Das Sicherheitsgefühl beim Fahrradfahren in Deutschland hat sich in den letzten Jahren nicht verbessert. Laut einer aktuellen Befragung der Expertenorganisation Dekra und des Marktforschungsinstituts Ipsos fühlen sich nach wie vor 39 Prozent der Radfahrenden im Stadtverkehr unsicher oder sehr unsicher. Auf Landstraßen liegt dieser Anteil bei 33 Prozent.
Die Studie zeigt im Vergleich zu den Vorgänger-Untersuchungen aus den Jahren 2024 und 2023 keinen eindeutig positiven Trend. Zwar bewegt sich eine Mehrheit mit einem ordentlichen Sicherheitsgefühl - im Stadtverkehr fühlen sich 13 Prozent sehr sicher und 45 Prozent sicher, auf Landstraßen sind es 17 Prozent beziehungsweise 46 Prozent - doch der hohe Anteil an sich unsicher fühlenden Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer bleibt problematisch.
"Dass sich aber so viele immer noch unsicher fühlen, ist kein gutes Zeichen", sagt Peter Rücker, Leiter der Dekra Unfallforschung. "Wer Menschen unter der Überschrift Mobilitätswandel dazu bringen will, für mehr tägliche Wege aufs Fahrrad umzusteigen, muss unbedingt dafür sorgen, dass das Sicherheitsgefühl sich noch deutlich verbessert."
Die Studienergebnisse zeigen deutliche Ansatzpunkte für Verbesserungen, insbesondere bei der Infrastruktur. Das Vorhandensein und die Qualität von Radwegen stehen bei den Wünschen der Befragten für ein besseres Sicherheitsgefühl ganz oben.
Besonders eine Abkopplung vom restlichen Straßenverkehr wird als wichtiger Faktor genannt. Diese Erkenntnisse decken sich mit verkehrsplanerischen Empfehlungen, die eine klare Trennung der Verkehrsarten als Sicherheitsgewinn betrachten.
Die mangelnde Verbesserung des Sicherheitsgefühls über die letzten Jahre deutet darauf hin, dass der Ausbau der Fahrradinfrastruktur in Deutschland mit der steigenden Zahl an Radfahrenden nicht Schritt halten konnte. Für einen erfolgreichen Mobilitätswandel, bei dem mehr Menschen vom Auto aufs Fahrrad umsteigen, wäre jedoch genau diese Entwicklung entscheidend.
Die Unfallstatistik für Radfahrende in Deutschland zeigt eine besorgniserregende Entwicklung, besonders im Zusammenhang mit der zunehmenden Nutzung von Pedelecs. Das Statistische Bundesamt verzeichnete für das Jahr 2024 insgesamt 445 getötete Radfahrerinnen und Radfahrer. Diese Zahl ist gegenüber 2023 praktisch unverändert geblieben.
Auffällig ist jedoch der hohe Anteil an Pedelec-Nutzenden unter den Verunglückten: 195 der 445 tödlich Verunglückten auf dem Fahrrad hatten ein Pedelec genutzt, was einem Anteil von 43,8 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2014, waren lediglich 39 der insgesamt 396 getöteten Radfahrenden mit einem Pedelec unterwegs (9,8 Prozent).
"Bei der Nutzung von Pedelecs ist die Durchschnittsgeschwindigkeit insgesamt höher als auf Fahrrädern ohne Tretunterstützung, womit auch das Unfallrisiko zunimmt", erklärt Dekra Experte Rücker. Die Statistik verdeutlicht, wie stark der Pedelec-Boom das Unfallgeschehen im Radverkehr verändert hat.
Die aktuelle Dekra/Ipsos-Befragung bestätigt die ungebrochene Beliebtheit von Pedelecs auf dem deutschen Markt. Von den Befragten, die in den kommenden zwölf Monaten ein neues Fahrrad kaufen wollen, würden sich 67 Prozent für ein Modell mit elektrischer Tretunterstützung entscheiden.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den durchschnittlichen Anschaffungspreisen wider. Der Durchschnittspreis der Fahrräder der Befragten liegt in der aktuellen Studie bei 1428 Euro, was einen kontinuierlichen Anstieg gegenüber den Vorjahren darstellt (2024: 1390 Euro; 2023: 1153 Euro).
Dieser Preisanstieg ist zum Teil auf den höheren Anteil an Pedelecs zurückzuführen, die in der Regel teurer sind als konventionelle Fahrräder. Mit den steigenden Durchschnittspreisen gewinnt auch das Thema Schadengutachten nach Fahrrad-Unfällen zunehmend an Bedeutung.
Mit steigenden Fahrradpreisen wird auch die fachgerechte Begutachtung nach Unfällen immer wichtiger. Dekra hat darauf reagiert und in allen 74 deutschen Niederlassungen flächendeckend spezialisierte Fahrrad-Sachverständige eingesetzt.
"Die wenigsten Fahrradbesitzer kennen ihre rechtlichen Möglichkeiten, wenn sie unverschuldet in einen Unfall verwickelt sind", sagt Marcel Ott, Leiter Schadengutachten bei der Dekra Automobil GmbH. "So haben sie beispielsweise als Geschädigte in einem Kfz-Haftpflichtfall – genau wie Autobesitzer – das Anrecht, einen unabhängigen Sachverständigen ihrer Wahl einzusetzen."
Diese Information ist besonders relevant, da hochwertige Fahrräder und insbesondere Pedelecs einen erheblichen Wert darstellen können. Bei Unfallschäden geht es oft um mehr als nur verbogene Rahmen oder beschädigte Komponenten, sondern auch um mögliche Schäden an der Elektronik oder den Akkusystemen bei Pedelecs, die eine fachkundige Begutachtung erfordern. Die steigende Komplexität moderner Fahrräder macht spezialisierte Sachverständige zunehmend unverzichtbar.