Markus Greber
· 13.10.2022
Ist die Kurve bergauf zu eng zum Durchzirkeln, schießt man einfach übers Ziel hinaus. Außerdem in dieser Folge: die mit Abstand eleganteste Art, um bergauf mit dem E-Bike die Kurve zu kratzen. EMTB-Fahrtechnik-Experte Stefan Schlie zeigt im Video, wie Frontswitch & Powercurve funktionieren.
Ist die Kurve bergauf zu eng zum Durchzirkeln, schießt man einfach übers Ziel hinaus. Der Frontswitch sieht nicht nur schick aus, sondern ist auch gar nicht so schwer zu lernen.
Vorweg sei jedoch gesagt, dass man sich bei dieser Technik weg vom Trail bewegt. Das sollte man allerdings nur dann tun, wenn der Weg frei ist und man dabei keine Pflanzen beschädigt oder sonstige Spuren hinterlässt. Wenn das alles gegeben ist, dann verfährt man folgendermaßen:
Nachdem man erkannt hat, dass eine Kurve zu eng für eine klassische Kurvenfahrt ist, nimmt man am besten schon beim Einfahren in die Kurve eine Extraportion Schwung auf. Dann fährt man die Kurve klassisch von außen an. Anstatt im Scheitelpunkt nach innen zu ziehen, fährt man hier einfach ein Stück geradeaus weiter Richtung Böschung. Ziel ist es, mit dem Hinterrad möglichst weit in den Scheitelpunktfächer einzufahren.
Wenn das Bike steil bergauf in der Böschung steht und der höchste Punkt erreicht ist, zieht man beide Bremsen. Idealerweise hat man die Trittabfolge so koordiniert, dass der gute Fuß vorne steht. Wenn nicht, dann hat man jetzt kurz Zeit, mit einer halben Pedalumdrehung nachzujustieren.
Jetzt geht man mit dem Oberkörper tief und verlagert den Körperschwerpunkt gleichzeitig in die neue Fahrtrichtung. Dazu streckt man den kurvenäußeren und beugt den kurveninneren Arm (s. auch: Frontswitch – der entscheidende Moment). Dann zieht man am Lenker, das Vorderrad hebt ab, und das Bike dreht zurück auf den Trail in die neue Fahrtrichtung. Stefan demonstriert den Move hier recht extrem. Oft reichen für einen gelungenen Frontswitch schon ein paar Grad aus.
Der Knackpunkt aus einer anderen Perspektive: Hier sieht man, wie Stefan den kurvenäußeren Arm streckt und gleichzeitig den kurveninneren beugt. Der Oberkörper verlagert sich dadurch in die gewünschte Richtung, wenig später zieht er das Bike nach. Auch wichtig: der Blick in die neue Fahrtrichtung.
Die mit Abstand eleganteste Art, um die Kurve zu zirkeln – die Powercurve ist ein Showmove, der auch schneller macht. Schließlich ist die Powercurve ein Wheelie mit Schräglage. Mit hochgezogenem Vorderrad pedaliert man mit voller Geschwindigkeit durch die Kurve. Der Schlüssel für eine gelungene Powercurve liegt wieder im Pedal-Management. Außerdem muss man das Gelände sehr genau lesen, um den Scheitelpunkt zu erkennen.
Los geht es im E-MTB- oder Turbo-Modus, anvisiert ist die klassische Kurvenlinie Außen-innen-außen. Bild 1 zeigt die Anfahrt möglichst weit außen. Der Blick geht Richtung Scheitelpunkt, der Lenker ist leicht eingeschlagen. Noch ist der gute Fuß vorne. Jetzt fährt Stefan in den Scheitelpunkt der Kurve ein. Der schlechte Fuß ist auf zwei Uhr und bereit, voll loszutreten. In dieser Phase drückt man das Bike aktiv ins Kurvenäußere. Dazu streckt man den kurvenäußeren und beugt den kurveninneren Arm.
Besser sieht man diese Bewegung im Scheitelpunkt aus der anderen Perspektive (s. Powercurve: Der entscheidende Moment). Dann heißt es lostreten – Point of Action. Das Hinterrad ist im Scheitelpunkt, nach einer halben Kurbelumdrehung ist der gute Fuß jetzt wieder vorne. Das Vorderrad ist hoch in der Luft, und in voller Schräglage geht es Richtung Kurvenausgang.
Anschließend dreht Stefan das Bike noch weiter ein und hat in dieser Phase so viel Schwung, dass er mühelos den im Weg stehenden Felsen überrollt. Auf dem letzten Bild setzt Stefan bereits wieder zur Landung an. Dazu bringt er seinen Körperschwerpunkt nach vorne, das Vorderrad setzt wenig später auf dem Trail auf.
Der richtige Gang für die Powercurve ist meistens 1–2 Gänge schwerer als der Idealgang (siehe EMTB-Expert-Fahrtechnik #01: Die richtige Pedalstellung). So kommt man mit mehr Schwung durch die Kurve.
Kurz vor dem Scheitelpunkt der Kurve verlagert Stefan seinen Körperschwerpunkt durch Strecken des kurvenäußeren Arms nach innen. Zusammen mit dem darauffolgenden Beschleunigen erzeugt er dadurch die Kurvenlage, die er braucht, ohne nach innen umzufallen.