Max Fuchs
· 03.03.2022
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Trailbikes leiden an Übergewicht. Darum versuchen viele Firmen, ihre Marathon-Fullys mit mehr Federweg und breiteren Reifen für den Touren-Einsatz zu tunen. Alle spannenden Modelle im Überblick.
Sportliche Touren-Biker stehen bei der Materialsuche derzeit vor einem Problem: Klassische Trailbikes mit 120 bis 140 Millimetern Federweg leiden zunehmend an Übergewicht. Denn die einst auf Vielseitigkeit getrimmten Alleskönner werden von immer mehr Herstellern mit dicken Reifen und robusten Komponenten zu Mini-Enduros aufgemöbelt. Das macht den Multitalent-Gedanken zunichte. In der Preisklasse um 4500 Euro hat sich so das Durchschnittsgewicht dieser Kategorie mittlerweile bei etwa 14 Kilo eingepelndelt. Vor einigen Jahren unterboten sogar noch Enduros mit bis zu 160 Millimetern Federweg und Bikepark-Freigabe die 13-Kilo-Marke. Unbeschwerter Touren-Spaß, große Aktionsradien oder flotte Hausrunden gehören offenbar nicht mehr zum Anforderungsprofil der Trailbikes, die sich zunehmend abfahrtsorientiert zeigen.
Haben die Entwickler bei aller Begeisterung für den Adrenalin-Kick vergessen, dass es noch den sportlichen Touren-Fahrer gibt? Müssen sich Kilometerhungrige etwa bald mit den schweren Spielgefährten downhill-fokussierter Shuttle-Fans über die Alpen quälen? Zum Glück nicht. Denn viele Hersteller haben die Marktlücke erkannt und machen aus der Not eine Tugend. Denn statt eigenständige MTB-Modelle zu entwickeln, dienen ausgezehrte Racefully-Rahmen als Basis im Kampf gegen die Kilos. Mit 120 statt 100 Millimetern Federweg, griffigen Reifen und versenkbaren Sattelstützen mutieren die leichten Rennmaschinen zu tourentauglichen Bikes. Wir zeigen die spannendsten dieser Downcountry-Bikes im Überblick.
Mit nur 1742 Gramm in Größe L baut Specialized mit dem Epic Evo den mit Abstand leichtesten Rahmen für den Trail-Einsatz. Mit 116 Millimetern am Heck fährt das Evo eher auf der sportlichen Schiene. Das Bike basiert auf dem Worldcup-Racefully Epic. Die Evo-Variante verzichtet auf das effiziente Brain-System und soll mit mehr Federweg, breiten Reifen und Vario-Stütze sportliche Trail-Biker ansprechen. Das Top-Modell S-Works ist in Deutschland nicht verfügbar. So markiert das Evo-Expert-Modell für 8100 Euro das obere Ende der Modellpalette. Das Einstiegsmodell des Epic Evo kostet 4600 Euro, die Comp-Version 5700 Euro.
Geht es um sportliche Touren-Bikes, darf die DC-Variante (DC = Down Country) des F-Podium nicht fehlen. In unserem Vergleichstest in BIKE 12/20 sammelte das gepimpte Marathon-Fully die meisten Punkte. Trotz 20 Millimetern mehr Federweg bleiben die Race-Ambitionen des F-Podium erhalten. Die sportliche Sitzpositionund leicht rollende Reifen machen das Podium DC-Modell der Spanier zur ersten Wahl für leistungsorientierte Touren-Biker. Aber man darf sich nichts vormachen: Bergab zieht die Konkurrenz mit gröberer Bereifung und komfortableren Geometrien davon.
Unter dem Diktat des zweimaligen Olympiasiegers Julien Absalon machte das Fourstroke seinem Namen alle Ehre. Auf den härtesten Rennstrecken erprobt, erfüllte das Racefully bislang Träume leistungsorientierter Biker. Um auch kilometerhungrigen Trailbikern gerecht zu werden, stellen die Schweizer ihrer reinrassigen Rennmaschine eine potentere Long-Travel-Variante zur Seite, genannt Fourstroke LT. Ausgestattet mit 120 Millimetern Federweg an Heck und Front, einer voll integrierten Variostütze und 2,4 Zoll breiten Reifen, reicht der Einsatzbereich weit über die Absperrungen der Rennstrecke hinaus.
Streng genommen war das Canyon Lux schon seit seiner Vorstellung im Jahr 2018 ein halbes Downcountry-Bike. Denn der Koblenzer Direktversender stattete einige Lux CF-Modelle mit 110-Millimeter-Federgabeln und absenkbaren Sattelstützen aus. Auch der Federweg am Hinterbau betrug im BIKE-Testlabor stets um die 107 Millimeter – also einen Tick mehr als klassische Racefullys haben. Doch da die sportlichen Touren-Fullys auf Racebike-Basis immer populärer werden, bringt Canyon mit dem neuen Lux Trail für 2022 ein waschechtes Downcountry-Bike. Die Hauptunterschiede zum zum Vorgänger: 120 Millimeter Federweg an der Gabel und eine längere und flachere Geometrie für mehr Laufruhe beagab.
Nach vier Jahren und diversen BIKE-Testsiegen bringen die Oberpfälzer von Cube für 2022 ein neues AMS. Wie beim Vorgänger – dem 2017 vorgestellten AMS 100 mit C:68-Rahmen – wird es neben der klassischen Racefully-Version mit 100/100 Millimetern (Kürzel „Zero99“) auch zwei Down-Country-Modelle mit 120-mm-Gabel geben, die auf den Zusatz „One11“ hören. Um den härteren Ansprüchen im Gelände gerecht zu werden kommen die Down-Country-Modelle mit 30-mm-Felgen, Vierkolbenbremse vorne und Vario-Stützen. Der Hauptrahmen basiert auf den Race-Modelle. Lediglich der Carbon-Hinterbau ist länger und ein Dämpfer mit mehr Hub kommt zum Einsatz.
Die beiden Highend-Bikes Santa Cruz Blur TR und Cannondale Scalpel SE lechzen förmlich nach Kilometern. Grundvoraussetzung für die Langstreckentauglichkeit ist immer noch ein möglichst geringes Gewicht. Um unterhalb der magischen Zwölf-Kilo-Marke zu landen, bedienen sich auch diese beiden Hersteller bei den zierlichen Carbon-Chassis der hauseigenen Marathon-Fullys. Mit etwas mehr Hub am Dämpfer, 120er-Gabeln und Teleskopstützen für eine bessere Downhill-Performance ausgerüstet, verlagert sich der Einsatzbereich der Fliegengewichte spürbar Richtung Tour.
Um herauszufinden welcher der beiden Hersteller das bessere Downcountry-Bike stellt, haben wir uns ein ganz besonderes Test-Szenarion einfallen lassen. Denn unsere Teststrecke führte uns einmal quer von Süd nach Nord durch das Singletrail-Paradies Pfälzerwald und wieder zurück. Auf 200 Kilometern mit 3900 Höhenmetern verteilt auf drei Etappen konnten wir die beiden Kontrahenten in ihrer Königsdisziplin gegeneinander antreten lassen: Nämlich auf lange Touren, wo den modernen abfahrtslastigeren Trailbikes mittlerweile die Puste ausgeht.
Den kompletten Testbericht zum Duell zwischen Cannondale und Santa Cruz lesen Sie in BIKE 04/2022 - ab sofort 1. März im Handel!