Peter Nilges
, Stefan Loibl
· 28.09.2021
Minimalistische Federungen, Vario-Stützen und breite Reifen: Glaubt man der Industrie, sollen Gravelbikes den klassischen Hardtails den Rang ablaufen. Dabei wachsen beide Radtypen immer mehr zusammen.
Ob Klickschuhe, Helme oder Klamotten: Gravel, wohin man schaut. Nahezu jeder Hersteller versucht, auf den Trend-Zug aufzuspringen und die passenden Produkte für abenteuerlustige Offroad-Radler ins Sortiment zu nehmen. Erfahrene Langstrecken-Mountainbiker können darüber nur schmunzeln. Denn ohne Federung, mit Taschen am Rad und auf schmalen Reifen durchs Gelände zu kurbeln, zelebrieren sie seit mehr als zwei Jahrzehnten. Mit leichten, sportlichen Hardtails eben. Doch die sind nicht mehr hip genug. Die schnellen Schotterrennräder für leichtes Gelände dagegen schon. Steckachsen und Scheibenbremsen wie beim Mountainbike sind die Regel. Für mehr Fahrspaß und Komfort im Gelände sorgen breit abgestützte Rennlenker, absenkbare Sattelstützen, minimalistische Federungen (wie spezielle Federgabeln) und Reifenbreiten bis zu 2,0 Zoll. Dazu kommen jede Menge Befestigungsmöglichkeiten an Rahmen und Gabel, um Bikepacking-Ausrüstung zu fixieren. Da fehlt eigentlich nur noch ein Flatbar, damit aus dem Gravelbike wieder ein ungefedertes Hardtail wird.
Mit dem Zusatz „LT“ bringt BMC eine vollgefederte Version seines Gravelbikes Urs. Das Carbon-Bike mit 70 Grad flachem Lenkwinkel und einer Reifenfreiheit von 45 Millimetern kommt mit einer im Gabelschaft integrierten 20-Millimeter-Federung. Am Hinterbau sorgen ein Elastomer-Element (10 mm Federweg), die D-förmige Sattelstütze und ein spezielles Carbon-Layup der flach konstruierten Sitzstreben für viel Sitzkomfort auf ruppigen Pisten. Zudem stattet BMC sein neues „Gravelbike-Fully“ mit Rahmenprotektoren an den Ausfallenden der Gabel, am Unterrohr und an den Kettenstreben aus, spendiert ihm eine Oberrohrhalterung und ermöglicht es sogar, leichte Gepäckträger und Schutzbleche zu montieren. Wer es auf die Spitze treiben will, kann das Urs LT sogar mit einer integrierten Variostütze ausstatten.
30 Millimeter Federweg spendiert Cannondale seiner Lefty-Gabel im Gravelbike Topstone. Klingt wenig, aber es sind Welten im Vergleich zu starren Carbon-Gabeln wie unser Konzeptvergleich von gefederten und ungefederten Gravelbikes und MTB-Hardtails gezeigt hat. Im Sommer hat Sram mit seiner XPLR-Serie und einer Rockshox-Gabel nachgelegt. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Fahrwerks-Gigant Fox mit einer Gravelbike-Federgabel nachzieht.
25-30 Millimeter Federweg will Vecnum Gravelbikes und Starr-Hardtails mit dem neuen Vorbau einhauchen. Dabei kippt der Lenker bei Schlägen nicht ab, die Federkennlinie ist einstellbar. Die 90-mm-Version soll unter 300 Gramm wiegen.