Laurin Lehner
· 31.10.2022
Welches dieser acht Trailbikes ist der beste Allrounder, und warum sollte Dich diese Bike-Kategorie besonders interessieren? Welchen Unterschied gibt es zu All-Mountain Bikes und hat ein spezielles Frauen-MTB eigentlich Vorteile? Wir klären das in diesem Trailbike-Test.
Wir trauen uns: Wir schmeißen eine Bike-Kategorie in den Ring: Trailduros. Ein Wortspiel aus Trailbikes und Enduros. Wer jetzt mit den Augen rollt oder gar den Finger hebt und sagt: „Diese Nische gibt es schon: All Mountain!“ Dem sagen wir: stimmt, doch nur zum Teil. Denn mit den klassischen Touren-All-Mountains haben diese moderne Trailduros nichts gemein. Sie besitzen moderne Geometrien, robuste Komponenten, potente Fahrwerke und meist große Laufräder. Kurzum: Mit diesen Attributen schubsen die neuen Trailduros die einstigen Alleskönner Enduros in die Abfahrtsnische und erheben selbst den Anspruch auf den Alleskönner-Thron. Manchem Test-Bike gelingt es besser, manchem schlechter, doch der Anspruch darauf ist allemal berechtigt.
Folgende Modelle haben wir angefordert, doch die Hersteller konnten oder wollten kein Test-Bike liefern: Canyon Spectral, Rocky Mountain Instinct, Orbea Occam, Cannondale Habit, Mondraker Raze, Norco Optic, Raaw Jibb, Raymon Fullray, Commencal Meta TR.
Was Alleskönner-Bikes können müssen, versteht sich von selbst: alles können. Ob hoch (Berg-Tour) oder runter (Bikepark), ob hoch & runter (wellige Hausrunde) oder lang (Strecke machen). Wir haben alle acht Trailduros in diesen Einsatzdisziplinen getestet und bewertet. Und weil wir das FREERIDE-Magazin sind, war uns Spieltrieb und Abfahrtsspaß etwas wichtiger als die Uphill-Effizienz. Bei der Bewertung taten wir uns dennoch schwer, und alleine der Blick auf die Punkte im Testbrief kann täuschen. „Wie könnt Ihr ein erstklassiges Abfahrts-Bike abstrafen, nur weil es schwer ist? Vielleicht gibt es Biker, die damit eh nur shutteln“, fragte Promi-Testerin Steffi Marth. Ja, Steffi hat irgendwie Recht.
Nehmen wir zum Beispiel den Abfahrtsexperten Specialized Stumpjumper Evo. In einem Enduro-Test würde das Rad vermutlich besser abschneiden. Doch im Testfeld der Alleskönner-Anwärter müssen wir das Pummelgewicht bemängeln, denn das Übergewicht macht das Bike träge und die Beschleunigung zäh. Unser Appell: Überlege selbst, wo Dein Bike besonders performen soll und checke daraufhin das Testergebnis. Wir haben jedenfalls die Bikes mit vielen Punkten belohnt, die alles besonders gut konnten.
Wer mit einem Bike alles machen will, der sollte diese Trailduros ins Visier nehmen. Unser Favorit: das Propain Hugene.
Vier Testerinnen und Tester fuhren die Räder im Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis. Wir kombinierten die Strecken Supernatural und Hill Bill. Hier fanden wir ideales Testgelände mit Wellen, Kurven, Wurzelteppichen und Sprüngen, um Spieltrieb, Fahrwerk und Wendigkeit der Bikes zu vergleichen. Um Vortrieb und Kletterfähigkeit zu checken, jagten wir die Bikes über wellige Trails nahe München und unternahmen Berg-Touren. Beim Fahrwerks-Setup hielten wir uns zu Beginn an die Herstellerempfehlung und modifizierten, wenn notwendig.
Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine
Addition der Performance-Punkte.
FREERIDE teilt die Testbikes in die Bereiche Trail, Enduro und Freeride ein.
Hier zeigen wir die Gewichte der Trailbikes im Test, insgesamt und der Laufräder.
Wir haben unsere Gasttesterinnen Bella Chen und Steffi Marth gefragt:
“Ich bin leicht (58 Kilo) und damit genau die Zielgruppe für das Liv-Frauen-Bike. Von der Geometrie und dem Fahrwerk kam ich dennoch mit dem Unisex-Modell Giant Trance besser zurecht. Es fuhr sich stabiler und gab mehr Sicherheit. Sattel, Griffe und Bremshebel des Liv Intrigue finde ich aber klasse.”
Für kleine, leichte Frauen mag das speziell abgestimmte Fahrwerk sinnvoll sein. Für mich fühlte sich das Liv Intrigue aber zu weich an und nach wenig Rad.
Reifen: Kein anderes Bauteil am Bike entscheidet so sehr über den Einsatzbereich wie der Reifen. Viele Hersteller neigen dazu, auch auf Trailbikes griffige, pannensichere, aber dafür schwere und träge Reifen zu montieren. Das bringt enorme Vorteile bergab, doch auf welligen Trails geht damit die Spritzigkeit des Bikes verloren. Wir raten für zahme Up&Down-Trails zum Beispiel zur Kombi von Onza: Ibex Soft Dual Compound 2,4 (vo.) und Porcupine Medium Dual Compound 2,4 (hi.). Wer den Fokus auf die Abfahrt legt, greift z. B. zu der Kombi von Kenda: Hellkat ATC 2,4 (vo.) und Pinner ATC 2,4 (hi.).