Die Formula Cura 4 trägt ein prestigeträchtiges Erbe. Der Italienische Hersteller beansprucht die Entwicklung der ersten hydraulischen Mountainbike-Scheibenbremse für sich. 1993 übertrug Formula dazu erstmals Know-How aus dem Motorad-Bereich ans Fahrrad. Lange Zeit waren die Bremsen ein Must-Have für viele Biker. Mit dem Erstarken der Branchenriesen Shimano und Sram ging die Bedeutung der italienischen Stopper nach und nach zurück. Bereits 2017 fuhr die Formula Cura 4 in den Händen von Loic Bruni ihren ersten Downhill-WM-Titel ein. Ein Jahr später brachte Formula die Vierkolben-Version der schon länger existierenden Cura auf den Markt. Die Verkaufsargumente: leichte Handhabung dank Mineralöl und optionaler Speed-Lock-Kupplung, Verzögerungspower dank großer Auflagefläche und das alles made in Italy. Wobei auch bei Formula längst nicht alle Kleinteile mehr aus dem Land von Vino Rosso und Pasta Fresca kommen. So oder so: Wir waren sehr gespannt auf den Test der Formula Cura 4*.
Am Bremshebel der Cura 4 setzt Formula auf einen zweiteiligen axialen Geberzylinder, der am Finger ein gutes Gefühl für die Dosierung sorgen soll. Das Mineralöl in den Leitungen ist eine Eigenentwicklung der Italiener und soll neben einem hohen Siedepunkt mit starker Modulation punkten. Im Bremssattel treiben jeweils vier Kolben mit 18 Millimetern Durchmesser großflächige, dicke Beläge auf die Scheibe. In deren Entwicklung flossen drei Jahre intensive Arbeit. Die Bremsscheiben sollen besonders standfest, leise und verschleißarm sein. Für eine Gravity-Bremse fällt das Gewicht der Stopper schön niedrig aus. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass man die Formula Cura 4 hin und wieder an leichten Trailbikes zu sehen bekommt. Für ein in Europa hergestelltes Produkt muss sich der Preis fürs Set nicht verstecken.
Im Vergleich zu vielen anderen Scheibenbremsen braucht die Formula Cura 4 keine lange Einbremszeit und macht von Anfang an klar, dass die Stopper nicht mit Verzögerungsleistung geizen. Die Ergonomie am Hebel gefällt und die Bremse lässt sich intuitiv handhaben. Am Finger wirkt die schlanke Italienerin nicht ganz so steif, wie etwa die brachialen Brummer von TRP. Der Druckpunkt setzt definiert ein, ist aber etwas softer als zum Beispiel bei den Vierkolben-Bremsen von Shimano. Das beschert der Cura 4 eine ausgezeichnete Dosierbarkeit. In Steilstücken, die nach einer präzisen Linienwahl und gefühlvollen Bremsmanövern verlangen, ist die Formula in ihrem Element. Kraft und Standfestigkeit sind gut und geben keinen Anlass zum Tadel. In Kombination mit großen 203-Millimeter-Scheiben bekommt der Italo-Anker auch auf langen Alpen-Abfahrten keine Hitzeprobleme.
Ganz problemfrei lief die Formula Cura 4 leider nicht durch den BIKE-Test. Nachdem sich ein Kolben der fabrikneuen Bremse immer wieder zu langsam zurückstellte und die Scheibe klingeln ließ, mussten wir diesen einer Reinigungsaktion unterziehen. Zunächst schien das Problem behoben. Allerdings kehrt der Bremshebel auch in technisch einwandfreiem Zustand etwas gemächlicher zurück in die Ausgangsposition als von anderen Bremsen gewohnt. Verstärkt wird diese Auffälligkeit unter Hitze. Im Trail kann in Extremsituationen zusammen mit dem relativ langen Leerweg des Hebels die Kontrolle leiden. Relevant wurde das bummelige Rückstellverhalten der Formula aber nur selten.
Die Formula Cura 4* ist ein formschönes Produkt aus Italien, welches mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis punkten kann. Die gleichmäßig hohe Kraft und die sehr gute Dosierbarkeit macht sie zum performanten Begleiter für technisches Gelände. Im Test hinterließen ein langer Hebel-Leerweg und die langsame Rückstellung leider einen faden Beigeschmack. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur