Adrian Kaether
· 15.09.2022
Auf Krawall gebürstet: Das Ghost Path Riot ist mit Tire-Inserts und extremer Geometrie trotz moderatem Federweg auf Vollgas bergab ausgelegt. Bergauf sorgt das erste Light E-MTB von Ghost mit einen Fazua Ride 60 Antrieb mit fest verbautem Akku für Vortrieb. Wir konnten das Bike bereits fahren.
Man könnte sie fast verwechseln: Nur das dickere Unterrohr unterscheidet das neue Ghost Path Riot von seinem motorlosen Geschwister, dem brandneuen Riot Carbon. Selbst die Geometrie der beiden Bikes ist völlig identisch. Die Eckdaten: 29 Zoll, 140 Millimeter Hub im Heck, Vollcarbon-Chassis. Im Unterrohr des Path Riot steckt Fazuas Ride 60 mit 60 Newtonmetern Drehmoment, bis zu 450 Watt Unterstützung und 430 Wattstunden im fest verbauten Akku.
Doch das neue Ghost Path Riot will kein Light-E-MTB wie jedes andere sein: Passend zum Namen – Riot englisch für Aufstand oder Unruhe – ist das Path Riot in jedem Detail auf Krawall gebürstet. Und stellt dafür maximalen Spieltrieb und ein leichtfüßiges Handling hinten an. Aggressive Reifenwahl, eine extreme Geometrie mit über 1300 Millimetern Radstand in Größe L in Kombination mit einer Fox 38 mit 160 Millimetern Hub machen das Path Riot trotz nur 140 Millimetern im Heck zu einem Mini-Enduro. Ein Ghost Light-Bike für alle, die es bergab auch mit weniger Federweg ordentlich fliegen lassen wollen.
Ghost hat dafür den schon vom Alu-Riot und vom E-Riot bekannten VPP-Hinterbau, genannt „Traction Link“, noch einmal überarbeitet. Er soll nun noch feiner ansprechen und mehr Reserven bieten. In Sachen Geometrie setzt Ghost neben dem extremen Reach von 492 Millimetern in Größe L und einem superflachen Lenkwinkel von 63,5 Grad auch auf längere Kettenstreben. Die Besonderheit: Die Kettenstreben wachsen mit den Rahmengrößen. 446 Millimeter messen sie in den Rahmengrößen S und M, 455 Millimeter in den Größen L und XL. Ein für E-MTB-Verhältnisse sehr tiefes Tretlager und ein etwas höherer Stack sollen den Fahrer gut ins Bike integrieren.
Bergauf wird das Ghost Path Riot vom neuen Fazua Ride 60 unterstützt, der mit bis zu 450 Watt Spitzenleistung und 60 Newtonmetern für mehr als nur leichten Rückenwind sorgt. Anders als bei Haibike verbauen die Ghost-Ingenieure den Motor liegend im Unterrohr, der Akku mit 430 Wattstunden sitzt fest verbaut im Rahmen. Dadurch, durch den umfangreichen Kettenstrebenschutz und durch das geringe Antriebsgeräusch des Fazua soll das Bike sowohl bergauf als auch bergab besonders leise sein. Wer mehr Reichweite braucht, kann auf einen optionalen Fazua-Range-Extender mit weiteren 210 Wattstunden setzen, der bald noch vorgestellt werden soll.
Das Ghost Path Riot wird es in drei Modellen geben. Das Advanced kommt für 7000 Euro glatt mit Fox 38 und Float X2 in der Performance-Version. Geschaltet wird mit einem Mix aus SLX und XT Komponenten, für Verzögerung sorgt die Vierkolbenbremse Cura 4 von Formula, die nach unserem letzten Bremsentest sowohl in Sachen Ergonomie als auch bei der Bremsleistung kaum zu schlagen ist. Die Eightpins-Sattelstütze steckt auch schon in diesem Modell und bietet so viel Verstellweg wie Sattelstützenauszug.
Das heimliche Top-Modell Full Party für 8500 Euro lässt mit XTR-Komponenten, Eightpins-Stütze, Formula-Bremse, Fox-Factory-Fahrwerk und leichten Syntace-Alu-Laufrädern kaum noch Wünsche offen. Wie das Advanced-Modell setzt auch das Ghost Path Riot Full Party auf aggressive Reifen. Um die hintere Felge rotiert ein Maxxis Dissector in der pannensicheren Double-Down-Version, vorne dreht sich ein Assegai Exo+ in der griffigen MaxxGrip-Gummimischung.
Das teuerste Modell Path Riot LTD ist tourenorientierter ausgelegt und voll auf Leichtbau getrimmt. In der Front steckt statt der 38 die leichtere Fox 36 Factory Fit4 mit nur 150 statt 160 Millimetern Hub. Das Bike rollt auf superleichten EXC-1200-Spline Carbon-Laufrädern von DT Swiss und leichten Maxxis Forekaster-Reifen. XTR-Komponenten, leichte Syntace-Parts und die Cura-4-Bremse runden die 10.000-Euro-Ausstattung ab.
Auf den flacheren Trails um die Redaktion konnten wir uns schon einen kurzen ersten Eindruck vom neuen Path Riot Full Party verschaffen. Bergauf kann das neue Ghost mit Fazua-Antrieb seine extreme Anlage kaum verleugnen. Die Lenkung kippt spürbar ab, wegen des tiefen Tretlagers und der langen 175er Kurbeln setzen schon in moderatem Gelände leicht die Pedale auf. Dafür lässt sich das Ghost mit dem antriebsneutralem Heck und den langen Kurbeln auf gleichmäßigen Uphills angenehm bergauf pedalieren. Der Fazua-Antrieb ist nur leicht zu hören und sorgt trotzdem für kräftigen Schub. Einen ausführlichen Fahrbericht zum neuen Fazua-Motor gibt es >>hier<<.
Bergab integriert das Ghost Path Riot den Fahrer gut im Rad, der lange Radstand und die griffigen Reifen sorgen in Kombination mit dem sensiblen Fahrwerk für viel Fahrsicherheit. Jedenfalls dann, wenn man auch trotz des langen Reachs und flachen Lenkwinkels genug Druck auf die Front bringt. Hier erfordert das Bike etwas Eingewöhnung, belohnt den Fahrer dann aber mit satter Laufruhe und fühlt sich aufgrund des Gewichts und des begrenzten Hubs trotzdem lebendig an. Erwartungsgemäß ist in engen Wechselkurven jedoch etwas mehr Einsatz vom Fahrer gefragt. Leider klapperte unser Bike aus dem Unterrohr, eventuell wegen eines lockeren Akkus und konnte so das Versprechen an eine geringe Lautstärke nur bergauf vollständig erfüllen. Wir sind gespannt, wie sich das Light-E-MTB Path Riot in einem ausführlicheren Test und in schwerem Gelände schlägt.