Weltmeisterschaft in Les GetsHochspannung in der Disziplin E-MTB

Christian Penning

 · 15.11.2022

Extreme Strecken, spektakuläre Action:  Die Mountainbike-Weltmeisterschaften im französischen Les Gets boten  in der Disziplin E-MTB großen Sport  und Hochspannung. Ein Vorgeschmack auf die Zukunft? Wir blickten hinter die Kulissen.
Foto: Sebastian Schieck

Extreme Strecken, spektakuläre Action: Die Mountainbike-Weltmeisterschaften im französischen Les Gets boten in der Disziplin E-MTB großen Sport und Hochspannung. Ein Vorgeschmack auf die Zukunft? Wir haben hinter die Kulissen geschaut - eine Reportage.


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Der Kurs von Les Gets ist eine harte Nuss

„Kurz dachte ich, ich bin bei ‚Versteckte Kamera‘!“ Schon während der ersten Trainingsrunden an den Tagen vor dem WM-Rennen in Les Gets schwant dem deutschen E-MTB-Vizemeister Roy Bruns: „Das wird eine harte Nuss!“ Hinter knackigen Wurzelpassagen bauen sich mächtige Hindernisse auf. Mal sind es Stufen über mächtige Holzbalken, beinahe wie ein Oxer beim Springreiten. Mal sind des fette Felsklötze, die den Weg versperren und das ein oder andere Schaltwerk killen. „Manche Passagen erinnern mich an Motocross-Trial“, schnauft Matthias Lauer, der Deutsche E-MTB-Meister und zweite deutsche Starter bei den E-MTB-Weltmeisterschaften. Der Radsportweltverband UCI nennt die Disziplin offiziell „E-MTB Cross-Country“.

Doch mit den barrierefreien Forstwegstrecken der Deutschen Meisterschaften hat dieser Kurs so wenig zu tun wie die Brenner-Autobahn mit einem verblockten Singletrail. Bei der DM auf der Großen Saarschleife hatten die beiden Amateure Bruns und Lauer ihre Titel eingefahren, indem sie ihre E-Bikes mit purer Kraftausdauer in Bereiche jenseits der 25 km/h feuerten. Doch hier in Les Gets, sind andere Skills gefragt. Und auch die Konkurrenz ist mit anderen Wassern gewaschen. Fahrtechnisch und athletisch sind die Fahrer und Fahrerinnen aus Frankreich und der Schweiz haushoch überlegen. Dagegen wirken Lauer und Bruns wie zwei Freizeitpiloten, die nach einem zweitägigen Crashkurs auf dem Nürburgring gegen Max Verstappen und Lewis Hamilton in der Formel 1 ihre Runden drehen sollen. Vollblutamateure treffen auf Vollprofis.

“Manche Passagen der WM-Strecke in Les Gets erinnerten mich an Trial-Motocross. Mit derart knackigen Hindernissen hatte ich nicht gerechnet. Die Top-Profis fuhren mir gnadenlos davon”, sagt Matthias LauerFoto: Christian Penning
“Manche Passagen der WM-Strecke in Les Gets erinnerten mich an Trial-Motocross. Mit derart knackigen Hindernissen hatte ich nicht gerechnet. Die Top-Profis fuhren mir gnadenlos davon”, sagt Matthias Lauer

Schweizer Frauen-Power bei der E-MTB WM in Les Gets

Zur Schweizer Equipe zählen die 36-jährige ehemalige Cross-Country-Worldcup-Racerin Nathalie Schneitter, E-MTB-Weltmeisterin Nicole Göldi (20) und der 25-jährige Joris Ryf. Das Trio hat sich für die WM-Woche in einem Ferienappartement am Ortsrand von Les Gets eingemietet. „Willkommen in der E-Bike-WG!“, ruft Nathalie. E-Bike-Profi Joris und sie lümmeln bequem auf zwei Sofas. Weltmeisterin Nicole Göldi (20) liegt am Boden und macht Stretching-Übungen. Während die Nationalmannschaft der Cross-Country-Fahrer mit Verbandsunterstützung unten im Hotel logiert, machen die drei auf Selbstversorger, zahlen die komfortable Hütte aus eigener Tasche. Ein Schweizer E-Bike-Nationalteam existiert offiziell nicht. Entsprechende Strukturen und Budgettöpfe gibt es im nationalen Radsportverband Swiss Cycling noch nicht. Trotzdem nennt sich das Trio „Nationalteam“. Dahinter steht der unbedingte Wille, etwas bewegen zu wollen – in einer Sportart, die noch in den Kinderschuhen steckt.

Bis zum Rennen sind es noch zwei Tage. Zwischen den letzten Trainingseinheiten bleibt etwas Zeit für eine Ist-Analyse des E-MTB-Rennsports. „Die letzten Jahre hat sich eine Menge getan“, findet Nathalie.

”2019 dachte ich noch, mir würden faule Eier hinterhergeworfen, wenn ich aufs E-Bike steige. Heute ist das ganz anders. Die harten Strecken erfordern absolut professionelles und spezialisiertes Training.” - Nathalie Schneitter, WM-Dritte

Doch mittlerweile sei die Akzeptanz gewaltig gestiegen. „Die Leute beginnen, sich ernsthaft für E-MTB-Rennen zu interessieren.“ Diejenigen, die E-Races immer noch die Rennsportqualitäten absprächen, hätten meist noch nie ein hochkarätiges E-MTB-Rennen gesehen. „Ich gehörte vor einigen Jahren selbst dazu“, gesteht sie, „aber ich war neugierig genug, es auszuprobieren.“ Dass sich mittlerweile auch junge Profis, wie Nicole Göldi oder Joris Ryf, mit Leidenschaft und Überzeugung für E-MTB-Rennen entscheiden, sei ein wichtiges Signal. E-Bike-Rennen als Rentnerveranstaltung für Bike-Profis a. D.? Das war einmal.

Nicole Göldi auf eigene Kosten organisiert (Mitte).
Grund zum Feiern: Weltmeisterin Nicole Göldi und Nathalie 
Schneitter (Rang 3) im Ziel.Foto: Sebastian Schieck
Nicole Göldi auf eigene Kosten organisiert (Mitte). Grund zum Feiern: Weltmeisterin Nicole Göldi und Nathalie Schneitter (Rang 3) im Ziel.

Trotzdem spielen E-Bike-Rennen aktuell noch ein, zwei Ligen tiefer als Cross-Country-, Downhill- und Enduro-Rennen. „In der Schweiz werden fast alle Cross-Country-Rennen live im TV übertragen“, sagt Nathalie Schneitter. Sie ist selbst regelmäßig als Co-Kommentatorin für Red Bull TV im Einsatz. In Les Gets bleiben selbst bei der WM die meisten Kamerapodeste während der E-Bike-Rennen unbesetzt. Eine Live-Berichterstattung findet nicht statt. Und gerade die technisch schwierigsten Streckenteile bleiben von TV-Kameras und Fotografen – und damit auch vom Medienpublikum – weitgehend unentdeckt.

Kein Wunder, dass selbst für Weltmeisterin Nicole Göldi ein Profileben auf bescheidenem Niveau kein finanzieller Selbstläufer ist. Der WM-Titel 2021 hat ihr nach der Schule in ihrem ersten Jahr als Profi geholfen, Sponsoren zu finden. „Aber leicht war das nicht. Zum Glück kann ich noch zu Hause bei den Eltern wohnen.“ Bikes und Ersatzteile bekommt Nicole von Sponsoren aus der Bike-Industrie. Aber dort als gut bezahlte Profi-Athletin auf der Paylist zu stehen, davon kann sie bisher nur träumen. Einen Teil ihres Saisonbudgets hat sie per Crowdfunding gesammelt. Genauso wie bei Zuschauern, ist die Vorstellung von E-Bike-Rennen auch bei vielen potenziellen Sponsoren noch diffus.

Die Herausforderung der Strecke in Les Gets wird schon im Training deutlich

Wie extrem anspruchsvoll MTB-Rennen trotz E-Motor sein können, zeigt sich zwei Stunden später beim Training. Ein kurzer Blick auf den Streckenplan könnte den Eindruck entstehen lassen, die E-MTB-WM-Strecke wäre in großen Teilen identisch mit der Cross-Country-Strecke – wären da nicht die Richtungspfeile. Dort, wo Schurter und Co. bergab fahren, kämpfen sich die E-Biker und E-Bikerinnen bergauf. Extrem steile Wurzelpassagen mit engen Spitzkehren wechseln mit mehr als meterhohen Stufen über Felsen und Holzbalken. „Selbst die Top-Fahrer aus dem Cross-Country-Lager, wie Nino Schurter, hätten ohne Motor keine Chance, eine solche Strecke ohne abzusteigen zu bewältigen“, ist sich Joris Ryf sicher. Er selbst hat schon bei Rennen mit und ohne Motor Worldcup-Erfahrung gesammelt. „Du fährst im E-MTB-Rennen fast immer am Anschlag“, ergänzt Ryf. „Wegen der schwereren Bikes ist deutlich mehr Krafteinsatz in Armen und Rumpf nötig. Die permanenten technischen Herausforderungen erfordern volle Konzentration auf jedem Meter.“

Fette Jumps: Neben krassen Hindernissen in den Anstiegen bot die WM-Strecke in Les Gets auch bergab jede Menge Action. Der drittplatzierte Schweizer Joris Ryf konnte mit viel Luft unterm Reifen auf dem Bikepark-Parcours gut umgehen. | Copyright: Sebastian Schieck
Fette Jumps: Neben krassen Hindernissen in den Anstiegen bot die WM-Strecke in Les Gets auch bergab jede Menge Action. Der drittplatzierte Schweizer Joris Ryf konnte mit viel Luft unterm Reifen auf dem Bikepark-Parcours gut umgehen. | Copyright: Sebastian Schieck

Im Training auf der WM-Strecke diskutiert die deutsche Starterin Sofia Wiedenroth (27) mit ihren Specialized-Teamkollegen immer die Schlüsselstellen, probiert unterschiedliche Lines. „E-Mountainbiken ist viel athletischer als herkömmliches Mountainbiken“, erklärt die ehemalige Cross-Country-Spezialistin, die mittlerweile auf Enduro- und E-Bike-Rennen umgesattelt hat. Intensives Krafttraining mit zwei bis drei Einheiten pro Woche im Gym ist für sie genauso selbstverständlich wie Ausdauertraining.

Viel zu tun: Technik-Support des Bosch-Teams

Am Tag vor den Finalrennen herrscht am Truck und im Zelt des Bosch-Tech-Supports Hochbetrieb. Jan Wittmaack und seine Crew, die als externer Dienstleister für Bosch bei E-Bike-Rennen Hard- und Software der unterstützten Fahrer checken und reparieren, haben alle Hände voll zu tun. Jeder Racer muss vor dem Rennen zum Tech-Check der UCI – schließlich soll es bei den Rennen technisch fair zugehen. Wittmaack überprüft Bikes und Setup der unterstützten Fahrer bereits vor dem Tech-Check, um Probleme bei der technischen Kontrolle zu vermeiden.

Im Gegensatz zum Automobilrennsport starten die E-Bike-Racer weitgehend mit Serienantrieben, wie sie im Bikeshop erhältlich sind. Eine spezielle, regelkonforme Race-Software erlaubt es, den Motor bis 25 km/h voll auszureizen, ehe der Antrieb abrupt aussetzt. Eine individuell an einzelne Fahrer angepasste Software wäre zwar denkbar, „aber der Aufwand wäre aktuell zu hoch und zu teuer“, so Wittmaack.

Software-Check: Am Bosch-Service-Truck bereitet Jan Wittmaack die Bikes der unterstützten Rider für den Tech-Check vor. Der soll unerlaubtes Antriebs-Tuning verhindern.Foto: Christian Penning
Software-Check: Am Bosch-Service-Truck bereitet Jan Wittmaack die Bikes der unterstützten Rider für den Tech-Check vor. Der soll unerlaubtes Antriebs-Tuning verhindern.

Nach dem Check bei ihm schiebt Nicole Göldi ihr Trek Rail zur Kontrolle. Keiran Page, technischer Delegierter der UCI, misst und dokumentiert mit einer Messschablone den Radumfang. Der darf zum Rennen nicht mehr verändert werden. Denn die Motorsteuerung reguliert mit diesem Wert die Geschwindigkeit. In einem Software-Check, bei dem die Motorsteuerung per Kabel mit dem Laptop der Prüfer verbunden wird, kontrollieren Page und seine Technikexperten, ob alle Daten regelkonform eingegeben sind und keine illegale Tuning-Software aufgespielt wurde. Wie bei Doping-Kontrollen müssen nach dem Rennen die drei bis fünf Erstplatzierten mit ihren Bikes nochmals zum Tech-Check.

Zudem gibt es Stichpunktkontrollen, und auf Flachpassagen sind Geschwindigkeitsmessanlagen eingerichtet, die Temposünder überführen könnten. „Damit wollen wir illegale Systeme so weit wie möglich ausschließen“, erklärt Page. „Natürlich kann niemand zu 100 Prozent sicher sein, dass nicht getrickst wird, sonst wären auch keine Dopingtests nötig“, weiß Jan Wittmaack, der sich regelmäßig intensiv mit dem Thema beschäftigt. „Eine Tuning-Erkennungs-Software ist zwar für alle Hersteller vorgeschrieben, doch die Elektronik der Bikes ist extrem komplex und theoretisch grenzenlos veränderbar.“ Mehr Kontrolle wäre über eine, ähnlich wie in der Formel 1 verwendetet, Blackbox möglich. Doch das wäre ein in der Nischensportart E-MTB momentan kaum leistbarer technischer und finanzieller Aufwand.

Der beste Schutz vor Tech-Doping, da sind sich Fahrer und Organisatoren einig, ist das Streckenprofil: kaum Flachpassagen, bergauf so steil und anspruchsvoll, dass ein Tempo über 25 km/h kaum möglich ist. Ein schnellerer Antrieb würde da wenig bringen. So bleiben Fitness und Fahrkönnen die wichtigsten Variablen auf dem Weg zum Erfolg. „Vor- oder Nachteile aufgrund des Materials oder des Körpergewichts gibt es auch in anderen Bike-Disziplinen“, räumt Joris Ryf ein. Damit kann er leben.

Der Tag der Entscheidung bei der E-MTB WM

Wie weit sie als E-Bike-Spezialisten der Konkurrenz bereits vorausfahren, zeigen Ryf und die alten und neuen E-MTB-Weltmeister Nicole Göldi und Jérôme Gilloux am Renntag. Göldi gewinnt Gold souverän mit 1:15 Minuten Vorsprung, bei Gilloux sind es immerhin 29 Sekunden. Ryf wird Dritter. Selbst ein Superstar des Radsports wie Peter Sagan (32) beißt da auf Granit. Auf der Straße ist Sagan eine Macht: dreifacher Straßenweltmeister, siebenfacher Gewinner der Punktewertung bei der Tour de France, Paris-Roubaix-Sieger. Aber was nicht alle wissen: Sagan ist auch ein exzellenter Mountainbiker. 14 Jahre nach seinem Junioren-Weltmeistertitel im Mountainbiken schwingt sich der Slowake in Les Gets erstmals in einem Rennen aufs E-MTB – und muss ordentlich Lehrgeld bezahlen. Seine maximale Herzfrequenz liegt zehn Schläge über der bei Straßenrennen. Trotzdem gelingt es ihm zu keinem Zeitpunkt des Rennens, mit der Spitze des Feldes Tuchfühlung aufzunehmen. Nach einem Sturz in der letzten Runde ist sein Trikot zerrissen, aus seinem Gesicht spricht Erschöpfung. Und auch die Deutschen Matthias Lauer und Roy Bruns brauchen nach dem Rennen erst einmal eine Weile bis sie wieder klar denken können. „Wer meint, E-MTB-Rennen seien pillepalle, soll mal hierherkommen“, schnauft Roy. „Hätte ich vorher gewusst, wie hart der Kurs ist, wäre ich wohl gar nicht angetreten.“

Ergebnisse der E-MTB WM in Les Gets

Herren

1. Jérôme Gilloux (FRA)

2. Hugo Pigeon (FRA)

3. Joris Ryf (SUI)

...

32. Matthias Lauer (GER)

35. Roy Bruns (GER)

Damen

1. Nicole Göldi (SUI)

2. Justine Tonso (FRA)

3. Nathalie Schneitter (SUI)

4. Sofia Wiedenroth (GER)

Platz 1: Jérôme Gilloux nimmt ein Chapagner-Bad.Foto: Sebastian Schieck
Platz 1: Jérôme Gilloux nimmt ein Chapagner-Bad.

100 Prozent Profi: Interview mit Sofia Wiedenroth

„E-Mountainbiken ist viel athletischer als herkömmliches Mountainbiken.“ - Sofia Wiedenroth
Sofia Wiedenroth (27), Team Specialized, schrammte mit geprellten Rippen nach einem Trainingssturz knapp am Podium vorbei.Foto: Sebastian Schieck
Sofia Wiedenroth (27), Team Specialized, schrammte mit geprellten Rippen nach einem Trainingssturz knapp am Podium vorbei.

BIKE: Kannst Du als Profi-E-MTB- und -Enduro-Racerin vom Sport leben?

Sabine Wiedenroth: Ich bin zu 100 Prozent Profifahrerin. Ein Selbstläufer ist das aber nicht. Rennen allein reicht nicht. Ich bin regelmäßig für Foto- und Videoproduktionen unterwegs und arbeite in der Produktentwicklung mit. Es liegt an einem selbst, was man daraus macht.

Wie steht es um das Image der Renndisziplin E-MTB?

Das ist ein schwieriges Thema. Auch ich musste mir in der Vergangenheit als Fahrerin viel anhören, selbst im Freundeskreis. Wieso? Ich habe Top-Athleten nach E-Bike-Rennen schon vor Erschöpfung weinen sehen. Das Bild unseres Sports in den Medien ist immer noch zu negativ – das muss unbedingt breiter und transparenter werden.

„E-Mountainbiken ist viel athletischer als herkömmliches Mountainbiken.“ Sofia WiedenrothFoto: Christian Penning
„E-Mountainbiken ist viel athletischer als herkömmliches Mountainbiken.“ Sofia Wiedenroth

„Den Sport ernst nehmen“: Interview mit Benno Willeit, Specialized Team Manager

Benno Willeit: Zunächst war wichtig: Peter hatte Bock darauf. Als ehemaliger Mountainbike-Juniorenweltmeister hat er auch die technischen Skills, vorne mitzufahren. Ich will mit Sagans Start signalisieren: Wir müssen zeigen, wie großartig E-Bike-Rennen sein können. Momentan sind wir nur eine Sideshow von Cross-Country-Rennen. Aber das Potenzial ist viel größer.

Die Vorstellungen von E-Bike-Rennen sind momentan noch sehr diffus.

Wir stecken derzeit in einer Experimentierphase. Für eine so junge Sportart ist so etwas normal. Aber jetzt ist es an der Zeit, dass wir diesen Sport ernstnehmen. Radsportverbände, Rennveranstalter und Medien müssen sich zusammensetzen und überlegen, wie sie den Sport effektiv voranbringen wollen.

Wie siehst Du das Potenzial von E-Bike-Rennen?

Das ist enorm. Das E-Bike ist das Fahrrad der Zukunft. Fast jeder auf der Welt kann sich irgendwie mit Radfahren identifizieren. Ich sehe ein Potenzial, das derzeit nur von Fußball und der Formel 1 übertroffen wird. Und Biathlon zeigt, wie selbst Nischensportarten zu Publikumslieblingen werden können.

Was ist dazu nötig?

Wir müssen offener werden, größer denken. E-Biken ist Motorsport. Von ihm können wir viel lernen. Was wäre, wenn künftig von Yamaha oder Honda unterstützte Teams an den Start gingen?

Specialized-Team-Manager Benno Willeit (43) über Marketing, Chancen und Potenziale von E-MTB-Rennen | nFoto: Christian Penning
Specialized-Team-Manager Benno Willeit (43) über Marketing, Chancen und Potenziale von E-MTB-Rennen | n

E-MTB Rennformate

Enduro, Cross Country und Langstrecke – E-MTB-Rennen ist nicht gleich E-MTB-Rennen. Die Worldcup-Rennen der WES (World E-Bike Series) und die Weltmeisterschaften werden aktuell auf technisch anspruchsvollen Cross-Country-Rundkursen ausgetragen. 2022 wurden sechs WES-Rennen gefahren. Fünf Stopps gibt es bei der Enduro World Series E (EWS-E). Die Rennen dort bestehen aus unterschiedlichen Uphill- und Downhill-Stages. Die Marathon-Rennserie E-Bike World Tour gastierte 2022 mit drei Stopps in Flachau, Tignes-Val dʼIsere und Verbier. Als Wettkampfserie mit hohem Spaßfaktor für Hobbyfahrer ist die Bosch eMTB-Challenge beim BIKE Festival in Willingen konzeptioniert.