Einmal einstellen, nie mehr Probleme! Das ist das Versprechen von Srams neuer Transmission-Technologie. Der Name “Full-Mount” deutet auf die komplett neue Befestigungslogik dieser Schaltwerke hin. Statt über ein labiles Schaltauge, ist der Wechsler über zwei robuste Arme direkt am Rahmen befestigt. Und zwar an einer eigens dafür normierten Schnittstelle. Nur moderne Bikes, die für ein UDH (Universal Derailleur Hanger) vorbereitet sind, funktionieren mit den neuen Schaltwerken.
Diese einheitliche Befestigung ist Grundlage der neuen Einstellungslogik. Der große Vorteil und die Grundidee hinter diesem System: Der Abstand vom Schaltwerk zu den einzelnen Ritzeln der Kassette ist immer genau gleich – und zwar auf den Millimeter. Vorausgesetzt, es wird korrekt montiert.
Shimano oder Sram? Wo liegen die Vor- und Nachteile der Schaltungen? Wir haben das große Duell gewagt. Alle Artikel dieser Serie gibt’s in den folgenden Links:
Die Endanschläge, also wie weit sich das Schaltwerk nach links und rechts bewegen kann, sind bei Srams Transmission-Schaltung durch die in diesem Artikel beschriebenen Schritte automatisch voreingestellt. Und auch die Umschlingung, also wie weit sich das Schaltwerk und die Schaltröllchen vom Schaltwerk wegbewegen, muss nicht mehr händisch eingestellt werden.
Grundlage für jede Einstellung einer Sram-Transmission-Schaltung sind drei Grundparameter: Setup-Key (Position A oder B), Kettenlänge und Setup-Ritzel. Die sind abhängig vom jeweiligen Bike-Modell und müssen vor der Einstellung eruiert und angepasst werden. Dafür hat Sram eine Datenbank (App oder Webseite), in der nahezu alle verfügbaren Bikes am Markt hinterlegt sind. Die Datenbank heißt „Full Mount Chain Length Guide”, z. B. in der Sram-AXS-App. Hier müsst ihr exakt Euer Modell in der richtigen Rahmengröße eingeben und erhaltet so die passenden Werte.
Achtung: Die Rahmengröße und Details wie die Geometrieeinstellung oder Kettenblattgröße haben Einfluss auf die Parameter. Ein gedrehter Flipchip oder ein anderes Kettenblatt können also unter Umständen eine neue Einstellung der Transmission-Schaltung erfordern.
Die Position des Setup-Keys kann einfach umgebaut werden, falls nötig. Insbesondere bei der Montage eines neuen Schaltwerks müsst ihr darauf achten, den Stecker in der richtigen Position zu haben. Dazu den Knopf mit einem kleinen Schlitzschraubendreher heraushebeln und passend wieder einsetzen. Die Position des Knopfes bestimmt, in welcher Setup-Position das Schaltwerk bei der Einstellung bzw. Befestigung einrastet.
Erst wenn alle Parameter klar und richtig vorbereitet sind, kann das Schaltwerk befestigt bzw. korrekt ausgerichtet werden. Dafür zuerst auf das Setup-Ritzel schalten. Das 21er-Ritzel (7. Ritzel von oben) ist rot markiert und dient in den allermeisten Fällen als Setup-Gang. Aber Achtung: In Ausnahmefällen braucht ihr das eins größere 24er-Ritzel! Ob das bei eurem Bike der Fall ist, findet ihr wie oben beschrieben in der Sram-Datenbank bzw. App.
Ist der Setup-Gang eingelegt, löst ihr erst die Hinterradachse um genau eine Umdrehung. Das nimmt den Druck von der Schaltwerksbefestigung. Dann öffnet ihr die Hauptbefestigungsschraube des Schaltwerks ebenfalls um eine Umdrehung. Dann sollte das Schaltwerk locker hängen und sich frei um die große Schraube bewegen lassen.
Im nächsten Schritt muss der Käfig nach vorne gedrückt und mit einem Druck auf den roten Knopf in der Setup-Position eingerastet werden.
In dieser Setup-Position wird das Schaltwerk am Käfig nach hinten gezogen, bis die Kette gespannt ist. Dann die Hauptbefestigungsschraube des Schaltwerks anziehen.
Für die dauerhaft korrekte Funktion der Schaltung ist es essenziell, dass die Schraube mit 35 Newtonmetern angezogen wird. Achtung: 35 Nm sind richtig viel, ein Mini-Tool reicht dafür definitiv nicht. Wird das Schaltwerk zu sanft fixiert, kann es verrutschen und die Performance ist futsch.
Zum Schluss die Hinterradachse auf der linken Seite wieder korrekt festziehen. Mit diesen Schritten ist sowohl die Begrenzung der Endanschläge, als auch die Umschlingung automatisch richtig justiert.
Wenn ihr prüfen wollt, ob die Einstellung bei euch passt, gibt’s neben dem optischen Check, ob die Markierungen fluchten einen weiteren Trick: In den passenden Einstellgang schalten und den Käfig in die Setup-Position bringen. Das sollte im Einstellgang ohne große Bewegung des Käfigs klappen.
Die Feineinstellung der Gänge funktioniert bei einer Transmission-Schaltung wie bei anderen Systemen auch: Über die Zugspannung (mechanische Transmission) oder Micro Adjust (bei elektronischen AXS-Gruppen) kann das Schaltwerk stufenlos bzw. in Micro-Schrittennach rechts und links bewegt werden.
Bei mechanischen Systemen reguliert die Einstellschraube am Schalthebel die Spannung des Schaltzugs. Sie ist dafür verantwortlich, dass die Kette beim Schalten sauber von einem Ritzel aufs nächste klettert. Um die Spannung zu erhöhen, dreht man das Stellrad heraus, also in Fahrtrichtung. Dann springt die Kette leichter auf ein größeres Ritzel. Beim Blick von hinten wandert das Schaltwerk also minimal nach links.
Überspringt die Kette ein Ritzel, wenn man in einen leichteren Gang schaltet, ist die Zugspannung zu hoch. In diesem Fall die Schraube hineindrehen, also entgegen der Fahrtrichtung. So bewegt sich der Schaltkäfig nach rechts. Justieren, bis alle Gänge sauber eingelegt werden und die Kette ohne Rasseln und Schaben läuft.
Das gleiche Spiel bei der AXS-Variante mit Funkübertragung. Die Einstellung nennt sich hier Micro-Adjust. Statt durch die Zugspannung wird das Schaltwerk über den Stellmotor in Micro-Schritten nach rechts und links bewegt. Für diese Steuerung gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder über die AXS-App, oder eine Tastenkombination am AXS Pod, dem elektronischen Shifter.
Wer ohne App justieren möchte, hält die AXS-Taste (innen am Controller) gedrückt, dann kann über die zwei Tasten das Schaltwerk in die entsprechende Richtung justiert werden. Tipp: Steht Micro Adjust in einer Extremposition (1 oder 14, in der AXS-App ersichtlich), ist das ein Indiz für eine falsche Einstellung. In der Regel sollte Micro Adjust nahe der neutralen Mittelstellung (7) stehen. Wichtig zu wissen: Micro-Adjust bezieht sich immer auf alle Gänge gleichzeitig. Die Gänge werden nicht einzeln feinjustiert.