Test Gravelbikes 2023Bikes für Gravel-Rennen

TOUR Redaktion

 · 16.05.2023

Paul Voß - vom Straßenradprofi zum Profi-Graveler: "Ohne Komfort bringt ein super Aero-Gravelbike nicht viel."
Foto: Nils Längner

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Für Paul Voß, den ehemaligen Straßenrad- und Cross-Profi, muss ein Gravelbike für Rennen ein Kompromiss aus Aerodynamik, Komfort und Fahrverhalten sein. Hier seine Empfehlungen fürs richtige Bike für Gravel-Rennen.

Paul Voß ist bekannt als ehemaliger Straßenrad- und Cross-Profi. 2004 gewann er die Deutsche Meisterschaft der Junioren im Cross, ein Jahr später wurde er Zweiter in der Kategorie U23; 2016 bestritt er die Tour de France im Team Bora-Argon 18. Wer Voß nicht aus dieser Zeit kennt, hat ihn vielleicht schon in seinen Radsport-Podcasts gehört (Besenwagen, Autsaid). Mittlerweile ist der 36-Jährige erfolgreich auf dem Gravelbike unterwegs. Bei der Erstauflage der Gravel-WM 2022 erreichte er Platz 27. Auch beim berühmtesten aller Gravel-Rennen, dem Unbound Gravel in den USA, war er am Start. Für die 321 Kilometer Strecke benötigte er 9:46 Stunden. Das reichte für Platz 15. Auch längere Distanzen, sogenannte unsupported Bikepacking-Rennen, also Gravel-Rennen ohne Team-Unterstützung, schrecken ihn nicht ab. Über seine Teilnahme am Badlands 2021 sagt er: “Ich musste noch nie so sehr an mein körperliches und mentales Limit gehen wie beim Badlands.”

Die Ziele von Paul Voß für 2023:

Meine Ziele werden wieder das Unbound und die Gravel-WM sein; aber ich fahre so viele coole Events, bei denen ich performen will oder zumindest eine gute Zeit haben möchte.

Diese Gravelbikes für Rennen haben wir getestet:

(Per Klick geht’s zur Einzelbewertung)


Was macht ein Race-Gravelbike aus?

Für Paul Voß muss ein Race-Gravelbike einen Kompromiss aus Aerodynamik, Fahrkomfort und Fahrverhalten bieten. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten bei Gravel-Rennen müsse man auf aerodynamische Details bei Rad und Sitzposition setzen, sagt er. Auch das Gewicht spiele eine Rolle; viele Rennen haben um die 2000 Höhenmeter, mehrtägige Bikepacking-Rennen oft über 15.000. “Ohne Komfort bringt ein super Aero-Gravelbike nicht viel.” Ein Aspekt, der laut Voß oft vergessen werde. Idealerweise weist das Rad eine hohe Laufruhe auf und ist beim Einlenken nicht zu nervös.

Verschiedene Rennen - unterschiedliche Räder?

Das Orbea Terra M21E bietet dem Gravel-Profi Voß für seine Einsatzzwecke den perfekten Kompromiss. Er stimmt sein Rad für jedes Rennen passend ab. “Ich fahre bei allen den gleichen Rahmen, tausche aber Komponenten aus”, sagt Voß. Für die Tortur beim Unbound heißt das: Aero-Laufräder, Aero-Lenker, 46er-Kettenblatt mit Rennradkassette und schnelle 40-Millimeter-Reifen vom Typ Schwalbe G-One RS. “Bei Events wie dem Badlands würde ich flachere Laufräder für mehr Komfort nehmen, dazu breitere und robustere Reifen, einen breiteren Lenker und eine MTB-Kassette.” Die Sitzposition bleibt unverändert.


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Die Testberichte der drei Race-Gravelbikes

BMC Kaius 01 One

Mit dem Kaius stellt BMC wohl eines der derzeit konsequentesten Gravelbikes für den sportlichen Einsatz. Die tragflächenartig geformte Lenkereinheit sitzt ausgesprochen tief und ist an den Bremsgriffen nur 36 Zentimeter schmal, die Sitzposition also aerodynamisch günstig. Abgesehen von Gewinden für eine kleine Oberrohrtasche verzichtet das leichte Rahmen-Set auf jegliche Gepäckbefestigungen, Details wie die aerodynamisch integrierten Flaschenhalter runden das Konzept ab. Auch die Carbon-Felgen und die nur leicht profilierten Pirelli-Reifen sind für hohen Speed ausgelegt. Dafür hat das Rad Schwächen beim Komfort, besonders die Front ist straff abgestimmt.

Wem der Preis für die gezeigte Top-Version zu heftig ist, findet noch zwei günstigere Varianten für 8499 und 5499 Euro – sie sind etwas schwerer und kommen mit einem klassisch geklemmten Lenker >> hier erhältlich*.

BMC Kaius 01 OneFoto: BMC
BMC Kaius 01 One

PLUS

  • Leicht
  • sehr sportliche Sitzposition

MINUS

  • Teuer
  • keine Befestigungspunkte für Gepäck oder Zubehör

Technische Daten und Noten BMC Kaius 01 One

Herstellerangaben

  • Preis: 11.499 Euro >> hier erhältlich*
  • Rahmengrößen²: 47, 51, 54, 56 (getestete Größe), 58, 61

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad: 7,6 Kilo
  • Gewicht Rahmen / Gabel / Steuerlager¹: 1.075 / 432 / 67 g
  • Sitz- / Ober- / Steuerrohr: 495 / 575 / 145 mm
  • Stack / Reach / STR³: 572 / 402 mm / 1,42
  • Radstand / Nachlauf: 1.025 / 72 mm

Ausstattung

  • Antrieb / Schaltung: Sram Red eTap XPLR (1x12; 42, 10–44 Z.)
  • Bremsen: Sram Red (160 / 160 mm)
  • Laufräder / Reifen (Gewichte)⁴: Zipp 303 Firecrest / Pirelli Cinturato Gravel H 40 mm (v. / h. 1.387 / 1902 g)

TESTNOTE: 1,8

BMC Kaius 01 One - CharakteristikFoto: Testabteilung
BMC Kaius 01 One - Charakteristik

Scott Addict Gravel Tuned

Beim Scott Addict Gravel erinnert nicht nur der Name an die Straßenrennmaschine, auch viele Design-Elemente finden sich an der Geländeversion wieder. Die integrierte Lenkereinheit aus Carbon versteckt alle Leitungen vor dem Fahrtwind, aerodynamische Rohrformen sollen den Top-Speed auch auf Schotter erhöhen. Doch die Schweizer haben auch an den Nutzwert für Touren gedacht, davon zeugen die etwas gemäßigtere Sitzposition oder Gewinde für Schutzbleche und eine Werkzeugbox unter dem Tretlager. Die in dieser Kategorie seltene Zweifach-Kurbel ermöglicht eine große Bandbreite und eine feine Abstufung gleichermaßen. In leichtem Gelände überzeugt die hohe Laufruhe des Gravelbikes; wird es ruppig, sind komfortabler abgestimmte Räder im Vorteil.

Schön ist die Vielfalt an Varianten: Neben der gezeigten Top-Version gibt es sieben weitere ab 2799 Euro zur Auswahl >> hier erhältlich*.

Scott Addict Gravel TunedFoto: Scott
Scott Addict Gravel Tuned

PLUS

  • Hohe Laufruhe
  • viele Ausstattungsoptionen

MINUS

  • Mäßiger Fahrkomfort

Technische Daten und Noten Scott Addict Gravel Tuned

Herstellerangaben

  • Preis: 9999 Euro
  • Rahmengrößen²: XS, S, M, L (getestete Größe), XL

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad: 8,3 Kilo
  • Gewicht Rahmen / Gabel / Steuerlager¹: 1.153 / 479 / 75 g
  • Sitz- / Ober- / Steuerrohr: 555 / 397 / 168 mm
  • Stack / Reach / STR³: 592 / 397 mm / 1,49
  • Radstand / Nachlauf: 1050 / 68 mm

Ausstattung

  • Antrieb / Schaltung: Sram Red eTap AXS (46/33, 10-36 Z.)
  • Bremsen: Sram Red HRD (160 / 160 mm)
  • Laufräder / Reifen (Gewichte)⁴: DT Swiss GRC 1400 Spline / Schwalbe G-ONE R 45 mm (v. / h. 1543 / 2006 g)

TESTNOTE: 1.6

Scott Addict Gravel Tuned - CharakteristikFoto: Testabteilung
Scott Addict Gravel Tuned - Charakteristik

Specialized S-Works Crux

Mit exakt sieben Kilogramm macht das S-Works Crux sogar Straßenrennrädern Konkurrenz – leichter ist derzeit kein Serien-Gravelbike. Dafür ziehen die US-Amerikaner alle Register. Der schnörkellose Rahmen wiegt nur 800 Gramm, auch die traditionell geklemmten Anbauteile und die hauseigenen Carbon-Felgen sparen Gewicht. Entsprechend leichtfüßig lässt sich das Crux durchs Gelände bewegen, das Rad ist eine Spaßmaschine, die auf Befestigungspunkte für Zubehör verzichtet und auf relativ schmalen Serienreifen anrollt.

Wer das Rad geländetauglicher abstimmen will, kann bis zu 47 Millimeter breite Pneus montieren; mit kleineren 27,5-Laufrädern gehen sogar 53-Millimeter-Reifen durch Rahmen und Gabel. Leider ist der Preis dafür exorbitant hoch; immerhin werden noch drei günstigere Varianten ab 4.200 Euro angeboten, die aber schwerer ausfallen.

Specialized S-Works CruxFoto: Specialized
Specialized S-Works Crux

PLUS

  • Extrem leicht
  • wartungsfreundlich aufgebaut
  • großzügige Garantie

MINUS

  • Sehr teuer

Technische Daten und Noten Specialized S-Works Crux

Herstellerangaben

  • Preis 12.800 Euro >> hier erhältlich*
  • Rahmengrößen²: 49, 52, 54, 56 (getestete Größe), 58 cm

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad 7,0 Kilo
  • Gewicht Rahmen / Gabel / Steuerlager¹: 800 / 431 / 148 g
  • Sitz- / Ober- / Steuerrohr: 550 / 565 / 148 mm
  • Stack / Reach / STR³: 580 / 395 mm / 1,47
  • Radstand / Nachlauf: 1035 / 62 mm

Ausstattung

  • Antrieb / Schaltung: Sram Red eTap AXS (40, 10–44 Z.)
  • Bremsen: Sram Red eTap AXS HRD (160 / 160 mm)
  • Laufräder / Reifen (Gewichte)⁴: Roval Terra CLX / Specialized Pathfinder Pro 38 mm (v ./ h.: 1268 / 1780 g)

TESTNOTE: 1,6

Specialized S-Works Crux - CharakteristikFoto: Testabteilung
Specialized S-Works Crux - Charakteristik

¹Gewogene Gewichte.

²Herstellerangabe, Testgröße fett.

³STR (Stack / Reach) projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr: 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine sehr aufrechte Sitzposition.

Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.