Ausdauersportler im TestDas neue E-Hardtail Orbea Urrun 10

Josh Welz

 · 25.10.2022

Ausdauersportler im Test: das neue E-Hardtail Orbea Urrun 10Foto: Skyshot / Markus Greber

Orbea war einer der Vorreiter des Light-Trends. Zwei Jahre nach dem Fully Rise bringen die Spanier nun ein leichtes Hardtail heraus. Auch im Orbea Urrun 10 steckt der gedrosselte Shimano EP8 RS mit fest verbautem Akku.

Was den aktuellen Light-Trend angeht, kann den Spaniern niemand etwas vormachen. Orbea ist die Light-Welle mit dem Rise schon geritten als sie im Meer der E-MTB-Modelle gerade mal als zaghafte Falte zu erkennen war. Ebenso wie beim Rise sprechen die Spanier auch mit dem Orbea Urrun eine sportliche Zielgruppe an. Nicht jene Piloten also, die sich im Power-Modus mit möglichst geringem Energieeinsatz Berge hochshutteln lassen, sondern aktive Fahrer, die ein leichtes Bike bevorzugen. Wer bereit ist, ein bisschen mehr in die Pedale zu treten, schafft mit dem 19,8 Kilo leichten Urrun stattliche Reichweiten und lockere Sprints über die 25-km/h-Grenze.

Schick integriert: der Shimano EP8 RS  ist das Power-Aggregat in der Light-Klasse.Foto: Markus Greber
Schick integriert: der Shimano EP8 RS ist das Power-Aggregat in der Light-Klasse.

Das Orbea Urrun ist leicht trotz Shimano-EP8-Hardware

In erster Linie werden die Spanier an ambitionierte Touren-Biker gedacht haben. Denn ein ausgesprochener Trailräuber ist das Orbea Urrun nicht. Für ein Hardtail in Rahmengröße M fällt die Geometrie recht ausladend aus. Reach, Stack, Überstandshöhe und Sitzrohr sind großzügig bemessen. Dazu kommt ein mit 70 Millimeter sehr langer Vorbau. So sitzt man auf dem Urrun eher hoch und gestreckt. Kein Wunder, dass das E-MTB mit dieser Auslegung vor allem mit Laufruhe punktet, trotzdem wirkt es auch auf verwinkelten Trails keinesfalls behäbig. Eine gute Figur gibt der sportliche Spanier im Bergauf-Modus ab. Durch den langen Vorbau lastet genügend Druck auf dem Vorderrad, dank der moderat kurzen Kettenstreben lässt sich das Vorderrad aber auch anheben, um Stufen und andere Hindernisse zu überwinden. Die schwach profilierten Maxxis Rekon Reifen zahlen zwar auf die Reichweite ein, versagen aber auf losem und feuchten Geläuf früh ihren Dienst.

Der EP8 RS unterstützt kraftvoll und liefert genügend Power für knackige Steigungen. Seine volle Leistung ruft der Shimano-Antrieb im Grund-Setup des Boost-Modus schon bei geringem Fahrer-Input ab. Im Vergleich zu den neuen Minimal-Assist-Antrieben von Fazua und TQ wirkt der gedrosselte Shimano dabei etwas ruppiger - Fahrgefühl und Dosierbarkeit sind im Turbo nicht top, im Trail-Modus deutlich besser. In seiner Gesamtcharakteristik ähnelt der E-Bike-Motor eher den konventionellen Antrieben als den neuen Leisetretern. Bei hohen Kadenzen geht ihm allerdings etwas die Puste aus, das nimmt ihm etwas die Spritzigkeit. Gewichtstechnisch hat er damit das Nachsehen gegenüber der exklusiv als Light-Antrieb konzipierten Konkurrenz . Dazu kommt der mit 540 Wattstunden für ein Light-E-MTB üppig ausgestattete Akku, der sich allerdings zum Laden nicht entnehmen lässt. So gesehen gehen die 19,6 Kilo Gesamtgewicht des Orbea mehr als in Ordnung.

Das Orbea Urrun 10 im Überblick

  • Einsatzbereich: Tour und Alltag
  • Federweg: 120 mm
  • Preis: 4799 Euro
  • Gewicht: 19,63 Kilo
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Motor: Shimano EP8 RS, 60 Nm
  • Akku: fest verbaut, 540 Wh
  • Optionaler Range-Extender: 252 Wh, 1400 g, 499 Euro
Carbon-Optik: Schickes Alu-Chassis mit fließender Formgebung.Foto: Orbea
Carbon-Optik: Schickes Alu-Chassis mit fließender Formgebung.

Schickes Alu-Chassis im Carbon-Look

Ausgesprochen viel Mühe hat man sich bei Orbea mit dem schicken Alu-Chassis des Urrun gemacht. Die Verkabelung von Display und Shifter verschwindet direkt im Lenker, Brems- und Schaltleitungen im Steuersatz. Die Schweißnähte sind so kunstvoll verschliffen, dass man das Urrun erstmal im Carbon-Mantel vermutet.

Bergab vermittelt das Orbea Sicherheit: Breites Cockpit, gute Magura E-Bremsen und die potente Fox in Performance-Ausführung stehen einem Hardtail gut zu Gesicht. Nur der Hub der Teleskopstütze ist mit 120 Millimetern etwas knapp bemessen. Der Rahmen des Urrun wirkt sehr steif. Das zahlt zwar auf die Lenkpräzision ein, Schläge werden im Sitzen aber recht unvermittelt an den Allerwertesten durchgereicht.

Elegant gelöst: Die Elektronik-Kabel verschwinden im Lenker, Brems- und Schaltleitungen im Steuersatz. Der Vorbau fällt mit 70 Millimetern lang aus.Foto: Markus Greber
Elegant gelöst: Die Elektronik-Kabel verschwinden im Lenker, Brems- und Schaltleitungen im Steuersatz. Der Vorbau fällt mit 70 Millimetern lang aus.

Das Orbea Urrun ist vorbereitet für den Alltagseinsatz

Neben den Einsätzen in moderatem Gelände schielt Orbea mit dem Urrun sicher auf die Cross-Over-Biker, die das Bike nicht nur zum Sport, sondern auch im Alltag oder als Trekking-Vehikel einsetzen. Wer Schutzbleche und Gepäckträger montieren will, findet am Rahmen die entsprechenden Montageoptionen, die passende Lezyne-Beleuchtung kann man beim Kauf direkt dazu ordern. Ein Nachteil im Alltagseinsatz ist, dass der Akku fest integriert ist, sich zum Laden also nicht entnehmen lässt. Für ausgiebige Langstrecken-Einsätze steht der 540-Wattstunden-Batterie ein Range-Extender mit 252 Extra-Wattstunden zur Verfügung. Mit dann fast 800 Wattstunden sollte man keine Reichweitenprobleme mehr haben. Erkaufen muss man sich die Zusatz-Batterie mit 1400 Gramm und 499 Euro.

Die Geometriedaten

Geometriedaten des Orbea UrrunFoto: EMTB
Geometriedaten des Orbea Urrun

Die Bewertung

EMTB-Bewertung des Orbea UrrunFoto: EMTB
EMTB-Bewertung des Orbea Urrun

Fazit von Josh Welz, EMTB-Chefredakteur

Ein Light-Bike mit Zielrichtung Long Distance – das ist kein Widerspruch. Der gedrosselte Shimano des Orbea Urrun nuckelt nur zaghaft am fest integrierten 540-Wattstunden-Akku. Das ermöglicht auch ohne Range Extender stattliche Reichweiten. Das Rahmen-Finish ist Extra-Klasse, die Ausstattung funktionell. Kurz-Beiner greifen besser zu einer kleineren Rahmengröße.
Josh Welz, EMTB-ChefredakteurFoto: Markus Greber
Josh Welz, EMTB-Chefredakteur

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