Test MTB-ReifenWer baut die beste Reifenkombi für Enduro Bikes?

Florentin Vesenbeckh

 · 18.04.2023

Griffig und pannensicher: Welcher Hersteller baut die beste Enduro-Reifen-Kombi?
Foto: Georg Grieshaber

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MTB-Reifen von Maxxis, Continental und Schwalbe dominieren den Markt. Was passiert, wenn man die besten Enduro-Reifen-Kombis dieser Marken zum Reifentest bittet? Und warum ist die Wahl des Herstellers zweitrangig? Wir haben zig Fahrradreifen auf- und wieder abgezogen.

Ein Mountainbike-Reifen ist ein einziger Kompromiss. Hoher Pannenschutz oder geringes Gewicht? Massig Grip und Traktion oder gute Haltbarkeit und leichter Rollwiderstand? All diese Eigenschaften lassen sich mit modernster Technik zwar optimieren – doch von dem einen Fahrradreifen, der alles perfekt kann, müssen wir Biker wohl ewig träumen. Also: Prioritäten setzen.

Drei MTB-Reifen-Kombis für Enduro Bikes im Test

Allround-Kombi:

Extrem-Kombi:

(Per Klick geht’s zur Einzelbewertung)

Diese Themen finden Sie im Test der Enduro-Reifen:


Welcher Fahrradreifen ist der beste mich?

Welcher Reifen der beste für den persönlichen Einsatzbereich ist, hängt entscheidend vom Reifenaufbau und der Gummimischung ab. Das Profil, also die Größe, Form und Positionierung der Stollen, ist längst nicht das entscheidende Kriterium. Man könnte sagen: Die wahre Stärke eines Pneus bleibt von außen unsichtbar.

Eine Kombi aus Maxxis Assegai und Minion DHR II sieht auf den ersten Blick immer gleich aus. Doch wer an der Ladentheke steht, muss sich theoretisch für eine von 48 möglichen Kombinationen dieser zwei Profile entscheiden. Bei unseren zwei Testkandidaten von Schwalbe sind es gar 54 Varianten! Verschiedene Laufradgrößen und Reifenbreiten sind hier noch nicht mit eingerechnet.

Wer nicht ständig wechseln will, braucht einen Reifen, der überall funktioniert. Selbst auf einer kurzen Runde können die Bedingungen stark variieren.Foto: Georg Grieshaber
Wer nicht ständig wechseln will, braucht einen Reifen, der überall funktioniert. Selbst auf einer kurzen Runde können die Bedingungen stark variieren.

Warum sind nur MTB-Reifen von Maxxis, Schwalbe & Continental im Test?

Laut unserer aktuellen Leserumfrage decken die drei Marken Continental, Maxxis und Schwalbe 70 Prozent der 2022 gekauften Reifen ab. Alle anderen Fabrikate landen bei niedrigen einstelligen Prozentwerten. Um herauszufinden, wie stark sich die unterschiedlichen Karkassen, Seitenwandkonstruktionen und Gummimischungen voneinander unterscheiden – und ob man die Unterschiede in der Praxis wirklich spürt – haben wir von diesen drei Herstellern jeweils zwei Reifen-Kombis zum Test gebeten: eine Allround-Kombi und eine Extrem-Kombi. Der Clou: Profil und Reifendimension sind jeweils identisch. Die Unterschiede liegen ausschließlich im Reifenaufbau und der Gummimischung.

Von jeder Marke haben wir dabei die gängigsten und vielseitigsten Profile für abfahrtslastiges Biken ausgewählt:

Von Maxxis die beiden Klassiker Assegai und Minion DHR II; von Schwalbe den Magic Mary und Big Betty; und vom deutschen Gummi-Riesen Continental aus der neuen Gravity-Serie die Allround-Kombi aus Kryptotal Fr (Front) und Re (Rear).

Augenscheinlichster Unterschied in den markeninternen Duellen: das Gewicht. Die jeweils leichten Fahrradreifen wiegen als 29er gut 1000 Gramm, die schweren Pneus landen bei rund 1300 Gramm. Auch spannend: 60 Prozent mehr Durchschlagschutz, 69 Prozent höherer Rollwiderstand, 23 Prozent schwerer.

Die drei Extrem-Kombis im Test verhalten sich gänzlich anders als ihre drei leichteren Pendants. Die Unterschiede zwischen den Marken und somit auch zwischen den Profilen fallen im Labor deutlich geringer aus. Aber was sagt der Praxistest? Sind die Unterschiede auch beim Fahren spürbar?

Bei Enduro-Reifen stehen Grip und Pannenschutz an erster Stelle. Wer lange Touren selbst erkurbelt, sollte aber zumindest am Hinterrad auf einen akzeptablen Rollwiderstand achten.Foto: Georg Grieshaber
Bei Enduro-Reifen stehen Grip und Pannenschutz an erster Stelle. Wer lange Touren selbst erkurbelt, sollte aber zumindest am Hinterrad auf einen akzeptablen Rollwiderstand achten.

Kompromiss hoch zwei: Allround- oder Enduro-Reifenkombi?

Beim direkten Vergleich zwischen leicht und schwer fällt im normalen Fahrbetrieb am deutlichsten der Gewichtsunterschied auf. Knapp 300 Gramm mehr rotierende Masse pro Laufrad machen die Fahrt spürbar träger. Lenkbewegungen bei langsamer Fahrt oder spielerische Fahrmanöver, wie Sprungeinlagen, werden deutlich zäher.

Doch auch im Positiven tut sich etwas. Bei schneller Fahrt auf ruppigem Untergrund liegen die Bikes mit den dicken Pneus satter. Und auch der höhere Grip durch die weichen Gummis fällt im direkten Vergleich merklich auf. Und das selbst bei identischem Luftdruck. Lässt man etwas Luft aus den Reifen, was die dickeren Karkassen locker zulassen und zum Teil sogar erfordern, steigen Grip und Traktion noch weiter.

So liegen die subjektive Fahrsicherheit und der Kurvenhalt bei allen drei Extrem-Kombis spürbar über der griffigsten Allround-Kombi (Maxxis). Bei langsamer Fahrt haben die dicken Karkassen aber noch einen Nachteil. Die steife Konstruktion schmälert den Fahrkomfort, da sich der Reifen weniger an Unebenheiten anschmiegt. Gerade in technischen Uphills kann das ein Nachteil sein. Am deutlichsten war dieser Effekt bei den supersteifen Contis mit DH-Karkasse zu spüren. Maxxis schafft es hingegen, auch der schweren Kombi viel Komfort einzuhauchen. Die leichten Varianten eignen sich für den Allround-Einsatz auf anspruchsvollen Touren und Trails.

Fazit & Zusammenfassung des MTB-Reifentests

Die Extrem-Reifenkombis brillieren im harten Enduro-Gelände mit garstigen Steinfeldern und in Bikeparks, wenn maximaler Grip und Pannenschutz gefragt sind. Je schwerer der Biker und je wilder der Fahrstil, desto mehr macht eine dicke Kombi Sinn. Doch das hohe Gewicht der Reifen macht das Bike-Handling behäbiger. Und damit sind wir wieder beim Thema Kompromiss. Um den wird man nie herumkommen, doch unser ausführlicher Labor- und Praxistest macht die Vor- und Nachteile der einzelnen Kompromisslösungen bestmöglich sichtbar.

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Alle Karkassen von Continental, Maxxis und Schwalbe im Überblick

Continental Kryptotal Re

Die noch junge Gravity-Palette von Continental ist in ihrer Modellvielfalt übersichtlich. Drei Karkassen und drei Gummimischungen stehen vom Kryptotal zur Auswahl. Die leichte Trail-Karkasse und die mittlere Enduro-Variante gibt es jeweils nur mit einer Gummimischung (Endurance bzw. Soft). Nur bei der robusten DH-Karkasse besteht die Wahl zwischen softem und supersoftem Compound – wir haben uns für soft entschieden. Die Trail-Reifen sind die leichtesten und bieten den geringsten Durchschlagschutz. Die dicken DH-Schlappen setzen den Höchstwert beim Pannenschutz, gehören aber auch zu den schwersten.

  1. Kryptotal Re Trail Endurance: 1018 g / 313 mm / 18 W
  2. Kryptotal Re Enduro Soft: 1181 g / 425 mm /33,9 W
  3. Kryptotal Re DH Soft: 1386 g / 638 mm / 35,6 W
Continental: Kryptotal Re Trail Endurance, Kryptotal Re Enduro Soft, Kryptotal Re DH SoftFoto: Georg Grieshaber
Continental: Kryptotal Re Trail Endurance, Kryptotal Re Enduro Soft, Kryptotal Re DH Soft

Maxxis Minion DHR II

Fünf Reifenkonstruktionen, drei Gummimischungen, zahllose Möglichkeiten zu kombinieren: die Qual der Wahl beim Maxxis Minion MTB-Reifem. EXO, EXO+ und Doubledown liegen im Labor sehr nahe beieinander. Deutlich höheren Pannenschutz gibt’s erst bei der DH-Karkasse. Verschleißtipp: die härtere Dual-Gummimischung auf der DH-Karkasse mit Drahtkern. Top für den Dauereinsatz in hartem Gelände und zudem günstiger.

  1. Minion DHR II EXO MaxxTerra: 1033 g / 325 mm / 29,3 W
  2. Minion DHR II EXO+ MaxxTerra: 1079 g / 363 mm / 28,9 W
  3. Minion DHR II DD MaxxTerra: 1212 g / 413 mm / 32 W
  4. Minion DHR II DH MaxxGrip: 1335 g / 613 mm / 49,9 W
  5. Minion DHR II DH Draht Dual: 1380 g / 613 mm / 35,5 W
Maxxis: Minion DHR II EXO MaxxTerra, Minion DHR II EXO+ MaxxTerra, Minion DHR II DD MaxxTerra, Minion DHR II DH MaxxGrip, Minion DHR II DH Draht DualFoto: Georg Grieshaber
Maxxis: Minion DHR II EXO MaxxTerra, Minion DHR II EXO+ MaxxTerra, Minion DHR II DD MaxxTerra, Minion DHR II DH MaxxGrip, Minion DHR II DH Draht Dual

Schwalbe Magic Mary

Bei Schwalbe mussten wir für den Vergleich zum Vorderreifen greifen, denn den Magic Mary gibt es in allen vier relevanten Karkassen, während der Big Betty erst ab Supertrail verfügbar ist. Bei Supertrail und Supergravity besteht die Wahlmöglichkeit zwischen den Gummimischungen Soft und Ultrasoft. Gegenüber Maxxis nimmt der Pannenschutz bei den stärkeren Karkassen gleichmäßig und deutlich zu.

  1. Magic Mary Superground Soft*: 1039 g / 300 mm / 24 W
  2. Magic Mary Supertrail Soft*: 1152 g / 375 mm / 28,3 W
  3. Magic Mary Supergravity Ultrasoft*: 1327 g / 525 mm / 42,2 W
  4. Magic Mary Superdownhill Ultrasoft*: 1387 g / 625 mm / 43,5 W
Magic Mary Superground Soft, Magic Mary Supertrail Soft, Magic Mary Supergravity Ultrasoft, Magic Mary Superdownhill UltrasoftFoto: Georg Grieshaber
Magic Mary Superground Soft, Magic Mary Supertrail Soft, Magic Mary Supergravity Ultrasoft, Magic Mary Superdownhill Ultrasoft

Unterschiede der MTB-Reifenkombis im Test

Dicke oder dünne Karkasse? Weiche oder harte Gummimischung? Von außen sind die Reifenmodelle der einzelnen Hersteller kaum auseinanderzuhalten. Die Unterschiede verbergen sich im Innenleben der Fahrradreifen. Wir erklären die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle.

1 Karkasse, 2 Schutzschicht, 3 Gummieinlage, 4 Profil, 5 GummimischungFoto: Continental
1 Karkasse, 2 Schutzschicht, 3 Gummieinlage, 4 Profil, 5 Gummimischung

Pannenschutz bei Fahrradreifen

Im Schnitt bieten die schweren Kombis 60,4 Prozent mehr Durchschlagschutz als ihre leichten Pendants. Das erreichen die Pneus über stabilere Karkassen (1), also mehrere Gewebelagen übereinander, und stichfeste Schutzschichten (2) oder Gummieinlagen (3). Mehr Material, mehr Pannenschutz. Dadurch steigt aber auch das Gewicht im Schnitt um 23 Prozent. Auf guten Durchschlagschutz sollte man besonders am Hinterrad achten, denn das Heck trifft meist mit weniger Bedacht, dafür mit mehr Schwung auf grobe Hindernisse. Auch lastet der Großteil des Fahrergewichts meist über dem Hinterrad.

Grip und Traktion

Neben dem Profil (4) hat vor allem die Gummimischung (5) Anteil am Kurvenhalt und der Traktion der Reifen. Insbesondere auf harten Untergründen oder bei Nässe. Ein weicher Gummi passt sich dem Boden deutlich besser an und verzahnt sich förmlich mit Hindernissen. Besonders am Vorderrad erhöht das die Fahrsicherheit spürbar. Mit dicker Karkasse sind zudem niedrigere Luftdrücke möglich, das steigert den Grip zusätzlich.

Rollwiderstand

Die extrem pannensicheren und griffigen Reifen-Kombis rollen im Schnitt um 69 Prozent zäher als die Allrounder. Den größten Anteil daran hat die weichere Gummimischung zu verantworten. Die weichen Stollen kleben förmlich am Boden. Wer auf effizientes Rollen Wert legt und oft weitere Strecken auf Asphalt oder harten Untergründen abstrampelt, sollte zumindest am Hinterrad auf einen härteren Gummi setzen. Denn hier lasten rund 75 Prozent des Gewichts. Der Rollwiderstand des Vorderreifens kostet also deutlich weniger Energie. Auch eine steifere Karkasse erhöht den Rollwiderstand, da zusätzliche Walkarbeit anfällt. Dieser Einfluss fällt bei unseren Testreifen allerdings geringer als der des Gummis aus.

Verschleiß

Das kennt jeder aus der Schule: Ein weicher Radiergummi rubbelt sich schneller ab, als ein harter. So ist es auch bei Reifen. Die Zauberworte Ultrasoft, Supersoft oder Maxx-Grip versprechen massig Traktion, doch die weichen Mischungen verschleißen auch deutlich schneller. Unpraktisch für jeden, der viel im Park fährt oder generell viele Tiefenmeter sammelt. Das Hinterrad ist dabei besonders betroffen. Ein superweicher Gummi sollte daher nur wohlüberlegt zum Einsatz kommen.

So testet BIKE MTB-Reifen

Fahrradreifen im Labortest

Um die harten Fakten unter vergleichbaren Bedingungen abzuklopfen, haben wir alle Fahrradreifen im Testlabor von Reifenhersteller Schwalbe getestet. Alle Tests wurden bei einem Reifendruck von 1,7 bar auf einheitlichen Felgen durchgeführt. Beim Durchschlagtest saust ein 19 Kilo schweres Fallbeil auf den Reifen. Dabei wird die Fallhöhe so lange erhöht, bis dem Schlauch die Luft ausgeht. Je höher die Fallhöhe, desto besser der Durchschlagschutz.

Reifentest im LaborFoto: Werksfoto
Reifentest im Labor

Um einen Durchstich oder ein Aufschlitzen des Reifens zu simulieren, dringt ein Metalldorn durch den Reifen. Einmal auf der Lauffläche und einmal an der Seitenwand. Dabei wird die maximale Kraft gemessen, bis die Karkasse durchstoßen ist. Der Rollwiderstand wird auf einem Trommelprüfstand bei 20 km/h und einer Last von 50 Kilo ermittelt. Dieses Prozedere bildet den Rollwiderstand auf Asphalt und sehr harten Untergründen ab.

Reifen im Praxistest

Für unseren Praxistest standen uns drei baugleiche All Mountain Bikes zur Verfügung. Mit identischem Setup konnten wir schnell und unkompliziert zwischen den Reifenpaarungen wechseln und die Gummis im direkten Vergleich gegeneinander testen. Drei zusätzliche 29er-Laufradsätze ermöglichten es uns, alle Reifenpaare back to back und im ständigen Wechsel in definierten Geländesituationen zu fahren. So konnten wir die Unterschiede detailliert herausfiltern.

Vom Kurven-Grip auf harten und losen Böden, über die Traktion in steilen Anstiegen oder auf Wurzeln und das Bremsvermögen im Downhill haben insgesamt vier Tester die relevanten Fähigkeiten einer Reifen-Kombi überprüft. Die herbstlichen Bedingungen boten perfekte Voraussetzungen, auch dem Nass-Grip der Gummis und der Selbstreinigung der Profile auf den Grund zu gehen.

Vor dem Test wird gepumpt. Das bleibt auch unseren Testern nicht erspart: BIKE-Testchef Peter Nilges (links) mit BIKE-Redakteur Jan Timmermann bei der Arbeit.Foto: Georg Grieshaber
Vor dem Test wird gepumpt. Das bleibt auch unseren Testern nicht erspart: BIKE-Testchef Peter Nilges (links) mit BIKE-Redakteur Jan Timmermann bei der Arbeit.

Die Meinung der Tester

Statement von Max Fuchs, Testredakteur BIKE:

Minimaler Luftdruck ist maximaler Fahrspaß, weil der Grip massiv ansteigt! Das funktioniert aber nur mit einem stabilen Reifen, deshalb hat bei mir Pannenschutz höchste Priorität. Vor allem ist man mit dem Enduro ohnehin viel mit Shuttles und Gondeln unterwegs. Da stören mich das höhere Gewicht und mehr Rollwiderstand dicker Pneus sowieso nicht.
Max Fuchs, Testredakteur BIKEFoto: Thomas Weschta
Max Fuchs, Testredakteur BIKE

Statement von Laurin Lehner, FREERIDE-Magazin:

Zugegeben: Im direkten Vergleich spürt man den Vorteil der weichen Gummimischungen. Doch das sind nur Nuancen. Der erhöhte Verschleiß steht dazu in keinem Verhältnis. Geldbeutel und Umwelt danken es Euch, wenn Ihr zum härteren Gummi greift. Außerdem macht das zähe Rollverhalten der super griffigen Reifen Anstiege zur Qual.
Laurin Lehner, FREERIDE-MagazinFoto: Wolfgang Watzke
Laurin Lehner, FREERIDE-Magazin

Statement von Florentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB:

Viel hilft viel? Einfach blind zum dicken und schweren Reifen zu greifen, macht keinen Sinn. Das höhere Gewicht an den Laufrädern macht das Handling spürbar träger. Ein echter Nachteil auf langen Touren oder bei einer verspielten Fahrweise. Deshalb finde ich: Nur bei wildem Gelände und Fahrstil lohnt sich ein dicker Schlappen.
Florentin Vesenbeckh, Testleiter EMTBFoto: Adrian Vesenbeckh
Florentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB

Alle Labordaten unseres Reifentests im Überblick

Egal, für welchen MTB-Reifen man sich auch entscheidet: Das volle Potenzial lässt sich erst durch den richtigen Reifendruck abrufen.

Reifendruck-MessungFoto: Georg Grieshaber
Reifendruck-Messung
Die Messwerte der getesteten Reifen-KombisFoto: BIKE-Testlabor
Die Messwerte der getesteten Reifen-Kombis

Test Allround-Kombis: Geringes Gewicht und gute Laufeigenschaften – Ergebnisse

Continental Kryptotal Fr/Re Trail

Leichteste Kombi, niedrigster Rollwiderstand – aber auch schwacher Pannenschutz. Das ist die Kurzfassung der Labordaten zur Kryptotal-Kombi in der Trail-Variante. Auch im Praxistest landet der Continental MTB-Reifen auf der zahmen Seite. Traktion und Kurvenhalt liegen mit dem harten Gummi hinter der Konkurrenz, agiert aber berechenbar. Gleiches gilt im Grenzbereich. Das erspart dem Fahrer Schrecksekunden auf dem Trail. Wer seine Prioritäten auf Gewicht, Rollwiderstand und nicht zuletzt den Preis setzt, ist hier richtig. Aus der Praxis wissen wir: Der Verschleiß ist gering. Tipp für Trail-Fans: Für mehr Grip eher zur griffigeren Enduro-Variante mit Soft-Gummi greifen >> z. B. hier erhältlich*.

Allround-Kombi: Continental Kryptotal Fr/Re TrailFoto: Georg Grieshaber
Allround-Kombi: Continental Kryptotal Fr/Re Trail

Herstellerangaben Kryptotal Fr (v) - Kryptotal Re (h)

  • Preis: 59,95 Euro* | 59,95 Euro
  • Gummimischung / TPI¹: Endurance / 60 tpi - Endurance / 60 tpi
  • Karkasse / Größe: Trail / 29 x 2,4" - Trail / 29 x 2,4"

Labortest Kryptotal Fr (v) - Kryptotal Re (h)

  • Gewicht / Rollwiderstand: 1033 g / 21,8 Watt - 1019 g / 18 Watt
  • Reifenbreite / -höhe: 59,8 / 58,7 mm - 59,2 / 58,20 mm
  • Durchschlag / -stich²: 313 mm / 702; 407 N - 313 mm / 657; 390 N

Ergebnis Praxistest Kryptotal Fr (v) - Kryptotal Re (h)

Continental: Kryptotal Fr/Re Trail - CharakteristikFoto: BIKE-Testabteilung
Continental: Kryptotal Fr/Re Trail - Charakteristik

BIKE-Urteil³: Gut - 39,7 Punkte

Maxxis Assegai / Minion DHR II EXO+

Viel hilft viel! Beim stollenbepackten Profil des beliebten Vorderreifens Assegai trifft dieses Motto zu. Der Kurvenhalt ist super, insbesondere auf harten Böden. Auch wenn das Profil weniger danach aussieht, bietet er auch in tiefem Geläuf gute Führung. Nur die Bremstraktion ist bei den anderen Enduro-Reifen etwas besser. Das Klassiker-Profil DHR II am Hinterrad bietet die beste Traktion im Test. Die Kombi ist die schwerste unter den Allroundern, auch der Rollwiderstand fällt am höchsten aus. Dafür gibt’s hier den besten Durchschlagschutz. Die Seitenwand ist aber wenig robust. Tipp: Den Assegai Exo+ gibt es auch mit klebrigem MaxxGrip-Gummi.

Allround-Kombi: Maxxis Assegai / Minion DHR II EXO+Foto: Georg Grieshaber
Allround-Kombi: Maxxis Assegai / Minion DHR II EXO+

Herstellerangaben Assegai (v) - Minion DHR II (h)

  • Preis: 79,90 Euro - 79,90 Euro
  • Gummimischung / TPI¹: MaxxTerra / 60 tpi - MaxxTerra / 60 tpi
  • Karkasse / Größe: Exo+ / 29 x 2,5" - Exo+ / 29 x 2,4"

Labortest Assegai (v) - Minion DHR II (h)

  • Gewicht / Rollwiderstand: 1171 g / 27,9 Watt - 1066 g / 28,6 Watt
  • Reifenbreite / -höhe: 61,3 / 59,4 mm- 59,5 / 57,9 mm
  • Durchschlag / -stich²: 375 mm / 603; 335 N - 388 mm / 597; 327 N

Ergebnis Praxistest Assegai (v) - Minion DHR II (h)

Maxxis: Assegai (v) - Minion DHR II (h) - CharakteristikFoto: BIKE-Testabteilung
Maxxis: Assegai (v) - Minion DHR II (h) - Charakteristik

BIKE-Urteil³: Sehr gut - 41,8 Punkte

  • BIKE-Tipp: Allround

Schwalbe Magic Mary Superground / Big Betty Supertrail

Schwalbes Supertrail-Reifen haben im Vergleich zum letzten Test vor zwei Jahren, 200 Gramm abgespeckt. Auch neu: der Magic Mary* in der dünneren Superground-Variante. Wer einen leichten Vorderreifen mit top Traktion und gutem Kurvenhalt sucht, kommt um diesen Enduro-Reifen kaum herum. Zumal auch der Rollwiderstand auf einem sehr guten Niveau liegt. Der Big Betty* am Hinterrad konnte im Praxistest nicht ganz mithalten. In Summe bietet diese Kombi einen guten Kompromiss aus Gewicht, Pannenschutz und Fahreigenschaften. Der Vorderreifen funktioniert mit aggressivem Profil auch bei tiefen Böden hervorragend.

Allround-Kombi: Schwalbe Magic Mary S.G / Big Betty S.TFoto: Georg Grieshaber
Allround-Kombi: Schwalbe Magic Mary S.G / Big Betty S.T

Herstellerangaben Magic Mary (v) - Big Betty (h)

  • Preis: 74,90 Euro - 68,90 Euro
  • Gummimischung / TPI¹: Addix Soft / 67 tpi - Addix Soft / 67 tpi
  • Karkasse / Größe: Superground / 29 x 2,4" - Supertrail / 29 x 2,4"

Labortest Magic Mary (v) - Big Betty (h)

  • Gewicht / Rollwiderstand: 1039 g / 24 Watt - 1120 g / 24,7 Watt
  • Reifenbreite / -höhe: 62,2 / 56,8 mm - 62 / 57,1 mm
  • Durchschlag / -stich²: 300 mm / 566; 366 N - 388 mm / 630; 395 N

Ergebnis Praxistest Magic Mary (v) - Big Betty (h)

Schwalbe: Magic Mary (v) - Big Betty (h)Foto: BIKE-Testlabor
Schwalbe: Magic Mary (v) - Big Betty (h)

BIKE-Urteil³: Sehr gut - 42,9 Punkte

Testergebnisse Extrem-Kombis: Massig Grip und Pannenschutz für extremes Gelände

Continental Kryptotal Fr/Re DH

In der DH-Variante kommt der Kryptotal* im Praxistest deutlich näher an die Kombis von Schwalbe und Maxxis heran. Grip und Kurvenhalt sind mit dem weichen Gummi top. Beim Durchschlagschutz erntet Continental sogar Bestwerte, dank der sehr steifen Karkassenkonstruktion. Bei niedriger Geschwindigkeit und identischem Luftdruck fährt sich der MTB-Reifen unkomfortabler als die dicken Schlappen der Konkurrenz. Vorteil: Auch bei extrem geringem Luftdruck bleibt der Stollenreifen stabil auf der Felge und knickt nicht weg. Mit Soft-Gummi gute Traktion im Uphill. Auch in dieser Variante sehr gutmütig und berechenbar. Trotz weicher Mischung gute Verschleißwerte.

Extrem-Kombi: Continental Kryptotal Fr/Re DHFoto: Georg Grieshaber
Extrem-Kombi: Continental Kryptotal Fr/Re DH

Herstellerangaben Kryptotal Fr (v) - Kryptotal Re (h)

  • Preis: 84,95 Euro - 79,95 Euro
  • Gummimischung / TPI¹: Supersoft / 110 tpi - Soft / 110 tpi
  • Karkasse / Größe: DH / 29 x 2,4" - DH / 29 x 2,4"

Labortest Kryptotal Fr (v) - Kryptotal Re (h)

  • Gewicht / Rollwiderstand: 1276 g / 40,3 Watt - 1386 g / 35,6 Watt
  • Reifenbreite / -höhe: 60,3 / 59,3 mm - 59,5 / 59,1 mm
  • Durchschlag / -stich²: 538 mm / 696; 515 N - 638 mm / 737; 488 N

Ergebnis Praxistest Kryptotal Fr (v) - Kryptotal Re (h)

Continental: Kryptotal Fr (v) - Kryptotal Re (h) - CharakteristikFoto: BIKE-Testabteilung
Continental: Kryptotal Fr (v) - Kryptotal Re (h) - Charakteristik

BIKE-Urteil³: Super - 43,1 Punkte

Maxxis Assegai DD / Minion DHR II DH

Im Praxistest entpuppte sich diese Extrem-Enduro-Kombi als Liebling der Tester. Der Kurvenhalt ist unschlagbar, und der MTB-Reifen bleibt im Grenzbereich extrem gut kontrollierbar und gutmütig. Auch die Traktion am Hinterrad setzt die Benchmark für diesen Test. Das bissige DHR-Profil bekommt den Bonus der superweichen MaxxGrip-Mischung, das spürt man. Allerdings rollt der Mantel damit auch am zähesten, und der Verschleiß ist hoch. Nichts für Kilometersammler und Vielfahrer. Auch spannend: kein Bestwert beim Pannenschutz, trotz höchstem Kombi-Gewicht. Gut: geschmeidige Karkasse mit hohem Fahrkomfort, auch bei niedriger Geschwindigkeit.

Extrem-Kombi: Maxxis Assegai DD / Minion DHR II DHFoto: Georg Grieshaber
Extrem-Kombi: Maxxis Assegai DD / Minion DHR II DH

Herstellerangaben Assegai (v) - Minion DHR II (h)

  • Preis: 84,90 Euro - 79,90 Euro
  • Gummimischung / TPI¹: MaxxGrip / 2x120 tpi - MaxxGrip / 2x60 tpi
  • Karkasse / Größe: Dubledown / 29 x 2,5" - DH / 29 x 2,4"

Labortest Assegai (v) - Minion DHR II (h)

  • Gewicht / Rollwiderstand: 1311 g / 52,5 Watt - 1335 g / 49,9 Watt
  • Reifenbreite / -höhe: 60,5 / 57,9 mm - 59,3 / 56,9 mm
  • Durchschlag / -stich²: 438 mm / 554; 454 N - 613 mm / 647; 514 N

Ergebnis Praxistest Assegai (v) - Minion DHR II (h)

Maxxis: Assegai (v) - Minion DHR II (h) - CharakteristikFoto: BIKE-Testabteilung
Maxxis: Assegai (v) - Minion DHR II (h) - Charakteristik

BIKE-Urteil³: Sehr gut - 40,9 Punkte

Schwalbe Magic Mary / Big Betty Supergravity

Schwalbes Magic Mary* ist ein Klassiker im All-Mountain- und Enduro-Segment. In der sehr weichen Ultrasoft-Mischung steckt der Fahrradreifen aber nur an ganz wenigen Bikes. Der Kurvenhalt ist super und die Traktion beim Bremsen überragend. Der zahmer ausgelegte Big Betty kann da nicht ganz mithalten. Dafür bietet er den mit Abstand niedrigsten Rollwiderstand unter den extremen Kombis. Das Gewicht bleibt im Rahmen, was aber mit dem schwächsten Durchschlagschutz der drei Vergleichshinterreifen einhergeht. Auffällig: Magic Mary ist schwerer und pannensicherer als Big Betty*. Die Supergravity-Seitenwand ist die robusteste im Stichtest!

Der Testsieger bei der Extrem-Kombi: Schwalbe Magic Mary / Big Betty SuperGFoto: Georg Grieshaber
Der Testsieger bei der Extrem-Kombi: Schwalbe Magic Mary / Big Betty SuperG

Herstellerangaben Magic Mary (v) - Big Betty (h)

  • Preis: 74,90 Euro - 74,90 Euro
  • Gummimischung / TPI¹: Addix Ultrasoft / 67 tpi - Addix Soft / 67 tpi
  • Karkasse / Größe: Supergravity/29 x 2,4" - Supergravity/29 x 2,4"

Labortest Magic Mary (v) - Big Betty (h)

  • Gewicht / Rollwiderstand: 1372 g / 42,2 Watt - 1276 g / 25,5 Watt
  • Reifenbreite / -höhe: 60,6 / 55,8 mm - 59,2 / 54,9 mm
  • Durchschlag / -stich²: 525 mm / 742; 730 N - 575 mm / 660; 854 N

Ergebnis Praxistest Magic Mary (v) - Big Betty (h)

Schwalbe: Magic Mary (v) - Big Betty (h) CharakteristikFoto: BIKE-Testabteilung
Schwalbe: Magic Mary (v) - Big Betty (h) Charakteristik

BIKE-Urteil³: Super - 44,9 Punkte

  • BIKE-Tipp: Testsieger

¹Threads per Inch

²Der erste Wert wurde auf der Lauffläche, der zweite an der Seitenwand ermittelt. Jeweils mit einer 5-mm-Klinge.

²Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super, sehr gut, gut, befriedigend, mit Schwächen, ungenügend. Aufgrund unterschiedlicher Gewichtungen kann die Note von der Bewertung in unserem Schwestermagazin EMTB abweichen.