Adrian Kaether
· 29.04.2023
Mit dem Rampage wagt sich Motocross-Spezialist Fantic in eine neue Ära. Das Bike ist nicht nur das erste Light-E-MTB der Italiener, sondern auch ihr erstes Cross-Country-Bike. Mit 360 Wattstunden im Akku und TQ-Motor soll das Rampage ab 15,5 Kilo wiegen. Beim Federweg hat man die Wahl zwischen 120 und 140 Millimetern.
Das man bei Fantic auf viel Federweg steht, daraus macht die Firma aus dem italienischen Vicenza traditionell keinen Hehl. Kein Wunder: Seit 1968 baut Fantic Motocross-Bikes und stieg auch mit entsprechend federwegsstarken Enduros wie dem Integra Race in den E-Bike-Markt ein.
Doch auch das Gewicht wollen die Italiener in ihren Konstruktionen nicht vernachlässigen. So soll das All Mountain XTF mit 720 Wattstunden, 90 Newtonmetern und unter 20 Kilogramm das leichteste Bike seiner Klasse sein. Jetzt treibt Fantic den Leichtbau auf die Spitze und stellt auf dem BIKE-Festival in Riva das Rampage vor. Anders als der Name zunächst suggeriert, ein ab 15,5 Kilo leichtes Light-E-MTB mit knappem Federweg, ultraleichter Ausstattung und TQ-Motor.
Mit ihrem ersten, vollgefederten Mountainbike im Cross-Country-Bereich überhaupt will Fantic die Brücke zwischen hochmotorisierten Power-E-MTBs und Bikes ohne Motor schlagen. Anvisiertes Gewicht: Unter 16 Kilogramm. Die Wahl fiel daher auf ein Bike mit reduziertem Federweg und sportlichem Anspruch, sowie auf das leichte Antriebssystem von TQ.
Das Rampage kommt daher mit Vollcarbonrahmen inklusive Carbon-Wippe. Am Heck verzichtet man aus Gewichtsgründen auf das hinterste Lager (Horst-Link) und setzt wie bei den Konkurrenten von Scott oder Rotwild auf flexende Kettenstreben. Die Formensprache des neuen Rahmens lag den Italienern besonders am Herzen. Das Design soll begeistern und so eine emotionale Bindung zum Bike schaffen.
Mittlerweile fast schon ungewöhnlich sind die integrierten Züge, die nicht durch den Steuersatz sondern durch das Steuerrohr in den Rahmen laufen. Auch setzt Fantic bei den Modellen mit elektronischem Sram-Schaltwerk auf eine Kabel-Anbindung an den Motor, die wir bisher noch in keinem Serienbike gesehen haben: Sehr gut, so muss man nie die Batterie am Schaltwerk im Auge behalten.
Der TQ-Antrieb ist mit seinen maximal 50 Newtonmetern und 300 Watt mittlerweile eine bekannte Größe. Die Maximalleistung ist nicht seine Stärke, dafür ist er ohne Zweifel der leiseste E-Antrieb am Markt, auch das Oberrohrdisplay und die unauffällige Remote können punkten. Anders als die Konkurrenz von Rotwild, Scott oder Thömus setzt das Cross-Country E-MTB von Fantic auf einen entnehmbaren Akku. Der Prozess braucht etwas Werkzeug und ist nicht zur regelmäßigen Entnahme des Akkus ausgelegt, bei Bedarf kann man den Akku aber auch ohne Werkstatt entnehmen oder Wechseln.
Das Fantic Rampage wird es in zwei unterschiedlichen Varianten geben. Das Modell 1.2 ist mit 120 Millimetern Federweg besonders effizienten Vortrieb getrimmt, während das Modell 1.4 mit 140 Millimetern etwas mehr Sicherheit und Fahrspaß bergab bietet. Beide Modlle nutzen den selben Rahmen, die Unterschiede in der Geometrie kommen durch zwei unterschiedliche Ausfallenden am Heck zustande.
Das sportliche 1.2 ist mit 120 Millimetern Federweg das Topmodell der Produktpalette. Beide Ausstattungen für 8290 und 11590 Euro sind auf minimales Gewicht hin optimiert. Die Reifenbreite fällt hier mit nur 2,2 Zoll sehr knapp aus, dafür kann das 1.2 mit 430 Millimeter kurzen Kettenstreben punkten und sollte so ein sehr agiles Handling bieten. Der Lenkwinkel liegt je nach Rahmengröße zwischen 66 und 67 Grad und fällt damit modern aus, der Reach von 463 Millimetern in Größe L und der Sitzwinkel von 74 Grad sind aber eher konservativ. Bei der Telestütze müssen die Größen S und M mit 100 Millimetern auskommen, bei L und XL gibt’s dann 125 beziehungsweise 150 Millimeter.
Das etwas weniger sportliche Rampage 1.4 dürfte mit 140 Millimetern Federweg das etwas umgänglichere und fehlerverzeihende Bike sein. Auch der Preis fällt mit drei Ausstattungen für 5490, 6690 und 9490 Euro etwas attraktiver aus. Hier liegt die Reifenbreite dann bei standesgemäßen 2,4 Zoll, durch das andere Ausfallende wächst die Kettenstrebenlänge auf immer noch handliche 437 Millimeter. Der Lenk- und Sitzwinkel sind mit 64,5 bis 65,5 respektive 75 Grad etwas moderner als beim Cross-Country-Bruder, der Reach fällt mit 463 Millimetern in Größe L aber ebenfalls kurz aus. Leider muss man auch hier mit wenig Tele-Stützenhub auskommen. 100 Millimeter sind es bei S- und M-Rahmen, 125 beziehungsweise 150 Millimeter bei L- und XL-Rahmen. Dass Fantic bei allen 1.4er Modellen auf ein Fahrwerk von SR-Suntour setzt, ist etwas ungewöhnlich. Die Entwickler begründen das aber mit dem bestmöglichen Preis-Leistungsverhältnis.
Mit dem Rampage bietet Fantic nicht nur das bisher günstigste Bike mit leisem TQ-Antrieb im Markt, sondern setzt mit kabelgebundener AXS-Schaltung, mitwachsenden Lenkwinkeln und zumindest mit etwas Aufwand entnehmbarem Akku eigene Akzente in der noch jungen Kategorie der Cross-Country-E-Bikes. Die Geometrie ist etwas konservativer als bei der Konkurrenz, auf verwinkelten Trails dürfte sich das Fantic aber sehr wohlfühlen.