The European Bike ProjektInterview mit TEBP-Blogger Alex

Jan Timmermann

 · 28.10.2022

The European Bike Projekt: Interview mit TEBP-Blogger AlexFoto: The European Bike Project

Tausende liken seine Instagram-Posts, sein Gesicht kennt jedoch kaum jemand. Alex, vom Blog The European Bike Project (TEBP), beschäftigt sich seit Jahren mit Fahrradteilen aus europäischer Fertigung. Der Branchenkenner im Interview.

BIKE: Warum zeigst Du Dich nicht in der Öffentlichkeit?

ALEX: Sagen wir mal so: Mein Blog ist mit knapp 900 aufwändigen Beiträgen bislang ein intensives Hobby. Damit ich meinen eigentlichen Job gut ausüben kann, versuche ich, mein Privatleben und den Blog getrennt zu halten. Es geht ja auch um die Bike-Teile, nicht um mich. Ich kann nicht ins Rampenlicht, und das wird gut akzeptiert. Um „Alex von TEBP“ ist zwar inzwischen so etwas wie ein Mythos entstanden, von einem Personenkult halte ich aber nichts.

Was ist The European Bike Project (TEBP) genau?

Es ist vor allem ein Instagram-Blog, in dem ich über Fahrradprodukte aus europäischer Herstellung berichte. Zudem baue ich regelmäßig zum Motto passende Bikes auf. Rund um dieses Thema schreibe ich auch Artikel für eine große nordamerikanische Web-Seite. Mit all dem helfe ich Bikern dabei, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen.

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Was hat Dich dazu bewogen, TEBP ins Leben zu rufen?

Mein erstes „richtiges“ Mountainbike wurde im Shop mit der Aussage angepriesen, dass es aus Bayern sei. Das klang natürlich toll! Allerdings konnte ich auch als Jugendlicher schon das Internet bedienen und fand schnell heraus, dass das so nicht stimmte. Mit der Zeit begann ich, mich immer mehr für lokal hergestellte Produkte zu interessieren. Ich denke, das kommt daher, dass bei uns in der Schweiz die Herkunft von Lebensmitteln sehr genau deklariert wird. Bei Müslimischungen wird zum Beispiel bei jeder Getreidesorte angegeben, woher sie stammt. 2018 kaufte ich einen Lenker, bei dem ich immer dachte, dass er in Europa hergestellt wird. Ich packte ihn aus, freute mich, und sah dann schnell, dass er eben doch nicht von hier kam. In diesem Schlüsselmoment entschied ich, mehr über das Thema herauszufinden. Über Web-Seiten kam ich nicht wirklich weiter, daher meldete ich mich 2019 bei Instagram an und hoffte, dort mehr zu erfahren. Mit der Zeit entdeckte ich immer mehr spannende Produkte und begann, darüber zu schreiben.

Warum „Projekt“? Ist das Ganze irgendwann abgeschlossen?

Aus dem Blog entwickelte sich die Idee, ein komplettes Bike aus europäischer Produktion zu bauen. Ein Projekt als Machbarkeitsstudie. Ähnlich, wie Ihr das jetzt auch macht. Dass sich daraus einmal ein größerer Blog entwickeln würde, hätte ich nie gedacht. Ein Ende ist aber noch lange nicht in Sicht.


THE EUROPEAN BIKE PROJECT

Knapp 27.000 Menschen folgen dem Instagram-Account von Alex. Anders als bei unserem BIKE PROJECT EUROPE befasst sich der Blog nicht nur mit Bikes und Teilen aus der EU, sondern aus dem ganzen geografischen Europa – und das bereits seit über drei Jahren.

The European Bike Project von Alex, dem BloggerFoto: The European Bike Project
The European Bike Project von Alex, dem Blogger

Was macht Teile aus Europa so interessant für Deine Follower?

Mein Eindruck ist, dass lokale Produktion allgemein wieder mehr geschätzt wird. Seien es nun Äpfel vom Bauern aus der Region, Kleidung oder Fahrradteile. Wer also Mountainbike fährt und auch sonst versucht, bewusst einzukaufen, wird sich auch für TEBP interessieren. Für praktisch jedes Bike-Produkt habe ich mindestens vier europäische Hersteller im Kopf. Zudem sind die Teile auch technisch sehr interessant. Der Blog richtet sich also auch an Technik-Nerds.

Wo gibt es noch Nachholbedarf bei Teilen aus europäischer Produktion?

Viele Produkte aus Europa sind eher im Highend-Bereich angesiedelt – sowohl von der Qualität als auch vom Preis her. Dafür gibt es hier hohe Standards bei Umwelt- und Arbeitsschutz. Schwierigkeiten sehe ich vor allem bei günstigen Kleinteilen, wie Schaltzügen oder Schrauben. Da ist die Menge entscheidend. Wir müssen auch immer bedenken, dass die Rohstoffe in der Regel nicht aus Europa kommen. Bei Made in Europe reden wir oft nur von den letzten Gliedern in einer ganzen Kette. Wenn wir mehr auf Recycling setzen würden, müsste das Rohmaterial nicht mehr um die ganze Welt transportiert werden.

Wie recherchierst Du, welche Teile wirklich aus Europa kommen?

Viele Hersteller arbeiten mit Marketing-Sprüchen wie „Designed in Germany“, oder sie heben besonders prominent hervor, dass sich der Firmensitz in Europa befindet – auch, wenn dort vielleicht nur drei Menschen arbeiten und nichts produziert wird. Mit solchen teils irreführenden Taktiken wird es Kunden erschwert, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Ich nenne das Location-Washing. Neben dem Internet baue ich aber vor allem auf persönliche Kontakte.

Glaubst Du, dass in Zukunft mehr Firmen auf eine europäische Produktion setzen werden? Wie geht es mit TEBP weiter?

Ja, definitiv und zwar über alle Preisklassen. Bei TEBP wird es mehr Hintergrundrecherchen zu Umweltthemen und Firmenreportagen geben. Zudem spannende Projekte für Biker und die Industrie.

Mehr zu unserem <a href="https://www.bike-magazin.de/special-projekt-europe/kick-off-fuers-bike-project-europe/" target="_blank" rel="noopener noreferrer">BIKE PROJECT EUROPE </a>gibt es hier ->Foto: BIKE Magazin
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