Florentin Vesenbeckh
· 01.09.2022
Volles E-Bike-Feeling bei geringem Gewicht: Das verspricht Haibike mit seinem neuen E-MTB Lyke. Diesen perfekten Kompromiss soll der neue Ride 60-Motor von Fazua mit 430er-Akku möglich machen.
Im Frühling hat Fazua seinen neuen Ride 60 E-Bike-Motor vorgestellt. E-MTBs mit dem Leicht-Motor waren aber bislang Mangelware. Das brandneue Lyke von Haibike ist das erste Ride-60-E-Bike, das wir ausführlich testen konnten. Für den E-MTB-Pionier Haibike ist dieses Projekt ein bemerkenswerter Meilenstein. Das leichte Trail-E-MTB soll den Weg der Marke in eine sportliche Zukunft ebnen. Bislang waren die Schweinfurter eher für handfeste E-Mountainbikes bekannt. Das Power-Bekenntnis gipfelte in den brachialen Flyon-Modellen mit superstarkem TQ HPR 120-Motor. Das Lyke scheint die krasse Gegenbewegung zu sein. Schlank, leicht und minimalistisch. Doch, und darauf legt Haibike besonderen Wert: Auch das Lyke soll echtes E-Bike-Feeling vermitteln und den Nutzer nicht mit mangelnder Power enttäuschen.
Wer den neuen Ride 60 von Fazua verbaut, der hat die Wahl zwischen zwei Batterievarianten. Fest verbaut oder entnehmbar. Den Haibike-Entwicklern war schnell klar, dass der Akku wechselbar sein soll, um den Käuferkreis nicht unnötig einzuschränken. Trotzdem wollte das Team keine Kompromisse beim Leichtbau eingehen. Die entnehmbare Fazua-Lösung mit klassisch herausklappbarem Energieträger kam für die Schweinfurter also nicht in Frage. Denn diese Halterung mit komfortabler Akku-Entnahme erfordert ein weit aufgeschnittenes Unterrohr - kontraproduktiv beim Bau eines leichten Rahmens. Also haben sich die Ingenieure eine spezielle Lösung einfallen lassen: Der für die feste Montage vorgesehene 430 Wh-Akku wird so verbaut, dass er im Tretlagerbereich nach unten aus dem geschlossenen Unterrohr herausgezogen werden kann. Das ist nur möglich, weil der Ride 60 aufrecht stehend im Tretlagerbereich eingepflanzt wurde.
Wer den 430er-Akku am Haibike Lyke herausnehmen möchte, muss also etwas mehr tun, als den Schlüssel im Schloss zu drehen und die Batterie herausklappen zu lassen. Im Vergleich zu vielen anderen Bikes mit der populären Entnahme-Systematik aus dem geschlossenen Unterrohr, kommt dem Lyke aber die kompakte Fazua-Batterie entgegen. Denn diese lässt sich, dank geringer Länge, locker aus dem Rahmen herausziehen, während das Bike aufrecht steht. Gerade Power-E-MTBs mit dieser Konstruktion, wie das Specialized Turbo Levo oder das neue Canyon Spectral:On müssen zur Akku-Entnahme auf den Kopf gestellt werden, um den Akku entspannt herauszubekommen.
Die Schritte zur Akku-Entnahme beim Haibike Lyke: Als Erstes muss das kleine Cover vom Tretlager entfernt werden. Es ist mit einer langen Inbus-Schraube gesichert. Ebenfalls mit einem Inbusschlüssel kann der Bolzen entfernt werden, der den Akku im Rahmen fixiert. Jetzt noch die Steckverbindung zwischen Batterie und System öffnen und der Akku gleitet nach unten heraus. Insgesamt geht die Entnahme leicht von der Hand und ist in maximal einer Minute erledigt. Wer nicht gerne an seinem E-Bike herumschraubt, findet bei klassisch entnehmbaren Systemen aber komfortablere Lösungen.
Im April präsentierte der bayerische Light-Pionier Fazua den Ride 60. Mit 60 Newtonmeter maximalem Drehmoment und 450 Watt kurzfristiger Spitzenleistung soll der Antrieb kein minimalistischer Mini-Motor sein, sondern echtes E-Bike-Feeling vermitteln. Das geringe Gewicht von 1,96 Kilo ist dafür richtig stark. Besonderheit ist die Boost-Funktion. Neben den drei Unterstützungsstufen Breeze, River und Rocket kann diese Extra-Power durch einen langen Druck nach oben am Remote-Hebel aktiviert werden. Zwölf Sekunden lang werden dann 450 Watt Spitzenleistung abgerufen. In der höchsten U-Stufe, dem Rocket-Modus, stehen dauerhaft maximal 350 Watt zur Verfügung.
Im Praxiseinsatz fühlt sich der Ride 60 für seine schlanken Maße erstaunlich kräftig an. Das Fahrgefühl ist angenehm und ausgewogen, seine E-Bike-Identität versucht der Antrieb dabei nicht zu verschleiern. Der Rocket-Modus schiebt nicht aufdringlich, aber durchaus plakativ an. Hält man den Hebel nach oben gedrückt, setzt der Ride 60 für 12 Sekunden seinen Extra-Schub frei. Das ist kein Marketing-Gimmik, sondern ein deutlich spürbares Power-Plus. Mit diesen 450 Watt Spitzenleistung kratzt der Motor sogar am unteren Ende der Power-Liga. Auf dem Trail lässt sich diese Funktion gut für kurze Steilpassagen oder technische Schlüsselstellen nutzen. Der freigesetzte Schub in diesem Modus ist beeindruckend, insbesondere, wenn man das geringe Gewicht des Ride 60 in Betracht zieht.
Bei unserer ersten kurzen Fahrt mit dem neu vorgestellten Ride 60 im April war uns vor allem die geringe Geräuschkulisse positiv aufgefallen. Und dieser Eindruck hat sich bei unseren ausführlichen Tests mit dem Haibike Lyke bestätigt. Im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem Fazua Ride 50, ist der Neuling nochmal leiser geworden. Auf Schotter geht das Antriebssurren gänzlich im Abrollgeräusch der Reifen unter. Auch wenn im Nachbar-Bike ein klassischer E-Bike-Motor surrt, ist der Schub des Ride 60 quasi nicht mehr zu hören. Auf dämpfendem Waldboden und bei niedriger Geschwindigkeit surrt der Ride 60 wahrnehmbar, insbesondere bei hoher Kadenz. In Summe gehört er aber zu den leisesten E-Bike-Antrieben, die wir je gefahren sind. Das gilt übrigens auch bergab. Ein Klappern des Getriebes konnten wir nicht feststellen. An unserem Testbike des Haibike Lyke war lediglich ein dezentes Rasseln der Züge im Steuerrohrbereich etwas störend.
Neben der verbesserungswürdigen Remote-Einheit Ring Control konnten wir dem Antrieb in unseren detaillierten Fahrtests auch kleinere Ungereimtheiten bei der Abstimmung entlocken. Im normalen Fahrbetrieb fallen diese Feinheiten allerdings kaum auf. Wer jedoch in technischen Anstiegen auf eine punktgenaue Kraftentfaltung in Echtzeit angewiesen ist, den könnte ein kleines “Power-Loch” stören. Wenn der Fahrer kurz mit dem Treten aussetzt, zum Beispiel in einer Spitzkehre oder beim Pedalmanagement über Stufen und Wurzeln, kommt der Motorschub erst mit minimaler zeitlicher Verzögerung und einem leichten Rucken wieder zurück. Das ist nicht ideal. Auch beim Übergang von der Boost-Funktion in die normale Unterstützung entsteht in manchen Situationen für den Bruchteil einer Sekunde ein ähnliches Loch. Doch auch das ist eine Feinheit, die im normalen Fahrbetrieb nur in Extrem-Situationen auffällt. Außerdem wissen wir, dass Fazua aktuell an einem Software-Update arbeitet, mit dem die Feinabstimmung des Antriebs nochmal optimiert werden soll.
Grundsätzlich ist beim Einsetzen der Motorkraft des Ride 60 in manchen Situationen ein leichtes Klacken wahrnehmbar. Das fällt aber deutlich dezenter aus, als wir es von Shimanos EP8 kennen, bei dem dieses Feedback auch akustisch sehr ausgeprägt ist. Auf die Funktion und die Kraftübertragung hat das keinen Einfluss. Ebenfalls auffällig: Bei Fahrpausen schaltet sich das Fazua-System schneller ab, als die meisten anderen Antriebe.
In Summe ist unser Eindruck vom Fazua Ride 60 sehr positiv. Aktuell arbeiten wir an einem ausführlichen Vergleich des Neulings mit seinen Konkurrenten in der Light-Kategorie. Dafür scheuchen wir die Bikes durchs Gelände, die Berge hinauf - und durch ein professionelles Prüflabor.
Zusätzlich zu der Option, die Reichweite mit einem Wechsel-Akku zu verdoppeln, hat Haibike viel Wert auf einen Range Extender gelegt, der am Rahmen befestigt werden kann. 210 Wattstunden passen im Trinkflaschenformat ans Bike. So kann man entspannt mit satten 640 Wattstunden auf Tour gehen - und hat damit mehr Kapazität parat, als ein durchschnittliches Power-E-MTB vor gut einem Jahr. Details und Gewichte des Zusatz-Akkus sind noch nicht bekannt, denn die Fertigstellung wird erst nach Markteinführung des Lyke passieren.
Sportlich und modern, so kann man die Geometrie des neuen Light-E-MTBs bezeichnen. Die Entwickler verpassen dem Bike einen erwachsenen Reach von 480 Millimeter in Größe L und einen steilen 77,3er-Sitzwinkel. Der Lenkwinkel fällt mit 65 Grad zwar nicht extrem flach aus - verglichen mit anderen 140-Millimeter-Bikes aber durchaus progressiv. Einige andere Light-Trailbikes, wie das Specialized Levo SL oder Orbeas Rise setzen für ein maximal verspieltes Handling auf steilere Lenkwinkel. Gleiches gilt für die Kettenstreben, die beim Lyke im Light-Vergleich eher lang ausfallen. 450 Millimeter schreibt Haibike in seine Geometrietabelle. Der Radstand ist ebenfalls lang und nimmt in etwa die Maße eines durchschnittlichen Power-E-MTBs der All-Mountain-Klasse an. Insgesamt wollten die Ingenieure dem Lyke ausgewogene Fahreigenschaften in Up- und Downhill bescheren. Das Lyke soll auch in technischen und steilen Anstiegen seine Stärke ausspielen. Die minimal mögliche Kettenstrebenlänge ist zudem durch die besondere Motorpositionierung und die großen 29-Zoll-Laufräder begrenzt.
Mit seinem ersten Light-E-MTB betritt Haibike Neuland. Ist das Lyke Vorbote einer neuen Firmenphilosophie? Oder steckt gar ein Wandel des E-MTB-Marktes dahinter?
Ist das der endgültige Beweis dafür, dass Light-E-MTBs das nächste große Ding in unserem Sport sind? Haibike, Branchenprimus und bekannt für sein klares Bekenntnis zu plakativen E-Bikes, hat jetzt auch zugeschlagen. Lyke heißt der neueste Spross der Schweinfurter. Und im Vergleich zum Rest der Haibike-Palette scheint der Neuling deutlich spitzer und sportlicher ausgerichtet. Light-Ansatz mit kleinem Akku und Mini-Motor. Sportliche Geometrie und Kinematik. Doch gänzlich von seiner Philosophie abgerückt ist Haibike mit dem Lyke nicht. Denn der Fazua Ride 60 ist für einen Light-Motor erstaunlich kräftig. Und auch der 430-Wattstunden-Akku liegt über dem Schnitt dessen, was die neue Klasse liefert (siehe Test ab S. 50). „Uns war wichtig, dass das Lyke noch immer echtes E-Bike-Feeling vermittelt. Nicht nur leichter Rückenwind, sondern spürbarer Motorschub und volle Uphill-Performance“, sagt Brandmanager Matthias Rückerl.
Das neue Fazua-System, das tatsächlich den Bogen zwischen minimalistischen Light-Konstruktionen und klassischen E-MTBs erstaunlich gekonnt spannt, hat Haibike in einem sportlichen Trail- und Touren-Flitzer verpackt. 140 Millimeter Federweg, 29er-Laufräder, Vollcarbonrahmen. Wer nach Light-Trail-Bikes wie dem Levo SL von Specialized oder dem Orbea Rise H auf einen nächsten Schritt in Sachen Leichtgewicht wartet, wird vom Lyke enttäuscht. 18,6 Kilo sind nicht rekordverdächtig. Doch realistisch betrachtet ist das trotzdem ein starker Wert. Denn das Haibike bietet mehr Akku-Kapazität und zudem eine Batterie, die sich zum Laden, Lagern oder Wechseln auf Tour entnehmen lässt. Das kann ein enormer Vorteil sein, der in der Konstruktion nun mal Gewicht kostet. Obendrein bietet der Ride 60 mehr Leistung, insbesondere im Vergleich zu Specialized. Das alles macht den Einsatzbereich des Lyke deutlich breiter. Um das Gewicht im Rahmen zu halten, setzt Haibike auf ein komplettes Carbon-Chassis. Nur die Dämpferanlenkung ist aus Aluminium. Außerdem ist besondere Mühe in die Integration und Entnahme der Batterie geflossen. Statt dem Fazua-eigenen Entnahmesystem, bei dem der Akku klassisch nach vorne aus dem Unterrohr
herausklappt, hat Haibike eine Möglichkeit gefunden, den Akku aus dem geschlossenen Rohr herausgleiten zu lassen.
Aber wie fährt sich das Lyke denn nun? Beim Aufsitzen gefällt die ausgewogene Position. Nur der etwas schmale 760er-Lenker fällt negativ auf, wenn man breitere Kaliber gewohnt ist. Der steile Sitzwinkel positioniert den Fahrer angenehm zentral im Bike. Doch dank langem Reach und flacher Front sitzt man nicht zu aufrecht oder gar gedrungen. Im Uphill hat man so immer ordentlich Druck auf dem Vorderrad, und das Bike folgt willig den Lenkbewegungen. Für extra steile Stiche hat das Lyke das Ride-60-Ass im Ärmel. Auf Knopfdruck wirft der Motor 100 Watt zusätzlich aus. Ein spannendes Tool, das im Gelände Schlüsselstellen entschärfen kann. So kommen sogar Uphill-Sektionen in Reichweite, die eigentlich stärkeren Power-E-MTBs vorbehalten scheinen. Mit dem Extra-Schub, der nicht so dosiert freigesetzt wird wie die Power in den anderen U-Stufen, beginnt das Vorderrad dann aber doch etwas zu steigen. In Summe sind die Bergaufqualitäten des Lyke aber sehr stark und für ein Bike der Light-Klasse ungewohnt. Dazu trägt auch der gute Hinterbau bei, der viel Traktion generiert. Er landet jedoch auf der straffen Seite und priorisiert Effizienz vor Komfort.
Im flachen Trail-Gelände ist das Lyke dann so richtig in seinem Element. Mit den sehr leichten Laufrädern fährt es spritzig und definiert. Die angewählte Linie nimmt das Bike sehr zielstrebig. Durch die ausgewogene Lastverteilung hat man keine Probleme mit zu wenig Druck am Vorderrad. Im klassischen Sinne verspielt ist das Bike aber nicht. Die etwas längeren Kettenstreben verlangen Einsatz, um das Vorderrad in die Luft zu bewegen. Doch dank poppigem Hinterbau können aktive Fahrer Wurzeln und Absätze dennoch exzellent als Absprungrampe nutzen. Der Fahrspaß kommt definitiv nicht zu kurz, und auf flowigen Trails animiert das direkte Handling zu einer verspielten Fahrweise. Kurven jeglicher Couleur nimmt das Bike gierig. Auch mit engen Kehren hat es keine Probleme, obwohl der Radstand lang ausfällt. Zu Gute kommt dem Lyke dabei wieder seine ausgewogene Radlastverteilung, die die Kurvenhatz sehr intuitiv gestaltet. Davon profitieren Touren-Biker und versierte Abfahrer gleichermaßen. In die Enduro-Liga sticht das Lyke allerdings nicht vor. Den eher knappen Federweg von 140 Millimetern kann es nicht verheimlichen. Das Fahrwerk arbeitet im Gelände stark, herbe Schläge leitet es aber in Trailbike-Manier an den Fahrer weiter. Wer auf ruppigen Downhills Gas geben möchte, braucht ein versiertes Händchen und muss ordentlich dagegenhalten. Die moderne Geometrie lässt eine rassige Fahrweise aber durchaus zu. Manch anderes Bike dieser Federwegsklasse, wie das Trek Fuel EXe, bietet hier mehr Enduro-Attitüde. Doch das ist eher die Ausnahme. Außerdem hat das 140er-Lyke die Spritzigkeitskarten in diesem Vergleich klar in der Hand. Für mehr Nehmerqualitäten empfehlen wir robustere Reifen, die einen niedrigeren Luftdruck erlauben und einen etwas breiteren Lenker.
Für Touren-Biker wichtiger: die Reichweite. In unserem standardisierten Reichhöhentest schaffte das Lyke in der höchsten der drei Unterstützungsstufen (ohne Boost-Funktion!) 1241 Höhenmeter. Verteilt auf drei Anstiege stand die volle Leistung sehr konstant zur Verfügung. Auf den letzten Akku-Prozent schaltete der Ride 60 die Unterstützung herunter und erkurbelte so noch mal knapp 100 Höhenmeter. Überdurchschnittliche Werte für ein Light-E-MTB und ein weiteres Indiz dafür, dass das Lyke mit Fazuas Ride 60 das Thema Light-E-MTB einer breiten Gruppe zugänglich macht. Was fehlt zur Massentauglichkeit? Eine echte Einstiegspreisklasse. Auch wenn die 9999 Euro für das Top-Modell im Branchenvergleich alles andere als abgehoben sind, liegt der Einstiegspreis von 6499 Euro noch immer deutlich über dem, wo klassische E-MTBs mit Power-Motor und großem Akku anfangen.
¹ Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messfahrten an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers, Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 90 kg. In Klammern die Höhenmeter im deutlich gedrosselten Notlauf-Modus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung.
² Ermittelt an den Prüfständen im EMTB-Testlabor, Gewicht ohne Pedale. Akku-Gewicht ggf. inkl. verschraubtem Cover.
³ Herstellerangabe
⁴ Das Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 9,0), sehr gut (ab 8,0), gut (ab 7,0), befriedigend (ab 6,0), mit Schwächen (ab 5,0), darunter ungenügend.
⁵ Gemessen mit 36 Zentimeter erhöhtem Hinterrad (Stufe).
Das neue Light-E-MTB Haibike Lyke wird es in drei Ausstattungsvarianten zwischen 6499 und 9999 Euro geben. Alle Modelle setzen auf das gleiche Carbon-Chassis, bei dem Hauptrahmen und Hinterbau aus Kohlefaser gefertigt werden. Auch das Antriebssystem ist bei allen Varianten identisch: Fazua Ride 60 und 430-Wh-Akku. Die beiden günstigeren E-Bikes verzichten auf einen Dämpfer mit Ausgleichsbehälter. Das Haibike Lyke 11 soll ab November im Laden stehen, die beiden anderen Modelle etwas später.
PLUS: Ausgewogene Fahreigenschaften; spritziges Fahrgefühl; gutes Verhältnis aus Gewicht und Akku-/Motor-Power; Wechsel-Akku
MINUS: Remote-Hebel wenig definiert; schmaler Lenker
“Sportlicher Trailride oder entspannte Tour? Das neue Lyke von Haibike spricht eine breite Zielgruppe an und schafft diesen Spagat mit Bravour. Für ein Haibike fällt es erstaunlich sportiv und progressiv aus. Die Kombination mit dem sehr gelungenen Ride-60-Antrieb von Fazua macht es sehr vielseitig: sowohl für sportliche Light-Assist-Fans geeignet, als auch für Freunde klassischer Power-E-Bikes.”
“Wir wollen sportiver werden, das ist unser Anspruch.“ – Matthias Rückerl, Haibike
EMTB: Mit dem Flyon-Konzept und 120 Newtonmetern habt Ihr eine sehr power-orientierte Historie. Begründet das Lyke eine ganz neue Haibike-Philosophie?
Matthias Rückerl: Nein, das würde ich so nicht sagen. Wir sehen im Segment Light-E-MTB einfach enormes Potenzial. Dieses Signal bekommen wir von unseren Händlern und Endkunden. Das Lyke ist für uns einfach ein logischer Schritt und erschließt neue Zielgruppen.
Wer profitiert von einem Bike wie dem Lyke am meisten?
In erster Linie sprechen wir sportive und performance-orientierte Biker an. Wir sehen primär die Leute, die sich ein Zwischending aus unmotorisiertem Bike und klassischem E-MTB wünschen. Das Lyke kann die Marke Haibike auch für Core-Biker noch spannender machen. Für Leute, die sich bisher bei uns vielleicht nicht so aufgehoben gefühlt haben. Diese Zielgruppe wollen wir in Zukunft mehr und mehr bedienen. Wir wollen sportiver werden, das ist unser Anspruch.
Minimal-Assist, Light-Support, Light-E-Bike – es gibt viele Namen für die neuen, leichten E-MTBs. Was ist das Lyke?
Wir nennen es Light-E-MTB. Ganz klar: Beim Lyke soll man spüren, dass man auf einem E-Bike sitzt. Zumindest, was den Motorschub angeht. Vom Gewicht ähnelt es aber eher einem konventionellen Bike. Diese Kombination gab es aus unserer Sicht bisher so nicht.
Ist deshalb die Entscheidung auf Fazua gefallen?
Absolut. Bisher musstest du viel mehr Kompromisse eingehen. Einschränkungen bei der Reichweite, fehlender Aha-Effekt bei der Motor-Power. Damit macht der neue Fazua-Antrieb Schluss. Das hat nichts mehr mit Minimal- oder Light-Assist zu tun. Die Kombination aus oben genannten Punkten hat uns letztendlich davon überzeugt, das Projekt wirklich umzusetzen.
Wie kam es zum stehend eingebauten Motor?
Wir hätten kein Bike ohne entnehmbare Batterie gebaut. Die Standardlösung von Fazua war für uns aus Gewichtsgründen aber keine Option. Also haben wir früh die Vorgabe gesetzt, dass wir die interne Fazua-Batterie entnehmbar ins geschlossene Unterrohr verbauen wollen. Daraus hat sich das Konzept mit dem gedrehten Motor entwickelt. Eine konsequente Weiterentwicklung, denn der gedrehte Motor hat damals schon das Ur-Haibike, unser allererstes E-MTB-Fully, ausgemacht.