Jörg Spaniol
· 20.08.2022
Teure E-Bikes sind auch für Diebe ein attraktives Ziel. Dagegen helfen Schlösser und Hightech: Mit GPS-Trackern sollen sich gestohlene Fahrräder präzise orten lassen. Wir haben es ausprobiert und den Apple AirTag getestet.
Die technische und preisliche Entwicklung bei E-Bikes ruft beim Fahrraddiebstahl immer öfter wirkliche Experten auf den Plan, die mit grobem Werkzeug und Lieferwagen losziehen, um Beute zu machen. Doch GPS-Tracker fürs Fahrrad, die anzeigen, wo das gestohlene Bike abgeblieben ist, könnten den Profiknackern zunehmend Probleme bereiten. Wir wollten wissen, wie es mit dem Handling und der Trefferquote aussieht.
Fast alle GPS-Tracker fürs Fahrrad funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Am oder im Bike ist ein GPS-Chip montiert. Dieser Chip errechnet anhand von über ihm schwebenden Satelliten seine Position – genau wie bei jedem Auto-Navi oder Fahrrad-GPS. Doch weil der Fahrradbesitzer beim gestohlenen Rad eben nicht im Sattel sitzt, muss ihm das Rad von selbst mitteilen, wo es sich gerade befindet. An dieser Stelle kommt zusätzlich zum GPS die Mobilfunktechnik ins Spiel, denn nun muss das gestohlene Rad dem Besitzer seine Position mitteilen.
Dafür ist in Trackern eine SIM-Karte eingebaut, wie sie prinzipiell auch im Handy steckt. Wird das Rad mit scharfgeschaltetem GPS-Tracker bewegt, wacht der eingebaute Sender auf und schickt dem Besitzer eine Nachricht ans Mobiltelefon. Dort empfängt eine App des Geräteanbieters die Meldung und die Position des gestohlenen Rades – die Suche kann losgehen.
Doch der Teufel steckt im Detail. Eines dieser Details ist die nötige Stromversorgung. Obwohl es sich bei den Positionsdaten um extrem kleine Datenpakete handelt, müssen die Geräte maximal sparsam mit dem Strom umgehen. Das begrenzt die Häufigkeit der Positionsangaben. Ein weiterer unschöner Nebeneffekt des stromfressenden Datenverkehrs: Um das Funknetz zu nutzen, wird eine Art Handy-Gebühr zwischen drei und sechs Euro monatlich fällig.
Apple macht alles ganz anders. Die „AirTags“ der iPhone-Marke sind eigentlich dafür gedacht, verlorene Schlüssel und Ähnliches im Nahbereich wiederzufinden. Doch der günstige Preis von 35 Euro und das geringe Gewicht sind verlockend, um sie auch für die Fahrradfahndung zu verwenden. Diese münzgroßen Dinger haben keinen GPS-Chip und funken nur über die für den Nahbereich entwickelte Bluetooth-Verbindung. Der Trick (den prinzipiell auch die Marken Samsung oder Tile nutzen) ist eine Art Netzwerk.
Wenn das Rad mit montiertem AirTag per App als gestohlen gemeldet wird, ist die weltweite Jagd eröffnet: Jedes iPhone, das sich mit eingeschalteten Ortungsdiensten in Bluetooth-Nähe zum gesuchten Objekt befindet, wird sozusagen von Apple gekapert und als Router verwendet – ohne dass die Besitzer etwas davon mitbekommen. Der gesuchte Chip und das Telefon sagen sich kurz Hallo, dann funkt das Telefon den Standort des Rendezvous automatisch zum iCloud-Server, von wo er zum Suchenden gelangt. Nur der Suchende bekommt etwas davon mit.
Die Voraussetzungen für diese Suche sind jedoch umfangreich: Neben reichlich Passanten mit iPhones in wenigen Metern Entfernung sollte weder Autoblech noch Beton oder ein Fahrradrahmen die Funkstrecke abschirmen. Für die AirTags gibt es mittlerweile clevere Verstecke wie die von uns benutzte Steuersatzkappe von NC-17. Zwar fängt ein als vermisst gemeldeter Apple AirTag nach acht bis 24 Stunden Jagd an, laut zu piepen, doch bis dahin dürfte das Teil unbemerkt arbeiten – außer, der Dieb hat auch ein iPhone, das ihn nämlich nach einer Weile darauf hinweisen kann, dass ein gesuchter AirTag in seiner Nähe ist.
Beim Kauf von GPS-Trackern und Ähnlichem tauchen viele Abkürzungen und Markennamen auf. Wer sie versteht, kann die Produkte leichter beurteilen.
Bluetooth: Standard für die kabellose Datenübertragung zwischen Geräten im Nahbereich (etwa 5–10 Meter). Bluetooth-Signale werden leicht durch Wände etc. abgeschirmt.
GPS: Global Positioning System (GPS)-Satelliten senden ihre Signale zur Erde. Mit den Daten von mindestens drei Satelliten lässt sich die Position auf der Erdoberfläche relativ genau bestimmen.
GPS-Tracker: Während ein GPS-Logger den Streckenverlauf nur aufzeichnet, sendet ein Tracker die Daten schon von unterwegs an einen Empfänger.
GSM: Der hierzulande veraltete Mobiltelefonie-Standard (2G) hat weltweit eine gute Abdeckung und wird daher auch für GPS-Tracker verwendet. Nachteil: hoher Stromverbrauch, künftige Abschaltung z. B. in der Schweiz.
LPWAN: Low Power Wide Area Network – Ein Überbegriff für Funkstandards wie NB- IoT, LoRaWAN, LTE-M oder Sigfox, die zwar wenige Daten übertragen, aber gut durch Wände dringen und wenig Energie verbrauchen. Bei GPS-Trackern sehr verbreitet.
LTE-M: neuerer Funkstandard für Datenkommunikation mit geringem Stromverbrauch. Häufiges Senden der Positionsdaten möglich.
NB-IoT: Narrowband-Internet of Things Relativ verbreiteter Funkstandard für Datenkommunikation mit geringem Energie- verbrauch, guter Abdeckung in Deutschland und guter Gebäudedurchdringung. Max. eine Positionsmeldung pro Minute.
Pufferbatterie: Für E-Bikes optimierte Tracker können während der Fahrt unablässig senden. Ist das Bike ausgeschaltet, überbrücken kleine Stromspeicher des GPS- Trackers die Zeit bis zum nächsten Start.
Die gesamten Ergebnisse unseres Tests mit diesen 6 GPS-Trackern aus EMTB 3/2022 finden sie am Ende des Artikels als PDF-Download:
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