Jan Timmermann
· 01.10.2023
Die kunterbunte Produktwelt des Mountainbikes hört bei Rahmen, Bremsen, Schaltungen und Laufrädern noch lange nicht auf. Rund um das eigentliche Bike floriert ein großer Markt für MTB-Zubehör. Biker brauchen Werkzeug, Helme, Schmier- und Reinigungsmittel, Brillen, Lichter und vieles mehr. Selbst Schmuck und Deko aus alten Fahrradteilen finden sich auf dem Bike-Markt. Dass vieles davon in Europa hergestellt wird, wissen die wenigsten Biker. Herauszufinden, wo ein Produkt tatsächlich herkommt, kann nämlich ganz schön schwierig sein.
Oft verdecken Slogans, wie “Engeneered in Europe” oder “Designed in Europe” die wahre Herkunft von MTB-Zubehör. Zudem sagt der Firmensitz noch Nichts über den Produktionsstandort aus. Während Elite beispielsweise in Italien sitzt, entstehen die meisten ihrer Produkte in Asien. Die Helm-Systeme von MIPS werden zwar im schwedischen Stockholm entwickelt, produziert werden sie jedoch in großer Stückzahl in China. Um etwas Licht ins Dunkle zu bringen, haben wir recherchiert und eine Liste europäischer Hersteller von Bike-Zubehör und Bekleidung zusammengetragen.
Unsere Liste ist nicht abschließend und wir freuen uns über Ihre Ergänzungen. Sie wissen, wo in der EU weiteres MTB-Zubehör produziert wird? Dann schreiben Sie uns eine Mail an: j.timmermann@bike-magazin.de
Hersteller / Firmensitz / Produktionsstandort / Bemerkungen
Den ein oder anderen mag es überraschen, doch Deutschland hat eine sehr aktive Helm-Produktion. So werden zum Beispiel Helme von Abus, Alpina, Casco, Cratoni, KED und Uvex in Deutschland hergestellt. Auch die deutsche Chemieindustrie bringt einiges an Schmiermitteln und Pflegeprodukte für Bike und Biker hervor. Starke Lampen lassen sich zum Beispiel von Son und Hope aus Europa beziehen. Uebler gibt für seine Heckträger gar 100% made in Europe an. Aus der Schweiz und Österreich kommen europäische MTB-Brillen und auch Werkzeug wird in Europa allerhand hergestellt.
Erfreulich ist auch die Zahl der Anbieter von Fahrradbekleidung, die in Europa produzieren. Der deutsche Klamottenhersteller Dowe zog mit seiner Produktion 2007 innerhalb der EU von Italien nach Slowenien um. Besonders vorbildlich transparent hinsichtlich des Produktionsstandortes ist Löffler. Deren Bike-Klamotten entstehen in Österreich, Tschechien, Rumänien und Bulgarien. Noch weiter treibt es Schöffel. Das deutsche Unternehmen produzierte 2017 1,6 Millionen Teile. 14,42 Prozent davon stammen aus Europa, genauer gesagt aus Deutschland, Italien, Portugal, Polen, Lettland, Litauen, Serbien, Bulgarien, Moldawien, Rumänien und der Türkei. 78,81 Prozent der Teile wurden in Asien und 6,77 Prozent in Afrika produziert.
Auch BIKE ist Teil der “Mountainbike-Zubehör-Welt”. Grund genug sich einmal an die eigene Nase zu fassen und transparent zu machen, woher Europas größtes Mountainbike-Magazin überhaupt kommt. Der Sitz der BIKE-Redaktion ist in München. Dort befindet sich neben den Redaktionsräumen auch das BIKE-Testlabor. Hier lagert das Testmaterial und viele Bilder entstehen im hauseigenen Fotostudio. Die Inhalte fürs Magazin und für www.bike-magazin.de entstehen in München oder bei den Redakteuren im Homeoffice. Gedruckt wird BIKE im schwäbischen Wemding. Das Papier dafür kommt größtenteils aus Skandinavien. BIKE gehört ebenso, wie FREERIDE, EMTB, MYBIKE, TOUR und viele weitere Special-Interest-Titel zum Verlag Delius Klasing aus Bielefeld. Seit 2022 ist BIKE Teil der Mediengruppe Klambt mit Hauptsitz in Speyer. Europas Nummer Eins Mountainbike-Magazin kommt also aus Deutschland.
Dass Europas größtes Mountainbike-Magazin aus Deutschland kommt, ist kein Zufall. In Deutschland fahren mehr Menschen aktiv Mountainbike, als aktiv Fußball spielen. Überhaupt hat Deutschland eine der größten MTB-Szenen der Welt. Leider spiegelt sich das weder im Profisport, noch in der politischen Wahrnehmung wieder. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur u. Leitung BIKE PROJECT: EUROPE
Seit vier Jahrzehnten produziert Dr. Wack aus Ingolstadt den F100-Fahrradreiniger in Bayern. In Deutschland stellt das Familienunternehmen seine Schmier- und Pflegeprodukte bereits seit 1975 her. Damit das auch zukünftig so bleibt, baut Dr. Wack nur wenige Kilometer entfernt derzeit an neuen Produktionskapazitäten. Die Bio-Version des Reinigers besteht zu 97 Prozent aus ökologisch nachwachsenden Rohstoffen, die in Ingolstadt vermengt werden. Dabei kommt es zu keinen chemischen Reaktionen, und Wasser, Luft oder Boden werden nicht belastet. Der F100-Bio-Fahrradreiniger kommt für 17,99 Euro in der wiederauffüllbaren Recycling-Flasche >> hier erhältlich.
Mit den bunten Kunststoffbrillen günstig produzierender Anbieter aus Fernost hat die Traileye Pro wenig gemein. Wie alle Sportbrillen von Evil Eye wird sie im oberösterreichischen Linz hergestellt. Das durchgehende Glas ist selbsttönend und soll mit aufhellendem und kontrastverstärkendem Effekt vor allem bei schnellem Wechsel der Lichtverhältnisse auf dem Trail unterstützen. 315,00 Euro kostet die Evil Eye Traileye Pro. Auch Wechselgläser sowie die Lösungen für eine optische Verglasung der Brille stammen aus dem Herzen Europas und sind Made in Austria.
Wenn sich Schmiermittel verflüchtigen, dann landen sie in der Natur. Gut, dass das Gabel- und Dämpferöl von Danico Biotech biologisch abbaubar ist und sogar eine Lebensmittelzulassung hat. Das in Worms produzierte Race Shok besteht aus nachwachsenden Rohstoffen. Klimafreundliches Bio-Öl aus deutschen Sonnenblumen macht es im Vergleich zu mineralölbasierten Produkten weniger durch die Temperatur beeinflussbar. Längere Standzeiten sorgen außerdem für größere Wartungsintervalle. Für 36,90 Euro pro Liter gibt es das giftklassenfreie Bio-Hydrauliköl im Handel.
“Die Entwicklung und Herstellung von Produkten ausschließlich auf Basis nachwachsender Rohstoffe in Deutschland garantiert uns eine gleichbleibend hohe Qualität sowie eine klimafreundliche und sozialverträgliche Produktion.” - Arian Nek, Geschäftsführer Danico Biotech
Alle 50 Teile eines Uebler-Fahrradträgers werden zu 100 Prozent in Europa produziert – inklusive der Rohmaterialien. Dadurch sind auch die Lieferketten gut nachvollziehbar: Spritzgussteile kommen aus der umliegenden Region, und alle metallverarbeitenden Prozesse laufen seit über 55 Jahren im eigenen Haus ab. Im fränkischen Forchheim findet die gesamte Entwicklung, Fertigung und Verwaltung statt. Das ist eine starke Bekenntnis zur Region und schafft über 140 Arbeitsplätze. Auf dem I31-Kupplungsträger finden drei Bikes mit Reifen bis zu 2,8 Zoll Breite Platz. Der 849,00 Euro teure I31 ist für eine maximale Zuladung von 54 Kilo freigegeben >> hier erhältlich.
Unsere Träger sind von den Rohmaterialien bis zum Vertrieb zu 100 Prozent europäisch. Übersichtliche Lieferketten wirken sich positiv auf unsere Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit aus. Die Produktion in Deutschland macht uns unabhängig und stärkt die Region. - Mark Fohrer, Vertriebsleitung Uebler
Vor genau 100 Jahren entwickelte Dr. Max Fischer das erste Skiwachs der Welt. Später benannte er das daraus entstandene Unternehmen in Ludwigsburg nach seiner Lieblings-Skisprungschanze in Norwegen. Inzwischen gehören auch Schmiermittel und Pflegeprodukte für Bike und Biker zum Portfolio. In einem Werk nahe Münster produziert Holmenkol 90 Prozent der Inhaltsstoffe selbst. Die Chamois-Sitzcreme auf Hirschtalgbasis enthält neben D-Panthenol auch Vitamin E und soll bei langen Stunden im Sattel helfen, ein wundes Gesäß sowie Druckstellen zu vermeiden.
Für Ortlieb hat die Produktion im mittelfränkischen Heilsbronn auch etwas mit Garantien zu tun. Seit der Gründung 1982 produziert der Taschenspezialist in Deutschland und kann im eigenen Haus am besten sicherstellen, dass Qualitätsstandards und Ansprüche an den Umweltschutz auch wirklich eingehalten werden. Dazu gehört zum Beispiel das fachgerechte Recycling von Abfällen. Als lokales Unternehmen unterstützt Ortlieb soziale Initiativen wie die Bürgerstiftung Heilsbronn. Der wasserdichte Seat Pack fasst bis zu 16,5 Liter und lässt sich dank Ventil komprimieren >> hier erhältlich. Für 149,99 Euro fährt er mit zum Bikepacking-Abenteuer.
In Bayern – genauer: im oberpfälzischen Neumarkt – entstehen Lupine-Lampen in Handarbeit. So kann jedes relevante Bauteil bereits während der Montage auf Funktion sowie Präzision hin überprüft und gegebenenfalls unmittelbar eingegriffen werden. Außerdem verkürzt die Produktion im eigenen Haus die Zeiten für Anlieferung und Entwicklung. Auf Krisen und Trends kann Lupine schnell reagieren. In Zeiten sprunghafter Nachfrageveränderungen durch Corona und Co. ist diese Flexibilität so wichtig wie noch nie und verschafft Lupine eine weiterhin gute Liefersituation. Die nur 59 Gramm leichte Neo-Helmlampe erhellt den Trail mit bis zu 1000 Lumen. Der 3,5-Amperestunden-Akku liefert Energie für bis zu 80 Stunden Betrieb. 236,00 Euro kostet der Strahler.
Für uns bedeutet das vor allem ein großes Plus in Sachen Qualität: Zuverlässige Lampen auf unserem Leistungsniveau benötigen eine extrem engmaschige Qualitätskontrolle. Weiterhin ist die Herstellung von Hochpräzisionsoptiken in Deutschland weltweit führend. - Joshua Koch, Marketing Manager Lupine
Bei der Textilindustrie denkt man unweigerlich an riesige Hallen in Vietnam oder China, in denen Arbeiterinnen und Arbeiter für einen Hungerlohn und im Chemiegestank billige Stoffe zusammennähen. Umso erfreulicher ist, dass Löffler seit 1981 Radbekleidung in Österreich herstellt. 14 Mitarbeitende produzieren 70 Prozent der Stoffe in der hauseigenen Strickerei in Ried im Innkreis. Die Garne dafür kommen ausschließlich aus Europa. Auch alle anderen Arbeitsschritte, vom Design über den Zuschnitt und die Näharbeiten bis hin zum Versand, erfolgen in Österreich - perfekt für das BIKE Project Europe. Die 159,99 Euro teure Alpha II ist winddicht und wasserabweisend >> hier erhältlich. Dank hauseigenem Reparatur-Service und da die Stoffe mehrere Jahre bei Löffler lagern, kann sie auch in Sachen Nachhaltigkeit punkten.