EMTB Redaktion
· 07.05.2023
Kreativ gebaute Abfahrts-Lines und ein ausgeschildertes Trail-Netz drumherum. Dazu: Lifte, XXL-Panorama und eine optimierte Infrastruktur – alpine Bike-Arenen machen für Mountainbiker alles möglich. Hier die sechs besten Spots im Vergleich.
Mit dem legendären Bike-Attack-Rennen vom Rothorn hinunter ging es los, mittlerweile haben sich die beiden Graubündener Orte Lenzerheide und Arosa zum “Bike Kingdom“ erklärt. Mit Worldcup-Abfahrten, Flowtrails und episch langen Hochgebirgsrunden. Infos www.bikekingdom.ch
Der Park in Lenzerheide zieht in erster Linie versierte Biker an, denn zwei der drei Hauptstrecken sind sehr anspruchsvoll, z. B. die Freeride-Line Primeline (360 hm/ 2,1 km) oder die tiefschwarze DH-Worldcup-Abfahrt (405 hm/1,7 km). Die blaue Alternative ist leicht, aber nur mäßig spaßig. Für unsere Nummer-1-Trail-Kombo (990 hm/6,8 km) muss man höher hinaus. Auf 2579 Metern wartet The Great White: ein Alpin-Trail, der auf Schieferplatten startet und sanfter werdend an der Bergstation des Bikeparks endet. Flowtrail-Fans sind auf der anderen Talseite gut aufgehoben (Piz Scalottas). Mit einer Liftkarte sind Ausflüge bis zum Bikepark Chur möglich.
PLUS: Worldcup-Flair und riesiges Trail-Netz zwischen Chur, Arosa und Rothorn
MINUS: Die Schweiz ist leider nicht gerade günstig. Tageskarte fürs Bike-Kingdom: 52 CHF (48 Euro)
In Arosa Lenzerheide gibtʼs massig Singletrails mit erstklassigem Panorama und Erlebnisgarantie. Die Parkstrecken sind anspruchsvoll. Familien finden Flow-Abfahrten am Piz Scalottas.
Reine Bikepark-Shredder finden woanders mehr Auswahl. Der Reiz liegt hier in den epischen Trail-Touren mit viel Erlebnisfaktor und Panorama.
Im Dreiländereck am Reschenpass winden sich massig Trails ins Tal. Meist wurzelig und technisch anspruchsvoll – ideal für Enduristen. Inzwischen gibtʼs auch Einsteiger-Lines. Info www.3-laenderendurotrails.com
Nauders ist bekannt für sein 3-Länder-Enduro-Rennen, entsprechend rau ist das Terrain. Der Mutzkopf-Sessellift hievt auf 1820 Meter Höhe. Hier führt der Green-Trail und der heftigere Elven-Trail (450 hm/ 1,8 km) ins Tal. Auf der anderen Bergseite hilft die Bergkastel-Seilbahn (2172 m) zum Einstieg des roten Bergkastel-Trails (630 hm/ 5,5 km): eine Mischung aus Enduro-Trail und einfacher Flow-Abfahrt. Zudem gibt es hier die Einsteiger-Line Hofratseck-Trail (2,2 km), die in den Bergkastel-Trail mündet. Unser Favorit ist die Plamort-Tour, die den Alm-, Plamort-, Bunker- und Etsch-Trail (ges. 675 hm/6 km) verbindet. Auf der anderen Seeseite erschließt die Seilbahn die astreine Enduro-Abfahrt Schöneben-Trail (590 hm/ 3,4 km) und das Wurzelmassaker des Haideralm-Trails (630 hm/3,8 km).
PLUS: Keine Brechsandmurmelbahnen, sondern feinstes Waldboden-Feeling
MINUS: Wurzeln sollte man mögen. Nach Regengüssen treten die aus dem Waldboden ganz schön hervor.
Erstklassige Abfahrten, meist naturbelassen. Ideales Enduro-Terrain. Einsteiger und Familien haben in dem groben Gelände begrenzt Auswahl. Touren-Biker können sich Richtung Vinschgau und Val Müstair austoben.
No country for old men! Die ruppigen Trails rund um den Reschenpass haben es in sich, bringen aber viel Fahrspaß – ein großhubiges Bike vorausgesetzt.
Die Region um den Molvenosee teilt sich in drei Zonen auf und bietet neben naturbelassenen Felsabfahrten auch Flow-Strecken – mit Superpanorama!
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Die Dolomiti-Paganella-Bike-Arena im Trentino gilt noch immer als Geheimtipp. Dabei gibt’s hier 20 angelegte Strecken und neun Lifte! Unterteilt ist das Ganze in drei Zonen. Direkt am See die Molveno-Zone: Hier führen leichte Flow-Strecken von der Bergstation, z. B. Big Hero, Blade Runner (210 hm/2,1 km). Anspruchsvollere Strecken gibt’s in der Andalo-Zone: die Kombi aus rotem Hustle & Flow (310 hm/ 2,8 km) und rotem Willy Wonka (420 hm/4,2 km), eine kreative Flowline mit vielen Anliegern. Enduro-Skills erfordern Ribs-Trail und Giada-Line mit Wurzeln, Steinen, und Steilabfahrten. Bleibt man auf der Giada-Line, kommt man an der Talstation der dritten, der Fai-Zone, raus: Hier möchte man einen Downhiller, denn diese Abfahrten (390 hm) sind steil und zornig. Info www.dolomitipaganellabike.com
PLUS: Die Supercracks tummeln sich in der Fai-Zone. Umso entspannter ist es in den beiden einfacheren Zonen.
MINUS Touren außerhalb des Parks sind auf die Paganella-Rückseite begrenzt.
Die Strecken am Molvenosee sind vielfältig. Es gibt viele leichte und viele anspruchsvolle Trails. Das Angebot für dazwischen fehlt etwas. Das Panorama ist erstklassig und der Vibe am See genial.
Mir gefällt die Mischung aus gebauten und naturbelassenen, anspruchsvollen Strecken, die nahtlos ineinander übergehen. Perfekt fürs Downhill-Training!
Europas größter Verbund von Bike-Arenen: In den Westalpen bespaßen Châtel, Morzine, Avoriaz, Dents du Midi und Les Gets mit Worldcup-Abfahrten, Flowlines und alpinen Trails, die sich dank 22 Lifte zu einer grenzübergreifenden Big-Mountain-Tour verbinden lassen. Infos www.portesdusoleil.com
Châtel ist bekannt für knackige Parkabfahrten mit Mutproben, großen Sprüngen und komplexen Holzkonstruktionen – perfektes Terrain für Freerider. Aber es gibt auch leichte Kurvenabfahrten für Einsteiger. In Morzine warten breit angelegte Parkabfahrten auf der einen und zornige Downhills mit Wurzeln und Steinfeldern auf der anderen Talseite. Der prominenteste Ort aber ist Les Gets, wo regelmäßig internationale Rennen ausgefahren werden. So auch der Mega-Worldcup mit nahezu allen MTB-Disziplinen, Termin: 6. bis 17. September. Entsprechend groß ist die Auswahl an Parkabfahrten für alle Könnerstufen. Ähnlich wie beim vierten Park im Bunde, Avoriaz. Ein Muss: die komplette Runde um die Portes-du-Soleil-Region mit Hilfe der 22 Lifte und der abenteuerlichen Natur-Trail-Verbindungen. Dabei lernt man alle zwölf Spots kennen, darunter die Schweizer Bike-Regionen Morgins und Champéry.
PLUS: Mit nur einer Tageskarte (33 Euro!) kann man in beiden Ländern 5 Bikeparks, 12 Regionen und alle 22 Lifte nutzen.
MINUS: Das Angebot ist so groß, dass man schnell den Überblick verliert und: Die Saison ist kurz (10.6.– 10.9.23).
Mehr Angebot geht kaum. Jede Region hat genug Trails für einen Tag und stillt nahezu alle Vorlieben. Mindestens eine Woche einplanen!
Nach Portes du Soleil muss jeder Biker mal. Ich war zwar schon oft dort, kenne aber trotzdem nur einen Bruchteil der Strecken.
Der Ort liegt im Alpenhauptkamm auf über 1800 Metern und besitzt gleich zwei Bikeparks. Dabei reichen allein die weiterführenden Trails Richtung Engadin und Bormio für Wochen. Infos www.mottolino.com und www.livigno.eu
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Die Anfahrt ist lang, aber sie lohnt sich: Gleich zwei Bikeparks bespaßen in Livigno mit gebauten Strecken. Der Bikepark Mottolino bietet einen Spielraum von 560 Höhenmetern und bringt darin fünf Hauptstrecken und ein Dutzend Abzweige unter. Klientel: Freerider, Downhiller und Enduristen. Familien und Einsteiger haben mehr Auswahl im Carosello-3000-Bikepark gegenüber. Hier wellen sich die Trails zahmer ins Tal, mit vielen Anliegern und Wellen. Für die volle Flow-Dusche gabelt man die Tutti-Frutti-Tour (45 km/3500 hm) auf. Kurzum: Das Angebot der Parks ist vielseitig. Dennoch zeigen sich die schier endlosen Touren-Möglichkeiten um Livigno herum noch spannender. Zu unseren Favoriten zählt die flowige Val-Federia-Tour (19 km/950 hm/ ca. 2,5 Std). Anspruchsvoller sind die Epic-Runden ins Schweizer Engadin und Val Poschiavo hinüber, oder die hochalpinen Trail-Klassiker über Passo Gallo, Passo Trela, Passo Chaschauna und Val Mora.
PLUS: Zollfreie Zone: günstig wohnen, Pizza essen und einkaufen!
MINUS: Der Ort ist nur kompliziert zu erreichen: über den Ofenpass oder den einspurigen Tunnel (Öffnungszeiten!). Kurze Sommersaison von Juni bis September
Egal, zu welcher Kategorie Biker man sich zählt – hier wird jeder glücklich. Vor allem aber Touren-Biker mit Kondition und Freiheitsdrang.
Selbst die Big-Mountain-Touren über die Hochgebirgsgrate zeigen hier perfekte Kurvenradien. Da haben Trail-Baumeister ganz zart nachgeholfen.
Leogang und Saalbach-Hinterglemm sind vermutlich die bekanntesten Bike-Destinationen Österreichs. Ein Liftnetz verbindet die beiden Hochkaräter und macht sie zum Mega-Angebot für Biker. Infos bike.saalbach.com, bikepark.saalfelden-leogang.com
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Im Jahr 2001 angelegt, ist er der erste Bikepark Österreichs, deshalb besitzen seine Macher hier im Salzburger Land jede Menge Erfahrung. Richteten sich die Abfahrten lange nur an versierte Parkrider und Downhiller (z. B. Flying Gangster, 448 hm/3,2 km und die wirklich gache UCI-Downhill-Abfahrt), so gibt es inzwischen auch ein großes Spektrum für Flow- und Singletrail-Fans (Steinberg Line, 8 km/929 hm). Enduro-Fans wählen den Matzalm-Trail mit Wurzelpassagen und Northshore-Elementen.
Über die Kohlmais-Bahn erreicht man das Nachbartal Saalbach-Hinterglemm, wo fünf Bahnen in alle Richtungen und diverse Trail-Varianten hinaufgondeln. Während die Abfahrten im Park eher Freerider ansprechen, zieht es weniger Versierte eher Richtung Flow-Strecken, Bergstadl- und Hacklberg-Trail.
PLUS: Ein großer Pumptrack und die Trail-Erweiterungen im nahen Fieberbrunn machen die Region auch für Familien mit Kleinkindern interessant.
MINUS: Österreich: Es gäbe so tolle Trails um die Arena herum – leider nicht offiziell erlaubt.
In Kombination sind die beiden Regionen nahezu unschlagbar. Flow-Strecken, Worldcup-Downhills und Singletrail-Spaß. Mehr Vielfalt geht kaum.
Vom 15. bis 17. September macht das BIKE-Festival in Saalfelden-Leogang Halt. Hier kann man erstmals brandneue 2024er-Bikes testen!
Zur kompletten Bike-Arena reicht ihr Angebot noch nicht, aber sie bieten definitiv Trail-Stoff für ein spaßiges Wochenende: Sölden im Ötztal und Schladming am Dachstein.
Mehr Flowtrails kann man in eine Hochgebirgsflanke nicht hineinbasteln. Millionen haben sich die Ötztaler ihr 70 Kilometer umfassendes Trail-Projekt kosten lassen. Die einfache, aber spaßige Gahe-Line und die Naturabfahrt Leiterberg-Trail gelten als Muss. Wer länger in Sölden ist, sollte den Zehn-Kilometer-Epicride Long-Trail-Ferner ausprobieren (Experts only). Klassische Parkstrecken mit hoher Stunt-Dichte oder klassische Downhill-Abfahrten findet man hier jedoch kaum. Naturbelassene Trails gibtʼs an der anderen Talflanke, allerdings ohne Lift. Infos bikerepublic.soelden.com
Dem einstigen Hardcore-Downhill-Park in der Steiermark ist 2020 ein Relaunch gelungen. Nun gibt es neben den selektiven Worldcup-Downhills auch anspruchsvolle Jumplines und kreativ angelegte Flow-Strecken für Einsteiger. Selbst an uns E-Mountainbiker wurde gedacht: Ein fast sieben Kilometer langer Uphill-Trail windet sich die Bergflanken hinauf (483 hm). Enduristen und Singletrail-Fans sollten unbedingt die Trails an der Reiteralm ausprobieren, etwa 15 Autominuten vom Bikepark entfernt. Was zur Arena fehlt: Trail-Runden drumherum. Infos www.schladming-dachstein.at
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