Jan Timmermann
· 30.03.2023
Mountainbiken trägt das Höhenmeter-Sammeln bereits im Namen. Doch wie schlägt sich ein Einsteiger auf seiner ersten Tour mit 3000 Höhenmetern? Wir stellen unseren Leser Albert vor eben diese Herausforderung und begleiten ihn bei der BIKE Mission 3000.
Lange Mountainbike-Touren haben einen ganz eigenen Reiz. Viele Erlebnisse der Bike-Welt gibt es nicht umsonst, sondern erst nach einer gewissen Anstrengung: Wie ist es sieben Stunden am Stück im Sattel zu sitzen? Ist der eigene Körper einer Tour mit 3000 Höhenmetern gewachsen? Was ist das für ein Gefühl, wenn man diesen Anstieg gemeistert hat? Für Mountainbike-Anfänger sind all diese Fragen noch spannender. Zu ihrer Beantwortung führt nur ein Weg: Ausprobieren. BIKE schickt deshalb einen Leser auf die Mission 3000. Wir begleiten Wiedereinsteiger Albert auf seinem Weg zur ersten Tour mit 3000 Höhenmetern im alpinen Gelände.
Bereits online sind unsere Berichte zur großen BIKE Mission3000
Albert Miethaner ist 39 Jahre alt und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Landkreis Ebersberg. Beruflich kümmert sich der IT-Fachmann um den Leitstellenbetrieb des Münchner Flughafens. Auch privat lebt er seine Leidenschaft für Technik bei der Freiwilligen Feuerwehr aus. Vor zehn Jahren mottete er das Mountainbike ein und wechselte auf die Straße. Heute bezeichnet sich Albert selbst als Genussbiker und Schönwetterfahrer. Vergangenes Jahr kaufte er sich ein Orbea Occam M30 und passte es mit einigen Umbauten an seine Bedürfnisse an. Seitdem bestreitet er mit dem All Mountain Bike hin und wieder Touren über 300 bis maximal 1000 Höhenmeter. Den Spaß fürs Biken hat Albert wiederentdeckt, doch Sicherheit und Technik fehlen noch. Für BIKE stellt sich der Wiedereinsteiger der Herausforderung seiner ersten Tour mit 3000 Höhenmetern.
Hoch über Naturns liegt der Schafrichter der BIKE Mission 3000: Eine der berüchtigtsten Bergfahr-Herausforderungen Europas. Mit rund 2400 Höhenmetern am Stück ist die Auffahrt zum Eisjöchl der längste fahrbare Anstieg der Ostalpen - jedenfalls theoretisch. Allerdings werden auf den letzten 900 Höhenmetern nicht nur die Luft, sondern auch der Weg dünner und die Windungen des Singletrails immer spitzer. Für den Kopf kann das Kehren-Zählen ebenso motivierend wie zermürbend sein. Auch die schier endlose Abfahrt hat es in sich und wird Albert nicht nur Kondition, sondern auch Fahrtechnik abverlangen.
Wahrscheinlich wird sich Albert in Naturns die Augen reiben. Nicht, weil es bergauf geht - darum geht es ja bei der BIKE Mission 3000. Auf unserer Challenge-Strecke am Eisjöchl stapeln sich die Höhenmeter aber praktisch am Stück. Mehr Fitness-Check geht nicht. – Gitta Beimfohr, BIKE Reiseredakteurin
BIKE Leser Albert als blutigen Anfänger zu bezeichnen, wäre falsch. Der 39-Jährige ist Wiedereinsteiger und sitzt nach zehn Jahren Abstinenz wieder aktiv auf dem Mountainbike. Zwischenzeitlich probierte sich Albert im Rennrad- und Triathlon-Sport aus. Eine gewisse Grundfitness ist also gegeben. 3000 Höhenmeter mit dem Mountainbike sind aber ein absolutes Novum für Albert. BIKE will den Familienvater auf seiner Mission 3000 bestmöglich unterstützen und hat Albert dafür einige Hilfestellungen organisiert. Bevor es richtig losgehen kann, muss ausgeschlossen werden, dass Albert auf langen Strecken Haltungsprobleme bekommt. Ein Bikefitting mit den Ergonomie-Experten von Ergon ist deshalb der Kick-Off für seine Mission. BIKE Trainer David Voll hat mit Albert außerdem einen Fitness-Test ausgearbeitet und auf dessen Basis einen Trainingsplan erstellt. Unterstützt wird sein Training durch einen passenden Ernährungsplan. Die ganzen Geschichten zu Alberts Bikefitting und Trainingsstart lesen Sie in BIKE 05/23.
Natürlich wollen wir Albert bei seinem Training begleiten und widmen in BIKE 06/23 der Mission 3000 einen Schwerpunkt mit dem Thema Fitness und Ernährung. Darin zeigen wir nicht nur Übungen zum Nachmachen, sondern stellen auch ergonomisch optimierte Bike-Teile vor, mit der die eigene Mission 3000 gelingen kann. Um Albert mehr Sicherheit auf seinem All Mountain Fully zu schenken, nehmen wir ihn mit zu einem Fahrtechnik-Coaching und zeigen, auf welche Kniffe es auf einer langen Tour ankommt. Ob Albert schließlich seine Mission am Eisjöchl erfolgreich abschließen kann, erfahren Sie in BIKE 07/23.
BIKE: Albert, du bist der Protagonist für die BIKE Mission 3000. Stell dich doch bitte kurz vor.
Albert Miethaner: Ich bin 39 Jahre alt und habe einen achtjährigen Sohn sowie eine fünfjährige Tochter. Als gelernter IT-ler arbeite ich am Münchner Flughafen. Dort kümmert sich mein Team um den Leitstellenbetrieb der Werksfeuerwehr und der Konzernsicherheit. Ich begeistere mich für Technik und Automatisierung. Das lebe ich in meiner Freizeit auch bei der Freiwilligen Feuerwehr und der Astrofotografie aus. Generell bin ich gerne draußen, neben dem Bike auch beim Bogenschießen. Mit meinem Großen geht es auch ab und an in die Kletterhalle. Gerne würde ich noch mehr machen aber der Tag hat nur 24 Stunden.
Seit wann fährst du schon Mountainbike?
Ich habe mir letztes Jahr ein Bike gekauft. Früher war ich auch öfters Mal auf dem Mountainbike unterwegs, das ist aber schon gut zehn Jahre her. Damals habe ich den Triathlon-Sport für mich entdeckt und mich in das Strecke machen verliebt. Mit dem Mountainbike ist bei mir daheim der Radius recht begrenzt, weshalb sich in den letzten Jahren fast alles auf die Straße verlagert hat. Auf dem alten Bike war ich seitdem höchstens kurz mit den Kindern im Dorf unterwegs.
Seit letztem Jahr bist du wieder auf dem Mountainbike unterwegs. Wie sehen deine Touren normalerweise aus?
Wenn ich es pro Woche ein bis zwei Mal aufs Rad schaffe, ist das im Moment viel. Ich bin bekennender Schönwetterfahrer und wechsle je nach Wetterlage zwischen Rennrad, Rolle in der Garage und Mountainbike. Bei mir in der Gegend kommen mit dem Bike 30 bis 50 Kilometer und 300 bis knapp 1000 Höhenmeter pro Tour zusammen. Gemeinsam mit meinen Kumpels geht es auch ein-zweimal im Jahr in die Alpen. Für dieses Jahr haben wir schon einen Fahrtechnikkurs gebucht. Ich habe zwar den Spaß am Mountainbiken wiedergefunden, die Sicherheit ist aber aufgrund fehlender Technik noch nicht da.
Mit deiner Rennrad-Erfahrung startest du ja konditionell nicht ganz bei null. Siehst du Radfahren als gezieltes Training?
Mein Einstieg in die Triathlon-Welt brachte das so mit sich. Ich hatte damals mit einem Trainer zusammengearbeitet und mit einer Trainingssteuerung via Wattmesser gestartet. Heute bin ich da nicht mehr so verbissen dahinter, sondern eher ins Freizeit- und Genussbiken übergegangen.
Warum hast du dich gerade hetzt für die Mission 3000 beworben?
Die Challenge reizt mich sehr und ich habe Spaß an der sportlichen Herausforderung. 3000 Höhenmeter habe ich noch nie zusammengebracht. Ich bin vor einigen Jahren Mal mit dem Rennrad 2200 Höhenmeter gemacht aber mit dem Mountainbike ist das etwas anderes. Meinem Vater gefiel die Landschaft im Regensburger Land, weshalb ich bei meinen Touren öfters mitgefilmt habe, um sie ihm zu zeigen. So ist mit der Zeit mein eigener Hobby-YouTube-Channel entstanden. Ich bin aber nicht sonderlich kreativ. Deshalb interessiert mich auch der Produktionsablauf der Story bei BIKE.
Für die Challenge geht es auf das Eisjöchl. Mit dabei: der längste Anstieg der Ostalpen. Was geht in dir vor, wenn du daran denkst?
Der lange Anstieg wird sicher hart. Auch die Distanz ist mit dem Mountainbike ein gutes Stück. Ich denke schon, dass es grundsätzlich zu schaffen ist, habe aber Bedenken, dass ich an den Anschlag komme. Ich hoffe die Steilstücke, wo man richtig Watt treten muss, halten sich in Grenzen, denn so etwas macht mich momentan noch ziemlich fertig und ich brauche etwas, bis ich mich danach wieder fange. Ich habe also Respekt, insgesamt überwiegt aber die Vorfreude. Ich kenne die Gegend und weiß, dass es dort landschaftlich toll ist.
Was fährst du denn zurzeit für ein Rad und was könnte man deiner Meinung nach daran verbessern?
Ich Fahre ein Orbea Occam M30 All Mountain aus 2022 mit ein paar Umbauten. Von der Ergonomie her empfinde ich es aktuell als passend für mich, lasse mir aber gerne Tipps von Profis geben. Bikefitting ist immer eine interessante Sache, denn ich habe größtenteils alles selbst eingestellt. Bei Technik-Themen, die über die Höhenverstellung der Sattelstütze hinausgehen, hole ich mir Hilfe im Bikeshop meines Vertrauens.