Ihr wollt selbst dann nicht auf Trails verzichten, wenn bei frostigen Temperaturen der Atem kondensiert und schon die Eiszapfen von den Augenbrauen wachsen? Dann steht ihr vor einem Dilemma, denn: Je dicker ein Modell isoliert ist, desto weniger Gefühl vermittelt es beim Griff um den Fahrradlenker. Schalten, bremsen, lenken – sämtliche Bewegungen werden durch das dicke Futter, speziell an der Handfläche, erschwert.
Verstärkt wird dieser Effekt noch, wenn die Handschuhe mit einer unflexiblen wasserdichten Membran ausgestattet sind. Schafft es der Hersteller nämlich nicht, die einzelnen Schichten fest miteinander zu verbinden, gleiten sie wie Teflon aufeinander, und man behält nur schwer die Kontrolle in technischem Gelände – besonders auf feuchten Wurzeln und moosigen Felsen eine unangenehme Angelegenheit. Im schlechtesten Fall rutscht das Innenfutter mit der feuchten Hand bei der Trinkpause aus dem Handschuh und lässt sich anschließend kaum wieder hineinstülpen.
Bleibt letztlich nur die Möglichkeit, zu trail-tauglichen Modellen zu greifen, deren Innenhand ungefüttert bleibt und die somit das sichere Griffgefühl eines normalen Fahrradhandschuhs erhalten.
Acht dieser leichten Winterhandschuhe haben wir hier für euch getestet. Kleiner Spoiler: Die wirklich geländetauglichen Modelle sind an kalten Wintertagen leider den weniger kälteempfindlichen Naturen unter uns zu empfehlen.
Für Frostbeulen oder richtig eisige Radtouren haben wir natürlich auch richtig warme Winterhandschuhe für Fahrradfahrer getestet, die selbst bei Temperaturen bis unterhalb des Gefrierpunkts funktionieren sollten.
Außen wasserdicht, innen leicht gefüttert – der Brisker ist der richtige Begleiter für nasse, milde Tage. Passform und Griffgefühl sind dank der geringen Isolationsschicht sehr gut, der Brisker gibt ein direktes Gefühl beim Schalten und Bremsen und erzeugt auch ohne Silikon-Prints mit sehr gutem Grip am Lenker. Allerdings spannt die Oberhand wegen der wenig flexiblen Membran, was auf Dauer etwas anstrengend ist. Dem 100% fehlt ein Flies am Daumen zum Naseputzen, und auch die Verarbeitung ist nur mäßig. Viel Reflex sorgt für gute Sichtbarkeit bei nebligen Verhältnissen.
Sehr hochwertiger und wasserdichter Handschuh für nicht allzu kalte Regentage im Winter. Trotz Membran ist die Passform top, der Griff am Lenker sicher und komfortabel. Die einzelnen Schichten sind sauber verschweißt, somit rutscht auch das Futter nicht. Leider bieten die Fingerspitzen etwas wenig Grip und auch keine Touch-Funktion. Auch der Wischdaumen könnte etwas weicher sein. Durch das lange, flexible Bündchen schlüpft man problemlos in den Handschuh, ein Klett zur Weitenregulierung wäre noch schön. Toller Handschuh zum vernünftigen Preis.
Ein sehr direktes Griffgefühl und gute Passform sind die Stärken des ADV. Er unterscheidet sich beim Tragegefühl kaum von einem leichten Sommerhandschuh. Weil Craft dafür aber auch an der Isolierung spart, reicht der Einsatzbereich höchstens bis 5 Grad über Null. Zwar sind die Finger gut vor Wind und passabel vor Spritzwasser geschützt. Richtig kaltes Wetter oder gar Regenschauer verträgt der ADV aber nicht. Empfehlenswerter leichter Handschuh für Herbst und Frühjahr.
Absolut minimalistischer Handschuh für den Trail- und Enduro-Einsatz und definitiv nur etwas für milde und trockene Wintertage. Die geschlossenporige Schaumstoffoberseite schützt leicht vor Kälte, doch schon an den Seiten der Finger wird es zugig. Passform und Griffgefühl sind dagegen hervorragend, die dünne Clarino-Innenhand erzeugt exzellenten Grip am Lenker. Auch die Armaturen lassen sich bestens bedienen. Leider gibt es weder Touchscreen-taugliche Aufsätze noch einen Wischdaumen, und auch das Bündchen könnte etwas länger ausfallen.
Mit dem wind- und wasserdichten Pivot hat Giro einen soliden Allrounder im Programm. Trotz des Primaloft-Futters gehört der Giro zu den eher mäßig isolierten Kandidaten. Die Outdry-Membran hält das Material flexibel, sodass der Griff am Lenker kaum leidet. Am Ende der schmal geschnittenen Finger entsteht jedoch überschüssiges Material, das beim Handling stört, und auch die wulstige Naht des Touchscreen-Besatzes am Zeigefinger irritiert. Mit schwitzigen Händen kommt man nur schwer in den Handschuh, die Wischfläche ist schmal und mäßig saugfähig, dafür aber sehr lang, das Material ungewöhnlich raschelig.
Ähnlich wie der Fox trägt sich auch der Pearl Izumi fast wie ein normaler Sommerhandschuh. Mit seinem dünnen Polartec-Alpha-Futter auf der Rückhand passt er eher in die Übergangszeit als in den tiefen Winter. Der Summit fällt groß aus. Vorsicht, sonst schoppt sich das Material an der Handfläche beim Griff um den Lenker. Auch der Sitz ist nicht ganz so geschmeidig wie bei Fox, und der Grip an den Armaturen etwas geringer. Dafür verfügt der Summit über gut funktionierende Touchscreen-Aufsätze sowie einen Frotteeaufsatz am Daumen und wehrt Fahrtwind besser ab.
Wer einen leichten Übergangshandschuh mit top Passform und sehr direktem Griffgefühl sucht, ist hier richtig. Mit dem Swelter behält man auch in kniffligen Passagen die Kontrolle. Sobald Feuchtigkeit ins Spiel kommt oder die Temperatur unter zehn Grad sinkt, wird es aber unangenehm im Troy Lee. Bei Ausstattung und Qualität muss man leichte Abstriche in Kauf nehmen, auch Material und Verarbeitung machen keinen allzu hochwertigen Eindruck. Ausgerechnet an Zeige- und Mittelfinger fehlt der Silikon-Print. Auf einen Daumen mit Frottee-Besatz muss man verzichten.
Die schlanke Passform und das dünne Futter des Posta sorgen auf Anhieb für hohen Tragekomfort. Das rundum windabweisende Fingermaterial sorgt für passable Isolation, allerdings pfeift der Wind durch den großflächig frottierten Daumen – etwas unangenehm, wenn der erst mal feucht ist. Das lange Bündchen samt Klett schließt angenehm weit hinten ab. Der Grip an Lenker und Armaturen könnte etwas besser sein. Die an der Innenhand aufgenähten Polsterstreifen sind zu unflexibel und drücken während der Fahrt auf die Hände und schmälern den Tragekomfort.
Auch wenn die meisten Hersteller ihren Handschuhen wasserabweisende Eigenschaften attestieren – im Spraytest konnte kaum eines der Modelle wirklich überzeugen. So wird Feuchtigkeit, egal ob Nebel, Niesel oder Graupel, meist direkt vom Obermaterial aufgenommen, was die Auskühlung der Finger beschleunigt. Wer seine Handschuhe regelmäßig mit einer umweltfreundlichen Imprägnierung (z. B. Nikwax Handschuh-Imprägnierung, 9 Euro) behandelt, kann ihre Leistungsfähigkeit bei schlechtem Wetter noch einmal deutlich verbessern.
Bei Winterhandschuhen steht man vor einem Dilemma: Richtig warme Modelle geben selten ein direktes und angenehmes Griffgefühl. Mit dünnen Exemplaren hat man zwar das Bike besser im Griff, aber auch schnell kalte Finger.
Gut gepflegte Handschuhe funktionieren nicht nur besser, sie halten auch länger. Modelle ohne Leder können regelmäßig in der Maschine bei 30 Grad gewaschen werden. Zuvor sollten Sie die Klettverschlüsse schließen oder die Handschuhe in ein Wäschesäckchen stecken, damit keine andere Kleidung beschädigt wird. Nach der Wäsche oder dem Tragen die Handschuhe aufhängen oder auslegen und an der Luft trocknen lassen. Handschuhe gehören auf keinen Fall in den Wäschetrockner. Auch Weichspüler sind tabu. Lederhandschuhe dürfen weder in der Maschine gewaschen noch auf der Heizung getrocknet werden. Ein Imprägnierspray verbessert den Wetterschutz und hält Graupel oder leichten Nieselregen ab.
Atmen wir kalte Luft ein, erhöht das Gehirn den Blutfluss in der Nasenmuschel. Die Gefäße weiten sich und erwärmen die kalte Luft, bevor sie in die Lunge gelangt. Um die Schleimhäute dabei feucht zu halten, steigt auch die Sekretproduktion. Was wiederum bedeutet: Die Nase läuft und läuft. Damit das Nasensekret im Gesicht nicht zu Eiszapfen gefriert, braucht es entweder eine ausgefeilte Schneuztechnik (Experten schaffen es komplett ohne Finger) oder einen weich frottierten Wischdaumen am Handschuh. Der sollte zur absoluten Grundausstattung bei Winterhandschuhen gehören – was leider bei Weitem nicht jeder Hersteller in diesem Test beherzigt.
Wer nicht vorhat auch bei winterlichem Regenwetter aufs Bike zu steigen, sollte auf eine wasserdichte Membran im Handschuh lieber verzichten. Jede zusätzlich Schicht verschlechtert in der Regel auch die Passform des Handschuhs, das Handling sowie das Griffgefühl. Gerade an der Handoberfläche sind die Materialien dann häufig starr und unflexibel und erschweren den Griff um den Lenker oder die Bedienung von Schalt- und Bremshebel. Wenn die einzelnen Schichten nicht sauber miteinander verschweißt sind, leidet der sichere Griff am Lenker noch mehr – besonders unangenehm in technischem Gelände.