Adrian Kaether
· 02.01.2023
Mit dem Decoy 29 Core 3 schickt YT sein 29 Zoll Bike in unseren Vergleichstest von fünf All Mountain E-Bikes bis 6300 Euro. Die kleine Batterie und entsprechend schmale Reichweite kosten Punkte, in Sachen Fahrdynamik und Fahrwerk kann der Forchheimer Versender aber überzeugen.
Obwohl das Decoy 29 Core 3 fast das günstigste Bike von YT Industries ist, steckt in der Front schon eine Fox Gabel mit der hochwertigen Grip2-Kartusche. Echte Highend-Ware, die klar die Downhill-orientierte Ausrichtung des Bike-Versenders aus Forchheim zeigt.
Allerdings: Auch im Uphill kann unser Test-Bike überzeugen, zumindes fahrdynamisch. Egal, ob steilste Rampen oder fiese Trails bergauf: Das YT Decoy All Mountain E-Bike meistert alles mit Leichtigkeit. Speziell die Hinterbaufederung ist kaum zu toppen. Auch in steilen Rampen sackt das Heck kaum ein, bleibt aber selbst unter Kettenzug maximal sensibel und beschert dem Decoy eine erstklassige Traktion am Hinterrad. Das Handling bergauf ist intuitiv und sammelt ebenfalls Bestnoten. Kein Wunder, bei eher niedriger Front und moderatem Lenkwinkel.
Klare Kritik gibt’s für den lauten Motor. Der Shimano EP8 fiel auch bei unserem letzten YT Decoy 29 negativ auf. Der Rahmen scheint die Motorgeräusche ungünstig zu verstärken. Mit nur 1106 Höhenmetern Reichweite bei voller Unterstützung hinkt das YT mit dem kleinen 540er Akku dem Rest des Testfeldes außerdem deutlich hinterher, kann sich trotz kleiner Batterie in Sachen Gewicht aber trotzdem nicht wirklich absetzen. Der Testsieger unseres Vergleichstests, Canyons Spectral:On CF8, ist mit riesigem 900er Akku nur 300 Gramm schwerer, fährt aber fast die doppelte Reichweite ein.
Update: Mittlerweile hat YT einen größeren Akku vorgestellt. Das neue Modell mit 720 Wattstunden passt in dasselbe Unterrohr und soll knapp 900 Gramm schwerer sein als der 540er Akku. Leider wird der große Akku wohl erstmal nur als 899 Euro teure Option zum Nachrüsten verfügbar sein und lässt sich nicht bei Neurädern für einen kleinen Aufpreis statt des alten 540er Akkus auswählen.
Bergab gibt es in puncto Fahrverhalten ebenfalls Bestnoten für das YT Decoy. Die Top-Gabel von Fox mit einstellbarer High- und Lowspeed Zug- und Druckstufe sammelt hier natürlich Punkte. Besser gefällt uns aber noch der Hinterbau, der trotz nominell nur 145 Millimetern Federweg selbst in fiesen und schnellen Downhills kaum aus der Ruhe zu bringen ist. Beim günstigeren Core-2-Modell mit günstigerem Rockshox-Fahrwerk aus EMTB 3/2022 war das noch gänzlich anders. Wer die 700 Euro Aufpreis für das Core 3 erübrigen kann, sollte sie allein wegen des besseren Fahrwerks unbedingt investieren!
Mit moderatem Lenkwinkel und tiefer Front bleibt das YT Decoy 29 trotz langer Kettenstreben recht handlich. Immerhin bergab ist von Motor und Akku kaum ein Geräusch zu vernehmen. Nur den Maxxis Minion DHF Vorderreifen würden alle Tester bei glitschigen Bedingungen gerne gegen den Maxxis Assegai vom Canyon oder Schwalbes Magic Mary am Konkurrenten von Radon tauschen. Der Alu-Hinterbau baut am YT außerdem recht breit und ist nicht sehr schön verarbeitet. Hier eckt manchmal die Ferse an. Vermutlich trägt der grobe Hinterbau auch die Schuld daran, dass sich das YT All Mountain Bike trotz des sehr kleinen Akkus in Sachen Gewicht nicht noch deutlicher vom Rest des Testfeldes absetzen kann.
Mit einem fantastischen Fahrwerk und intuitivem Handling kann das YT Decoy 29 im Praxistest fast den Patzer bei der Reichweite ausgleichen. Mittlerweile kann ein größerer Akku außerdem bei der Reichweite Abhilfe schaffen. Der ist aber nur als Nachrüstoption verfügbar und treibt damit ganz schön den Preis. Die Fahreigenschaften sind beim YT dagegen die besten im Test - sowohl bergab wie bergauf kommt da kein anderes Bike heran. Achtung: Das YT fällt sehr klein aus. Unser Testbike in Größe L wirkt eher wie ein M und wird von YT nur bis 1,82 Meter empfohlen. Im Zweifel lieber zum größeren Bike greifen.
Das EMTB-Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester, die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist Preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 9,0), sehr gut (ab 8,0), gut (ab 7,0), befriedigend (ab 6,0), mit Schwächen (ab 5,0), darunter ungenügend.
1: Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messverfahren an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers. Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 90 Kilogramm. In Klammern die Höhenmeter im deutlich gedrosselten Notlauf-Modus. Die Durschnittschgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung.
2: Ermittelt auf den Prüfständen im EMTB-Testlabor. Gewicht ohne Pedale, Akku-Gewicht ggf. inkl. verschraubtem Cover.
3: Herstellerangabe.
4: Stufentest, gemessen mit 36 Zentimeter erhöhtem Hinterrad.