Jan Timmermann
· 01.04.2023
Bei der BIKE Mission 3000 stellt sich Mountainbike-Einsteiger und BIKE-Leser Albert der Herausforderung seiner ersten Tour mit 3000 Höhenmetern. Ausdauer-Spezialist Kai Saaler legt schon mal knapp die sechsfache Zahl an Höhenmetern in einer Runde zurück. Wie schätzt der Profi die Challenge ein?
Kai Saaler ist absoluter Höhenmeter-Experte. Er hält nicht nur den Weltrekord für die meisten erklommenen Höhenmeter in zwölf Stunden, mit 9774 nämlich mehr als drei Mal so viel wie sie sich unserem Leser Albert bei der BIKE Mission 3000 entgegenstellen werden. Niemand schaffte es außerdem, in 24 Stunden mit dem Bike höher zu klettern als er: Unglaubliche 17.391 Höhenmeter hatte er bei seiner Rekordfahrt auf dem Tacho. Der 36-Jährige kann als Solo-Fahrer zudem Weltmeistertitel in der 12- und in der 24-Stunden-Kategorie vorweisen.
Bereits online sind unsere Berichte zur großen BIKE Mission3000
BIKE: Für wie anspruchsvoll hältst Du als Weltrekordler eine Tour über 3000 Höhenmeter wie bei unserer BIKE Mission 3000 für einen Anfänger?
Kai Saaler: Das kommt natürlich immer auf die sportliche Vorgeschichte der Person an. Es ist ein Unterschied, ob die Person zuvor nur Schach gespielt hat oder auch schon Marathon gelaufen ist. Es ist sehr schwer, eine Person nach nur zwei Monaten auf eine solche Tour zu schicken, die erst einmal mit Grundlagen beginnen muss und beim Treppenlaufen schon außer Atem kommt. Im Anschluss wird der Muskelkater sicher immens sein und es ist fraglich, ob diese Person dann überhaupt nochmal auf ein Fahrrad steigen will. Wer schon etwas Grundfitness hat, kann bei solch einem Projekt aber großen Spaß haben. Spannend ist vor allem zu sehen, wie der Körper sich im Positiven verändert.
Was macht das Ausdauer-Training mit einem Profi wie Dir?
Ich mache selbst jedes Jahr ähnliche Erfahrungen. Ab Mitte September bis Oktober fahre ich das Training runter und regeneriere im November, aber esse einfach weiter, wie als 24-Stunden-Rennfahrer gewohnt. Bei Trainingsstart ab November schaffe ich es kaum, sechs Kilometer zu joggen und habe nach Weihnachten meist einiges an Winterspeck. Bei einer Körpergröße von 171 Zentimetern beträgt mein Gewicht zu diesem Zeitpunkt rund 80 Kilo. Wenn ich im Sommer voll austrainiert bin, habe ich nur noch 63 Kilo und rocke die 24-Stunden-Rennen. Das sind dann auch zwei komplett unterschiedliche Personen: der Winter-Kai als Couchpotato und der Sommer-Kai als Leistungssportler. Ich stehe also im November an der gleichen Stelle wie Albert, der sich nun der BIKE Mission 3000 stellt. Die stetigen Veränderungen am eigenen Körper zu erfahren wird für ihn auf jeden Falls etwas Tolles sein.
Was wird Deiner Erfahrung nach die größte Herausforderung an der BIKE Mission 3000 sein?
Zunächst muss sich der Körper an die neuen Herausforderungen anpassen. Ab November, nach meiner Off-Season, steigere ich die sechs Kilometer Joggen in kleinen Schritten, bis ich im März 70 Kilometer am Tag wegschrubbe. So baue ich mit minimalem Zeitaufwand meine Ausdauerfähigkeit aus, bevor ich ab März den Bike-Anteil deutlich erhöhe. Der Körper muss sich langsam anpassen. Die Zeit von zwei Monaten ist da für einen Anfänger schon recht knapp. Wenn man zuvor nicht auf dem Bike gesessen hat, sind Muskelkater, Knieprobleme und Rückenschmerzen schon vorprogrammiert. Und dann ist da ja noch das Popo-Problem.
Was sind die wichtigsten Punkte in der Vorbereitung auf die BIKE-Challenge?
Ich würde sagen, dass zunächst einmal die Ausdauer gesteigert werden sollte, da hier die Anpassung am längsten dauert und die Tour doch einige Stunden in Anspruch nehmen könnte. Zudem ist der Kraftaufbau in den Beinen sehr wichtig, um sich die Höhenmeter auch hochwuchten zu können. Was aber ebenfalls von Beginn an beachtet werden sollte, ist die untere Rückenmuskulatur, um dem Körper die nötige Stabilität zu geben – und auch das Dehnen darf nicht vergessen werden. Bei Sportanfängern können vor allem Muskeln, Sehnen und Bänder schnell überlastet sein. Eine unnötige Verletzung könnte den ohnehin schon knappen Zeitplan gehörig durcheinander bringen.