Peter Nilges
· 17.06.2021
All Mountains sollen sämtliche Spielarten des Mountainbikens abdecken. Doch mit den aktuellen Entwicklungen spitzt sich ihr Einsatzbereich immer mehr zu. Acht 2021er-Bikes im Vergleich.
„Das macht Ihr aber auch nicht zum ersten Mal?“, ertönt es hinter uns, als wir von unserer Testrunde auf den Parkplatz des Trailparks Treuchtlingen rollen. Der sichtlich beeindruckte Hardtail-Fahrer ließ uns zuvor auf dem Z-Trail bereitwillig passieren. Drei erfahrene Tester, die täglich auf dem Mountainbike sitzen und oftmals über langjährige Rennerfahrung verfügen, rücken unseren Test-Bikes in der Regel zu Leibe, um feine Unterschiede herauszufahren und das Potenzial des Materials auszuschöpfen. Dabei stellt sich auch bei diesem All-Mountain-Testfeld die Frage: Wer soll mit diesen, um die 4500 Euro teuren Bikes überhaupt glücklich werden? Denn je nach Fahrkönnen fallen die Anforderungen an ein Mountainbike komplett unterschiedlich aus.
Wir hatten es ja bereits im Test der All Mountains um 3000 Euro (BIKE 2/21) erwähnt: Nicht nur die Enduros, sondern auch viele Fullys in der 150-Millimeter-Klasse spezialisieren sich immer mehr. Vor allem bei der Geometrie loten einige Hersteller die Extreme aus. So überrascht es, dass der steilste Lenkwinkel in diesem Test bei immer noch flachen 65,5 Grad liegt und sich der Durchschnitt sogar bei 64,8 Grad einpendelt. Willkommen im Reich der Laufruhe! Durch den flachen Lenkwinkel wächst das Frontcenter (Abstand von Vorderradachse zum Tretlager) und mit ihm auch der Radstand. Gesellt sich jetzt auch noch ein langer Reach hinzu, gerät das Bike noch länger.
Das führt zwar einerseits zu einem stabilen und sicheren Fahrgefühl, wenn es richtig schnell oder steil zur Sache geht. Auch reagiert das Bike weniger empfindlich auf die Gewichtsverlagerungen durch den Fahrer. Andererseits ist der Pilot aber mehr denn je gefordert: Ohne das Vorderrad aktiv zu belasten oder einen gekonnt beherzten Körpereinsatz, lassen sich die Bikes mit langem Radstand nur sperrig um enge Kurven rangieren und können bei passiver, hecklastiger Körperhaltung sogar den Grip am Vorderrad verlieren.
Die Erkenntnis nach mehreren Testrunden im Trailpark lautet daher: Es gibt All Mountains, die sich vom ersten Moment an einfach und intuitiv fahren lassen und solche, die einen erfahrenen Biker voraussetzen, der überhaupt erst das volle Potenzial herauskitzeln kann. Biker sollten sich vor dem Kauf realistisch selbst einschätzen: Bin ich ein Racer und brauche das Plus an Fahrstabilität, wenn es bergab richtig zur Sache geht, oder schränken mich der lange Radstand und die extremere Ausrichtung meines Wunsch-Bikes nur unnötig ein?
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