Gitta Beimfohr
· 04.04.2025
Bunt wie die Ostereier im Nest kommen auch dieses Jahr wieder die unterschiedlichen Mautgebühren der EU-Länder daher. Die einen erhöhen die Preise, die anderen verkomplizieren das Bezahlsystem und ein Land punktet fortschrittlich mit Öko-Ermäßigungen. Wir haben unsere wichtigsten Bikespot-Nachbarn in Bezug auf ihre aktuellen Mautgebühren und Benzinpreise miteinander verglichen. Und wenn es nach Preis-Leistung geht - also Anreisekosten im Verhältnis zum Trail-Erlebniswert - dann kristallisiert sich für Biker vor allem ein Reiseziel heraus.
Beginnen wir mit unserem Nachbarland Österreich. Ach, wobei - fangen wir lieber mit einer guten Nachricht an: Tschechien.
Tschechien ist das Land der Top-Trailcenter. Ein Biketrip dorthin ist daher ohnehin jeden Cent wert. Schleppen Sie sich am besten mit den letzten Tropfen im Tank über die Grenze, denn es kommt noch besser: Tschechien hat mit Abstand die günstigsten Spritpreise in ganz Europa. Ein Liter Benzin kostet dort derzeit im Schnitt 1,39 Euro und ein Liter Diesel 1,38 Euro.
Die Kehrseite: In Tschechien braucht man nicht nur für die Autobahnen, sondern auch für die Nutzung der Schnellstraßen der Kategorie R eine Maut-Vignette. Die Preise für die ausschließlich in digitaler Form (30 Tage vorab via Internet, vor Ort auch an Automaten in Raststätten) erhältlichen Vignette wurden dieses Jahr um 5-7 Prozent erhöht:
Aber es gibt auch einen “Öko-Preis”: Hybrid-Fahrzeuge bekommen 25 Prozent Ermäßigung, Autos mit Erdgas- oder Biomethan-Antrieb zahlen nach Antrag auf Befreiung jeweils nur die Hälfte der Gebühren und E-Autos sind nach diesem Antrag (!) sogar ganz von der Vignettenpflicht befreit.
Der ADAC rät aber, die tschechische Vignette nur auf der oben verlinkten offiziellen Verkaufs-Websites zu kaufen. Privatanbieter schlagen oft noch ein Extra an Bearbeitungsgebühren drauf. Achtung: Beim vorzeitigen Online-Kauf auf den Starttag der Gültigkeit achten!
Erstmalig reißt das “Jahrespickerl” in Österreich die 100 Euro-Latte. Und wichtig für alle, die nur eine 1-Tagesvignette für die Durchfahrt lösen wollen: Die gibt es künftig nur noch in digitaler Form! Zur normalen Autobahn-Maut kommen auf bestimmten Streckenabschnitten noch weitere Extra-Gebühren dazu:
Der Brenner kostet 12 Euro, die Tauernautobahn 14,50 Euro, Karawanken 8,80 Euro, Arlberg-Tunnel 12,50 Euro und der Felberntauern 24 Euro.
Zum Thema Brenner gibt es leider verkehrsmäßig schlechte Nachrichten: Seit Beginn des Jahres wird die 1,8 Kilometer lange Luegbrücke kurz vor dem Passübergang nach Italien saniert und ist nun für mehrere Jahre in beide Richtungen nur noch einspurig befahrbar. Aber! Wie man sich vorstellen kann, sorgte dieses Nadelöhr bereits für einigen Stauärger und die ASFINAG hat reagiert: Neben einer Webcam, die nun den aktuellen Verkehrsfluss über die Brücke anzeigt, sollen von Ostern bis September wieder zwei Spuren zu befahren sein. Den aktuellen Kalender kann man hier einsehen: asfinag.at/bauen-erhalten
Leider bietet sich auch der Reschenpass nur bedingt als Umfahrungs-Alternative auf dem Weg nach Südtirol an: Auch dieser Übergang ist - mit Unterbrechungen - bis Ende 2026 gesperrt, weil dort eine Steinschlag-Galerie gebaut wird. Ab dem 3. Mai 2025 soll die Strecke aber zumindest einspurig mit Ampelregelung wieder geöffnet werden.
Die “Alte Brennerstraße” (B182) ist keine Ausweichoption, weil es dort immer wieder zu Durchfahrtsbeschränkungen kommt. Die Polizei kontrolliert und hat hohe Bußgelder angesetzt.
Es gibt aber zwei Möglichkeiten, die uneingeschränkt Richtung Süden (und zurück!) funktionieren:
Ticket ziehen und nach gefahrenen Kilometern in der Ausfahrt die angefallene Maut in den Automaten stecken oder dem Kassier in die Hand drücken. Die Gebühren haben sich auch in Italien erhöht. Vom Brenner bis zur Ausfahrt Gardasee Nord/Mori sind seit Januar nun 13,10 Euro fällig. Hilfreich ist hier der Maut-Rechner des ADAC.
Sondermaut-Strecken in Italien:
Keine Mauthäuschen und im Auto rumfliegende Zettel - in der Schweiz bleibt alles wie gehabt: Einmal im Jahr 43 Euro hinblättern und dann 14 Monate (Gültigkeitszeitraum 1.12. - 31.1.) lang alle Autobahnen des Landes nutzen dürfen. Problem: Diese Gebühr ist immer fällig. Auch wenn man die Schweiz nur auf dem Weg nach Italien passieren möchte. Dafür gibt es die Plakette inzwischen auch digital.
Sondermautgebühren sind in der Schweiz hier fällig:
Bahnverlade-Strecken:
In Frankreich werden die Autobahn-Strecken von verschiedenen Betreibern zu unterschiedlichen Maut-Tarifen abgerechnet. 100 Kilometer können auf der einen Strecke 6 Euro, auf einer anderen 21 Euro kosten. Das Ganze im wilden Wechsel. Im Schnitt aber muss man etwa mit 10 Cent pro gefahrenem Kilometer rechnen. Das ist sportlich und entsprechend wenig Verkehr ist auf den französischen Autobahnen unterwegs.
Einheimische nutzen lieber das sehr gut ausgebaute und kostenlos befahrbare Schnellstraßen-Netz im ganzen Land. Kostenlos sind übrigens auch die Autobahnen in der Bretagne und rund um die Großstädte.
Auch in Spanien gibt es private Autobahn (AP)-Betreiber, die Maut kassieren. Allerdings sind es nur noch sieben Abschnitte im Nordwesten des Landes und auf Umfahrungen von Großstädten. Die staatlichen Autobahnen heißen Autovia (A) und sind frei befahrbar.
Auch Kroatien hat seine Maut-Gebühren um satte 10 Prozent erhöht. Mittlerweile sind 9 Cent pro gefahrenem Kilometer fällig. Die geplante Umstellung auf eine elektronische Vignette hat dagegen nicht geklappt. Die Einführung wurde nun auf 2026 verschoben.
Auf dem Weg in den Urlaub lieber noch schnell vor, oder um Himmels willen erst nach der Grenze den Tank voll machen? Die Spritpreise hängen vom aktuellen Weltgeschehen und dem Ölmarkt ab. Aber natürlich auch von der Besteuerung der jeweiligen Länder. So gibt es derzeit innerhalb Europas Preisunterschiede von 56 Cent pro Liter Superbenzin. Deutschland bewegt sich dabei mit 1,69 Euro/ Liter im höheren mittleren Bereich. Spitzenreiter ist Dänemark mit 1,97 Euro/ Liter Benzin.
Dieselfahrer, die in die Schweiz möchten, sollten dagegen für 1,53 Euro in Österreich noch mal volltanken, denn hinterm Schlagbaum der Eidgenossen kostet der Liter Diesel satte 40 Cent mehr.