Florentin Vesenbeckh
· 16.05.2023
Das beliebte All Mountain Bike Canyon Spectral:On bekommt für 2023 einige Updates spendiert - und obendrein einen günstigeren Einstiegspreis. Neuer Motor, App, GPS-Modul und mehr Federweg sollen das Wattstundenwunder noch besser machen.
900 Wattstunden bei vergleichsweise geringem Gewicht: Damit setzte das Spectral:On 2022 die Benchmark unter reichweitenstarken All Mountain E-Bikes. In unseren Vergleichstests reichte das gleich mehrfach zum Testsieg. Herausstechende Eigenschaft: Trotz dickem Akku und Mega-Reichweite bleibt das Bike richtig wendig, spaßig und spielerisch zu steuern. Für 2023 spendiert der Koblenzer Versender dem Bike ein Update auf den neuen EP801. Außerdem bekommen fast alle Modelle eine 160er-Federgabel (vorher 150 mm Federweg). Als weiteres Update hat Canyon eine App und ein GPS-Modul entwickelt. Das steckt in jedem Bike und soll die teuren Carbon-Boliden vor Diebstahl sichern.
Die Vision von Canyon: Alle E-Bikes, die das Lager verlassen, sollen mit einem GPS-Modul zum Diebstahlschutz ausgestattet sein. Bei den neuen Bosch-Modellen Strive:On CFR und dem Grand Canyon:On hat Canyon bereits mit dem Connect-Modul von Bosch angefangen. Für das Shimano-Bike Spectral:On gehen die Koblenzer sogar noch einen Schritt weiter. Denn es wurde eigens ein GPS-Modul zum Diebstahlschutz und für Tracking-Funktionen entwickelt. Die Idee dahinter: Das System weiß zu jeder Zeit, wo sich das Bike befindet und ob es sich gerade bewegt. Über die neue Canyon-App kann der Besitzer des E-Bikes jederzeit und weltweit den Standort Sportgeräts ermitteln. Dafür setzt das IoT-Modul auf eine 4G/LTE-Verbindung, über die es den Standort des Bikes an die App schickt. Auch ein Bewegungsalarm kann aktiviert werden. Wird das Bike ungewollt von seinem Standort entfernt, bekommt der Nutzer eine Push-Nachricht aufs Smartphone. Das läuft über einen Bewegungssensor im 175 Gramm schweren Modul.
Das System ist in allen Spectral:On-Modellen ab Werk im Motor verbaut. Wo genau, verrät Canyon nicht. Eine Nachrüstoption gibt es nicht, was vermutlich auch daran liegt, dass das Modul nur mit dem neuen EP 801, nicht aber mit dem EP 8 bzw. EP 800 funktioniert. Entsprechend steckt es auch nicht im neuen Torque:On CF, das noch den EP 800 verbaut hat. Das Modul wird vom Haupt-Akku des E-Bikes mit Strom versorgt, hat aber auch eine eigene Backup-Battery verbaut. Laut Canyon soll das System noch mehrere Tage funktionieren, nachdem der Haupt-Akku schon leer ist.
Wer ein Spectral:On kauft, kann ein Jahr lang kostenlos auf die Tracking-Funktionen des Moduls zurückgreifen. Danach werden Gebühren fällig, die bei maximal 35 Euro im Jahr liegen sollen. Der exakte Preis steht aber noch nicht fest. Zum Vergleich: Beim Connect-Modul von Bosch wird aktuell eine jährliche Gebühr von 40 Euro fällig. Wer, zum Beispiel aus Datenschutzgründen, ganz auf das Tracking verzichten möchte, kann das selbstverständlich in der App deaktivieren, oder sogar das IoT-Modul von Canyon komplett ausbauen lassen.
Alle 2023er-Spectral:On-Modelle bekommen das Update auf den neuen Shimano EP801, in dem eine neue Elektronik steckt. Damit ist der Antrieb mit Features wie der elektronischen Di2 oder auch dem neuen GPS-Modul von Canyon kompatibel. Die neue Elektronik hat allerdings auch zur Folge, das alte Akkus mit dem neuen System nicht mehr funktionieren. Heißt: Es gibt Batterien für EP800-Motoren (so heißt der “alte” EP8 offiziell) und es gibt Batterien für EP 801-Motoren. Untereinander sind sie nicht kompatibel.
Neben den neuen Features soll der EP801 auch an Leistung zugewonnen haben. 600 statt zuvor 500 Watt gibt Shimano an. Tatsächlich waren wir bei unseren ersten Testfahrten mit einem Serien-EP801 sehr angetan. Die Kraftentfaltung und auch das Ansprechverhalten scheinen sich verbessert zu haben. Mehr dazu gibt´s in Kürze in unserem ausführlichen Test zum Shimano EP801. Vorab: Das bekannte Klappern des Motors bestand an unserem Testmodell leider weiterhin.
Bereits der Vorgänger war von Canyon explizit für 160er-Federgabeln freigegeben. Und wir haben des Öfteren Canyon-Ingenieure mit einem “aufgebohrten” Spectral:On mit 160er- (statt der sereinmäßig verbauten 150er-) Gabel getroffen. Für 2023 ist das nun Standard - abgesehen vom CFR LTD, wo weiter 150 mm federn. Mit dem schluckfreudigen Hinterbau sollte die längere Gabel top harmonieren. Die Abfahrtseigenschaften des Bikes werden davon mit Sicherheit profitieren. Allerdings kommt dadurch auch die Front noch etwas höher - und die fällt beim Spectral:On ohnehin hoch aus. Im Uphill, wo das Spectral:On in unseren Tests nicht zu den stärksten gehörte, könnte sich eine noch höhere Front durchaus negativ auswirken.
Das 2023er-Spectral:On gibt es bereits ab 4999 Euro - das sind 200 Euro weniger als im letzten Jahr. Geblieben ist die Wahlmöglichkeit aus den beiden Akku-Größen 720 und 900 Wattstunden, die es bei allen fünf Ausstattungsvarianten gibt. Der Preisunterschied ist jeweils 400 Euro, das Mehrgewicht für die dicke Batterie 900 Gramm. Alle Modelle setzen auf den identischen Motor und einen Vollcarbonrahmen. Die beiden CFR-Modelle sind jedoch aus hochwertigeren Carbonfasern gefertigt, was den Rahmen nochmal 300 Gramm leichter macht.
Das Einstiegsmodell Spectral:On CF 7 hat im vergangenen Jahr den Testsieg im Vergleich von acht All Mountain E-Bikes um 5500 Euro eingefahren. Trotz dickem 900er-Akku war es das leichteste Bike im Test. In diesem Jahr ist das Bike sogar noch 100 (900er-Akku) bzw. 200 (720er-Akku) günstiger. Neu kommt der EP 801 und das GPS-Modul hinzu. An der Ausstattung haben sich die Sram DB8-Bremsen, Sunringlé Laufräder und der längere Hub an der Federgabel geändert. Das Fahrwerk kommt weiter von Rockshox. Lyrik an der Front, Deluxe am Heck. Damit ist das Einstiegsmodell die einzige Variante ohne Ausgleichsbehälter am Dämpfer. Canyon gibt 23,3 bzw. 24,2 Kilo an - das wären rund 500 Gramm mehr als der Messwert unseres Vorjahres-Testbikes. Kostenpunkt: 4999 bzw. 5399 Euro. Drei Farbvarianten.
Das Spectral:On CF 8 setzt wie sein Vorgänger auf ein Fox-Rhythm-Fahrwerk. Neu ist allerdings der Dämpfer mit Ausgleichsbehälter und passend dazu die Gabel mit 160 Millimetern Hub. Schaltung und Bremsen stammen aus Shimanos SLX-Regal. Gewicht laut Hersteller: 23,5 bzw. 24,4 Kilo. Zwei Farbvarianten.
Die Details zu diesem Modell werden erst im Juni veröffentlicht.
Mit 21,7 bzw. 22,6 Kilo ist das Spectral:On CFR das leichteste Modell der Reihe. Weitere Besonderheit: Mit Shimanos XT Di2 ist die neue Shimano-Gruppe verbaut, die in Kombination mit dem EP 801 automatische Schaltfunktionen wie Freeshift und Autoshift bereitstellt. Ansonsten gibt´s, analog zum Vorgänger, edle Fox-Factory-Parts, sowie Shimano XTR-Bremsen und Reynolds-Carbonlaufräder. Kostenpunkt 9499 bzw. 9899 Euro.
Ausstattungstechnisch bekommt das Topmodell im Vergleich zum Vorjahr ein Update aus der Sram-Produktpalette. Highlight ist die neue XX-Transmission-Schaltgruppe, die die Schaltvorgänge - gerade beim E-MTB unter Last - deutlich geschmeidiger macht. Die Übertragung läuft via Funk. Dazu gibt´s auch die neuen Stealth-Bremshebel der Code Ultimate. Das Fahrwerk bleibt bestehen: Rockshox Lyrik Ultimate (150 mm!) und Superdeluxe Ultimate mit dem elektronischen Flight Attendant System. Das Spectral:On CFR LTD ist also weiterhin mit allerhand elektronischen Gadgets bestückt. Mehr geht kaum. Allerdings gab´s auch eine saftige Preiserhöhung. 11999 (720 Wh) bzw. 12399 (900 Wh) Euro sind satte 1000 Euro mehr als im Vorjahr. Gewicht laut Canyon: 22,4 bzw. 23,2 Kilo.