Marc Strucken
· 06.12.2023
Warnung: Es geht hier um nur zehn (10 !) produzierte Fahrwerke zum Preis eines guten MTB-Fullys. Die Details sind deep, und wenn Intend etwas präsentiert, dann geht es immer genau um diese Details für Technikfans. Für alle, die jetzt dabei sind: Tauchen wir ein in die Welt von Cornelius Kapfinger.
Das neue limitierte Fahrwerks-Kit besteht aus einer Federgabel auf Basis der Hardcoregabel Intend Flash und dem Intend Hover Federbein. Und am Anfang stand Kapfingers Drang, bei technischen Neuerungen an vorderster Front zu stehen. Er drückt es in seiner Pressemitteilungen so aus:
Der Ursprung dieser Bauart war die von der Firma Push vorgestellte USD Gabel im Frühling diesen Jahres. Bildern zu Folge, war dort ein abschraubbarer Dichtkopf am unteren Ende des oberen Rohres sichtbar. Das hat den Gedanken nahegelegt, dass hier eine Sliding-Bushing-Technik zum Einsatz kommt. Sollte dem so sein, wären wir bei Intend natürlich in der Pflicht, technisch nachzurüsten. – Cornelius Kapfinger, Intend
Der Grund, warum Intend – und auch andere Hersteller – nicht schon lange Fahrwerke mit dieser Technik bauen, ist, dass es sich um ein System aus dem Motorradsport handelt. Dort wiegen die Maschinen 10 mal mehr als Mountainbikes, Gabeln und Dämpfer arbeiten entsprechend mit wesentlich größeren Ölmengen und Toleranzen. Gerade diese sind bei Sliding Bushings der Knackpunkt.
Bei der Sliding-Bushing- oder Floating-Bushing-Technik vergrößert sich der Buchsenabstand während des Einfederns, die Reibung sinkt somit proportional zum Einfederweg. Das heißt, die Gabel spricht noch feinfühliger an. Seit jeher sowieso schon eine Stärke der Intend-Gabeln, wie unsere Tests zeigten. Doch damit Sliding-Bushing funktioniert, müssen die Toleranzen penibelst eingehalten werden. Das macht die Produktion schwieriger (Stichwort Serienstreuung) sowie die Wartung der Komponenten.
Während normale Gleitbuchsen bei Fahrradfedergabeln aus einer weichen Aluminiumlegierung mitsamt einer halbwegs flexiblen PTFE-Gleitschicht bestehen, welche durch einfaches Komprimieren (auch kalibrieren genannt) auf die Toleranzen des Gehäuses und des Rohres anpassen lassen, sind die Motocross-Gleitbuchsen aus einem Bronzerücken und einer festen PTFE-Schicht hergestellt. Diese lassen sich nicht kalibrieren und müssen passen. – Cornelius Kapfinger, Intend
Bei Intend kein Grund, genau das zu probieren. – “Zur Not in einer limitierten Sonderserie, bei welcher alle Toleranzkombinationen händisch aufeinander abgestimmt werden können”, so heißt es von der Freiburger Gabelschmiede.
Wenn es schon auf Mikrometer ankommt, setzt Intend auf höchstwertige Bauteile. So stammen die Gleitrohre von einer österreichischen Dreherei, mit der Intend zusammenarbeitet. Die oberen Gleitrohre sind auf Maß gedreht und werden im Anschluss harteloxiert, um einen Verschleiß der Reibfläche zu minimieren. Anschließend werden sie nochmals poliert.
Die Zweikomponentendichtungen der Spezialisten von SKF stammen aus dem Motocross-Bereich.
Von der Firma S-tech kommen die Gleitbuchsen für das Moto Fahrwerk.
Motivation für das Projekt Moto Fahrwerk war ja für Intend die Federgabel von Push, die offenbar mit Sliding-Bushing-System arbeitete. Tatsächlich musste Cornelius Kapfinger aber feststellen, dass es “falscher Alarm” war. Die Intend-Prototypen waren also nicht die zweiten am Markt, sondern wieder mal ganz weit vorne. Wer also ein Set des limitierten Super-de-Luxe-Fahrwerks Intend Moto besitzen möchte: Ab sofort ist die Sonderserie mit 10 Sets im Onlineshop von Intend verfügbar. intend-bc.com. First come, first serve. 3999 Euro.