Peter Nilges
· 07.01.2023
Erstaunlich, was moderne Mountainbike-Fahrwerke leisten. Wer Dämpfungskomponenten sorgfältig abstimmt und regelmäßig wartet, schwebt selbst über fiese Wurzelteppiche wie auf Wolken. So funktionieren Federgabel und Dämpfer und das perfekte Setup.
Die Themen in diesem Artikel:
Federgabel und Dämpfer funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Der Luftdruck bestimmt die Federhärte und muss an das Fahrergewicht angepasst werden. Druck- und Zugstufe regulieren, wie schnell die Federelemente ein- und ausfedern.
Die Liste dieser Einzelteile sind sowohl bei der Federgabel als auch am Dämpfer gültig:
Ein gutes Fahrwerk ist das A und O eines jeden Mountainbikes. Arbeiten Federgabel und Dämpfer bockig, zu schnell oder zu langsam, leiden Kontrolle und Komfort auf dem Trail massiv. Die Federelemente individuell anzupassen, ist deshalb ein absolutes Muss. Der Aufwand dafür ist überschaubar. Das damit verbundene Plus an Fahrspaß ist es allemal Wert, sich mit den Grundregeln des Fahrwerk-Setups auseinanderzusetzen. Unabhängig von Hinterbausystem, Modell und Marke funktionieren die Einstellregeln bei allen Mountainbikes nach dem gleichen Prinzip. Der erforderliche Luftdruck oder die Federhärte bei Stahlfederkomponenten sind aber je nach Modell, individuellem Körpergewicht und Fahrstil unterschiedlich.
Stahlfedern kommen mittlerweile nur noch bei Federgabeln an Downhill- und Enduro-Bikes zum Einsatz. Denn Luft ist nicht nur leichter, die Luftkammer lässt sich auch unkompliziert mit einer speziellen Dämpferpumpe auf das jeweilige Fahrergewicht anpassen als Stahlfedern. Je nach Fahrstil und persönlichen Vorlieben kann man mit unterschiedlichen Einstellungen experimentieren, ohne dafür eine Feder tauschen zu müssen. Der Druck sollte dabei nie so gering sein, dass Gabel oder Dämpfer bei größeren Hindernissen durchschlagen. Wer die Federelemente zu stark aufpumpt, verschenkt dagegen unnötig Federweg. Das Fahrwerk wird weniger komfortabel, und ähnlich wie ein Gummiball neigt es eher dazu, über Hindernisse zu springen und zu holpern, als sie sanft zu schlucken. Wie geschmeidig das Fahrwerk funktioniert, hängt auch von der Dämpfung ab. Ventile regeln dabei den Ölfluss im Inneren von Gabel und Dämpfer. Beim Einfedern öffnet sich das Ventil der Druckstufendämpfung, das Federelement kann einfedern. Beim Ausfedern wird das Ventil enger. So wird vermieden, dass das Fahrwerk unkontrolliert in die Ausgangsposition zurückschnellt. Die Regulierung erfolgt über die Zugstufe (Rebound).
Mit Volumen-Spacern in der Luftkammer lassen sich Dämpfer und Federgabel feintunen. Sie verringern das Luftvolumen und straffen das Fahrwerk – gut gegen Durchschläge.
Was nützt das beste Fully, wenn man das Potenzial des Fahrwerks nicht wirklich nutzt?! Das individuelle Setup ist keine Zauberei. Hier die wichtigsten Abstimmungspunkte, damit Sie Federgabel und Dämpfer optimal einstellen können.
Je höher der Luftdruck, desto härter wird die Federung. Wichtig ist, dass die Federelemente mindestens so stark aufgepumpt sind, dass sie bei groben Hindernissen oder Sprüngen nicht bis zum Anschlag durchschlagen. Der passende Luftdruck hängt daher nicht nur vom Gewicht des Fahrers, sondern auch vom Gelände ab. Auch das Modell der Federgabel oder des Dämpfers und die Kinematik des Bikes spielen eine Rolle. Konkrete Tipps für den entsprechenden Luftdruck gibt es bei den Bike-Herstellern zu jedem Modell. Zum Aufpumpen und kontrollierten Ablassen der Luft dient eine Dämpferpumpe* mit Druckanzeige.
Sie hängt mit der Federung zusammen und dämpft die Schwingungen an den Federelementen. Die Dämpfung vermeidet, dass sich das Fahrwerk aufschaukelt, das Bike unkontrollierbar wird und wie ein Gummiball über Hindernisse hüpft. Dazu dient eine Ölkartusche, meist in der rechten Seite der Gabel. Beim Ein- und Ausfedern wird der Ölfluss im Inneren durch Ventile reduziert.
Sie regelt die Geschwindigkeit des Einfederns (Compression) und ist in der Regel mit einem blauen Verstellknopf markiert. Mit einem Drehknopf lässt sich das Einfedern schnell und einfach regulieren. Hochwertige Gabeln und Dämpfer verfügen oft über zwei Einstellmöglichkeiten.
Reguliert das Einfedern bei langsamen, weichen Beanspruchungen des Fahrwerks, wie bei größeren Bodenwellen oder Anliegerkurven. Je härter (Drehknopf Richtung “plus”), desto straffer arbeitet das Fahrwerk.
Bei schnellen, abrupten Schlägen, wie auf Wurzelpassagen oder beim Überrollen von Geländekanten, wird die Highspeed-Druckstufe beansprucht. Ein Drehen des Verstellknopfs Richtung “plus” verhärtet die Gabel in solchen Situationen. Racer bevorzugen eine hohe Druckstufe, um möglichst viel Druck zwischen Reifen und Untergrund aufzubauen. Jedoch ermüdet eine hohe Highspeed-Druckstufe bei langen Abfahrten den Oberkörper und die Arme.
Die Zugstufe oder Rebound (meist eine rote Einstellschraube) reguliert die Geschwindigkeit des Ausfederns (Rebound). Ein sehr langsamer Rebound führt dazu, dass schnell aufeinanderfolgende Hindernisse kaum mehr ausgeglichen werden können, weil die Gabel nicht mehr den vollen Federweg erreicht. Ist der Rebound komplett geöffnet, springen Gabel oder Dämpfer zu schnell in ihren Ausgangszustand zurück. Auch das kann zu Unruhe im Fahrwerk führen.
Der SAG oder Negativ-Federweg bezeichnen den Weg, um den die MTB-Federgabel (oder der Dämpfer) durch das Gewicht des Fahrers plus Ausrüstung im Stand einfedert. Der SAG hängt direkt mit dem Luftdruck zusammen. Mit dem SAG lässt sich der erforderliche Luftdruck bestimmen. Als Faustformel kann man mit 30 Prozent des gesamten Federwegs beim Dämpfer, mit 20 Prozent an der Gabel arbeiten. Gabel und Dämpfer besitzen oft eine SAG-Skala, immer aber einen Gummiring, der den negativen Federweg anzeigt.
Viele Dämpfer und Gabeln besitzen einen Hebel, mit dem sich die Druckstufendämpfung, also das Einfedern während der Fahrt in vorgegebenen Stufen regulieren lässt. Aktiviert: gegen Wippen und für effektiveres Pedalieren bergauf. Offen: für volle Federungs-Performance bergab.
Ein Mechanismus, der über einen Hebel am Federelement oder per Fernbedienung am Lenker Gabel oder Dämpfer weitgehend blockiert. Auch das hilft bergauf, ohne Wippen voll in die Pedale treten zu können.
Mittlerweile arbeiten Hersteller wie Fox (Live Valve) oder Rockshox (Flight Attendant) auch mit Federelementen, die sich elektronisch steuern und auf Basis digitaler Daten individuell einstellen lassen. Einen interessanten Vergleich beider Systeme finden Sie in diesem Artikel.
Einen Fully-Hinterbau richtig abzustimmen, ist nicht viel aufwändiger, als einen Reifen aufzupumpen. So passen Sie den Luftdruck der hinteren Federung aufs Körpergewicht an und regulieren mit ein paar einfachen Handgriffen die Dämpfung je nach Fahrstil und Gelände.
Man muss keine Wissenschaft aus der Einstellung von Dämpfer und Federgabel machen. Mit ein paar einfachen Setup-Regeln lässt sich aus jedem Fully-Fahrwerk eine Menge herausholen. - Dominik Scherer, BIKE-Labor, Test und Technik
Erst mit dem richtigen individuellen Setup lässt sich die optimale Leistung aus der Federgabel rausholen. Eine ordentliche Basiseinstellung mit der Dämpferpumpe erfordert nicht mehr als fünf Minuten Zeit. Noch mehr Feinabstimmung ist mit Volumen-Spacern möglich. So stellen Sie Ihre Federgabel am Mountainbike optimal ein.
In einigen unserer Auftritte verwenden wir sogenannte Affiliate Links. Diese sind mit Sternchen gekennzeichnet. Wenn Sie auf so einen Affiliate-Link klicken und über diesen Link einkaufen, erhalten wir von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter (wie z.B. Rose oder Amazon) eine Provision. Für Sie verändert sich der Preis dadurch nicht.