Peter Nilges
· 05.09.2022
Gummimischung, Karkasse, Breite, Profil – auf der Suche nach dem richtigen MTB-Reifen und dem optimalen Setup verliert man schnell den Überblick. Wir bringen Licht ins Dunkel und erklären, worauf es wirklich ankommt.
Früher waren Cross-Country-Reifen möglichst schmal und zart benoppt. Pneus für die Abfahrt dagegen breit und maximal profiliert. Mittlerweile sind 2,4 Zoll breite Reifen in allen Kategorien vertreten, genauso wie Felgen mit 30 Millimetern Innenweite. Selbst im Cross-Country-Worldcup setzen immer mehr Piloten auf richtig breite Reifen und Laufräder mit entsprechend weiten Felgen.
Der Unterschied zu den pannensicheren Enduro- und Downhill-Reifen liegt also nur noch im Profil, dem Aufbau der Karkasse und damit auch dem Gewicht. Die sogenannten Plus-Reifen mit 2,8 oder 3 Zoll Breite konnten sich hingegen aufgrund des hohen Gewichts und ihres schwammigeren Fahrverhaltens nicht durchsetzen.
Doch was spricht eigentlich für einen breiten 2,4er-Reifen im Vergleich zu einem schmaleren Modell? Durch das größere Volumen können die breiten Pneus bei gleichem Pannenschutz mit weniger Luft gefahren werden. Das steigert den Grip und den Komfort. Zudem rollen die Reifen im Gelände oder auf Schotter auch noch leichter als die prall befüllte schmale Konkurrenz.
Das Profil sorgt zwar für den größten optischen Unterschied zwischen den einzelnen Reifen, hat aber nur einen geringen Einfluss auf den Rollwiderstand. Zwar rollen Modelle mit engem Stollenabstand auf der Lauffläche auf der Straße spürbar geschmeidiger. Wie leicht oder zäh sich aber ein Reifen beschleunigen lässt, liegt in erster Linie an der Gummimischung und nicht am Profil.
Für eine bessere Verzahnung mit dem Untergrund und schnellere Selbstreinigung kommen am Vorderrad meist offenere Profile mit höheren Stollen zum Einsatz. Da auf dem Hinterrad mehr Gewicht lastet, fallen hier die Stollen für eine bessere Abstützung oft niedriger und großflächiger aus. Da Gummi schwer ist, beeinflussen Art und Größe der Profilierung auch maßgeblich das Reifengewicht.
Leichte Worldcup-Racer fahren nicht selten einen Reifendruck um 1,2 Bar. Das funktioniert jedoch nur bei entsprechender Reifen- und Felgenbreite, geringem Körpergewicht und natürlich der entsprechenden Fahrtechnik.
Die Vorteile eines niedrigen Reifendrucks liegen auf der Hand: Mit weniger Luft im Reifen vergrößert sich die Kontaktfläche zum Boden, und der Reifen kann leichter einfedern. Das steigert den Grip und den Komfort. Und, auch wenn es immer noch nicht bei allen angekommen ist: Der Rollwiderstand im Gelände nimmt ab!
Schläuche aus TPU (Thermoplastisches Polyurethan) sind die erste Wahl, wenn es um niedriges Gewicht geht. Die leichtesten Modelle für eine Reifenbreite bis 2,5 Zoll wiegen gerade einmal 43 Gramm. Damit sparen sie sogar mehr Gewicht als ein Tubeless-Setup mit mindestens 60 Millilitern Latexmilch. Das macht sich in der Beschleunigung bemerkbar. Beim Rollwiderstand zieht TPU im Vergleich zu Tubeless oder Latex-Schläuchen aber den Kürzeren. Der Schutz gegen Durchstiche fällt aber erfreulich hoch aus.
Wer sich im Cross-Country-Worldcup umschaut, kann einen klaren Trend bei der Reifenwahl erkennen: Trotz nasser und oftmals schlammiger Bedingungen fahren viele Racer auf breiten, aber nur minimal profilierten Reifen. Das erhöht zwar das Pannenrisiko und erfordert eine exzellente Radbeherrschung, hält aber das Gewicht niedrig.
Zusätzlich können die kurzen Stollen kaum Schmutz aufnehmen und fahren sich sehr schnell wieder frei. Das funktioniert allerdings nur, wenn man die Strecke kennt und das Material optimal darauf abstimmen kann. Normal-Biker sollten lieber auf mehr Grip und Pannenschutz setzen, anstatt das letzte Gramm Gewicht aus dem Reifen herauszukitzeln. Denn wer verfügt schon über die Fahrtechnik eines Nino Schurter, Mathias Flückiger oder Thomas Pidcock?
„Bei verschiedenen Messungen haben wir herausgefunden, dass wir durch ein größeres Volumen, dank breiterer Felgen und Reifen, den Reifendruck reduzieren können – das resultiert wiederum in einem geringeren Reifenrollwiderstand. Mit diesen Erfahrungen haben wir Maxxis gebeten, breitere Reifen zu entwickeln – so ist der Aspen 2,4 entstanden. Die ersten Tests haben unsere Vermutungen dann bestätigt. Nicht nur der Rollwiderstand wird reduziert, Komfort und Grip verbessern sich ebenfalls. Einziger Nachteil ist das Mehrgewicht. Aber das steht in keinem Verhältnis zum reduzierten Rollwiderstand.“ Nino Schurter
Im Rennsport sind Reifen im Tubeless-Setup nicht mehr wegzudenken. Gewicht, Pannenschutz und Rollwiderstand sprechen allesamt für den Verzicht auf den Schlauch.
Vor allem bei tiefen Böden sorgt ein offenes Profil mit hohen, stabilen Stollen für essenzielle Verzahnung, Kurvenhalt und Selbstreinigung. Doch selbst das beste Profil bringt nichts, wenn die Gummimischung nicht passt. Der Reifen-Compound entscheidet maßgeblich über den Nass-Grip und die Dämpfung eines Reifens.
Herstellerbezeichnungen wie MaxxGrip (Maxxis) oder Ultra Soft (Schwalbe) auf der Reifenflanke zeigen an, dass es sich hier um das griffigste Gummi handelt. Wenn es beim DH- oder Enduro-Einsatz um Sekunden geht, beeinflusst vor allem die Dämpfung des Compounds das Fahrgefühl. Ist die sogenannte Rückprallelastizität niedrig, sprich: Das Gummi dämpft stark, steigert das die Fahrkontrolle am stärksten. Der Reifen liegt satt.
Vor allem im Downhill- und Enduro-Racing, aber teilweise auch im Cross-Country-Einsatz schwören manche Fahrer auf Reifen-Inserts. Die Schaumstoffringe können zusätzlich zu einem Tubeless-Setup montiert werden und erhöhen maßgeblich den Durchschlagschutz, da sie die Felgenhörner abdecken, an denen der Reifen bei einem Snakebite durchstanzt wird, und somit Reifen und Felge schonen.
Mittlerweile gibt es sogar Varianten, die sich auch mit Schlauch fahren lassen und diesen umschließen, z. B. von Tannus. Je nach Einsatzzweck sind die Reifeneinlagen in unterschiedlichen Ausführungen von 70 bis fast 300 Gramm erhältlich. Unsere Labormessungen haben gezeigt, dass eine Cushcore-Einlage bei 270 Gramm Mehrgewicht pro Reifen den Durchschlagschutz um 57 Prozent erhöht.
Weil die Inserts, die dicht an der Felge anliegen, beim Abrollen kaum verformt werden müssen, verschlechtert sich der Rollwiderstand dabei nicht. Durch den strammen Sitz vieler Einlagen gestaltet sich die Montage aber kniffelig. Dafür halten sie den Reifen auch bei wenig Druck sicher auf der Felge und bieten gute Notlaufeigenschaften.
In Bezug auf den Pannenschutz hat die Reifenkarkasse den größten Einfluss. Eine besonders stabile Karkasse kann beispielsweise Durchschläge noch effektiver verhindern als eine Reifeneinlage. Bei unseren Vergleichsmessungen lag der Durchschlagschutz eines schweren Reifens mit Downhill-Karkasse im Bild unten (3) um ganze 118 Prozent höher als bei dem leichteren Reifen mit Trail-Karkasse.
Die Unterschiede sind also gewaltig, schlagen aber aufs Gewicht. So wog der Trail-Reifen bei identischem Profil ganze 360 Gramm weniger. Um nicht unnötig Gewicht mitzuschleppen, sollte die Karkassenkonstruktion also zum Einsatzgebiet passen.
Der Aufbau eines Schwalbe-Race-Reifens (1) zeigt, dass in der Lauffläche nur zwei Karkassenlagen liegen. Der Pannenschutz ist entsprechend gering, dafür kann sich der Reifen flexibler dem Untergrund anpassen. Der Enduro-Reifen (2) verfügt über deutlich mehr Lagen und noch eine zusätzliche Schutzlage gegen Stichverletzungen (gelb). Ergänzend erhöht ein gummierter Schutzstreifen (Apex, grün) den Durchschlagschutz.
Nicht nur die Art der Karkasse hat das Potenzial, Pannen zu verhindern, sondern auch die Felge, die ja unmittelbar mit dem Reifen in Kontakt steht. Während die Felgenbreite beeinflusst, wie gut ein Reifen seitlich abgestützt wird, ist die Ausformung der Felgenschulter mitsamt des Humps (Höcker) dafür verantwortlich, wie gut der Reifen im Tubeless-Setup sitzt. Bei den neuesten Felgen-Designs wird im Vergleich zur klassischen Felge auch die Form der mittlerweile hakenlosen Felgenhörner optimiert.
Um die Last bei einem Durchschlag auf eine größere Fläche zu verteilen, setzt beispielsweise Bike Ahead bei der Three-Zero-Felge auf ein speziell ausgeformtes Felgenhorn. Im Falle eines Durchschlags wird der Reifen durch das abgerundete breite Felgenhorn weniger schnell beschädigt. Auch Specialized verfolgt bei seinen Roval-Control-Laufrädern einen ähnlichen Ansatz mit einem vier Millimeter dicken Felgenhorn.
Ein wenig Gummi, ein paar Stollen, fertig ist der Reifen. So einfach die schwarzen Rundlinge von außen aussehen, so kompliziert ist ihr Aufbau im Inneren. Die wichtigsten Bestandteile und ihre Funktion im Überblick.
Das Profil verleiht dem Reifen sein Gesicht und gibt bereits die ersten Indizien, für welches Gelände und welchen Einsatzzweck er sich eignen könnte. Während hohe Stollen mit großen Freiräumen ideal bei schlammigen Bedingungen sind, kann das Profil bei Reifen für trockene Strecken auch mal nur millimeterhoch ausfallen. Je höher die Stollen, desto großflächiger müssen sie ausfallen. Ohne eine ausreichende Abstützung, das gilt besonders für die Außenstollen, kann sich der Reifen sonst schnell instabil anfühlen und wegknicken. Das ist auch oft der Grund dafür, weshalb manche Reifen bei leichten Fahrern noch gut funktionieren, bei einem schweren Piloten aber zu wenig Stabilität bieten.
Die Karkasse ist das Grundgerüst eines Reifens und besteht in der Regel aus einem mit Gummi beschichteten Nylon-Gewebe. Je nach Ausführung des Reifens kommt eine unterschiedliche Anzahl an Gewebelagen zum Einsatz. Die meisten Reifen besitzen zwei Lagen an der Seitenwand und drei auf der Lauffläche. Bei Enduro- oder Downhill-Karkassen sind es bis zu sechs Lagen auf der Lauffläche. Durch die größere Anzahl der Überlappungen steigen der Pannenschutz und das Gewicht, der Reifen wird insgesamt weniger flexibel. Daher lassen sich DH-Reifen meist schlechter montieren und fühlen sich selbst bei niedrigen Reifendrücken unkomfortabel an.
Beim Apex handelt es sich um eine zusätzliche Pannenschutzeinlage im Bereich der Wulst, die bis in die Seitenwand des Reifens reicht. Diese Einlage besteht meist aus Gummi oder einem dicker gummierten Gewebe und macht die Seitenwand unempfindlicher gegenüber Durchschlägen. Durch das zusätzliche Material sind Reifen mit Apex immer schwerer, aber auch deutlich pannensicherer.
Um zusätzlichen Schutz gegen Stichverletzungen zu bieten, sind manche Reifen mit einer weiteren Gewebeschicht ausgestattet. Bei diesen Geweben handelt es sich in der Regel um besonders engmaschiges und sehr reißfestes Material, welches das Eindringen von Fremdkörpern wie Dornen oder Schnitte in der Seitenwand durch scharfe Steine verhindern soll. Im Vergleich zum Apex erhöht die Gewebelage das Gewicht des Reifens nur geringfügig. Während der Schutzgürtel bei manchen Reifen nur an der Seitenwand eingesetzt wird, verfügen andere Reifen über einen Rundumschutz.
Auf dem Reifen-Label befindet sich neben der Größenangabe in Zoll (z. B. 29 x 2,5 Zoll) auch eine ETRTO-Bezeichnung (63 - 622). Die European Tire and Rim Technical Organisation gibt in der ersten Zahl die Reifenbreite in Millimetern auf einer Normfelge an. Die zweite Zahl steht für den Innendurchmesser des Reifens. Manchmal findet sich auf den Reifen auch eine TPI-Angabe (Threads per Inch). Diese gibt an, wie engmaschig die Fäden der Karkasse gewebt sind: je höher die Zahl, desto feiner das Gewebe.
Ends per Inch oder Threads per Inch (Fäden pro Zoll). Gibt an, wie fein und engmaschig eine Reifenkarkasse gewebt ist. Je höher der Wert, desto feiner sind die Fäden und desto geringer das Gewicht. Niedrige Zahlen bedeuten also stabiles, schweres Gewebe. Üblich sind 60 bis 127 TPI, Enduro- und Downhill-Reifen besitzen in der Regel 60-TPI-Karkassen in drei bis sechs Lagen auf der Lauffläche.
Pounds per Square Inch (Pfund pro Quadrat-Inch) ist eine Druckangabe ähnlich dem im deutschsprachigen Raum geläufigen Bar. 14,5 PSI entsprechen einem Druck von 1 Bar.
Der Durchschlag, auch Snakebite genannt, zählt zu den häufigsten Reifendefekten. Dabei wird der Reifen an einer Kante so stark komprimiert, dass der Schlauch vom Felgenhorn durchstanzt wird, was optisch einem Schlangenbiss ähnelt.
Beim Durchstich dringt ein Fremdkörper, meist ein Dorn oder spitzer Stein, in den Reifen ein und durchbohrt dabei Karkasse und Schlauch. Je hochwertiger das Karkassengewebe, desto widerstands-fähiger ist der Reifen.
Draht-, Falt- und Tubeless-Reifen sind die gän-gigsten Ausführungen im Mountainbiken. Drahtreifen besitzen im Gegensatz zu den leichteren Faltreifen einen nicht faltbaren Wulstkern aus Drahtbündeln. Tubeless-Reifen, auch UST genannt, kommen wie PKW-Reifen ohne Schlauch aus, sind pannenresistenter, doch sie haben andere Tücken.
Triple-, Dual- oder Vierfach-Compound? Addix Soft, Black Chili oder MaxxTerra? Bei der Bezeichnung der Gummimischung eines Reifens sind die Hersteller erfinderisch. Bei den ersten Angaben handelt es sich jedoch lediglich um die Anzahl der unterschiedlichen Gummimischungen, die in einem Reifen verwendet wurden. Im Schnittmuster rechts handelt es sich beispielsweise um ein Triple-Compound, wie es der Hersteller Maxxis bei seinen Reifen mit 3C-Mischung verwendet. Da ein Reifen einerseits gut dämpfen und einen hohen Grip bei Nässe bieten soll, aber andererseits auch leicht rollen muss, treten Zielkonflikte auf. Diese versuchen manche Hersteller mit unterschiedlichen Compounds innerhalb eines Reifens in den Griff zu bekommen. Im Unterbau kommt eine härtere, elastische Mischung zum Einsatz, die beim Abrollen wenig Energie frisst und den Stollen Stabilität verleiht. In der Lauffläche darüber kommt eine etwas besser dämpfende Mischung mit mehr Grip zum Einsatz. Die Außenstollen fallen oftmals noch weicher und stärker dämpfend aus.
Vorder- und Hinterrad erfüllen unterschiedliche Funktionen: Vorne braucht man Führung und will vor allem bremsen können, dafür braucht man Grip und Traktion. Sprich: eine weichere Gummimischung und stärkeres Profil, das sich mit dem Untergrund verzahnen kann. Der Hinterreifen soll gut rollen, deshalb darf das Gummi härter sein, auch das Profil darf zahmer ausfallen. Spezialfall: Downhill. Da erfüllt das Hinterrad auch eine Bremsfunktion, daher werden im Downhill oft die gleichen Reifen vorne wie hinten eingesetzt.
Die Karkasse ist das Skelett des Reifens. Sie sollte so stabil wie nötig sein und so flexibel wie möglich. Flexibel, um sich den Unebenheiten des Geländes anzupassen, doch so stabil, dass man nicht ständig Pannen hat. Downhill-Reifen besitzen eine mehrlagige Karkasse, das bringt eine hohe Durchschlag-sicherheit und eine bessere Dämpfung.
Tubeless ist pannensicherer, drückt das Gewicht, verbessert den Rollwiderstand, lässt einen geringeren Reifendruck zu und liefert somit mehr Traktion und Komfort. Nachteile sind eine aufwändigere Montage, Burping bei größeren Seitenkräften, ein höherer Preis und von Zeit zu Zeit entweichende Luft. Zudem sind spezielle Tubeless-Felgen notwendig.
Eine Faustregel gibt es hierfür nicht. Wenn die Kanten der Stollen rund sind, greifen Worldcup-Racer schon zu neuen Reifen, oftmals nach wenigen Runs. Hobby-Biker können die Stollen theoretisch ganz runterfahren. Es gilt: je geringer die Stollenhöhe, desto schlechter verzahnt sich der Reifen mit dem Untergrund. Das Profil ist beim Vorderreifen von viel größerer Bedeutung als beim Hinterreifen. Hinterreifen kann man getrost ganz runterfahren – zum Semi-slick-Pneu. Übrigens: Reifen mit softer Gummimischung liefern zwar viel Grip, fahren sich aber viel schneller ab (Radiergummieffekt) als härtere Mischungen.
Ja. Plus-Reifen ab 2,6 Zoll bis sogar 3 Zoll Breite sind nahezu ausgestorben. Nur noch wenige Hersteller spezifizieren moppelige 2,6er-Reifen. Denn die Nachteile überwiegen, wie z. B. ein schwammiges Fahrgefühl. Für den Gravity-Einsatz sind Reifen um 2,4 Zoll Breite sinnvoll.
Rennfahrer schwören bei schlammigem, tiefem Untergrund auf Matsch-reifen, denn die bringen mit ihren langen Stollen merkliche Vorteile. Für Hobby-Freerider sind spezielle Schlammreifen – und damit ein zusätzlicher Laufradsatz – eine überflüssige Investition. Hobby-Biker sollten darauf achten, dass der Reifen gute Allround-Fähigkeiten besitzt und unter den unterschiedlichsten Bedingungen gut funktioniert.
Für Fahrradschläuche gibt es eine gute Recycling-Kette: Bike-Händler nehmen defekte Schläuche zurück, die dann beim Hersteller zu 100 Prozent wiederverwertet werden. Alte Reifenmäntel dagegen landen oft im Hausmüll oder auf dem Wertstoffhof – je nach Bundesland-Regelung. Momentan gibt es noch kein effektives Recycling-System für Reifen. Da Reifen einen hohen Brennwert besitzen, werden sie meist in Müllverbrennungsanlagen verbrannt.
Ja, leider. Reifen verhärten oder werden spröde. Je mehr sie der Witterung ausgesetzt sind, desto schneller altert das Gummi. Dafür ist besonders Ozon verantwortlich. Ist der Reifen neu und wird gut gelagert (dunkel, trocken, möglichst luftdicht, etwa in einer Plastiktüte) übersteht er locker 5 Jahre, ohne dabei an Leistung einzubüßen.
Sehr wichtig. Ein niedriger Druck bringt mehr Komfort, Traktion und somit Fahrsicherheit. Leider erhöht sich mit sinkendem Luftdruck das Durchschlag-risiko. Auf den Rollwiderstand wirkt sich niedriger Reifendruck hauptsächlich auf der Straße oder auf Schotterwegen negativ aus – im Gelände dagegen weniger, wie wissenschaftliche Studien belegen. DH-Worldcup-Racer fahren 1,8 Bar vorne und 2,0 Bar hinten. Der hohe Druck ist der viel höheren Geschwindigkeit geschuldet, mit der Racer unterwegs sind. Der hohe Druck macht den Reifen pannenresistenter, und er walkt weniger. Als Faustregel für den Luftdruck gilt: so niedrig wie möglich, ohne dabei Durchschläge zu riskieren, und dabei ausreichend seitenstabil, damit er nicht wegschmiert. Faust-regel für Hobby-Freerider (zirka 75 Kilo): vorne 1,5 Bar, hinten 1,7 Bar. Wer auf Gebirgs-Touren eher trialig und langsam unterwegs ist, kann sogar bis auf 1 Bar runtergehen. So ein geringer Luftdruck bringt eine enorme Traktion, und der Reifen liegt sehr breit auf. Mit Schlauchlossystemen kann man pauschal 0,3 Bar weniger Druck fahren, doch irgendwann ist die Grenze erreicht, und auch diese Reifen schlagen durch.
Der Rollwiderstand wird in Watt angegeben und sagt aus, wie viel Energie ein Reifen „schluckt“. Ein normal sportlicher Mensch kann 250 Watt in der Stunde leisten. Muss er ständig mehr aufbringen, da die Reifen eine hohe Wattzahl schlucken, ist er dementsprechend früher k. o. Die Werte werden im Labor auf einer glatten Stahltrommel gemessen, können im Gelände aber etwas anders ausfallen. Da der Vorderreifen weniger belastet wird, macht sich der Rollwiderstand des Reifens hier weniger bemerkbar als beim Hinterreifen.
Ganz klar: Der Durchschlagwert ist wichtiger. Er sagt aus, wie robust ein Reifen ist. Durchstiche sind selten, Durchschläge dagegen sind der große Feind des Mountainbikers.
Breite Felgen erhöhen die Seitenstabilität des Reifens bei geringem Druck, und die Lauffläche wird insgesamt flacher, daher greifen mehr Stollen in den Boden. Das führt zu mehr Traktion.
Grundsätzlich gilt: je weicher die Gummimischung, desto höher sind Grip, Traktion und Verschleiß. Reifen mit weichem Gummi entfalten besonders am Vorderrad die größte Wirkung. Daher die Faustregel: vorne weich, hinten härter für einen besseren Rollwiderstand. Im Downhill-Einsatz werden weiche Gummimischungen meist auf beiden Rädern gefahren. Die Gummimischung beeinflusst auch die Dämpfungseigenschaften eines Reifens. Diese Rückprall-Elastizität hat eine große Auswirkung aufs Fahrverhalten. Downhill-Mischungen besitzen sehr hohe Dämpfungswerte und kleben daher am Boden. Nachteil: geringe Haltbarkeit, wenig nachhaltig!
Zweikammersysteme werden in Verbindung mit Tubeless-Reifen eingesetzt. Der Reifen wird dabei so ins Felgenbett gepresst, dass er nicht herausspringen und Luft verlieren kann, wie das bei reinen Tubeless-Reifen passiert, zum Beispiel in Kurvenkompressionen oder bei Sprunglandungen (Burping). Größter Vorteil ist der enorme Durchschlagschutz, da der Hochdruckschlauch die Felge panzert. In Zweikammersystemen kann man je nach Einsatzzweck den Luftdruck bis unter 1 Bar senken. Schaumstoffeinlagen wie Cush Core und Co. haben einen ähnlichen Zweck. Beide Systeme werden meist bei DH- und Enduro-Rennen angewandt. Nachteil: mehr Gewicht und Laufradträgheit.
Ja! Es kommt natürlich darauf an, wo Du unterwegs bist. In felsigen Bike-Revieren wie in Latsch oder am Gardasee braucht man pannensichere Reifen mit guter Dämpfung. Ist man dagegen in Mittelgebirgen unterwegs, auf weicherem Boden und gewellten Trails, dann sind leichte Reifen mit einer eher harten Gummi-mischung sinnvoll. Denn sie erzeugen viel Vortrieb und ein quirliges Handling. Das geringere Reifengewicht verändert den Charakter des Bikes signifikant – aus Traktor wird Sportwagen.
In einigen unserer Auftritte verwenden wir sogenannte Affiliate Links. Diese sind mit Sternchen gekennzeichnet. Wenn Sie auf so einen Affiliate-Link klicken und über diesen Link einkaufen, erhalten wir von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter (wie z.B. Rose oder Amazon) eine Provision. Für Sie verändert sich der Preis dadurch nicht.