert das seltener. Bei Brillen mit Antifog sollte man die Innenseite nicht zu häufig putzen – das beschädigt die Beschichtung. Der chemische Prozess bei Photochromic-Brillen funktioniert bei 5–10 Grad am besten. Probleme kann es dennoch geben, z. B. an nebligen Wintertagen, weil hier die UV-Strahlung auch kräftig sein kann.
Tipp: „Photochromic-Brillen sollten bei Kategorie 0 starten, damit sie auch als Klarsichtbrille genutzt werden können.“