Die Alpin-Region Lenzerheide in der Schweiz will nicht nur Park-Shredder und Worldcup-Racer locken, sondern auch mit Epic-Rides in schwindligen Höhen glänzen.
Die Worldcup-Strecke Straightline ist eine stunt-gespickte Downhill-Abfahrt. Wer hier alle Gimmicks mitnehmen will, braucht Skills und Entschlossenheit.
Im Worldcup zählt die DH-Abfahrt in Lenzerheide zu den modernen Strecken im Terminkalender. Modern heißt: schnell, breit und voller Stunts, die Airtime & Adrenalin garantieren. Nur für Loic Bruni & Co, oder auch für uns Hobby-Biker? Wir sind für Euch in die schwarze Strecke eingebogen.
Zwei Dinge vorweg: Die Stunts sehen in der Worldcup-Übertragung viel kleiner aus. Schon auf dem Weg nach oben, beim Blick aus der Gondel, fällt uns das klaffende Loch im Gap auf. WTF!? Steht man davor, wirkt es noch größer. Doch der Reihe nach: Los geht’s auf einem schmalen Erdband mit vielen Anliegern. Dann wird die Strecke breiter, doch deswegen nicht einfacher. Passagen mit anspruchsvollen Sprüngen wechseln sich ab mit roher Natur voller Wurzeln und Steine. Die Strecke besitzt eine hohes Grundtempo und fordert viel Fitness, will man so durchballern, dass man überall drüberkommt. Wer zum Beispiel bei der Sharkfin patzt, dem fehlt der Speed fürs zweite Brücken-Gap. Das erfordert Mut und Entschlossenheit. Manche Stunts, wie der Holz-Drop im unteren Teil, sind nur bei Rennen geöffnet. Die Umfahrung hemmt den Fahrfluss etwas. Im unteren Teil gibt es eine der steilsten Wurzelabfahrten, die wir kennen. Hier gilt: festhalten und auf Bike und Linienwahl vertrauen! Unten nimmt die Strecke noch mal Tempo auf und jagt durch große Erdanlieger und einen finalen Hip-Jump über die Wiese. Das Ende der Strecke verläuft anders als im Worldcup – ohne XXL-Drop. Dafür gibt es eine kleinere Drop-Batterie.
Plus: Stunt-Dichte, fordernd, technisch
Minus: Schnell und gefährlich, manche WC-Features gesperrt
Für wen? Downill-Fans, Profi-Racer, Stunt-Sucher
Bevorzugtes Bike: Big Bike
Fazit: Die Worldcup-Strecke in Lenzerheide ist für ambitionierte Downhiller. Sie besitzt alles, was eine DH-Abfahrt braucht: Stunts, Wurzeln, Highspeed. Sehr anspruchsvoll – nix für DH-Einsteiger.
Wer weg will vom Bikepark-Trubel, der ist hier genau richtig. Diese Trail-Kombo ist ein Bergerlebnis voller Fahrspaß. Super: leicht zu erreichen.
Diese Tour darfst Du nicht verpassen. Vom Charakter her ähnelt die Abfahrt dem Epic-Ride Top of the World in Whistler. Der Trail startet auf 2579 Metern Höhe. Uphill-Muffel dürfen aufatmen: Hoch geht’s immer per Lift. Also: Bremsen auf!
Den ersten Uphill bewältigt die Bikepark-Gondel Rothorn 1 (Mittelstation). Wir queren über eine blaue Strecke rüber zum nagelneuen Weisshorn-Speed-Lift. Er macht seinem Namen alle Ehre: Ruckzuck spuckt der Lift uns in dünner Luft auf 2579 Metern aus. Hier startet ein handtuchbreiter Trail und wellt sich durch ein helles Steinmeer. Schieferkanten lauern überall und fordern unsere Feinmotorik. Wer sein Bike gekonnt über die Felsrippen bugsiert, wird mit Fahrfluss belohnt. Einige Steinplatten liegen so auf dem Trail, dass wir sie für Freeride-Einlagen nutzen – allerdings muss man präzise landen auf dem schmalen Pfad. Der Untergrund lässt hin und wieder Tempo zu, bis der nächste natürliche Rockgarden den Speed wieder niederrumpelt. Nach drei Kilometern und 370 Höhenmetern endet der Alpin-Spaß. Jetzt biegt man am besten auf die rote Traverse, ein Wanderpfad, der mit der richtigen Kurventechnik auch Spaß machen kann. Das letzte Stück, genannt The Pipe (1 km), ist ein welliger Trail. Er endet an der Bergstation Rothorn 1. Jetzt stehen alle Parkabfahrten zur Auswahl, oder man gibt sich den Spaß noch mal und quert erneut rüber zum Weisshorn-Speed-Lift. Wichtig: richtige Kleidung (Bergwetter ändert sich schnell) und pannensichere Reifen.
Plus: Bergerlebnis, Flow, vielseitig
Minus: nix
Für wen? Enduristen, Singletrail-Fans, Panorama-Freerider
Bevorzugtes Bike: Enduro
Fazit: The Great White ist der ideale Epic-Ride und eine gute Abwechslung zum Parkgeballere. Super für Enduristen. Gut: Die Tour ist schnell erreichbar.
Die Jump-Strecke wurde für Stunt-Freerider konzipiert. Die Line besitzt jede Menge Airtime und eine schwarze Alternativ-Line.
Auf eine große Streckenauswahl müssen Park-Freerider in Lenzerheide verzichten. Dafür dürfen sie sich über viele Sprünge auf der Jump-Strecke freuen.
Im Bikepark Lenzerheide gibt es drei Strecken, und jede startet von der Rothorn-Bergstation 1. Der erste Teil der Primeline bis zur Straße ist dröges Rumgekurve. Richtig los geht es erst nach der Querung. Dann folgen auf einem breiten Erdband Sharkfins, Table-Sprünge und Anlieger. Die Distanzen passen gut zum Streckentempo. Einige Features besitzen zwei Absprünge: So kann man wählen zwischen kleinerer und größerer Distanz. Viele der Anlieger waren bei unserem Besuch im Spätsommer bremsrillengeplagt, mancher Absprung rundgenudelt. Zum Saisonauftakt wollen die Betreiber das jedoch wieder beheben. Irgendwann teilt sich die Strecke. Jetzt hat man die Option, sich links zu halten (schwarz) und auf die Shoreline zu fahren. Hier warten anspruchsvolle Stunts und eine Drop-Batterie mit Höhen von 2–3 Metern (siehe Foto). Denn Schwung braucht man, will man es über den folgenden großen Table schaffen – ein tiefschwarzes Element. Wer verweigert, dem bleibt nur die flow-killende Umfahrung. Auf der roten Primeline dagegen geht’s weiter mit Tables und Hip-Jumps – in unseren Augen ist das die bessere Variante. Gegen Ende kommt nach einem kurzen Schotterweg-Transfer der letzte Teil des Trails. Er ist zahmer und mit vielen Erdanliegern, Wellen und wenigen Table-Sprüngen gespickt. Als Grande Finale soll für die neue Saison eine nagelneue Tableline entstehen, inklusive Schnitzelgrube.
Plus: Viele Stunts, Varianten, Vielseitigkeit
Minus: Erste Passage, teils schwere Sprünge für eine rote Strecke
Für wen? Stunt-Freerider
Bevorzugtes Bike: Big Bike / Freerider
Fazit: Die Primeline ist eine witzige Jump-Strecke mit guter Airtime. Manche Features sind in unseren Augen für eine rote Strecke recht anspruchsvoll. Wer zum ersten Mal hier fährt, braucht einige Runs, um sich wohlzufühlen. Uns ging es so.
Die Tour vom Piz Scalottas ist eine leichte Tour mit vielen Kurven und einem knackigen Finale.
Stunt-Freerider und DH-Moscher können aufhören zu lesen. Es sei denn, sie suchen eine leichte Ergänzung zu den anspruchsvollen Abfahrten auf der anderen Talseite. Die Tour vom Piz Scalottas ist eine blaue Strecke mit einem schwarzen Ende.
Der Tgantieni-Sessellift liegt dem Bikepark gegenüber, auf der anderen Talseite. In ca. 15 Minuten rollt man bequem rüber. Der Lift gondelt hoch auf den Piz Scalottas, auf 2324 Metern. Von hier aus führt ein blauer Trail ins Tal, der sich schon nach wenigen hundert Metern trennt. Man kann wählen zwischen: rechts die schnelle Variante (rot) zurück ins Tal, oder, wie wir, links rüber zur June Hütte. Die verschiedenen Trail-Abschnitte bleiben vom Charakter her ähnlich (blau). Ein schmaler Felsen-Trail wellt sich am Hang entlang. Mal nimmt die Strecke Fahrt auf, mal ist sie eher technisch und verblockt, doch nie schwer und steil. Nach einem kurzen, aber knackigen Uphill-Stück (80 Höhenmeter) quert der Trail auf den Höhenweg Alp Stätz zum gleichnamigen letzten Trail-Stück. Hier hätten wir uns eine bessere Beschilderung gewünscht (soll ausgebessert werden). Das letzte Stück (1,6 km, 330 hm) hat es in sich: eine schnelle Wurzelabfahrt mit schnellen Kurven und Rumpelpassagen (Sooo Enduro!). Irgendwann spuckt der Trail einen in Parpan aus. Von hier muss man rund 15 Minuten zurück nach Lenzerheide kurbeln.
Plus: Einsteigerfreundlich, Bergerlebnis, letztes Stück
Minus: Nix für Stunt-Freerider und Flowtrail-Hater
Für wen? Einsteiger, Fortgeschrittene, Flow-Fans
Bevorzugtes Bike: Trailbike / Enduro
Fazit: Die Tour vom Piz Scalottas ist eine schöne Alternative zu den anspruchsvollen Trails. Super für Familien und Flowtrail-Fans. Das letzte Stück wird noch mal etwas zorniger. Achtung: Der Lift nimmt keine Downhill-Bikes mit.
Die Saison startet am 26. Mai (eingeschränkt), ab 10. Juni sind alle Bahnen in Betrieb. Am 23. Oktober endet die Saison. Es gibt Liftkarten nur für Arosa-Lenzerheide und Park und eine erweiterte Karte (einschließlich Chur). Wer die Gravity-Card besitzt, kann überall fahren.
Strecken: 3 Hauptstrecken (Bikepark), etliche Trails rund um Arosa-Lenzerheide
Tipp: u. a. der Publikumsliebling Älpli-Trail-Tour
Lift: 6 (Lenzerheide), 4 (Arosa)
Verleih / Kurse: Ja / Ja
Saison: 26. Mai bis 23. Oktober täglich / 28. Juni bis 12.September täglich (Reiteralm)
Öffnungszeiten: 8:45–16:50 Uhr WTagesticket: Erwachsene: Bikepark (Web-Preis: 50 €, Kassenpreis: 53 €). Tageskarte: Arosa, Lenzerheide, Chur (Web-Preis: 59 €, Kassenpreis 63 €). Frei für Gravity-Card-Besitzer->
Events: Etliche Events. Z. B. UCI Worldcup (8.–10. Juli), Hörnli Trailjagd Arosa (15.–17. Juli), Family Bike Vibes Arosa (5.–7. August)
Mehr Infos zum Bike Kingdom gibt's hier-> oder auf der Bike-Kingdom-App
Tipp: Vergünstigungen der Liftkarten gibt es bei Hotels auf folgender Website: