FMB World Tour 2024Frauen bei FMB-Diamond-Events: Slopestylerin Kathi Kuypers im Interview

Laurin Lehner

 · 09.02.2024

Slopestyle-Vorreiterin Kathi Kuypers aus Rosenheim.
Foto: Peter Kaiser
In diesem Jahr werden Frauen erstmals bei den Diamond Events der FMB World Tour starten, also bei allen vier Crankworx-Stopps – in der Top-Liga des Freeride-Mountainbikesports. Endlich, muss man sagen, oder? Wir haben mit Deutschlands Vorzeige-Slopestylerin Kathi Kuypers darüber gesprochen.

FREERIDE: Kathi, 2024 werden Frauen erstmals eine eigene Wertung bei den FMB-Diamant-Events erhalten. Dabei geht es um alle vier Crankworx-Stopps. Du giltst in Deutschland als Vorreiterin für Slopestyle-Frauen. Freust du dich darüber?

Kathi Kuypers: Irgendwie schon, doch es ist zu früh. Zudem stimmen einige Sachen in der Orga nicht. Wenn es schlecht läuft, fällt es uns Slopestyle-Frauen auf die Füße und wir sehen schlecht aus.

Du meinst, die Slopestylerinnen sind noch nicht bereit für Diamond Events?

Sicherlich nicht alle. Patricia Druwen wird auch bei den Diamond Events Flips und 360s zeigen, aber die meisten werden es schwer haben. Ich hoffe, dass wir am Ende nicht schlecht aussehen. Es ist einfach noch zu früh – seit 2022 haben die Frauen eine eigene Wertung bei den FMB Bronze- und Silber-Events. Der nächste Schritt wären Gold-Events gewesen. So hätten die FMB-Athletinnen Zeit gehabt, sich an die Kurse zu gewöhnen, auch an die anspruchsvolleren Gold-Kursen. Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass die Crankworx-Organisation die Athletinnen in Sachen Preisgeld gleich belohnen will wie die Männer.

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Equal-Pay – keine gute Sache?

Na ja, das ist erst mal gut. Aber ich habe schon gemerkt, wie das bei den Männern für Unfrieden sorgt. Zu Recht, wie ich finde. Man muss wissen, dass bei den Männern eine enorme Leistungsdichte herrscht. Da haben nur die Topfahrer eine Chance auf ein ordentliches Preisgeld. Der Rest des Starterfeldes riskiert trotzdem alles. Es gibt kein Startgeld, das heißt, viele scheitern schon bei der Anreise. Ich kenne einen Fall, da haben Rogatkin, Lemoine und Co. ausgeholfen und einem Kollegen den Flug finanziert. Angeblich haben die Crankworx-Organisatoren jetzt sogar Startplätze bei den Männern gestrichen. Und jetzt kommen wir Frauen mit sechs Starterinnen und die Hälfte davon räumt das große Geld ab. Das ist nicht fair.

Ich finde es mega cool, dass wir dieses Jahr Diamond-Events fahren dürfen. Ich hätte es allerdings ein Jahr später gemacht, damit wir uns alle an die großen Sprünge gewöhnen können und Tricks mit so viel Airtime lernen können. - Patrica Druwen, FMB-Athletin

Das ist eine reflektierte Einschätzung. Wie erklärst du dir diesen Schnellschuss der Crankworx-Macher?

Ich habe eine Theorie: Es gab die Red Bull Formation, eine Art Jam-Session für Frauen auf dem Rampage-Gelände. Letztes Jahr sollten die besten Frauen von RB-Formation bei der Rampage starten dürfen. Aber der Veranstalter Todd Barber hat das kurzerhand abgesagt. Ohne Begründung, soweit ich weiß. Casey Brown und Co. fanden das gar nicht lustig. Sie wären gerne mit den Männern gestartet. So sorgte die Sache im letzten Herbst für Furore, auch in den sozialen Medien gab es einen riesigen Shitstorm. Und vielleicht wollen die Crankworx-Organisatoren jetzt Vorreiter sein und sich mit diesem Schachzug beliebt machen. Aber das ist nur eine Vermutung. Ich habe kürzlich mit Veranstalter Darren telefoniert und Verbesserungsvorschläge gemacht – ohne Erfolg.

Was für welche?

Zum Beispiel, dass er mehr Frauen einladen soll, falls welche ausfallen. Überleg mal, im schlimmsten Fall starten nur drei im Finale und alle drei bekommen ein Preisgeld. Das wäre doch peinlich. Übrigens: Wegen fehlender FMB-Punkte fehlen auch Größen wie Carolin Buchanan. Ich darf auch nicht starten, weil ich letztes Jahr keine FMB-Punkte gesammelt habe.

Warum kontaktieren dich die Organisatoren von Crankworx? Bist du Beraterin, weil du so viel Erfahrung hast?

Beraterin passt nicht ganz, weil sie nicht auf mich hören. Und ja, ich war eine der ersten Frauen, die an FMB-Wettkämpfen teilgenommen hat. Damals 2016 bei den Männern. Und ich kämpfe schon lange dafür, dass wir Frauen im Slopestyle ernster genommen werden. Versteht mich also nicht falsch. Ich bin froh über die Entwicklung, aber die Frauen-Wertung bei Diamond-Events ist überstürzt. Auf kleineren, sicheren Kursen können auch wir Frauen tricksen und eine geile Show zeigen. Davon bin ich überzeugt. Aber bei Events wie Crankworx in Innsbruck werden nur ganz, ganz wenige gut aussehen. Nicht, weil sie keine Fähigkeiten besitzen, sondern weil die Umstände und der Kurs zu anspruchsvoll sind.

Sehen wir die Frauen auch bald so über den Kurs wirbeln? Auf dem Bild ist Dawid Godziek zu sehen.Foto: Red Bull Content PoolSehen wir die Frauen auch bald so über den Kurs wirbeln? Auf dem Bild ist Dawid Godziek zu sehen.

Kathi Kuypers Top 3 Favoriten für 2024

Patrica Druwen

“Sie ist die amtierende FMB-Gesamtsiegerin und die heißeste Anwärterin auf den Titel 2024. Die Frankfurterin ist erst 17 Jahre alt, hat aber doppelt so viele Tricks im Repertoire wie die Konkurrenz. Patrica flippt, dreiert und hat sogar schon einen Backflip-Tripple-Barspin gestanden. Momentan lernt sie Tailwips”.

Patricia Druwen (GER).Foto: Red Bull Content PoolPatricia Druwen (GER).

Robin Goomes

“Robin hat vielleicht nicht so viele Tricks auf Lager, aber sie kann große Sprünge und hat auch das nötige Mindset. Die Neuseeländerin war mehrere Jahre in der Armee, angeblich sogar in einer Eliteeinheit. Wenn die Nerven wegen Windbreak, Zuschauern etc. blank liegen, wird sie brillieren.”

Robin Goomes aus Neuseeland.Foto: Red Bull Content PoolRobin Goomes aus Neuseeland.

Alma Wiggberg

“Alma hat ein paar Tricks auf Lager und die nötige ‘Leck mich am Arsch’-Einstellung. Bei den Swatch Nines hat sie einen Truckdriver (360 Barspin) gestanden. Das hat zwar viele Versuche gebraucht, aber wer weiß, über den Winter wird die Schwedin sicher trainiert haben.”

Alma Wiggberg aus Schweden.Foto: Jara Sijka / @iron_town_sessionAlma Wiggberg aus Schweden.

Crankworx World Tour: Das musst du wissen!

Die Crankworx World Tour ist eine Serie internationaler Bike-Festivals, die sich ganz dem Mountainbike-Sport widmet. Die besten Athleten und Athletinnen der Welt treffen sich hier, um sich in verschiedenen Disziplinen mit anderen zu messen – und das an den unterschiedlichsten Destinationen weltweit. In einem normalen Jahr umfasst die Crankworx World Tour vier Destinationen mit den Festivals in Rotorua (Neuseeland), Cairns (Australien), Whistler (Kanada) und Innsbruck (Österreich).

Harriet Burbidge-Smith (hinten) und Patrica Druwen (vorne) beim Crankworx Speed and Style in InnsbruckFoto: Red Bull Content PoolHarriet Burbidge-Smith (hinten) und Patrica Druwen (vorne) beim Crankworx Speed and Style in Innsbruck

Termine Crankworx 2024

  • Crankworx Rotorua, Neuseeland - 16. bis 24. März
  • Crankworx Cairns, Australien - 22. bis 26. Mai
  • Crankworx Innsbruck, Österreich - 12. bis 23. Juni
  • Crankworx Whistler, Kanada - 19. bis 28. Juli

Kommentar von Emil Johannsson,

“Eine große Aufgabe”

Alle sind gespannt, wie es weitergeht und wir alle freuen uns auf den Tag, an dem genauso viele Frauen wie Männer bei Crankworx an den Start gehen können. Ich glaube, dass es absolut wichtig ist, gleiche Preisgelder zu haben. Alles andere wäre inakzeptabel, denn sie stehen ja in Konkurrenz zueinander. Aber es geht sehr schnell von 0 auf 100, die Silber- und Bronze-Events wurden erst 2022 eingeführt und jetzt geht es zu den Diamond-Level-Events, ohne jemals Gold-Events eingeführt zu haben.
Ich erinnere mich an mein erstes Gold-Event und es ist ein großer Schritt von Amateur-Events (Bronze und Silber) zu einem Gold-Event, ganz zu schweigen von einem Diamond-Event. Es ist ein großer Schritt und ich bin zuversichtlich, dass dieser Übergang für die Frauen reibungslos verlaufen kann, aber das Risiko, das damit verbunden ist, sollte nicht ignoriert werden.
Am Ende möchte ich so viele gesunde und glückliche Fahrerinnen wie möglich sehen. Realistisch gesehen hätte der Wechsel zu den Diamond Events noch ein Jahr warten können und der Fokus für 2024 sollte darauf liegen, dass so viele Fahrerinnen wie möglich außerhalb der Crankworx Event Woche Zeit auf der Crankworx Kursen bekommen. Die Trainingszeit ist begrenzt und es ist eine große Herausforderung, sich auf einen Wettkampf vorzubereiten, bei dem die Zeit auf der Strecke oft sehr begrenzt ist.

Emil Johansson, FMB World Tour Champion 2023
Bei den Männern nicht zu stoppen: Der Schwede Emil Johansson (re).Foto: Red Bull Content PoolBei den Männern nicht zu stoppen: Der Schwede Emil Johansson (re).

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