Jan Timmermann
· 30.03.2023
Intend steht für edle Mountainbike-Teile made in Germany, wie kaum eine andere Komponentenmarke. Inhaber Cornelius Kapfinger entwickelte während seiner Zeit bei Trickstuff Scheibenbremsen, nach denen sich Biker weltweit die Finger lecken. Nun ist er mit der Intend Trinity zurück auf dem Bremsen-Markt. Für BIKE verrät Kapfinger, wohin die Reise gehen soll.
Im Herzen Freiburgs baut das Team um Cornelius Kapfinger Bike-Teile, welche sich in der Szene wegen ihrer starken Performance und dem edlem Boutique-Charm einer großen Beliebtheit erfreuen. Darunter neben den bekannten Upside-Down-Federgabeln auch Dämpfer, Vorbauten, Steuersätze und Kurbeln – aber bislang keine Bremsen. Dabei war Cornelius vor der Gründung seiner eigenen Marke Intend als Entwickler bei Trickstuff hauptverantwortlich für legendäre Scheibenbremsen, wie die Trickstuff Piccola und die Direttissima.
Als Cornelius Trickstuff verließ, bat ihn Chef Klaus Liedler, nicht als Bremsen-Entwickler zur direkten Konkurrenz zu wechseln. Einige Jahre später wurde Trickstuff durch Branchenriese DT Swiss übernommen. Klaus Liedler hat das Unternehmen inzwischen verlassen. Und jetzt bringt Intend mit der Trinity eine neue High-End-Bremse auf dem Markt.
Wir schauen uns die neue Intend Trinity Scheibenbremse an. Im Interview mit BIKE verrät Cornelius Kapfinger, was seine neue Bremse so besonders macht und schaut in die Zukunft der Bremsen-Entwicklung bei Intend.
Die neue Scheibenbremse Intend Trinity zielt auf ein Einsatzgebiet von Trail bis Downhill und wird aus 7075er-Flugzeugaluminium gefertigt. Die Einzelteile des Bremssystems stammen aus der ganzen Welt. Montiert werden die Stopper in Kleinserie von Hand in Freiburg.
Intend kombiniert an der Trinity einen leichten, CNC-gefrästen Bremshebel mit einem zweiteiligen, massiven Bremssattel. Die Downhill-Version der Trinity unterscheidet sich durch einen Kühlrippen-Einsatz namens ”Refrigerator” vom Enduro-Modell.
Das neue Intend Trinity Bremssystem packt vorne und hinten mit je vier 17 Millimeter großen Kolben zu. Um trotz der Kolbengröße ein kompaktes Baumaß zu erreichen, wurden die Kolben versetzt angeordnet. Bei der Enduro-Version gleicht ein Spacer diesen Versatz aus, während bei der Downhill-Version die Refrigerator genannten Kühlkörper diese Funktion übernehmen.
Bei der Entlüftung der Bremse werden die Kolben komplett umspült. Das soll nach Intends “Painless”-Philosophie für eine besonders entspannte Entlüftung sorgen. Im Falle der Bremsbeläge schaute Intend zur Konkurrenz: Die Form ist identisch mit der Sram Code. So sind vielfältige Versionen verfügbar.
Für ordentlich Bremspower soll ein Übersetzungsverhältnis von 46:1 sorgen. Der Bremshebel ist für eine lange Haltbarkeit hart anodisiert und vierfach kugelgelagert. Den Druckpunkt entwarf Cornelius mit einem maximal kurzen Leerweg. Im Gegensatz zur Hebelweite ist der Druckpunkt der Trinity nicht verstellbar.
BIKE: Du giltst in der Szene als regelrechtes Bremsen-Mastermind. Dein ehemaliger Chef Klaus Liedler hat Trickstuff verlassen und Intend bringt jetzt die erste eigene Scheibenbremse. Gibt es da einen Zusammenhang?
CORNELIUS KAPFINGER: Nein, das ist zeitlich zwar jetzt eng zusammen, hatte aber rein gar nichts damit zu tun. Ich bin seit rund 2-3 Jahren in der Bremsen-Konstruktion dran. Eigentlich wollte ich auch schon ein halbes Jahr früher loslegen, aber wie es immer so kommt, dauert doch alles länger. Klaus hatte mich damals bei meinem Weggang nur gebeten, bitte nicht zu Trickstuffs direkter Konkurrenz zu gehen und für diese Bremsen zu entwickeln. Wenn zum Beispiel Tune oder ein anderer High-End-Komponentenhersteller nur ein Jahr später ebenfalls eine Bremse gebracht hätte, hätte dies das Geschäft für Klaus womöglich schwierig gemacht. Dass ich selbst nie wieder an Bremsen arbeiten darf, war nie ein Thema.
Was soll ein Schuster denn tun, wenn er keine Schuhe mehr machen darf? – Cornelius Kapfinger
Was hat Dich dazu veranlasst, wieder eine Bremse zu entwickeln?
Ganz klar die Faszination des Themas Bremsen in Perfektion. Es ist dasselbe, was mich damals bei Trickstuff auch angetrieben hat. Wie kann man eine Bremse am besten, am überlegensten konstruieren? Der Erfolg der Trickstuff-Bremsen, bei denen ich mitwirken durfte, bestätigt das. Selbermachen ist außerdem immer noch schöner als andere machen zu sehen.
Was kann die Trinity besser als ihre Konkurrenz?
Eigentlich alles… Um es aber etwas zurückhaltender auszudrücken: Wenn du alle Probleme kennst, die normale Bremsen haben, und für quasi alle dieser Probleme eine Lösung findest, dann kommt halt auch ein gutes Produkt raus. Das heißt nicht, dass die Trinity perfekt ist. Es gibt immer Sachen, wo das eine gut wäre, das Gegenteil aber notwendig ist.
Für die Intend Trinity Bremsen haben wir fast alle Probleme herkömmlicher Bremsen gelöst. – Cornelius Kapfinger
Die erste Charge war auf 50 Bremsen limitiert und ist bereits ausverkauft. Vermutlich wird die Nachfrage nach der Trinity extrem hoch sein. Wie groß wird die nächste Charge sein und wird es eine Warteliste geben?
Wir machen im nächsten Schritt 100 Sets und versuchen das langsam anzugehen. Ich werde nicht im zweiten Schritt 500 bestellen. So ein Produkt muss sich entwickeln. Wir lernen selbst von Bremse zu Bremse dazu. So können wir zum Beispiel die Montierbarkeit optimieren und ähnliches. Eine Warteliste wird es nicht geben. Wir machen die verschiedenen Batches und wenn sie da sind, verkaufen wir sie.
Was hat Intend vor? Werden wir in Zukunft weitere Bremsenmodelle sehen?
Wir machen mal langsam und versuchen mit unseren Aufgaben zu wachsen. Wir haben ja auch noch ein paar dutzend andere Produkte, die wir täglich verkaufen, montieren und versenden müssen. Auch die Kundenbetreuung nimmt Zeit in Anspruch. Die Bremse ist nur ein sehr kleiner Bereich unserer Tätigkeiten.