Ein Köder für klassische Biker: Das Orbea Rise ist mehr als nur der nächste Kandidat einer neuen E-MTB-Generation. Es ist das vermutlich leichteste Serien-Trail-E-MTB überhaupt.
„...ein Schritt in die richtige Richtung: mehr klassisches Fahrgefühl, weniger Über-Power, die einen langfristig nur faul werden lässt. (...) Eine wirkliche Revolution wäre eine vollgefederte Version des Raven2 um die 16 Kilo, doch das scheint aktuell (noch) nicht möglich.“
Genau diesen Wunsch erfüllt Orbea unserem rasenden Reporter und der gesamten Bike-Community nun mit dem neuen Rise. 16,2Kilo soll das Trailbike in seiner leichtesten Ausbaustufe für 9900 Euro wiegen. Mit robusterer und etwas günstigerer Ausstattung, die auch auf Enduro-Abfahrten besteht, haben wir das Rise M-Team mit 17,96 Kilo in Größe L gewogen.
Damit reiht sich der Neuling in die wachsende Riege an Light-E-MTBs ein. Nach den Fazua-Modellen Lapierre E-Zesty und Nox Helium sowie dem Specialized Levo SL, kommt für 2021 nach dem Rotwild R.X 375 also ein weiteres leichtes E-Trailbike hinzu. Die Idee: Weniger E, mehr Bike! Das Orbea Rise soll sowohl E-Mountainbiker, als auch klassische (bisher motorlose) Trail-Biker ansprechen. Das Konzept der leichten, sportlichen E-MTBs ist nicht neu, aber es nimmt 2021 richtig Fahrt auf.
Foto: Wolfgang Watzke Ein E-MTB mit dermaßen schmalem Unterrohr? An die Optik der neuen Light-Klasse gewöhnen wir uns gerne!
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Foto: Wolfgang Watzke Rise! Das neue Orbea ist das vermutlich leichteste Serien-E-MTB in dieser Kategorie. Schick ist es obendrein.
Wie schafft es das Rise auf diese schlanken Maße? Wie alle Kontrahenten dieser Kategorie spart eine begrenzte Akkukapazität Pfunde. Genau wie Specialized setzt Orbea auf einen fest integrierten Akku mit 360 Wattstunden im Unterrohr. Gegenüber einer Konstruktion mit Wechsel-Akku soll das über ein Kilo Gewicht sparen. Für längere Touren steht ein Zusatzakku im Trinkflaschenformat bereit, auch das erinnert ans Levo SL. Allerdings hat die Orbea-Variante mit 252 Wh mehr Energie parat.
Nächster Punkt auf der Gewichtsspar-Agenda ist der leichte Carbonrahmen. Nicht nur das vordere Rahmendreieck, auch der Hinterbau ist aus Kohlefaser. Bei dem superleichten 16-Kilo-Topmodell setzt Orbea zudem auf Komponenten, die eher an klassischen Trail-Bikes, denn an schweren E-MTBs zu Hause sind: 34er-Fox-Gabel, Carbon-Komponenten, Maxxis-Rekon-Reifen.
Foto: Wolfgang Watzke In diesem Unterrohr stecken 360 Wattstunden. Der Akku ist mit den beiden sichtbaren Schrauben fixiert und kann zum Laden oder Wechseln nicht entnommen werden. Die Konstruktion mit vollständigem Unterrohr spart gegenüber einem Wechsel-Akku (aufgeschnittenes Unterrohr) deutlich Gewicht.Foto: Wolfgang Watzke Die schlanke Form des Shimano EP8 kommt im Orbea Rise besonders gut zur Geltung. Die Spanier halten die Ummantelung des Antriebs sehr dezent.
Der Antrieb des Orbea Rise
Schlüsselkomponente eines Minimal-Assist-Bikes ist der Motor. Dessen war sich auch Orbea bewusst. Die Spanier sorgen mit dem EP8 RS für ein absolutes Novum: In Kooperation mit dem Komponentenriesen Shimano wurde eine abgewandelte Version des neuen EP8 entwickelt – exklusiv für Orbea.
Was genau am Antrieb verändert wurde, wollten die Spanier bei der Präsentation nicht verraten. Fest steht: Die Mechanik und das Gehäuse sind identisch. Somit bleibt auch das Gewicht von 2,5 Kilo (EMTB-Messwert der ersten Serie) gleich. Der Unterschied soll in der Elektronik und der Software liegen.
Maximal 60 Newtonmeter erlaubt Orbea seinem EP8 RS, der klassische EP8 liefert 85. Die reduzierte Kraft soll zum einen die nötige Reichweite sichern und zum anderen das Fahrgefühl noch natürlicher machen. Volle Power gibt's nur bei sportlich hoher Trittfrequenz. Auch beim EP8 RS stehen zwei Fahrprofile zur Verfügung. Profil 1 ist dabei der sanfte, sportliche Modus, im Profil 2 fällt die Unterstützung kräftiger aus. Alle Unterstützungsstufen sind auch bei der Orbea-Variante via App einstellbar.
Foto: Wolfgang Watzke Die aufgeklebte Plakette mit dem Kürzel RS kennzeichnet die Orbea-eigene Variante des Shimano EP8. Maximal 60 Newtonmeter erlauben die Spanier ihrem Exklusiv-Antrieb. Mechanik, Gehäuse und Gewicht sind mit dem klassischen EP8 identisch.Foto: Wolfgang Watzke Der On-Schalter ist hochwertig und sitzt sauber integriert im Sitzrohr, aber recht tief.Foto: Wolfgang Watzke Der Ladeport schließt satt und hat eine zusätzliche Gummidichtung. Der optionale Zusatzakku, der im Flaschenhalter transportiert wird, wird über ein Kabel am Ladeport angeschlossen.Foto: Wolfgang Watzke Im Hauptrahmen findet mühelos ein Flaschenhalter Platz. Dieser nimmt auf Wunsch auch den optionalen Rangeextender (252 Wh, 1,4 kg lt. Hersteller) auf. Leider stand dieses Setup bei der Präsentation noch nicht zur Verfügung.Foto: Wolfgang Watzke Smart: In der Standardkonfiguration verschickt Orbea das Rise mit einem minimalistischen Cockpit. Die Kombi aus schlankem E7000-Shifter und Drahtloseinheit macht die Lenkzentrale besonders schlicht, das passt zum sportlich-minimalistischen Ansatz des Bikes. Ein Display gibt's optional im Konfigurator.Foto: Wolfgang Watzke Über die Drahtloseinheit kann der Shimano-Antrieb mit Garmin-Geräten kommunizieren. Eine Orbea-App ermöglicht dort die Anzeige der Antriebsdaten, inklusive prozentgenauer Akkukapazität.Foto: Wolfgang Watzke Unser Testbike war mit dem klassischen EP8-Cockpit, also EP8-Shifter und EP8-Display ausgestattet.
Motoren-Duell: Shimano gegen Bosch – jetzt in EMTB 5/20
Foto: Georg Grieshaber Kampf der Giganten Wie schlägt sich der neue Shimano EP8 gegen das Kraftpaket von Bosch? In der Ausgabe EMTB 5/20 haben wir die Motoren ausführlich in Labor und Praxis getestet.Foto: Delius Klasing Verlag EMTB 5/20 – mit vielen nagelneuen EP8-Bikes im Test. Darunter das superleichte Rotwild R.X 375. Außerdem: Wie schlägt sich der neue Shimano EP8 im direkten Vergleich mit dem Bosch Performance CX? Unser Duell in Labor und Praxis gibt Aufschluss. Bestellen Sie das gedruckte EMTB-Heft versandkostenfrei nach Hause oder lesen Sie die Digital-Ausgabe in der EMTB App für iOS und Android.
Die Fakten zum Orbea Rise
Shimano EP8 RS-Motor, max 60 Nm (exklusiv für Orbea angepasst)
360-Wh-Akku fest im Unterrohr verbaut
optionaler Zusatzakku mit 252 Wh (1,4 kg, Herstellerangabe)
Federweg vorne 140 oder 150 mm, hinten 140 mm
Laufradgröße: 29 Zoll
Gewicht: ab 16,2 kg (Herstellerangabe zum Topmodell), 17,96 kg (Größe L, EMTB-Messung, Variante „M-Team“ mit Trail-Ausstattung)
Vier Modelle ab 5849 Euro (16 % MwSt.), Ausstattung individuell konfigurierbar
Foto: Wolfgang Watzke Typisch Orbea: Der Drehpunkt zwischen Sitz- und Kettenstreben liegt auf der Achse des Hinterrades. Die groß dimensionierten Lager sollen besonders robust sein.Foto: Wolfgang Watzke In soliden Führungshüllen überbrücken Schaltzug und Bremsleitung den Weg vom Hauptrahmen in die Kettenstreben.Foto: Wolfgang Watzke Das Kabel für den Speedsensor wird mit Liebe zum Detail an der Hülle entlanggeführt.Foto: Wolfgang Watzke Erst kurz vor dem sauber integrierten Geschwindigkeitssensor kommt das Kabel wieder aus der Kettenstrebe.
Die Geometrie des Orbea Rise
Oberstes Ziel der Spanier bei der Entwicklung des Rise war ein Handling, das sich positiv vom klassischen E-MTB-Fahrgefühl absetzt. Getreu dem Leitspruch: Weniger E, mehr Bike. Bei der Geometrie orientiert sich Orbea aus diesem Grund an seinem unmotorisierten Trailbike Occam. Nach eigenen Angaben ist die Geometrie des Rise bis auf einen Wert identisch. Lediglich die Kettenstreben fallen 5 Millimeter länger aus. 445 statt 440 Millimeter. Die Werte sind modern, aber nicht extrem.
In vier Größen wird das Orbea Rise zu haben sein. Die beiden Angaben bei Lenk- und Sitzwinkel, sowie bei der Tretlagerabsenkung beziehen sich auf die beiden verfügbaren Federwegsvarianten mit 140 bzw. 150 Millimetern an der Gabel.
Orbea Rise: Ausstattungen und Preise
Wie bei Orbea üblich, kann auch die Ausstattung des Rise online individuell angepasst werden. Andere Gabel, andere Reifen, doch lieber keine Carbonlaufräder? Diese Feinheiten kann jeder Rise-Käufer wählen. Als Basis stehen vier Grundausstattungen bereit. Los geht´s beim Rise M-20 für 5999 Euro, das Topmodell Rise M-LTD kostet 9899 Euro (jeweils bei 19 Prozent Mehrwertsteuer).
Foto: Wolfgang Watzke Unser Testbike, das Rise M-Team, kommt mit Fox 36 Factory Grip2 (150 mm), Shimano XTR-Schaltung und Bremsen, sowie Alu-Laufrädern. Die Maxxis-Reifenkombi aus Dissector und Minion DHF mit EXO-Karkasse ist ein Update aus dem Konfigurator. So landet das Bike bei 17,96 Kilo in Größe L.Foto: Wolfgang Watzke Bremsscheiben des spanischen Anbieters Galfer gehören beim Rise zur Serienausstattung. Unser Testbike kam mit 180 Millimetern vorne wie hinten – im Konfigurator soll die Scheibengröße frei wählbar sein.Foto: Wolfgang Watzke Das 32er-Kettenblatt stammt von eThirteen – und wurde in dieser Größe erst auf Nachfrage von Orbea gefertigt. Gut so, denn an einem Minimal-Assist-E-MTB kommt einem leichten Klettergang noch mehr Bedeutung zu, als an einem klassischen E-MTB.Foto: Wolfgang Watzke Ein solide dämpfender und flächig ausgeführter Kettenstrebenschutz gehört bei hochwertigen Bikes zum Pflichtprogramm. Check.
Orbea ist optimistisch, die Verfügbarkeit des Rise schon bald sicherzustellen. Zwar ist auch der spanische Hersteller von der Lieferproblematik der Serienmotoren des neuen Shimano EP8 betroffen. Die Auslieferung der Räder soll aber definitiv noch 2020 stattfinden. Aktuell plant Orbea mit Ende November.
Das Orbea Rise und der Shimano EP8 RS auf dem Trail
Wuseliger Trailflitzer oder wilder Enduro-Bolide? Kletterkünstler oder Flachlandfanatiker? Wir konnten das Orbea Rise bereits einem ersten Praxistest unterziehen. Wie schlägt sich das Bike und liefert der angepasste EP8-Motor ein völlig neues Fahrgefühl? Den ausführlichen Fahrbericht gibt's in EMTB 6/20!
Foto: Wolfgang Watzke Agil, augewogen, natürlich: Bei unseren ersten Runden im Bikepark Samerberg auf dem Orbea Rise konnte uns das Bike durchaus begeistern. Draufsetzen und wohlfühlen!