Stefan Frey
· 04.05.2022
Fahrradsättel gibt es in den verschiedensten Breiten, Härten und Formen. Wir klären auf und zeigen, wie man den richtigen MTB-Sattel für sein Bike findet und auf was man achten sollte.
Fahrradsättel gibt es in den verschiedensten Breiten, Härten und Formen. Doch wie finden Biker das wirklich passende Exemplar? Wir haben Bike-Fitting-Expertin Franziska Schmidt gefragt, wie man den richtigen MTB-Sattel aufindig macht.
Die Bike-Fitterin Franziska Schmidt von Gebiomized gibt zu verstehen: "Um den richtigen Sattel zu finden, empfiehlt sich eine Druckmessung auf dem Rad. Dann sieht man die Beckenposition, die belastete Fläche und kann daraus schnell schließen, welche Sattelform am besten zu einem passt. Aus unseren Erfahrungen heraus wissen wir: Viele Frauen kommen mit V-Formen etwas besser klar. Die meisten männlichen Fahrer empfinden eine T-Form mit Cutout als angenehm. Aber das ist natürlich total individuell und kommt auf die Position auf dem Rad an. Frauen brauchen übrigens nicht zwingend einen speziellen Damensattel. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass die meisten Frauen eine breitere Sattelmitte benötigen. Bei Sitzproblemen ist ein spezielles Damenmodell mit V-Shape und etwas weicherer Polsterung aber tatsächlich oft die beste Lösung."
Sättel gibt es in verschiedensten Formen, Härten, Längen und Breiten. Es gibt Sättel mit Löchern oder Mulden, kurvige Sättel und Sättel aus dem 3D-Drucker. Wir erklären die Einzelheiten und Unterschiede.
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Sie ist eine der wichtigsten Größen bei der Sattelwahl, besonders, wenn man eher aufrecht auf dem Bike sitzt, und wird immer an der breitesten Stelle gemessen. Der Sattel muss mindestens so breit sein, dass beide Sitzbeinhöcker komplett auf ihm aufliegen und man nicht an der Kante der Polsterung sitzt. Bei einer sportlicheren Sitzposition und einer guten Beckenkippung ist die Sattelbreite nicht ganz so ausschlaggebend. Dann haben eher die Schambeinkufen, die nach vorne zum Schambein verlaufen, Kontakt auf dem Sattel. Auch bei Frauen ist das häufiger der Fall. Hier sollte der Sattel im mittleren Teil etwas breiter ausfallen, um den Schambeinkufen ausreichend Auflagefläche zu bieten. Breite und Form des Sattels sollten also immer auch von der Sitzposition und nicht allein vom Sitzknochenabstand abhängig gemacht werden.
Bei der Schaumhärte kommt es stark auf das subjektive Empfinden an. Generell lässt sich aber sagen, dass die Knochenstrukturen auf einem weichen Polster mit der Zeit in den Sattel einsinken und es zu Scheuer- und Druckstellen kommen kann. Außerdem kann der Blutfluss im Dammbereich durch ein zu softes Polster abgedrückt werden.
Ein zu harter Sattel kann zwar auch Druckschmerzen verursachen. Doch daran kann sich der Körper bei regelmäßiger Belastung gut gewöhnen. Wenn der Sattel optimal eingestellt ist und die Druckverteilung passt, ist es meistens nur eine Frage der Zeit, bis die anfänglichen Schmerzen durch die härtere Oberfläche verschwunden sind. Erfahrungsgemäß kommen Frauen mit einem etwas weicheren Sattel dennoch besser klar.
Auch bei der Polsterhärte spielt die Sitzposition wieder eine Rolle. Ist sie eher aufrecht, und die Sitzbeinhöcker tragen die Hauptlast, kann der Sattel auch härter sein. Wenn das Becken stärker kippt und auch die empfindlicheren Teile Richtung Schambein Kontakt auf dem Sattel haben, ist ein weicheres Modell meistens eine gute Wahl. Gelsättel oder Gelüberzüge kann man für ein Mountainbike nicht wirklich empfehlen. Hier sinkt der Körper zu stark ein und wird instabil.
Grundsätzlich unterscheidet man bei den Sattelformen zwischen T-Form und V-Form. Welche Form besser zum Fahrer passt, hängt von der Beckenposition auf dem Sattel ab. Die T-Form zeichnet sich durch eine etwas schmalere, lange Nase und eine im Verhältnis deutlich breitere Sitzfläche aus. Sie ist die klassische Sattelform, die auch häufig ab Werk auf Rädern verbaut wird und funktioniert besonders bei einer aufrechten Sitzposition, bei der die Sitzbeinhöcker Kontakt zum Sattel haben, oft sehr gut. Außerdem bietet sie etwas mehr Beinfreiheit gerade bei muskulöseren Oberschenkeln. Wenn das Becken gekippt ist (wie es bei vielen Frauen der Fall ist) und die Schambeinkufen Kontakt zum Sattel haben, empfiehlt sich eine V-Form. Die etwas breitere Sattelnase bietet den Schambeinkufen schon ab dem mittleren Teil deutlich mehr Kontaktfläche.
Sättel mit ebener Sitzfläche bieten dem Fahrer eine gute Stabilität. Eine seitlich abfallende Form kann aber durchaus entlastend sein, weil sie den Druck reduzieren kann. Auch hier kommt es wieder auf das subjektive Gefühl, aber auch auf die Position des Beckens an. Wenn man beim Treten mit dem Oberschenkel an die Sattelkante stößt, kann ein seitlich abfallender Sattel die Lösung sein. Ein ansteigendes Heck ist besonders für Fahrer und Fahrerinnen geeignet, die hohen Druck im Schambeinbereich verspüren. Liegen die Sitzbeinhöcker auf dem erhöhten Teil des Sattels auf, ist der vordere Teil entlastet. Ein Sattel der geschwungen gebaut ist, empfiehlt sich besonders für eine aufrechte Position, bei der die Schambeinkufen keinen Kontakt zum Sattel haben, da der vordere Teil wieder leicht ansteigt.
Ein Sattel mit einem sogenannten Cutout dient hauptsächlich zur Entlastung von weichem Gewebe und soll so Taubheit verhindern. Das ist besonders bei männlichen Fahrern wichtig. Ein Nachteil der Aussparung kann sein, dass sich der Druck nicht mehr flächig verteilt, sondern auf den relativ schmalen Kanten neben dem Cutout liegt. Daneben gibt es auch Sättel mit Channel, also einer leichten Vertiefung. Sie hat im Prinzip dieselbe Funktion wie ein Cutout, bietet aber etwas mehr Kontaktfläche und ist in der Regel die sinnvollere Lösung. Komplett geschlossene Sättel können bei einer aufrechten Beckenposition aber ebenso gut funktionieren.
Eine breite Sattelnase hat den Vorteil, dass man den Sattel an verschiedenen Stellen gut belasten kann. Beim Bergauffahren rutschen viele Fahrer und Fahrerinnen gerne nach vorne. Wenn dort dann etwas mehr Fläche vorhanden ist, die man belasten kann, sitzt man stabiler und angenehmer. Eine schmale Nase bietet meist etwas mehr Beinfreiheit, ebenso wie die sogenannten Shortfit-Sättel. Da der vorderste Teil der Sattelnase meist nicht belastet wird, ist eine lange Sattelnase nicht zwingend nötig, kann aber gerade in technischem Gelände von Vorteil sein. Gerade Fahrer und Fahrerinnen mit kräftigen Oberschenkeln empfinden einen kurzen Sattel als sehr angenehm. Viele Shortfit-Sättel haben eine stark ausgeprägt V-Form die nicht zu jeder Beckenposition auf dem Mountainbike passt, aber gerade bei sportlicher Sitzposition sinnvoll sein kann.
Stahl, Titan oder Carbon? Hier kann prozentual gesehen jede Menge Gewicht gespart werden: Während die Gestelle bei preiswerten Sätteln meist aus CrMo-Stahlrohr bestehen und schon mal an die 100 Gramm wiegen, spart man mit einem Carbon-Gestell bis zu 60 Prozent Gewicht. Dünnwandigere Stahlrohre, wie sie hochwertigere Legierungen zulassen, liegen gewichtsmäßig genau dazwischen und ungefähr auf dem Niveau, das mit massiven Titanstreben erreicht werden kann.
Ein Carbon-Gestell hebt den Sattel jedoch auch in eine ganz andere Preisklasse – und es passt nicht in jede Sattelstütze. Um bruchsicher zu sein, sind Carbon-Streben meistens hochoval. Sie haben Querschnitte von 7 x 9 oder 7 x 10 Millimetern. Auf den meisten hochwertigen Sattelstützen befindet sich an versteckter Stelle ein Hinweis, für welche Art von Gestellen sie geeignet sind.
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