Gitta Beimfohr
· 10.02.2023
Wir haben 6 spannende Mittelgebirgstrips herausgesucht, die gerade zum Start in die Saison Spaß machen. Sie führen durch Deutschlands vielleicht beeindruckendste Landschaften und fädeln dabei jede Menge Trails auf.
Nicht mehr lang, und in Deutschland sprießt der Frühling aus Boden und Bäumen. Höchste Zeit, sich schon mal warme Gedanken zu machen. Diese sechs spannenden Mittelgebirgstrips führen durch Deutschlands vielleicht beeindruckendste Landschaften und fädeln dabei jede Menge Trails auf. Sie sind perfekt für einen spaßigen Start der Mountainbike-Saison – oder den oder Ausklang. Und natürlich immer wieder zwischendurch.
Einmal der Länge nach den Schwarzwald durchqueren: Allein für Transalp-Aspiranten wäre das eine Top-Vorbereitung für das größere Vorhaben im Sommer. Problem: Wegen der Zwei-Meter-Regelung in Baden-Württemberg würde solch eine Tour praktisch keine Singletrails enthalten. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Im mittleren Schwarzwald gibt es zwei Regionen, die sich von dieser Geißel weitgehend befreit und sogar rund um den Nationalpark spannende Trails für Mountainbiker ausgeschildert haben: Sasbachwalden und Baiersbronn. Knüpft man die freigegebenen Pfade dieser beiden Orte nun geschickt zusammen, erhält man eine große Runde vom Murgtal durchs Langenbachtal, über Mummelsee und Hornisgrinde (1164 m), weiter zur Darmstädter Hütte und wieder zurück nach Baiersbronn. Eine dreitägige Highlight-Tour für alle, die nach 700-Höhenmeter-Anstiegen gern in die Ferne sehen und zusätzlich noch mit knackigen Trail-Abfahrten belohnt werden möchten.
Die Runde um den Nationalpark Schwarzwald von Baiersbronn nach Sasbachwalden und über Obertal wieder zurück misst insgesamt 135 Kilometer und 4000 Höhenmeter. Mit dem E-MTB wäre das in zwei Tagen zu schaffen, aber allein um die Landschaft zu genießen, lohnt es sich, einen dritten Tag einzuplanen.
Die Trails sind teilweise wirklich anspruchsvoll. Vor allem der T8-Trail von der Walterhütte nach Baiersbronn hinunter wartet mit felsigen und wurzeligen Abschnitten auf (S2–S3). Außerdem trifft man unterwegs auf ein paar knifflig-steile Bergaufpassagen.
“Drei Tage lang legale Trails im Schwarzwald! Damit hätte ich im Land der Kuckucksuhren niemals gerechnet!” Andreas Kern, EMTB-Tourenautor
Angry Jens, Wellensittich, Links Rechts Runna, Ballern ohne Gewehr – seit der Gestattungsvertrag im Februar 2022 vom Staatssekretär unterschrieben wurde, dürfen die Bike-Vereinsmitglieder in Saarbrücken kreativ werden. Nicht nur bei der Namensgebung, sondern auch bei der Möblierung der insgesamt 16 neuen, freigegebenen Trails im Süden der saarländischen Landeshauptstadt. Einige Pfade wurden mit feinstem Flow kurvenreich um die Bäume verlegt, andere enthalten Schwunggeber in Form von Wellen, Drops und Doubles. Aber es warten auch ausgesprochen sportliche Varianten, bei welchen die internationalen Trail-Bauprofis des Trek-Trail-Advocacy-Programms mit Geld, Bagger, Säge und Nägeln helfend zur Seite standen. Und wenn man schon mal im Saarland auf Besuch ist, dann lohnt sich auch noch der Roadtrip zu den anderen Topspots des kleinen Bundeslandes: St. Ingbert, Freisen, Neunkirchen und Perl im Dreiländereck zu Frankreich und Luxemburg.
Im Wald verstreut, südlich der Hermann-Neuberger-Sportschule, warten auf Mountainbiker inzwischen über 40 Trail-Kilometer. Wer einen guten Querschnitt aller Schwierigkeitsgrade erleben möchte, wählt die Runde Saarbrücken’s Finest. Auf dieser Strecke von 23,5 Kilometern und 725 Höhenmetern sammelt die Tour gleich sechs der neuen Trails auf.
“Das Spannende an den Saarland-Spots: Obwohl sie so nah beieinander liegen, hat jeder seinen eigenen Charakter. Marathon-Fahrer werden St. Ingbert lieben, mir haben es die Trails von Saarbrücken und Freisen angetan.” Wolfgang Watzke, EMTB-Fotograf
Deutschlands kleinstes Mittelgebirge drückt sich ganz im Osten an die Grenzen zu Polen und Tschechien. Dabei hat das Zittauer Gebirge gerade mal eine Fläche von 50 mal 25 Kilometern. Höchster Gipfel: die Lausche, mit 793 Metern. Doch so klein dieses sächsische Kleinod auch ist – es steckt voller Überraschungen: Mitten im Wald sprießen aus dem rötlichen Sandsteinboden riesige, skurrile Gesteinstürme, die ans amerikanische Moab erinnern. Von Aussichtsfelsen überblickt man immer wieder die grünen, kegelförmigen Gipfel, die vulkanischen Ursprungs sind.
Das Beste aber: Mitten durch diese fast schon märchenhafte Landschaft zieht sich glücklicherweise auch noch die tschechische Grenze. In Tschechien heißt der Gebirgszug Lausitzer Gebirge Das bedeutet, ein länderverbindendes Pfadnetz von ehemaligen Schmugglern ist bereits vorhanden, und ein Natur-Trail-Anteil von 50 Prozent pro Tour sind keine Seltenheit. Auch mal schnell rübermachen für ein tschechisches Mittagessen – kein Problem. Optimaler Touren-Startpunkt ist der Olbersdorfer See, südlich von Zittau. Am besten mietet man sich an seinem Ufer gleich auf dem Campingplatz ein, der zu den gemütlichsten Deutschlands zählt.
Auf vorwiegend deutscher Seite muss man die Wettkampfstrecke des Cross-Triathlons O-See Challenge erlebt haben: 36,7 Kilometer und 1081 Höhenmeter mit 46 Prozent Trail-Anteil. Auf tschechischer Seite wartet die Trail-Runde über den höchsten Gipfel Lausche (47 km/1024 hm). Übrigens: Von Zittau aus sind es nur noch 30 Kilometer bis ins berühmte Trailcenter Pod Smrkem mit seinem 100-km-Trail-Netz!
Von der idyllisch aus dem Felsen blubbernden Ruhrquelle im Rothaargebirge bis zum kultigen Bratwursthaus mitten im Ruhrpott. Allerdings muss man sich die Portion Fritten vorher ordentlich verdienen, denn die Ruhr entspringt im Rothaargebirge bei Winterberg. Und während sich der Fluss von hier oben bis zur Mündung einfach 650 Höhenmeter lang der Schwerkraft hingibt, lässt der Ruhrhöhenweg keinen Aussichtsberg aus. Deshalb sollte man für den mit XR markierten Wanderweg vier Tagesritte einplanen. Die ersten beiden Etappen klettern die Hochsauerlandgipfel hinauf und wählen bergab den ein oder anderen Erlebnis-Trail. Die meisten Höhen- und Trail-Kilometer summieren sich allerdings erst am dritten Tag im Ruhrtal zwischen Syburg und Baldeneysee (73 km/1624 hm). Jetzt kann nicht mehr viel kommen, denkt man sich am vierten Tag. Doch die Route findet selbst zwischen Denkmälern, Bergwerkshalden und Autobahnbrücken noch ein paar Höhenmeter bevor sie ins Stadtwaldgrün von Duisburg eintaucht und an der Ruhrmündung in den Rhein doch irgendwann ausläuft.
Von Winterberg im Hochsauerland über die Etappenorte Arnsberg, Syburg und Werden/Baldeneysee bis nach Duisburg in vier Etappen. Die Route hat insgesamt 245 Kilometer und 5278 Höhenmeter und führt bis auf ein paar Trail-Abstecher auf dem Ruhrhöhenweg entlang.
Die wurzeligen Wald-Trails erfordern zum Teil gute Bike-Beherrschung.
Während man im Thüringer Wald derzeit noch diskutiert, ob die Investition in ein Trailcenter wirklich sinnvoll ist, tummeln sich die ortskundigen Locals inzwischen im Saaletal. Hier sammelt man zwar weniger Höhen- und Tiefenmeter, aber: Zwischen Ziegenrück und Bad Lobenstein hat sich der Fluss viele Kilometer lang kurvenreich und canyon-artig ins Schiefergestein gefräst. Klar, dass die Ufer-Trails dann genauso verschlungene Wege gehen müssen. 180-Grad-Kehren folgen gern mal Schlag auf Schlag. Manche Orte, die nur wenige 100 Meter Luftlinie voneinander entfernt liegen, erreicht man hier nur über mehrere Kilometer Trail-„Umweg“ – vorbei an Schlössern, Aussichtstürmen und über stillgelegte Bahntrassen hinweg.
Bester Ausgangspunkt für die Saaleland-Touren ist Saalburg an der Bleiloch-Talsperre. Hier wurde die Saale aufgestaut und verästelt sich fjord-artig zu einem See. Deshalb kurven die Trails besonders spektakulär an den Seeufern entlang und um Schloss Burgh herum.
In den Wäldern liegen immer ein paar Wurzeln quer, und manchmal rappeln Reifen und Fahrwerk über offenes Schiefergestein. Es überwiegt aber der Tannennadelwaldboden-Flow. Und um den Fahrfluss zu halten, braucht man geschmeidige Wendigkeit.
Immer dem schwarzen Säbel auf rotem Grund hinterher: Der ausgeschilderte Pandurensteig zieht sich von Cham bis Passau einmal der Länge nach durch den Bayerischen Wald. Seine Besonderheit: Die Route lässt die bekanntesten Gipfel und Aussichtspunkte des Mittelgebirges links liegen. Warum? Weil die Panduren im 18. Jahrhundert so was wie raubende und mit Säbeln bewaffnete, slawische Söldner waren und sich lieber im Unterholz hielten, bevor sie zuschlugen. Bis heute trifft man auf dem 163 Kilometer langen Steig weniger auf Menschen als vielmehr auf wilde Natur. Im leichten Auf und Ab macht man dabei viel Strecke, staunt über imposante Felswände und freut sich über die eingestreuten Wurzel-Trails. Auch der Power-Modus wird zum Einsatz kommen. Die Anstiege sind zwar nicht lang, aber schon mal knackig.
Der für Mountainbiker interessante Abschnitt des Pandurensteigs zwischen Cham und Passau ist 163 Kilometer lang und hat 2818 Höhenmeter. Das ist in drei Tagen gut zu schaffen. Die Etappenorte: Cham, Viechtach, Spiegelau und Passau. Rücktransfer mit dem Zug: drei Stunden.
Die Trails sind meist leicht zu fahren, abgesehen von einigen Wurzelpassagen, die bei Nässe rutschig sein können. Herausfordernder sind ein paar steile, wurzelige Uphills, für die man immer wieder die richtige Übersetzung finden muss.
“Man muss sich seine Energie wirklich gut einteilen, auf dieser historischen Route durch den Bayerischen Wald. Auf den 163 Kilometern passiert man gerade mal fünf Orte, wo es Steckdosen für den Akku, einen Supermarkt und Unterkünfte gibt.” Stefan Loibl, Chefredakteur EMTB-Online