Leichtes Carbon-All MountainDas neue Last Cinto V2

Jan Timmermann

 · 07.03.2023

Foto: Hersteller

Bereits mit der ersten Generation des Cinto begeisterte Last All-Mountain-Biker mit geringem Gewicht, spannenden Details und einer Fertigung von Hand in Deutschland. Nun bringt Last Bikes das verbesserte Cinto V2 und lässt erneut die Herzen der Fans von leichten Carbonfullys für den Trail höherschlagen. Wir haben alle Details zum neuen Last Cinto V2.

Bei All Mountain Bike-Fullys gibt es einen klaren Trend zum Übergewicht. So wogen zum Beispiel die Einsteiger-Bikes dieser MTB-Kategorie in unserem letzten Vergleichstest im Durchschnitt fahrfertige 15,8 Kilo. Ein Hersteller, welchen diesen Trend nicht mitgeht ist Last Bikes. Die Dortmunder bewiesen bereits mit dem Enduro-Bike Tarvo, dass auch federwegsstarke Mountainbikes keine Schwergewichte sein müssen und konstruierten das vielleicht leichteste Enduro der Welt. Auch die Gewichte des Trailbikes Asco und des Down-Country-Bikes Celos sind rekordverdächtig niedrig. Bereits die erste Version des leichtfüßigen All Mountain-Bikes Cinto konnte im BIKE-Test überzeugen. Der Clou: Alle vier Last-Mountainbikes basieren auf derselben Rahmenplattform. Durch verschiedene Umlenkhebel, Dämpfer und Einbaulängen der Federgabel ist ein Umbau der Varianten möglich. Allerdings ist fürs Enduro Tarvo das robuste Superduty Carbon-Layup erforderlich.

Mit einem optimierten Hinterbau und neuen Rahmendetails soll die neue Version des Last Cinto nun noch besser zu den Bedürfnissen von All-Mountain-Bikern passen.Foto: Last
Mit einem optimierten Hinterbau und neuen Rahmendetails soll die neue Version des Last Cinto nun noch besser zu den Bedürfnissen von All-Mountain-Bikern passen.

Das ist neu am Last Cinto V2

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das neue Last Cinto V2 nur geringfügig von der V1-Version. Aufgrund aufwendiger Fertigungsverfahren in Deutschland ist auch die V2-Version auf 100 Stück pro Jahr limitiert. Der Carbonrahmen des All Mountain-Fullys nimmt Gabeln mit 150 bis 160 Millimeter Federweg auf. Am Dämpfer stellt das Cinto weiterhin 145 Millimeter Federweg zur Verfügung. Das geringe Rahmengewicht verdankt das Cinto weiterhin unter anderem dem Verzicht auf ein Lager am Hinterbau. Stattdessen flext das Carbon in den Sitzstreben selbst. Die richtungsabhängige Steifigkeit des Materials bildet ein elastisches Gelenk, welches im Gegensatz zu einer Lagerung völlig spiel- und wartungsfrei sein soll.

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Dank Flex Pivot kommt der Hinterbau des Last Cinto V2 mit nur einem Umlenkhebel aus. Alle Details zum neuen All Mountain von Last Bikes in der Fotogalerie. | Bilder: Last Bikes

Um eine möglichst lange Dauerhaltbarkeit des Flex Pivot-Hinterbaus zu realisieren, wurde die Positionierung der Drehpunkte so gewählt, dass das Carbon kaum beansprucht wird. Für ungehinderten Flex der Sitzstrebe wurde die Bremssattelaufnahme in die Innenseite der Kettenstrebe integriert. Für die präzise Auflage von Postmount-Bremssätteln werden die Gewindeinserts während der Fertigung direkt einlaminiert. Auch große Bremsscheiben bis 203 Millimeter Durchmesser finden am Cinto Platz. An der neuen V2-Version sind Sitz- und Kettenstreben stärker geschwungen, um die Bewegungsfreiheit zu verbessern. Zudem ist der optimierte Hinterbau mit Schaltwerken zur Direktmontage kompatibel, wie man sie jüngst bei Prototypen einer neuen Sram AXS-Generation beobachten konnte.

Der Hinterbau des Last Cinto V2 kommt mit einem Flex Pivot im Carbon.Foto: Last
Der Hinterbau des Last Cinto V2 kommt mit einem Flex Pivot im Carbon.

Optimierter Hinterbau am All-Mountain-Bike aus Deutschland

Last hat das Federungssystem des Cinto V2 mit Flex Pivot nach eigenen Angaben besonders progressiv gestaltet und verspricht ein feines Ansprechverhalten bei kleinen Schlägen sowie viel Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich. Erreicht wird die Progression des Hinterbaus in erster Linie durch die Kinematik der Umlenkung, was eine große Zahl an Volumenspacern im Dämpfer überflüssig machen soll. Mit 21 Prozent Progression ausgehend vom SAG-Punkt kann das All Mountain Cinto sowohl mit Luftdämpfern als auch mit Stahlfederdämpfern gefahren werden. Über den gesamten Federweg gesehen, beträgt die Progression 33 Prozent. Um allen Fahrern unabhängig von ihrer Körpergröße und damit von ihrer Schwerpunktlage eine hohe Treteffizienz zu bieten, passt Last den Anti-Squat je nach Rahmengröße an. Und 100% Anti-Rise sollen Bremseinflüsse auf das Fahrwerk minimieren. Die größenspezifische Anpassung ermöglicht vergleichbare Fahreigenschaften für Fahrer verschiedener Körpergrößen.

Nicht nur die Geometrie, sondern auch den Hinterbau gestaltet Last am Cinto V2 größenspezifisch.Foto: Last
Nicht nur die Geometrie, sondern auch den Hinterbau gestaltet Last am Cinto V2 größenspezifisch.

Last Cinto: Zweite Version jetzt noch leichter

Bei Gewicht und Robustheit des Rahmens lässt Last Kunden die Wahl. Erhältlich ist der Carbonrahmen des Cinto V2 nun auch im bereits von Asco und Celos bekannten Featherweight Layup, welches im Vergleich zum Superduty Layup nochmals 300 Gramm Gewicht einspart. Rahmengewichte ab 1,8 Kilo und Komplettbikes ab 11,0 Kilogramm sollen so laut Hersteller möglich sein. Um dieses Traumgewicht zu erreichen, verzichten Rahmen mit dem Featherweight Layup auf das ins Unterrohr integrierte Staufach und kommen stattdessen mit einer Toolmount-Aufnahme unter dem Oberrohr. Trotz Gewichtsersparnis sollen dank des Einsatzes abweichender Fasern und eine belastungsspezifische Orientierung des Laminataufbaus keine Einbußen hinsichtlich der Steifigkeit gemacht werden müssen. Der Laminataufbau der zwei Wahlmöglichkeiten unterscheidet sich nicht. Wer auch das letzte Gramm sparen möchte, entscheidet sich für das Raw-Finish des Rahmens. Dabei ist das Carbon durch eine Versiegelung vor UV-Licht geschützt, das Material bleibt aber sichtbar. Im Vergleich zu farbigen Rahmen spart das Raw-Finish nochmals circa 90 Gramm. Während der Einsatzbereich des Superduty Layups gemäß ASTM Kategorie 5 auch für den Bikepark-Besuch und den Renneinsatz freigegeben ist, entspricht das Featherweight Layup der Kategorie ASTM 4. Zudem ist der Gabelfederweg in der leichten Version des Last Celos auf 150 Millimeter limitiert.

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Foto: Last
Je nach Einsatzbereich können Kunden beim Last Cinto V2 aus zwei verschiedenen Carbon-Layups wählen. Alle Fahrfotos des neuen Last All Mountains in der Fotogalerie.

Geometrie des Carbon-Fullys im Überblick

Als All Mountain soll das Cinto V2 mit ausgewogenen Fahreigenschaften bergauf und bergab überzeugen. Für eine hohe Laufruhe in der Abfahrt steht der Lenkwinkel mit 65 Grad flach. Die Reach-Werte fallen üppig aus, wobei Last die verschiedenen Rahmengrößen nach den typischen Fahrergrößen benennt und so eine übersichtliche Orientierung zur Größenwahl bietet. Um unterschiedlich großen Fahrern eine optimale Gewichtsverteilung auf dem Bike zu vereinfachen, passt Last den Sitzwinkel je nach Rahmengröße an. Auch die Kettenstreben sind am Cinto V2 größenspezifisch und wachsen mit der Rahmengröße. Kurze Sitzrohre sollen eine maximale Versenkbarkeit der Sattelstütze ermöglichen.

Geometrie des Last Cinto V2 All Mountain-Bikes im Überblick.Foto: Last
Geometrie des Last Cinto V2 All Mountain-Bikes im Überblick.

Details am Last Cinto V2

Wie auch alle anderen Rahmen von Last, kommt auch das Cinto V2 mit dem Sram Universal Derailleur Hanger (UDH), welcher die Ersatzteilversorgung vereinfachen soll. Alle Leitungen verlaufen sowohl im Hauptrahmen als auch im Hinterbau in einlaminierten Führungen. Was in der Monocoque-Fertigung des Hinterbaus besonders herausfordernd ist, vereinfacht den Aufbau mit innenverlegten Zügen und Bremsleitungen ungemein. Da der Übergang zwischen den Rahmenbauteilen nah am Drehpunkt verläuft, soll die Bewegung des Hinterbaus keinen Einfluss auf die Schaltperformance haben. Schrauber freuen sich am Last Cinto V2 über den geschraubten BSA-Tretlagerstandard. Um keine Feuchtigkeit ans Tretlager zu lassen, ist dessen Gehäuse im Rahmen hermetisch geschlossen. Dank einer optionalen ISCG-Adapterplatte lassen sich am All Mountain Cinto auch Kettenführungen und Bashguards verbauen. Damit die Unterlegscheiben zur Dämpfermontage am Trunnion Mount nicht verloren gehen können, sind diese direkt in den Rocker integriert. Gefertigt wird die untere Montage-Hardware aus Titan.

Optisch unauffällig fügt sich die Bremsaufnahme am Last Cinto V2 in das hintere Rahmendreieck aus Carbon.Foto: Last
Optisch unauffällig fügt sich die Bremsaufnahme am Last Cinto V2 in das hintere Rahmendreieck aus Carbon.

Wer sich für das Superduty-Layup des Carbonrahmens entscheidet, darf sich am Last Cinto V2 über ein besonders großes integriertes Staufach freuen. Vom Tretlager bis zum Steuerrohr fungiert das gesamte Unterrohr als “Kofferraum” für Ersatzteile, Werkzeug und Snacks. Mit jedem Rahmen erhalten Kunden zwei unterschiedlich große Taschen, um das Volumen des Staufachs optimal ausnutzen zu können. Verschlossen wird der Stauraum im Unterrohr mittels starker Magneten. So bleibt der Staufachdeckel auch in rauem Gelände und mit einer großen Trinkflasche im Flaschenhalter an Ort und Stelle. Für eine besonders leise Geräuschkulisse auf dem Trail verfügt der Ketten- und Sitzstrebenschutz über Lamellen aus weichem Gummi. Auf der Antriebsseite wird die Kettenstrebe zusätzlich durch eine Folierung geschützt. Den Schutz des Unterrohrs vor hochfliegenden Steinen übernimmt ein inhouse laminierter Schoner aus Carbon. Der aufgeklebte Schutz umschließt auch den Tretlagerbereich.

Durch zwei verschiedene Taschen soll sich das besonders große Staufach im Unterrohr des Last Cinto V2 gut ausnutzen lassen.Foto: Last
Durch zwei verschiedene Taschen soll sich das besonders große Staufach im Unterrohr des Last Cinto V2 gut ausnutzen lassen.

Last-Mountainbikes “made in Germany”

Den Rahmen des Last Cinto V2 lässt Last beim Carbon-Spezialisten Bike Ahead Composites in Veitshöchheim produzieren. Dabei ist viel aufwändige Handarbeit nötig und die Stückzahl ist pro Jahr auf 100 Rahmen limitiert. Der Hinterbau des Cinto wird als Monocoque in einem Stück gefertigt. Allein das Formwerkzeug für den Hinterbau besteht aus 17 Einzelteilen.

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Der Rahmen des Last Cinto V2 wird in Deutschland gefertigt und Lackiert. Alle Details zur Herstellung des Carbonrahmens von Last in der Fotogalerie. | Bilder: Last Bikes

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