Die Schweizer von Maxon verfolgen den Minimal-Ansatz konsequent: Mini-Akku und gemäßigte Leistung, daraus resultiert das geringste Systemgewicht in unserem Vergleichstest. Wer ein möglichst leichtes E-Bike bauen möchte, ist mit dem Maxon-Antrieb gut beraten. Als wir vor rund einem Jahr das Trailbike von Transalpes durch unser Testlabor geschleust haben, war es mit 16,4 Kilo folgerichtig das leichteste E-Fully, das wir je getestet haben. Erfreulich: Maxon war seitdem nicht untätig, sondern hat Stück für Stück an der Software des E-Bike-Antriebs gebastelt. Inzwischen hat der Motor Leistung und Drehmoment zugelegt, das ist erfreulich. Im Testvergleich landet er dennoch am unteren Power-Ende der Light-Motoren. Mehr Rückenwind, denn plakativer E-Bike-Schub.
Aktuell ist das Schweizer Antriebssystem ausschließlich mit sehr kompaktem 250-Wh-Akku verfügbar. Und das ist auch das Geheimnis hinter dem sehr geringen Systemgewicht. Der Light-E-Bike Motor ist mit zwei Kilo nicht leichter als zum Beispiel ein Fazua Ride 60. Alle uns bekannten Bikes mit Maxon-System verbauen die Batterie fest im Unterrohr. Das passt zum sehr minimalistischen und leichten Konzept des Antriebs und ermöglicht maximale Gewichtsersparnis. Touren mit Überlänge erfordern mit der kleinen Batterie aber eine besonders sparsame Fahrweise. Schon länger hat Maxon einen Range Extender angekündigt. Im Frühjahr 2023 soll die Zusatzbatterie mit 250 Wattstunden verfügbar sein. Ebenfalls angekündigt: Eine größere Batterie mit 360 Wattstunden soll ab Sommer 2023 erhältlich sein.
Der sehr sportliche Charakter des Light E-Bike-Motors Maxon Bikedrive Air zieht sich konsequent durch alle Bereiche. Die Unterstützung fällt sehr geschmeidig aus, verlangt vom Fahrer aber ordentlichen Einsatz. Faule Treter und niedrige Kadenzen mag der Antrieb nicht, dafür blüht er bei hoher Trittfrequenz richtig auf. Das macht das Fahrgefühl wirklich harmonisch, sehr natürlich und spritzig. Klassische E-Bike-Gefühle kommen an Bord eines Maxon-E-MTBs nicht auf. Wer sich vom Antrieb auf den Berg schieben lassen möchte, wird vom Bikedrive Air enttäuscht sein. Wer möglichst nah am klassischen Bike landen möchte, ist hier richtig.
Im Vergleich zu unserem letzten Test mit dem Bikedrive Air hat Maxon die Leistung durch ein Software-Update merklich angehoben – und die Schweizer versprechen für die Zukunft noch mehr Power-Zulage. Die Leistung liegt im Testfeld mit maximal 245 Watt immer noch im unteren Bereich, doch mit dem Specialized SL 1.1 kann es der Bikedrive Air jetzt aufnehmen. Die Erklärung für den sehr sportlichen Charakter: Die maximale Leistung liegt erst bei hoher Trittfrequenz an. Super: Der Maxon Bikedrive Air hält die Power bis in höchste Kadenzen, das fördert das spritzige und sportliche Fahrgefühl. Das maximale Drehmoment fällt mit maximal 32 Newtonmetern in unserem Labortest niedrig aus. Entsprechend niedrig fällt der Punch bei niedrigen Kadenzen und beim Anfahren aus.
Das Maxon-Leichtgewicht ist kein prädestinierter Shuttle-Dienst, um sich mühelos auf hohe Berge hieven zu lassen. Wer den Turbo-Modus eines Bosch Performance CX Motors liebt, ist beim Bikedrive Air fehl am Platz. Doch gerade weil die maximale Leistung des Bikedrive Motors nicht so massiv ausfällt, wird man mit diesem Antrieb verhältnismäßig häufig in der höchsten Unterstützungsstufe landen. Das gilt besonders für schwere Fahrer und steile Anstiege. Und was liefert der Minimal-Antrieb, wenn man dauerhaft die Maximalleistung abruft? Wir haben alle Light-Antriebe unseres großen Vergleichstests einem standardisierten Feldtest unterzogen. Mit 150 Watt Fahrerleistung, 89 Kilo Fahrergewicht und höchster Unterstützungsstufe haben wir die Bikes wiederholt einen steilen 410-Höhenmeter-Anstieg hinaufgescheucht bis der Akku leer war. In diesem Modus erkletterte unser Testbike 924 Höhenmeter bei einer Fahrzeit von 54 Minuten. Mit der kleinen 250er-Batterie geht der Antrieb sehr effizient um. Die Durchschnittsgeschwindigkeit (8,9 km/h) landete dabei am hinteren Ende des Light-Feldes, auf einem Level mit Specializeds SL 1.1 und dem TQ HPR 50. Stark: Trotz extrem kompakter Bauform und aufgebohrter Leistung (im Vergleich zur Vorgänger-Software) hatte der Maxon Bikedrive Air keinerlei Probleme mit übermäßiger Hitzeentwicklung. In Summe geht der Schweizer E-Bike Motor durchaus effizient mit seinem kleinen 250er-Akku um.
Zum Vergleich: Ein Bosch Performance CX Antrieb mit Powertube 750 schafft unter identischen Testbedingungen etwa 1950 Höhenmeter mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14,8 km/h und 71 Minuten Fahrzeit.
Das Antriebsgeräusch des Bikedrive Air ist angenehm leise, aber nicht so dezent wie bei Test-Primus Fazua und dem noch ruhigeren TQ HPR 50. Doch im Vergleich zu klassischen Motoren stellt der Motorsound des Maxon E-Bike Antriebs eine deutliche Geräuschreduktion dar. Schade: Durch den besonderen Freilauf entlocken grobe Schläge dem Motor ein sehr deutliches Klackern in der Abfahrt. Im Vergleich zu den Bosch- und Shimano-Motoren tritt das Geräusch nicht so häufig und erst bei markanteren Schlägen auf. Dafür ist es dann deutlich lauter. Laut Maxon ist dieses Phänomen stark von Einstellung und Konstruktion des Fahrwerks abhängig.
So kompakt und gleichzeitig so knackig haben wir noch keine Bedieneinheit an einem E-MTB erlebt. Hoch und runter, mehr kann der Maxon-Remotehebel nicht. Diese Funktion erledigt der Trigger aber in absoluter Perfektion. Die Bedienung ist extrem knackig und definiert. Ebenso minimalistisch fällt die LED-Anzeige auf dem Oberrohr aus. Drei Streifen für die U-Stufen, sieben Balken für den Akku-Stand. Simpel, unauffällig, klar verständlich: So geht Schweizer Understatement. Wirkt wertig! Eine umfangreiche Informationszentrale darf man vom Maxon aber nicht erwarten. Dafür kann man allerdings einen Bike-Computer oder ein Smartphone als erweitertes Display nutzen.
Die App Bikedrive Connect ist wie das gesamte Maxon-System: simpel und funktional. Die drei Fahrmodi können in den Parametern maximale Leistung, maximale Unterstützung (bezogen auf niedrige Kadenzen) und in der Abhängigkeit zum Fahrer-Input eingestellt werden. Außerdem kann die App im Dashboard ausführliche Fahrdaten inklusive Leistung von Fahrer und Motor anzeigen.
Sportlicher, effizienter und kleiner Minimal-Assist-Antrieb mit geringem Gewicht. Wer eher geschmeidigen Rückenwind, denn plakativen E-Bike-Schub sucht, wird hier fündig. Mit dem kleinen Akku das deutlich leichteste Gesamtsystem - ideal für leichte, sportliche Bikes. Das Antriebsgeräusch ist angenehm, das Klappern in der Abfahrt dafür sehr störend. Lob gibt´s für die ebenfalls minimalistischen, aber sehr knackigen Bedienelemente.
Der Test des Maxon Bikedrive Air fand im Rahmen eines großen Vergleichs diverser leichter E-Bike-Motoren statt. Unseren Übersichtsartikel inklusive Vergleichswerten gibt´s hier.