Kleiner Federgabel-ServiceSchmieröl erneuern

Ludwig Döhl

 · 26.05.2021

Kleiner Federgabel-Service: Schmieröl erneuernFoto: Wolfgang Watzke

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Kleiner Federgabel-Service: Schmieröl erneuern

Schmuddelwetter macht dem Fahrwerk zu schaffen. Daher lohnt es sich von Zeit zu Zeit, das Schmieröl der MTB-Federgabel zu erneuern. Der Aufwand ist gering, trotzdem funktioniert die Gabel danach deutlich besser.

Staub und Schmutz von den Trails kommt leicht in das Innere des Gabel-Castings. Anders herum kann auch etwas Schmieröl über die Staubabstreifer aus dem Inneren der Federgabel entweichen. So oder so: Die Funktion der Gabel nimmt von Fahrt zu Fahrt ab. Ein Service der kompletten Gabel ist deshalb aber noch nicht gleich nötig. Denn die modernen Dämpfungskartuschen haben kaum mehr Abrieb und damit auch nur einen sehr geringen Verschleiß. Außerdem ist der Ölkreislauf der Dämpfungskartusche vom zunehmend verschmutzten Schmieröl im Casting komplett getrennt. Das Dämpfungsöl hält also deutlich länger als das Schmieröl.

Die Praxis hat gezeigt: Eine Mountainbike-Gabel alle 50 Betriebsstunden einem großen Service zu unterziehen, wäre übertrieben. Wer dagegen das Schmieröl regelmäßig erneuert, kann sich länger über eine geschmeidig ansprechende Federgabel freuen. Der kleine Gabel-Service dauert für geübte Schrauber nur etwa 20 Minuten und lässt sich ohne Spezialwerkzeuge durchführen. In diesem Artikel erklären wir an einer Rockshox-Gabel, wie Sie Ihre MTB-Federgabel in wenigen Schritten warten und für die nächsten Ausfahrten wieder fitmachen.

MTB-Federgabel warten: Anleitung

Foto: Wolfgang Watzke

Vorbereitungen: Für den kleinen Service muss die Gabel aus dem Rahmen ausgebaut werden. Dazu Laufrad und Bremse demontieren und die Vorbau- und Steuersatzschrauben lösen. Anschließend am besten das Rad aus dem Montageständer * nehmen und ablegen. Für die Arbeiten wird die Gabel mit dem Gabelschaft in den Montageständer geklemmt. Zur Sicherheit die Luft aus der Gabel lassen.

Foto: Wolfgang Watzke

Zugstufenknopf entfernen: Bei Rockshox-Gabeln steckt das rote Zugstufenstellrad unten im rechten Gabelholm (aus Fahrersicht). Kräftig am Stellrad ziehen und das Bauteil auf der Werkbank ablegen.

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Bei Fox-Gabeln oder älteren Rockshox-Modellen ist das Stellrad der Zugstufe zusätzlich zur Steckverbindung mit einer kleinen Schraube seitlich (Detail) oder mittig am Zugstufenknopf gesichert.

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Schrauben lockern: Anschließend lockern Sie die Schrauben an der Unterseite der beiden Gabelholme um drei bis vier Umdrehungen. Bei unserer Rockshox Sid benötigen Sie dazu einen 5er-Inbus. Bei Fox-Gabeln oder älteren Rockshox-Modellen braucht man dafür eine 10er-Nuss und eine kleine Ratsche. ACHTUNG: Die Schrauben nur wenige Umdrehungen lockern, nicht komplett herausdrehen.

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Verpressung lösen: Die Kolbenstange der Kartusche und der Luftschaft sind mit dem Casting verpresst. Um die Gabel zu zerlegen, müssen Sie die Verpressung lösen. Dazu das Werkzeug, mit dem Sie eben die Schrauben am unteren Gabelende gelockert haben, in die Schraube stecken und leicht mit dem Gummihammer auf das Werkzeug schlagen. Am besten dabei am Gabel-Casting gegenhalten.

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Casting abziehen: Die Verpressung muss auf beiden Seiten der Federgabel, wie in Schritt 4 beschrieben, aufgeklopft werden. Danach die Schrauben am unteren Ende der Federgabel komplett herausdrehen und beiseite legen. Die Federgabel waagerecht stellen und das Casting vorsichtig abziehen. Wenn dazu viel Kraft nötig ist, ist die Verpressung noch nicht vollständig gelöst.

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Öl auslaufen lassen: Stellen Sie das Gabel-Casting senkrecht über einen Behälter und lassen Sie das Öl aus den Öffnungen der Gabel laufen. Achtung: Altöl muss separat entsorgt werden! Am oberen Ende des Gabel-Castings liegen hinter den Staubabstreifern in Öl getränkte Schaumstoffringe. Diese vorsichtig mit der Hand oder einem kleinen, spitzen Werkzeug aus der Vertiefung entnehmen.

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Optional – Abstreifer entnehmen: Wer will, kann auch die Gummiabstreifer mit einem Reifenheber oder Maulschlüssel vorsichtig aus dem Casting hebeln. In den meisten Fällen ist das aber überflüssig, weil die Abstreifer oft nicht verschlissen sind. Zudem brauchen Sie zum Einbau neuer Abstreifer ein Spezialwerkzeug. Allein mit Hammer und Nuss lassen sich die Abstreifer meist nicht gerade einklopfen.

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Casting reinigen: Ist das Öl komplett abgelaufen, können Sie das Casting mit Isopropyl-Alkohol reinigen. ACHTUNG: keinen Bremsenreiniger verwenden. Dieser hinterlässt Rückstände, die schädlich für die Beschichtungen der Gabel sind. Das Innere des Castings und die beschichteten Standrohre zusätzlich vorsichtig mit einem Tuch auswischen und vor dem nächsten Arbeitsschritt trocknen.

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Neue Schaumstoffringe tränken: Die in Schritt 6 entnommenen Schaumstoffringe können nach einer Reinigung mit einem Tuch wiederverwendet werden. Bei starker Verformung empfehlen wir neue Schaumstoffringe* im Schmieröl der Gabel zu tränken. Anschließend die getränkten Schaumstoffringe wieder unterhalb des Gummiabstreifers in die vorgesehene Aussparung im Casting einlegen.

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Staubabstreifer fetten: Sind die Staubabstreifer gereinigt, werden die Flächen, die mit den Standrohren in Kontakt kommen, mit Spezialfett eingefettet. Rockshox verwendet hierfür Sram-Butter *, Fox empfiehlt das RSP-Slick-Kick-Gabelfett *. VORSICHT: Unbedingt eines der Spezialfette verwenden und NICHT auf herkömmliches Fett, das für Steuersatz oder Tretlager verwendet wird, zurückgreifen.

Foto: Wolfgang Watzke

Tauch- und Standrohre zusammenführen: Schieben Sie das Casting mit den getränkten Schaumstoffringen wieder über die Standrohre. Achten Sie darauf, dass beide Staubabstreifer beim Zusammenstecken der Bauteile nicht einklappen. Die Gabel noch nicht ganz zusammenschieben. Vergessen Sie nicht, den Gummiring für die Sag-Anzeige aufzusetzen, und schieben Sie das Casting richtig herum auf die Standrohre.

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Öl abmessen: Fox und Rockshox bieten spezielle Schmieröle für ihre MTB-Federgabeln an. Sie können aber auch auf Anbieter wie Motorex * zurückgreifen. Wichtig ist, dass das Öl die richtige Viskosität hat. Rockshox-Gabeln benötigen 0W30-Öl *. Fox-Gabeln sollten mit dem hauseigenen 20WT-Gold-Öl befüllt werden. Die genauen Füllmengen für das Schmieröl finden Sie in der jeweiligen Bedienungsanleitung.

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Schmieröl ins Unterteil drücken: Unsere Rockshox SID-Gabel braucht sowohl im linken, als auch im rechten Gabelbein nur fünf Milliliter 0W30-Schmieröl. Die richtige Menge mit einer Spritze abmessen und in die (Schritt 4) geöffneten Löcher des Gabel-Castings einfüllen. Drehen Sie hierfür den Gabelschaft schräg nach unten, damit das Schmieröl nicht mehr auslaufen kann. Danach die Gabel komplett zusammenschieben.

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Stand- und Tauchrohre verschrauben: Ist die Gabel komplett zusammengeschoben, sind die Gewinde von Luftschaft und Kolbenstange in den Öffnungen des Gabel-Castings sichtbar. Dann die in Schritt 5 entnommenen Inbus-Schrauben wieder verbauen. ACHTUNG: Die rote Schraube muss auf der Dämpfungsseite (aus Fahrerperspektive rechts) verbaut werden. Rockshox gibt ein Anzugsmoment von lediglich 6,8 Nm vor.

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Zugstufenknopf aufstecken: Jetzt das Zugstufenstellrad wieder verbauen. Dazu einfach das in Schritt 2 entnommene Bauteil fest in die dafür vorgesehene Öffnung pressen. Bei Fox-Federgabeln oder älteren Rockshox-Gabeln das Stellrad mit der kleinen Madenschraube wieder auf dem entsprechenden Metallstift klemmen. Wer aus Sicherheitsgründen Luft abgelassen hat, kann die Gabel jetzt wieder aufpumpen.

Foto: Wolfgang Watzke

Gabel einbauen: Damit keine Ölrückstände auf die Bremse gelangen, reinigen Sie die Gabel mit einem Tuch. Dann können Sie sie wieder im Rahmen verbauen. Wie man die Gabel korrekt verbaut und nebenbei gleich noch den Steuersatz fettet, erklären wir in dieser Schrauber-Anleitung samt Video . Wie man die Bremse wieder richtig einstellt, zeigen wir in diesem Service-Artikel und geben Tipps im Video .

Passende Ersatzteile für den Federgabel-Service

Jeder Federgabel-Hersteller wie Rockshox, Fox oder Manitou bietet für seine Gabeln entsprechende Service-Kits* an. Darin sind alle benötig­ten Dichtungen, die Schaumstoffringe und die passenden Staubabstreifer enthalten.