Stefan Frey
· 02.10.2022
Ein Tag im Bikepark kann ein unvergessliches Erlebnis werden – sofern Fahrer und Material optimal auf die Abfahrtspisten vorbereitet sind. Wir zeigen, wie Sie sich selbst für den Fall eines Sturzes rüsten und Ihr Bike mit einfachen Maßnahmen perfekt auf die Erfordernisse der Parklandschaften abstimmen.
Hier finden Sie die Infos zu den Themen SAFETY FIRST und BIKE-TUNING sowie zum FAHRWERKS-SETUP.
Die meisten Bikepark-Betreiber schreiben eine umfangreiche Schutzausrüstung vor. Vollvisierhelm, Knieschoner, Handschuhe und Brille sind die absolute Grundausstattung, wenn man im Park shredden will. Auf Nummer sicher geht man aber erst, wenn man sich zusätzlich mit Rücken-, Brust- und Ellbogen-Protektoren aus-stattet und zudem spezielle Bike-Schuhe trägt.
Leichte Fullface-Helme mit guter Belüftung sind teuer, 200 Euro schnell mal fällig. Dafür punkten sie meist mit deutlich höherem Tragekomfort und schonen zudem die Nackenmuskulatur. Der Vollvisierhelm IXS Trigger FF Mips verfügt über zahlreiche Lüftungskanäle, einen praktischen Magnetverschluss, ein leicht bedienbares Verstellrad und wiegt nur rund 600 Gramm. Dafür schlägt er aber auch mit 280 Euro zu Buche >> hier erhältlich*.
Leatts Gravity 1.0 ist da schon etwas schlichter gehalten. Für etwa 100 Euro bleibt er aber dennoch unter einem Kilo und ist eine gute Alternative für sporadische Besuche im Bikepark >> bei Rose* oder Maciag Offroad* erhältlich.
Wanderschuhe oder Sneaker sind vielleicht für die ersten Versuche auf einfach Kursen noch ok. Doch sobald man sich an ernsthafte Abfahrten wagt, führt kein Weg mehr an speziellen Bike-Schuhen vorbei. Weiche und griffige Gummimischungen sowie ein flaches Profil verzahnen sich optimal mit den Pins der Pedale und geben perfekten Halt, wenn man über Bremswellen bügelt oder durch die Luft segelt. Five Tens Freerider ist ein absoluter Klassiker, bereits seit vielen Jahren bewährt und preislich noch im Rahmen. Preis: 110 Euro >> z. B. bei Rose erhältlich*.
Durch die Wirbelsäule läuft die Nervenautobahn unseres Körpers. Sie gilt es in besonderem Maße zu schützen. Ohne Rückenprotektor sollte man sich daher auf keine Bikepark-Abfahrt stürzen. Waren Hartschalenprotektoren früher noch störrisch und schwitzig, gibt es inzwischen flexible und gut belüftete Optionen wie den Bluegrass Seamless B&S D3O. Selbstverhärtende Schaumplatten schützen den Rücken beim Aufprall, die Netzstruktur des Shirts trägt sich wie ein leichtes Unterhemd. Gibt’s mit oder ohne Schulterprotektoren. Preis 250/190 Euro >> z. B. bei Alltricks erhältlich*.
Frenchie-Style sagt man, wenn man eine normale Sonnenbrille unter den Fullface-Helm schiebt. Nicht nur wesentlich stylischer, sondern auch noch funktionaler ist eine sogenannte Goggle. Sie schützt die Augen bei hohen Geschwindigkeiten perfekt vor Zugluft und umherfliegendem Schmutz oder Insekten. Auf dunkle Tönungen sollte man verzichten, weil die Augen dann nur schlecht mit dem schnellen Wechsel zwischen Licht und Schatten klarkommen. Die Fahrer im Downhill-Worldcup setzen selbst bei Sonnenschein häufig auf klare Scheiben, aufgrund der besseren Sicht. Gönnen Sie sich eine doppelte Scheibe, die schützt besser vor dem Beschlagen. Ansonsten tut es ein preiswertes Modell wie die O‘Neal B-10 für ca. 40 Euro >> z. B. hier erhältlich*.
Für den Einsatz im Bikepark empfehlen wir Schoner mit dem höheren Schutz-Level 2. Die sind zwar in der Regel schwerer und weniger gut belüftet als die leichten Level-1-Schoner, schützen dafür aber auch besser bei Stürzen. Der Ion K-Pact konnte in unserem letzten Test in BIKE 8/21 mit viel Komfort bei hoher Schutzwirkung überzeugen. Wer nicht auf einen Ellbogenschutz verzichten möchte, findet in Ions E-Pact das Pendant für die Arme. Preis 90/80 Euro >> z. B. bei Bergfreunde* oder Rose* erhältlich.
Einen Drop mit dem Trailbike springen? Auf die Downhill-Strecke mit dem Enduro? Die meisten Hersteller regeln klar, was man mit einem Mountainbike anstellen darf. Informieren Sie sich darüber, bevor Sie mit dem eigenen Bike in den Bikepark gehen. Über Aufkleber weisen die Hersteller auf die jeweilige Klassifizierung hin (Kategorie 1 bis 5). So sind Bikes der Kategorie 3 (meist Trail und AM) zugelassen für raues Gelände und schwierige Strecken sowie Sprünge und Drops bis zu einer Höhe von maximal 61 Zentimetern. Modelle der Kategorie 4 (Enduro-Bikes) vertragen Abfahrten in rauem Gelände, Maximalgeschwindigkeit 40 km/h sowie Sprünge und Drops bis zu einer Höhe von 122 Zentimetern.
Klar, ein Downhiller ist das ideale Gerät für den Bikepark. Flow-Country-Strecken sowie weniger anspruchsvolle Parkabfahrten lassen sich aber auch mit Trailbike, All Mountain oder Enduro meistern. Mit ein paar Kniffen kann man das eigene Bike für den Besuch im Park vorbereiten. Wer sich unsicher ist oder sein Material schonen möchte, sollte aber besser zum Leih-Bike vor Ort greifen.
Abfahrtstaugliche Reifen verwandeln ein Trailbike nicht gleich in einen Downhiller, doch sie geben wesentlich mehr Sicherheit in gröberem Gelände. Ein Reifenwechsel vor dem Parkbesuch ist sinnvoll und entlohnt den Aufwand mit höherem Grip in Kurven und beim Bremsen, besserer Dämpfung sowie mehr Pannenschutz. Schwalbe Magic Mary (1) oder Maxxis Minion DHF und DHR (vorne/hinten) (2) sind bewährte Bikepark-Pneus. Weil es in der Regel eh nur bergab geht, spielt das Gewicht hier keine große Rolle, und man kann ruhig zu den schweren Enduro- oder Downhill-Karkassen – wie Maxxis Exo+, Schwalbe Super Gravity oder Contis Enduro-Casing – greifen. Im besten Fall wählt man einen Reifen mit zusätzlichem Apex – einer Pannenschutzeinlage, die Durchschläge verhindert. Weiche Gummimischungen, wie Maxxis MaxxTerra, Schwalbe Addix Soft oder Contis Soft Compound, sind ebenfalls eine gute Wahl.
Auch im Bikepark stellt sich natürlich die Frage: mit Schlauch oder ohne? Wer eh neue Reifen aufzieht, kann sich das Tubeless-Setup für den Park auch sparen. Fährt man trotz der robusteren Reifen mal platt, fällt die Reparatur mit Schlauch leichter, und man spart sich die Sauerei mit der Dichtmilch. Ein etwas stabilerer Schlauch, wie der Freeride/DH light von Maxxis (13,50 Euro) (4), verringert noch einmal das Pannenrisiko im Vergleich zu einem Standardschlauch. Wer bereits einen passenden Reifen auf seinem Bike tubeless montiert hat, muss für den Bikepark-Besuch aber nicht extra auf Schläuche umsatteln.
Wer absolut auf Nummer sicher gehen möchte, kann seinen Reifen mit einem Reifen-Insert (3) aufrüsten. Die Schaumstoffringe können zusätzlich zum Tubeless-Setup installiert werden und erhöhen maßgeblich den Durchschlagschutz. Die Pannenschutzeinlagen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und wiegen zwischen
70 und 300 Gramm. Hersteller wie Tannus bieten inzwischen auch Varianten, die sich mit Schlauch fahren lassen und diesen umschließen. Die Montage der Schutzringe ist zwar etwas aufwändig, der Rollwiderstand wird durch sie allerdings nicht negativ beeinträchtigt.
Steile Abfahrten, harte Schläge – das Fahrwerk muss im Bikepark einiges wegstecken. Wer Gabel und Dämpfer etwas härter abstimmt, verhindert damit nicht nur ein zu schnelles Durchschlagen sondern sorgt auch dafür, dass das Fahrwerk höher im Federweg steht, was in steilen Passagen Überschlagsgefühle reduziert. Wir empfehlen maximal 20 Prozent Sag an der Gabel sowie 30 Prozent am Dämpfer – besser aber etwas weniger.
Einen ähnlichen Effekt erzielt man, indem man die Druckstufendämpfung etwas erhöht – in der Regel das blaue Einstellrädchen am rechten Gabelholm. Sie regelt die Einfedergeschwindigkeit. Lassen sich Low- und Highspeed-Druckstufe getrennt regeln, verhindern wenige Klicks mehr an der Lowspeed-Druckstufe, dass die Gabel an steilen Stufen wegsackt. Erhöht man dagegen die Highspeed-Druckstufe, schlägt die Gabel bei Sprüngen oder Drops nicht mehr so leicht durch. | Foto: Daniel Simon
Etwas aufwändiger ist das Tuning mit Volume-Spacern. Die werden meist zusammen mit Gabel und Dämpfer ausgeliefert. Schlägt die Federung trotz korrekter Einstellung durch, lässt sich mit den Kunststoffhülsen die Luftkammer verkleinern und somit die Progression erhöhen. Die Folge: Das Fahrwerk schlägt weniger schnell durch, das Ansprechverhalten bleibt dabei unbeeinflusst. Eine Anleitung finden Sie auf in unserem Artikel zum Federgabeltuning.
Schnell mal den Fuß an einer kniffligen Stelle absetzen? Das kann mit Klickpedalen heikel werden. Plattformpedale geben den Füßen sicheren Stand und dank bissiger Pins ausreichend Halt im Gelände. Sie sind für den Bikepark-Einsatz definitiv die bessere Wahl. Die Crankbrothers Stamp 7* (hier in der Seagrave-Edition, 170 Euro) haben sich in zahlreichen Tests bewährt. Es gibt sie in zwei unterschiedlichen Größen. Shimanos PD-GR400* (70 Euro) sind preiswerte Kunststoffpedale mit neun auswechselbaren Pins pro Seite.
Ein breiter Lenker vermittelt mehr Sicherheit in forderndem Gelände. 760 Millimeter
sollten es im Bikepark auf jeden Fall sein. Vielleicht haben Sie ja noch einen Lenker mit etwas mehr Rise in der Teilekiste? Damit kommt die Front höher und Überschlagsgefühle werden reduziert. Denselben Effekt erzielen Sie, wenn Sie Spacer von oberhalb des Vorbaus nach unten packen. Zwei Zentimeter machen bereits einen spürbaren Unterschied.
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