Florentin Vesenbeckh
· 30.10.2021
In diesem Artikel verwenden wir sogenannte Affiliate Links. Bei jedem Einkauf über diese Links erhalten wir eine Provision vom Händler. Alle vermittlungsrelevanten Links sind mit * gekennzeichnet. Mehr erfahren.
Ein komplett neuer Motor soll die E-MTB-Palette von Giant umkrempeln. Das Enduro Reign E+ ist als extreme Fahrmaschine bekannt. Was kann der Nachfolger mit schlankem Antrieb?
Super lang, super tief, super flach! Das Reign E+ ist bekannt für seine extreme Auslegung. Jetzt steht das Modell für 2022 am Trail-Einstieg – mit einigen grundlegenden Änderungen. Ein komplett neuer Syncdrive-Motor, eine stark angepasste Geometrie und eine neue Laufradgröße machen das 2022er-Modell zu einem komplett neuen E-Mountainbike von Giant.
Die Neuheiten-Vorstellung des Giant Reign E+ mit neuem Yamaha-Motor im Video.
Im Zentrum des Neulings steht ein ganz neuer Motor. Wie bei Giant üblich, stammt die Hardware von Yamaha. Syncdrive Pro2 heißt das gute Stück in der Giant-Welt – und die Neuerungen sind gravierend. Das neue Aggregat ist deutlich kleiner und leichter geworden. Gut so, denn Bauform und Gewicht waren die größten Kritikpunkte am PW-X2 bzw. Syncdrive Pro. Mit 2,7 Kilo ist die aktuellste Ausbaustufe über 300 Gramm leichter. Unter den klassischen E-MTB-Antrieben liegt lediglich Shimanos EP8 noch unter diesem Gewicht (2,6 kg). Noch wichtiger: Das neue, schlankere Design dürfte deutlich moderne Geometrien mit kürzeren Kettenstreben erlauben.
Die geschrumpften Abmessungen macht sich Giant direkt zu Nutze. Die Kettenstreben am Reign E+ sind fast zwei Zentimeter kürzer geworden, wenngleich sie mit 454 Millimetern noch über dem Durchschnitt aktueller E-Enduros liegen. Nächste augenfällige Änderung: Der Motor hängt nicht mehr so tief nach unten. Diese Eigenart brachte den Vorgänger-Modellen nicht nur den liebevollen Spitznamen "Hängebauchschwein" ein. Sie sorgte auch dafür, dass die Bodenfreiheit gering ausfiel. Sowohl Optik, als auch Technik profitieren von der Neuerung. 36 Millimeter mehr Bodenfreiheit haben wir im EMTB-Labor gegenüber dem Vorgänger gemessen. Und das bei gleicher Tretlagerhöhe. Eine deutliche Verbesserung.
Warum nicht kostenlos? Weil Qualitätsjournalismus einen Preis hat. Dafür garantieren wir Unabhängigkeit und Objektivität. Das betrifft ganz besonders die Tests in EMTB. Die lassen wir uns nicht bezahlen, sondern das Gegenteil ist der Fall: Wir lassen sie uns etwas kosten, und zwar Zigtausende Euro jedes Jahr
Nicht nur Motor und Geometrie wurden angepasst, auch die gesamte Bedieneinheit des Antriebs hat ein deutliches Update bekommen. Wie gehabt setzt Giant ab Werk auf eine dezente, minimalistische Bedienung. Wer ein Display mit vollem Funktionsumfang möchte, kann das problemlos nachrüsten. Der neue Bedienhebel Ridecontrol Ergo3 ist sogar noch deutlich kompakter geworden als sein Vorgänger. Richtig schick schmiegt er sich an die Griffe an, das Handling ist nach kurzer Eingewöhnung super. Die Anzeige von Unterstützungsstufe und Akkustand übernimmt ein kleines Bedien-Panel auf dem Oberrohr des Bikes, genannt Ridecontrol Go.
Für 2022 hat Giant auch an der Akkukapazität geschraubt. 750 Wattstunden liefert der größte verfügbare Akku. Das Gute: Die beiden Varianten mit 625 und 750 Wh passen beide ins gleiche Unterrohr. Der Gewichtsunterschied soll bei rund 300 Gramm liegen. In unserem Testbike Reign E+ 1 steckte, entgegen der Serienspezifikation, nur ein 625er-Akku. Dieser wiegt 3,99 Kilo. Der größere Energieträger hat nahezu die gleichen Abmessungen, da hier die neuen 21700er-Zellen zum Einsatz kommen.
Die Geometrie des neuen Giant-E-MTBs hat sich ganz deutlich geändert und bleibt doch in ihren Grundpfeilern bestehen. Man kann sie durchaus als extrem bezeichnen. Die größten Neuerungen: Die Kettenstreben sind um fast zwei Zentimeter kürzer geworden und messen jetzt 454 Millimeter. Der Stack ist durch das große Vorderrad spürbar angewachsen. Geblieben ist der geräumige Reach, der Lenkwinkel wurde sogar nochmal flacher. Der Sitzwinkel fällt sehr steil aus.
Das 21er-Modell des Reign E+ hatte viele Vorzüge. Aber es war etwas einseitig. Extrem sicher und souverän auf schnellen Geraden, aber unhandlich, wenn es auf enge Kurse geht. Das Vorderrad klebte am Boden, was zwar viel Traktion, aber wenig Handlungsspielraum für verspielte Fahrmanöver und Linienkorrekturen bot. So war unser Eindruck im letzten E-Enduro-Test mit dem Reign E+.
Der Nachfolger ist deutlich ausgewogener unterwegs. Die Front wurde durch das große Vorderrad etwas angehoben, das kommt dem Fahrverhalten genauso entgegen wie die kürzeren Kettenstreben. Insgesamt liegt das Bike noch immer auf der sicheren und fahrstabilen Seite. Wer schnell und sportlich im anspruchsvollen Gelände fahren will, ist beim Reign E+ an der richtigen Adresse. Hier kommen auch die Ausstattungs-Updates wie die Fox 38 zum Tragen.
Einen ausführlichen Test mit unseren Fahreindrücken und Labordaten könnt ihr in EMTB 4/21 lesen. EMTB gibt's digital, als App oder am Kiosk ab dem 17. August!
Das neue Reign E+ soll ab Ende August im Handel verfügbar sein. Zur Wahl stehen vier Ausstattungsvarianten. Los geht es beim Reign E+ 3 für 4799 Euro*. Mit einer Deore-Schaltung und -Bremsen von Shimano, sowie der soliden Domain-Gabel von Rockshox und 625er-Akku fehlt es dem Einstiegsmodell nicht an Qualität für ernsthafte Enduro-Ritte. Nur der Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter könnte einschränken.
Mit dem neuen, deutlich kompakteren Motor gehen Giant und Yamaha einen wichtigen Schritt. Das neue Reign E+ ist durch den Syncdrive Pro2 wesentlich vielseitiger und ausgewogener geworden. Wir sind gespannt, was uns aus dieser Richtung fürs Modelljahr 2022 noch erwartet!