Peter Nilges
, Marc Strucken
· 26.10.2022
Canyon bringt ein Update seines Spectral CF 8 heraus. Lediglich der kleine Zusatz K.I.S. deutet auf den Lenkkraftassistenten von Syntace hin, der sich exklusiv beim Canyon Spectral im Oberrohr versteckt. Was kann das erste Serien-Bike mit K.I.S.?
Auch wenn hier das neue Canyon Spectral vorgestellt werden soll, ist doch das neue K.I.S.-System (Keep It Stable) der... naja nicht Hingucker, weil man es fast nicht sieht, aber eben das absolute Alleinstellungsmerkmal. Daher finden Sie in diesem Artikel zunächst einen Absatz dazu und anschließend unsere Vorstellung des Komplettrads von Canyon.
Das von Syntace konstruierte K.I.S. sorgt für eine Mittelzentrierung des Vorderrades wie bei einem Auto und gleicht die beim Lenken ungleichen Kräfte aus. Zentraler Bestandteil von K.I.S. sind zwei Zugfedern, die über ein Band mit dem Gabelschaft verbunden sind und sich beim Einlenken spannen (siehe Detailbilder). Das komplette System besteht aus nur wenigen Teilen und wiegt rund 70 Gramm. Mit dem Spectral CF 8 K.I.S. bringt Canyon nun das weltweit erste MTB mit dem integrierten Lenkkraft-Balancer von Syntace auf den Markt. Als Lizenznehmer darf Canyon das System neben der Marke Liteville exklusiv für ein Jahr nutzen. Um das erste Serien-Bike mit K.I.S. möglichst schnell zur Marktreife zu bringen, musste der Versenderriese Canyon einige Hebel in Bewegung setzen.
Dass die erste Wahl innerhalb der breiten Modellpalette auf das Spectral CF fiel, überrascht dabei nur wenig. Zum einen konnte das All Mountain bereits in diversen Tests durch eine extrem gute Abfahrts-Performance überzeugen. Eine ideale Ausgangsbasis also, um die physikalischen Grenzen in Sachen Downhill-Tauglichkeit noch weiter auszureizen. Außerdem bot die bestehende Rahmenform genügend Platz für die Integration des Systems im Inneren des Oberrohrs. Zumindest beinahe. Denn ganz so einfach nach dem Motto “Plug and Play” lief die Verheiratung von K.I.S. und Canyon dann doch nicht. Anders als bei der von Jo Klieber erdachten Lösung für Liteville mussten die beiden metallischen Zugfedern – der zentrale Bestandteil von K.I.S. – neben- statt übereinander angeordnet werden. Die breite, aber flache Oberrohrform des Spectral CF verlangte nach dieser eigenständigen Entwicklung, um das System von außen unsichtbar zu integrieren. Lediglich der kleine, schwarze Schieber auf dem Oberrohr verrät die hinter den Kulissen werkelnde Lenkrevolution. Über diesen Regler lässt sich die Vorspannung der Federn per Inbus einstellen.
Bevor nun die halbe Bike-Community heißläuft: Das neue Canyon Spectral CF bleibt zunächst mal das einzige Canyon-Modell mit K.I.S.-System. Zwar wird es neben dem Spectral 29 CF 8 K.I.S. auch ein E-MTB von Liteville geben (wir haben es bereits kurz testen können) – Canyon will aber 2023 nach eigenen Angaben weitere Bikes mit K.I.S. vorstellen.
Zur Geometrie lässt sich so viel sagen: Mit seinem flachen Lenkwinkel, der 160-mm-Federgabel und dem langen Radstand zieht es das potente All Mountain-Bike ohnehin schon stark in die Enduro-Kategorie. Auch der Hinterbau überzeugt und hält sehr gut mit der längeren Federgabel mit. Mit K.I.S. legt das Spectral CF nochmals eine Schippe drauf, womit es in den meisten Fällen sogar an waschechten Enduros, wie dem Intense Tracer, dranbleiben kann. Der Rahmen wiegt inklusive K.I.S. nur 200 Gramm mehr als der Vorgänger. Allerdings drücken die Laufräder inklusive Reifen mit 500 Gramm mehr auf die Waage, was die Sprint-Fähigkeit beschneidet und bergauf Punkte kostet.
Zum Launch des Spectral CF 8 K.I.S. hat auch der Rest der Spectral-Familie von Canyon ein Update bekommen – inklusive neuer Farben und neuer Ausstattungsvarianten.
Lediglich der kleine Zusatz K.I.S. deutet auf den Lenkkraftassistenten von Syntace hin, der sich beim Canyon Spectral im Oberrohr versteckt. Was kann das erste Serien-Bike mit K.I.S.?
In BIKE 11/22 haben wir bereits ausführlich über das neue K.I.S.-System (Keep It Stable) berichtet. K.I.S. sorgt für eine Mittelzentrierung des Vorderrades wie bei einem Auto und gleicht die beim Lenken ungleichen Kräfte aus. Zentraler Bestandteil von K.I.S. sind zwei Zugfedern, die über ein Band mit dem Gabelschaft verbunden sind und sich beim Einlenken spannen (siehe Detailbilder ganz oben in der Galerie). Das komplette System besteht aus nur wenigen Teilen und wiegt rund 70 Gramm. Mit dem Spectral CF 8.0 K.I.S. bringt Canyon nun das weltweit erste MTB mit dem integrierten Lenkkraft-Balancer von Syntace auf den Markt. Als Lizenznehmer darf Canyon das System neben der Marke Liteville exklusiv für ein Jahr nutzen.
Um das erste Serien-Bike mit K.I.S. möglichst schnell zur Marktreife zu bringen, musste der Versenderriese Canyon einige Hebel in Bewegung setzen. Dass die erste Wahl innerhalb der breiten Modellpalette auf das Spectral fiel, überrascht dabei nur wenig. Zum einen konnte das All Mountain bereits in diversen Tests durch eine extrem gute Abfahrts-Performance überzeugen. Eine ideale Ausgangsbasis also, um die physikalischen Grenzen in Sachen Downhill-Tauglichkeit noch weiter auszureizen. Außerdem bot die bestehende Rahmenform genügend Platz für die Integration des Systems im Inneren des Oberrohrs. Zumindest beinahe. Den ganz so einfach nach dem Motto Plug and Play lief die Verheiratung von K.I.S. und Canyon dann doch nicht. Anders als bei der von Jo Klieber erdachten Lösung für Liteville mussten die beiden metallischen Zugfedern – der zentrale Bestandteil von K.I.S. – neben- statt übereinander angeordnet werden. Die breite, aber flache Oberrohrform des Spectral verlangte nach dieser eigenständigen Entwicklung, um das System von außen unsichtbar zu integrieren. Lediglich der kleine, schwarze Schieber auf dem Oberrohr verrät die hinter den Kulissen werkelnde Lenkrevolution. Über diesen Regler lässt sich die Vorspannung der Federn per Inbus einstellen.
Die ersten Meter mit dem zentrierten Spectral fallen anders als gewohnt aus. Selbst in der niedrigsten Unterstützung ist das System gegenwärtig und jederzeit spürbar. Im direkten Vergleich zum Setup von Liteville setzt Canyon bewusst auf eine stärkere Federkraft und eine andere Ausführung des Hebels, über den die Zugbänder abrollen. Damit fühlt sich das K.I.S. im Spectral selbst in der schwächsten Einstellung etwas knackiger und strammer an. Wer länger auf dem System unterwegs ist, wird, laut Canyon, die Federvorspannung mehr und mehr erhöhen wollen. Wer allerdings, wie wir beim Test im Bikepark Lermoos, zwischen Bikes mit herkömmlicher Lenkung und dem Spectral mit K.I.S. hin- und herwechselt, bekommt schnell das Gefühl, etwas in der zentrierten Mittelposition „gefangen“ zu sein. Vor allem bei leichten Lenkbewegungen und feinen Korrekturen bei niedriger Geschwindigkeit ist gefühlt mehr Armkraft gefragt. Unseren Messungen zufolge bleibt die benötigte Kraft am Lenker im Übrigen immer unter einem Kilo. Wenig, aber für das Gewohnheitstier Mensch deutlich spürbar.
Steigen Geschwindigkeit und Anspruch der Strecke, tritt der anfänglich ungewohnte Muskeleinsatz in den Hintergrund. Sobald es schneller und heftiger zur Sache geht, dreht das Spectral mit K.I.S. so richtig auf und hält die anvisierte Ideallinie mit der Gelassenheit eines Bigbikes. Selbst in der nass moosigen Schmierseifensektion, in der man schnell zur Flipperkugel zwischen Steinen und Holzbalken wird, zirkelt das Spectral gutmütig hindurch. Mit seinem flachen Lenkwinkel, der 160er-Federgabel und dem langen Radstand zieht es das potente All Mountain ohnehin schon stark in die Enduro-Kategorie. Auch der Hinterbau mit Fox-Float-X-Dämpfer überzeugt und hält sehr gut mit der längeren Federgabel mit. Mit K.I.S. legt das Spectral nochmals eine Schippe drauf, womit es in den meisten Fällen sogar an waschechten Enduros wie dem Intense Tracer dranbleiben kann.
Bergauf fällt besonders die kurze, aufrechte Sitzposition auf. Der steile Sitzwinkel positioniert den Fahrer weit nach vorne, was über den üppigen Radstand des Bikes hinwegtäuscht und den Eindruck entstehen lässt, auf einem kleineren Bike zu sitzen. Im Vergleich zum letzten Test in BIKE 6/21 bringt das aktuelle Test-Bike in gleicher Größe und nahezu identischer Ausstattung gut 800 Gramm mehr auf die Waage. Mit Pedalen schießt das Spectral so über die 15-Kilo-Marke hinaus. Dabei ist der Rahmen inklusive K.I.S. nur 200 Gramm schwerer geworden. Allerdings drücken die Laufräder inklusive Reifen mit 500 Gramm mehr auf die Waage, was die Sprint-Fähigkeit beschneidet und bergauf Punkte kostet.
Dank K.I.S. kann das ohnehin schon abfahrtsstarke Spectral bergab nochmals eine Schippe drauflegen und stellt so manches Enduro in den Schatten. Hohes Gewicht und gedrungene Sitzposition hemmen dafür die Touren-Tauglichkeit. An die stärkere Federkraft des Lenksystems muss man sich allerdings erst gewöhnen.
¹Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig.
²Preis ggf. zzgl. Kosten für Verpackung, Versand und Abstimmung.
BIKE-Urteile: super (250–205 P.), sehr gut (204,75–170 P.), gut (169,75–140 P.), befriedigend (139,75–100 P.), mit Schwächen, ungenügend. ²Preis ggf. zzgl. Kosten für Verpackung, Versand und Abstimmung.