Benjamin Bernotat
· 10.07.2023
Der Worst Case, das Armageddon, der Endboss, der wohl jeder und jedem im Kopf ist, wenn es um das Thema Schaden am Bike geht, ist wohl der Verlust, der Diebstahl des geliebten Fahrrads. Mit einem Schlag sind zumindest ein paar Tausender Schaden entstanden, weil das Kellerabteil nun leer ist oder nur noch die Brösel eines Fahrradschlosses von der Tat zeugen.
Eine Studie des Spezialversicherers Wertgarantie mit über 1500 teilnehmenden Personen hat Themen, wie Pflege oder Wartungs- und Reparaturverhalten oder Schutz des Bikes, abgefragt. Das überraschende Ergebnis: Der Verschleiß ist mit 42 Prozent der am häufigsten auftretende Schaden am Fahrrad. Auf Platz zwei und drei landen mit knapp 16 Prozent der Sturz und mit knapp 15 Prozent technische Defekte. Überraschenderweise liegt der Diebstahl mit unter 10 Prozent sehr weit hinten beim Schaden. Interessant dabei ist auch die Verteilung nach Altersgruppen. Technische Defekte, Sturz und Unfälle mit dem Bike treten häufiger in den Altersgruppen unter 50 Jahre auf. Dagegen zeigt sich in der Altersgruppe 50 und 59 Jahre, dass dort vor allem Verschleißschäden vermehrt auftreten.
Aber eben doch sind es rund knapp 10 Prozent Diebstahl - daher spielt Sicherheit eine Rolle. Dazu befragten sagten knapp 64 Prozent der Personen, dass sie ihr Bike oder E-Bike immer abschließen und immerhin 12 Prozent verwenden schon eine Smarte Lösung mit GPS-Tracker oder gleich auf eine App, wie die jüngst vorgestellte von Canyon. Dies ersetzt natürlich nicht ein klassisches Schloss, das mit knapp 43 Prozent das Kettenschloss ist. Alles wird online gekauft? Von wegen. Mit knapp 60 Prozent stehen Fachhändler vor Ort an erster Stelle beim Kauf von Bikes und E-Bikes.
Es wird gerne selbst geschraubt und repariert, das geht auch aus dieser Studie hervor. Bei den Befragten mit E-Bikes sind es ungefähr 28 Prozent, die alles selbst reparieren und bei den Bikes 29 Prozent. Aber natürlich lassen auch ungefähr ein Drittel aller Befragten Ihre Bikes und E-Bikes in einer professionellen Werkstatt reparieren. Für die Selbstreparatur sind die Videos auf YouTube ganz vorne mit dabei: über 31 Prozent lassen sich von YouTube bei der Eigenreparatur helfen.
Über 63 Prozent der Befragten sehen das anders und entsorgen ihre Bikes und E-Bikes, obwohl diese nicht defekt sind. Einer der Hauptgründe, der angegeben wird, ist eine Änderung im Nutzungsverhalten. Das klingt alles andere als nachhaltig und lässt oftmals darauf schließen, dass das Bestandsrad durch ein neueres ersetzt wird.
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt dennoch bei den Befragten der Studie immer mehr an Bedeutung und so entscheiden sich immerhin fast 80 Prozent für die Reparatur bzw. Verkauf von alten oder defekten Bikes oder E-Bikes anstatt diese einfach zu entsorgen. Zum Kauf von Bikes und E-Bikes aus nachhaltigen Materialien sagen fast 56 Prozent der Befragten “ja”. Auch würden sich über 44 Prozent für den Kauf eines gebrauchten anstatt eines neuen Bikes bzw. E-Bikes entscheiden. Ebenso verhält es sich auch mit Zubehör, das knapp 32 Prozent vorwiegend gebraucht und über 51 Prozent vorwiegend nachhaltig produziert, bevorzugen würden, wie z. B. von umweltfreundlichen Reinigungs- und Schmiermitteln.
>> Mehr zum Thema gebrauchte Bikes, gibt es in diesem Artikel: Gebrauchte Fahrräder kaufen? Von privat, refurbished oder Bikes besser neu kaufen? <<
Es geht sogar noch weiter. Über 13 Prozent der Befragten wären bereit, für ein nachhaltig produziertes Bike oder E-Bike einen höheren Preis zu zahlen. Dabei lässt sich ein eindeutiger Trend hin in Richtung recycelte Materialien im Gegensatz zu nachwachsenden Rohstoffen erkennen: über 37 Prozent würden ein Bike oder E-Bike aus recycelten Materialien bevorzugen im Vergleich zu nur knapp 13 Prozent, die nachwachsende Rohstoffe vorziehen würden.
Erfreuliche Zahlen gibt es auch beim Thema Entsorgung. Über 21 Prozent schenken ihrem Fahrrad ein weiteres Leben durch den Verkauf an Privatpersonen über Portale. Verschenken und spenden liegt auch hoch im Kurs mit über 14 Prozent. So lässt sich anhand der Zahlen erkennen, dass die über 1500 Befragten bei ihren Kaufentscheidungen und Entscheidungen zum Thema Pflege und Entsorgung das Thema Nachhaltigkeit vermehrt in Betracht ziehen und so das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln geschärft wird.
Mehr als 20 Prozent der Befragten der Gruppe Bike wissen nicht, um welche Marke es sich bei ihrem Fahrrad handelt. Über 5 Jahre besitzen immerhin 30 Prozent der Befragten ihre Fahrräder. Die Verbreitung von Fahrrädern ist in Großstädten höher als im ländlichen Raum. Bei E-Bikes ist es genau andersherum. Am meisten E-Bikes werden in Orten mit einer Bevölkerungszahl von 5.000 bis 20.000 gefahren. Auch treten E-Bikes häufiger in Mehrpersonenhaushalten auf.
Interessant ist auch das Thema Leasing. Bei E-Bikes ist der Anteil der Leasingräder fast dreimal so hoch, wie bei nicht-motorisierten Fahrrädern. Gemeinsamkeiten gab es beim Stellenwert von 92 Prozent bei körperlichem Wohlbefinden und sportlicher Fitness bei 83 Prozent. Zudem legen 70 Prozent einen Wert darauf, den ÖPNV anstatt das Auto zu nutzen.
Die Studie wurde von Wertgarantie in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Splendid Research durchgeführt. Grundlage waren 1519 Teilnehmende im Alter zwischen 18 und 69 Jahren. Darunter 1018 Fahrradfahrende und 501 Pedelec-Fahrende (in der Studie als E-Bike bezeichnet). Die Daten wurden im Zeitraum vom 08. bis 23. Februar 2023 erhoben. Diese Ergebnisse bildeten die Grundlage für den hier zitierten Fahrrad & E-Bike Report 2023.