Jan Timmermann
· 04.04.2023
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BIKE-Leser und Familienvater Albert will in nur zwei Monaten seine erste Tour mit 3000 Höhenmetern fahren - das ist seine BIKE Mission 3000. Wenig Zeit für ein großes Vorhaben. Wo soll er da anfangen? Am besten auf der Fechtbahn. Im Duett mit einem Bikefitter.
Gerade erst hatte Albert die Bewerbung zur BIKE Mission 3000 ins Formular getippt, schon steht er neben Bikefitting-Guru Dr. Kim Tofaute. Beide halten eine Fechtmaske unterm Arm und posieren für die Kameras. In Alberts Augen: Unsicherheit. Eigentlich will er doch Höhenmeter bezwingen. Der Boden der Fechthalle ist aber flacher, als jeder Flussradweg. Alles nur nur Kulisse für das, worum es heute wirklich geht. In zwei Monaten wird sich Albert einem ganz anderen Herausforderer stellen. Dann wird er zum ersten Mal in seinem Leben 3000 Höhenmeter auf einer einzigen Runde erklimmen. Vielleicht wird er sich dann in die flache Sporthalle zurückwünschen. Definitiv aber muss dann alles passen.
Bereits online sind unsere Berichte zur großen BIKE Mission3000
BIKE hat das Bikefitting von Leser Albert als ersten Schritt seiner BIKE Mission 3000 mit der Kamera begleitet. Im Video zeigen wir den kompletten Ablauf des Fittings, das Albert fit für seine 3000-Höhenmeter-Tour machen soll.
Ergonomie-Expertin Dagny Hilpert unterbricht das Posing von Albert und Dr. Kim Tofaute und wendet sich an ersteren. In ihrer Hand ein Fragebogen: Wie lange schon Biker? Wie oft auf dem Rad? Irgendwelche Beschwerden? Nach der Bestandsaufnahme nickt sie zufrieden. Auch beim Beweglichkeitstest schneidet Albert gut ab. In seiner gewohnten Radfahr-Welt ist er beschwerdenfrei. Doch eben diese Komfortzone wird der 39-Jährige in Kürze verlassen. Eine Tour mit 3000 Höhenmetern in alpinem Gelände - das hat Albert noch nie versucht. Auf unserer Challenge-Runde am Eisjöchl werden zusätzlich rund 90 Kilometer zusammenkommen. Wenn es gut läuft, muss Albert mit sieben Stunden im Sattel rechnen.
Bei der BIKE Mission 3000 ist sein Fully der Degen, mit dem er in das Duell Biker gegen Schwerkraft zieht. Nur mit perfekt passendem Material wird Albert parieren können, wenn die lange Rampe Gelenke und Muskeln attackiert. Voreilige Schlüsse will Dagny deshalb nicht ziehen und trägt sonderbar anmutende Messinstrumente auf die Fechtbahn. Körpergröße, Gesäßumfang, Schulterbreite und Innenbeinlänge werden an den Instrumenten abgelesen. In einen Hocker integrierte Drucksensoren ermitteln den Abstand von Alberts Sitzknochen.
Auf Dagnys Zuruf zieht Kim den dazu passenden Sattel aus einer Kiste. "Du liegst zwischen zwei Sattelgrößen. Da du bei deiner Mission sehr sportlich fahren wirst, rate ich dir zum schmaleren." erklärt der Profi, während er das neue Teil montiert. Zu einem Bikefitting gehört auch die Empfehlung ergonomischer Produkte. Diese versprechen weniger Belastung, mehr Komfort und bessere Unterstützung, wenn der Körper ans Limit geht.
Nur an einem individuell auf den Fahrer eingestellten Bike funktionieren ergonomische Produkte ideal und nur beschwerdenfrei können die 3000 Höhenmeter ein Erfolg werden. - Dagny Hilpert, Ergonomie-Projektingenieurin bei Ergon
"Hier, ganz wabbelig!" sagt Kim und zerknüllt die Einlagen aus Alberts Schuhen mühelos mit der Hand. Dessen Knöchel stehen leicht nach innen. Ergonomische Einlagen* können die Fehlstellung mit einer Erhöhung der Fußinnenseite korrigieren. Schon im Stand kann Albert die zusätzliche Stabilität der neuen Sohlen fühlen. An der endlosen Steigung des Eisjöchls werden ihm diese helfen die viele benötigte Beinkraft besser in die Pedalen zu speisen. Zur Entlastung des Kapaltunnels am Hendgelenk empfiehlt Kim den Wechsel zu ergonomischen Griffen. Natürlich richtet der Fachmann auch diese mit seinem messerscharfen Blick aus.
In den kommenden Wochen wird sich Albert auf seinen Trainingsrunden von der Vorteilen der Umbauten überzeugen können. Zunächst aber sollen seine Körperproportionen auf das Bike übertragen werden. Dazu zieht Dagny ein Handbuch aus der Ergon Fitting Box*. Ein Blick hinein genügt und sie kann von Alberts Anatomie auf seine optimale Sitzhöhe und -länge schließen.
Der Tabelle nach ist Alberts Sattel zu weit vorne. Das könnte auch die gelegentliche Verkrampfung seines Schulterbereichs erklären, welche Albert nun doch noch zum Punkt Beschwerden einfällt. Gerade die Geometrie moderner Mountainbikes mit steilen Sitzwinkeln belaste schnell kritische Punkte der Trapetzmuskulatur, so Kim. Um auf langen Fahrten Verspannungen zu vermeiden, seien Hobby-Biker deshalb mit einer Überprüfung der Sitzlänge gut beraten.
Nachdem Dagny Alberts Knielot in der neuen Sattelposition mit einem Pendel aus der Fitting Box überprüft hat, lässt sie auch seinen Lenker nicht unangetastet. Eine leichte Drehung soll den Upsweep reduzieren und damit den Druck auf die Handaußenseite minimieren. Gegen das Abknicken der Handgelenke hilft das Verstellen der Bremshebel nach unten.
Albert beobachtet den Prozess gespannt vom Sattel aus. Für ihn ist die Situation keine unbekannte: Mit dem Rennrad war er schon einmal beim Fitter. Die vielen kleinen Änderungen, sind genau das, was er sich von der Aktion versprochen hatte. Als die Bikefitter ihm kleine Marker auf die biomechanischen Drehpunkte seines linken Beins kleben, wird es für Technik-Fan Albert aber nochmal spannend. Dank einer Spezialkamera und der Methode des Optischen Trackings fährt auf dem Computerbildschirm nun eine Strichmännchen-Version des BIKE-Lesers Fahrrad. Gleichzeitig senden die Sensoren in einem Sattelüberzug ein Druckbild an den Laptop.
Dagny und Kim nehmen sich viel Zeit, um die Daten zu analysieren. Die Messtechnik bestätigt, was das Expertenauge und die Fitting Box erarbeitet haben. Alberts Bike passt perfekt zu seinem Körper. Was noch nicht passt sind die Pedalplatten. Zwar stimmt der Q-Faktor, also der Abstand der Füße zum Tretlager, doch Alberts Cleats stehen gute drei Millimeter zu weit vorne. Das verrät eine Schablone, welche außerdem eine leichte Asymmetrie bei der Cleat-Montage offenbart. Bei sieben Stunden auf dem Bike könnte das zu tauben Füßen und einschlafenden Fußzehen führen. Viermal Schrauben, nun stehen die Fußballen exakt über der Pedalachse und Hüftgelenk, Knie sowie Pedal laufen in einer geraden Linie. Kurzer Test auf der Rolle: Fühlt sich gut an.
Nach zwei Stunden steigt Albert vom Bike. Sportmännisch schüttelt er die Hand von Dr. Kim Tofaute und das Duett in der Fechthalle endet. An diesem Tag geht Albert als Sieger von der Bahn, bereit für die nächste Herausforderung seiner BIKE Mission 3000.