Stefan Loibl
· 11.08.2021
Der Bau des neuen Bikeparks am Kornberg im Fichtelgebirge könnte sich weiter verzögern. Der Grund: Gegner machen Stimmung und wollen klagen. Wir haben mit Verantwortlichen über die aktuelle Situation gesprochen.
Die Odyssee des Bikeparks am Kornberg scheint kein Ende zu nehmen. Bereits Ende 2017 stimmten die beteiligten Gemeinden und die Landkreise Hof und Wunsiedel für den Bau eines Bikeparks am Großen Kornberg im Nordosten des Fichtelgebirges. Die Ostseite des 827 Meter hohen Bergs zwischen Hof, Selb und Wunsiedel diente schon immer als Naherholungs- und Skigebiet, drohte aber wegen ausbleibender Winter immer weiter zu verfallen. Geplant wurden die Sanierung des in die Jahre gekommenen Kornberghauses, die Vorbereitung eines Schlepplifts für den Sommerbetrieb, ein „Zauberteppich“ (Förderband) als Ersatz für einen alten Kinderlift und natürlich diverse Abfahrtsstrecken. Nahezu alles also Neuerungen und Umbauten, die bei guter Schneelage auch im Winter genutzt werden. Doch fertig ist das vom Freistaat Bayern geförderte, zukunftsträchtige MTB-Projekt samt Übungsareal auch im Sommer 2021 immer noch nicht. Denn immer wieder wurden die Befürworter des Bikeparks – wie z. B. der Verein Fichtelgebirgsracer e. V. oder die DIMB Oberfranken, aber auch Lokalpolitiker, Kommunen und Tourismusverbände – von den Gegnern ausgebremst und behindert. So bereits in der Diskussions- und Planungsphase, bevor es grünes Licht für den Bau des Bikeparks am Kornberg gab.
Immer wieder versuchten die Gegner des Bikeparks – Kreisgruppen des Bund Naturschutz & Landesbund für Vogelschutz, einzelne Mitglieder des Fichtelgebirgsvereins und vorneweg die Initiative „Ruhe für den Kornberg“ – den Bau des Bikeparks zu verzögern oder gar zu verhindern. So hatte sich die Sanierung des Kornberghauses, das die zentrale Anlaufstelle des Parks bilden soll, deutlich verzögert. Doch nun sind die Bauarbeiten nahezu abgeschlossen und es wird ein Pächter gesucht. Auch die Zufahrtsstraße ist fertig.
Die Baugenehmigung für die Errichtung der Bikepark-Strecken wurde schließlich am 13. Juli 2021 erteilt. Doch nun gehen die Gegner, allen voran die achtköpfige Initiative „Ruhe für den Kornberg“, in die Vollen und versuchen, mit gezielt überspitzten Fakten und Falschmeldungen in der Lokalpresse Stimmung zu machen. Hinter der Initiative steckt eine kleine Gruppe von Naturschützern und Wanderern – allesamt im fortgeschrittenen Alter. Sie lehnen Mountainbiker, die „ihren Kick suchen und ins Tal brettern“, ab und wollen ihre Ruhe am Kornberg haben. Die Einspruchfrist gegen die Baugenehmigung endet am 13. August. Dazu sagte uns Timo Späthling, der Vorsitzende des Vereins Fichtelgebirgsracer: „Die Gemeinden Wunsiedel und Hof stehen voll hinter dem Bikepark. Alles wurde mehrfach geprüft und alle Meinungen wurden während der langwierigen Planungsphase gehört.“ Der weitere Plan sei, dass eine Trailbau-Firma im Herbst mit dem Bau der Strecken loslegt. Im Frühjahr 2022 könne der Bikepark dann endlich eröffnet werden.
Doch nun haben sowohl die Initiative als auch der Fichtelgebirgsverein (FGV) verlauten lassen, dass sie sogar Klage einreichen wollen. Konkret geht es den Gegnern einerseits um die geschlossene Allgemeinverfügung. Darin hätten die Gegner gerne festgehalten, dass ein Abschnitt des Fränkischen Gebirgswegs für Biker komplett gesperrt wird. „Der Weg war die letzten Jahrzehnte auch nicht gesperrt und das Miteinander funktionierte super“, sagt Späthling dazu. Zum anderen geht es den Bikepark-Gegnern um angeblich nicht berücksichtigte Umweltaspekte und die Baugenehmigung für den Zauberteppich, der bereits steht. Der Ausgang ist ungewiss. Es könnte gut sein und ist aus Biker-Sicht zu hoffen, dass beide Klagen abgewiesen oder nicht zugelassen werden. „Ich finde es schade, dass die paar Leute von der Initiative das ganze Projekt zum Fallen bringen könnten“, sagt Marco Schwarzak, stellv. Sprecher DIMB Oberfranken. Und fügt hinzu: „Dadurch wird der ganze Bikepark teurer und verzögert sich weiter, das ist das Ziel der Gegner. Aber kommen wird er auf jeden Fall.“ Persönlich lassen sich die Gegner nicht auf Gespräche ein, obwohl es Späthling und Schwarzak mehrmals versucht haben. Stattdessen füttern sie die Lokalpresse mit ihren reißerischen, falschen Fakten. Das ärgert Schwarzak, er kann die meisten der Vorwürfe mit Daten widerlegen. Ein Beispiel ist die Fläche des Parks. „Laut Initiative soll der Bikepark mehr als 20 Hektar Fläche verbrauchen. Das ist einfach falsch. Die Strecken und Trails haben in Summe gerade einmal 1,53 Hektar. Fast 70 Prozent der Fläche bleiben ursprünglich erhalten.“ Zudem wurde durch den Flächenverbrauch für die Trails eine Schutzgebietszone mit 1285 Hektar (in der Allgemeinverfügung) festgesetzt. Also das 840-fache der Fläche!
Wie am 12. August bekannt wurde, reicht nun auch der Landesbund für Vogelschutz (LBV) gegen die Baugenehmigung beim Verwaltungsgericht Bayreuth Klage ein. Die Begründung der Natürschützer: Die erteilte Bikepark-Baugenehmigung vom Landratsamt Wunsiedel weise gleich mehrere erhebliche Verfahrensfehler auf.
Nach all den aufreibenden Jahren bleibt zu hoffen, dass sich der Bau des Bikeparks nicht weiter verzögert und im nächsten Frühjahr die ersten Biker, Kinder und Fahrtechnik-Kurse die Strecken erstmals befahren können. Denn die positiven Beispiele in ganz Deutschland – z. B. in der Fränkischen Rhön, in Alzenau oder in der Südpfalz – zeigen, dass ein Miteinander von Wanderern, Bikern und anderen Naturbesuchern problemlos möglich ist.