Test Nox Epium 7.1 ProLight-Enduro made in Europe

Josh Welz

 · 02.07.2023

Nox Epium Enduro 7.1 Pro: 9199 Euro // 20,95 Kilogramm // 29/27,5 Zoll (Mullet) // 180 Millimeter Federweg.
Foto: Adrian Kaether
Mit dem Epium Enduro 7.1 liefert Nox ein Light E-MTB made in Europe im pfiffigen Look. Kann das langhubige Enduro auch auf dem Trail überzeugen? Wir konnten das Bike ausführlich testen.

Hauptsache außergewöhnlich – das scheinen sich die Macher des Nox Epium als Motto auf die Fahnen geschrieben zu haben. Und das schaffen die Zillertaler gleich in mehrfacher Hinsicht. Punkt 1: das Plattformkonzept. Das Light-E-MTB Epium mit Fazua-Antrieb gibt es als All Mountain und als Enduro-Ausführung mit ein und demselben Rahmen. Angepasst wird die Geometrie mittels Flipchip im Ausfallende und an der Dämpferaufnahme, außerdem kommt eine andere Dämpferwippe zum Einsatz. Und im Gegensatz zum 29er-All-Mountain rollt das Epium Enduro auf Mullet-Bereifung.

Die Fakten zum Nox Epium 7.1

  • Motor: Fazua Ride 60 (max. 60 Nm Drehmoment, 450 Watt Spitzenleistung)
  • Akku: Fazua, 430 Wh, entnehmbar, 2250 Gramm (EMTB-Messwert)
  • Federweg: 180 mm
  • Laufradgröße: 29/27,5 Zoll (Mullet)
  • Carbonrahmen mit Stahlfederdämpfer
  • 20,95 Kilogramm, (Größe L, EMTB-Messwert)
  • Drei Modelle für 9599 Euro, 9199 Euro (getestet) und 10899 Euro
Nox Epium Enduro 7.1 Pro: 9199 Euro // 20,95 Kilogramm // 29/27,5 Zoll (Mullet) // 180 Millimeter Federweg.Foto: Adrian KaetherNox Epium Enduro 7.1 Pro: 9199 Euro // 20,95 Kilogramm // 29/27,5 Zoll (Mullet) // 180 Millimeter Federweg.

Nox Epium: Carbonrahmen made in Europe

Das zweite Alleinstellungsmerkmal des Neulings: Abgesehen von einigen Komponenten ist das Epium ein waschechter Europäer. Die Entwicklungsabteilung sitzt im österreichischen Zillertal, der Vollcarbon-Monocoque-Rahmen wird in Portugal gefertigt und mit knalliger Lackierung in Bayern veredelt. Ebenso aus Bayern stammen die CNC- und Schmiedeteile und natürlich das Ride-60-Antriebssystem vom Motorenbauer Fazua. Montiert wird das Ganze dann wieder in Österreich. In Zeiten labiler Lieferketten und unkalkulierbarer Transportkosten ist das ein interessantes Konzept. Nachhaltiger als die Fertigung in Fernost soll es obendrein sein. Gemessen an der Ausstattung ist das Nox allerdings auch überdurchschnittlich teuer. Zweieinhalb mal so teuer wie in Fernost sei die Rahmenfertigung in Europa, sagt Nox.

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Darauf ist man bei Nox stolz: Entwicklung, Rahmenfertigung und Montage sind garantiert Made in Europe. Das macht ein stückweit unabhängig. Bei den Anbauteilen müssen die Österreicher allerdings anstehen wie alle anderen Hersteller.Foto: Adrian KaetherDarauf ist man bei Nox stolz: Entwicklung, Rahmenfertigung und Montage sind garantiert Made in Europe. Das macht ein stückweit unabhängig. Bei den Anbauteilen müssen die Österreicher allerdings anstehen wie alle anderen Hersteller.

Die dritte Auffälligkeit, die das Epium Enduro von der breiten Masse abhebt: Die Kombination aus 180 Millimetern Federweg und Light-Antrieb ist bisher noch eine Rarität in der explodierenden Modellvielfalt des E-MTB-Marktes. Außer von Nox gibt es nur noch das Rotwild R.G 375, das allerdings mit dem Shimano EP8 nicht wirklich als Light-Assist-Bike durchgeht. Alle anderen Light-Enduros am Markt kommen mit weniger Federweg aus.

Die Geometrie: Flach, kurz und hoch

Kommen wir zum letzten Merkmal, das den USP des Nox Epium prägt: seine unkonventionelle Geometrie. Man hat die Wahl zwischen sehr hohem Tretlager und flachem Lenkwinkel oder noch flacherem Lenkwinkel und etwas weniger hohem Tretlager. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden. Aber auch dann liegt das Tretlager noch satte 362 Millimeter über dem Boden. Ein extrem hoher Wert, selbst für ein 180er-Bike. Dazu kommt ein mit 442 Millimetern in Größe L sehr kurzer Reach, womit das Nox im Reigen heutiger Enduros etwas aus der Zeit gefallen wirkt. Trotz kleinem Hinterrad fallen die Kettenstreben mit 452 Millimetern nicht betont kurz aus.

Kurzer Reach, hohes Tretlager, flacher Lenkwinkel: Das Nox stemmt sich gegen manchen modernen Trend und ist eher auf steile langsame Abfahrten als schnelles Highspeed Gelände getrimmt.Foto: EMTB TestabteilungKurzer Reach, hohes Tretlager, flacher Lenkwinkel: Das Nox stemmt sich gegen manchen modernen Trend und ist eher auf steile langsame Abfahrten als schnelles Highspeed Gelände getrimmt.

In der Praxis: So fährt sich das Nox Epium 7.1 Pro

Auf unseren Testrunden im Bikepark Geißkopf hinterlässt das Nox im EMTB-Testteam gemischte Gefühle. Der Sitzwinkel ist flach, man sitzt hoch und leicht hecklastig, dadurch fühlt man sich vom Bike etwas entkoppelt. Das Fahrwerk liefert zudem etwas wenig Gegenhalt. In steilen Anstiegen muss man deshalb das Körpergewicht aktiv über den Lenker bringen, um das Aufbäumen der Front hinauszuzögern. Kniffelig wird es in technischen Uphills, insbesondere in Kehren. Denn beim Einlenken kippt das Vorderrad durch den superflachen Lenkwinkel (62,6° in der flachen Einstellung) deutlich ab. Gut: Mit Pedalaufsetzern hat man beim Nox garantiert nicht zu kämpfen; das sensible Fahrwerk und die griffigen Conti Argotal liefern gute Traktion; und dank durchzugsstarkem Fazua-Antrieb mit guter Reichweite und kleinem 32er-Kettenblatt macht das Epium auch auf längeren Anstiegen wenig Mühe.

Satt und traktionsstark: Das Nox Epium in der Abfahrt

Am Gipfel des Geißkopfs biegen wir in den Enduro-Trail: In seichtem Gefälle geht es nun bergab, durch enge, aber schnelle Kurven. Hier kommt es auf Wendigkeit und Spritzigkeit an. Gefragt sind ein aktives Fahrwerk und agiles Handling – beides ist nicht die Kernkompetenz des Nox. Das Fahrwerk ist eher satt, das Umlegen des Bikes in schnellen Kurvenkombinationen erfordert durch den hohen Schwerpunkt Körpereinsatz. Die Traktion in den wurzeldurchsetzten Kurven ist hingegen stark.

Enge Kurven sind nicht die Paradedisziplin des Nox, dafür ist die Traktion sehr gut.Foto: Adrian KaetherEnge Kurven sind nicht die Paradedisziplin des Nox, dafür ist die Traktion sehr gut.

Nach der Enduro- geht es auf die Freeride-Strecke: gebaute Drops und Doubles, schnelle Abfahrten über Steinfelder und hohe Stufen – hier zeigen sich die Nehmerqualitäten eines Bikes. Und die hat das Epium Enduro zweifelsohne. Luftgabel und Stahlfederdämpfer harmonieren hier gut, bleiben bei harschen Landungen und an Stufen souverän. Das breite Cockpit und der sehr flache Lenkwinkel vermitteln viel Sicherheit und animieren geradezu dazu, das Gas stehen zu lassen. Nur der kurze Reach am Nox bewahrt seinen Piloten vor zu viel Übermut. Und dieser Kennwert hat einen weiteren Nachteil: Das Epium gibt es momentan nämlich nur bis Größe L. Spätestens für Fahrer über 185 cm wird es da hinter dem Cockpit eng. Kleiner Trost: Für 2024 wollen die Zillertaler ein XL nachschieben.

Kommen wir zur Ausstattung des schmucken Europäers. Das Gewicht von knapp 21 Kilo bricht zwar keine Rekorde, geht gemessen an Federweg und Stahlfederdämpfer aber in Ordnung. Ein wenig geschummelt wird bei den Reifen. Die Argotal bieten in der Trail-Ausführung zwar guten Grip, die leichte Karkasse des Conti-Pneus ist für grobes Terrain aber etwas unterdimensioniert. Der Rest der Ausstattung ist für den gehobenen Preisbereich eher mäßig: Mittelklasselaufräder von DT Swiss, SLX-Schaltung und -Bremsen von Shimano – das ist der Preis, den man für den edlen Rahmen und das Siegel „Made in Europe“ zu bezahlen hat.

Herzstück des sehr potenten Hinterbaus ist der schluckfreudige DHX-Stahlfederdämpfer. Massive Lager und der hoch­­wertige Carbon-Monocoque-Rahmen unterstreichen den Qualitätsanspruch der Österreicher.Foto: Adrian KaetherHerzstück des sehr potenten Hinterbaus ist der schluckfreudige DHX-Stahlfederdämpfer. Massive Lager und der hoch­­wertige Carbon-Monocoque-Rahmen unterstreichen den Qualitätsanspruch der Österreicher.

Fazit zum Nox Epium Enduro 7.1 von Josh Welz, Chefredakteur EMTB:

Das Nox Epium hat ein spannendes Konzept. Die Produktion in Europa minimiert Risiken bei Lieferketten und Transport, verschafft dem Epium aber vor allem einen eigenen USP. Qualitativ hinterlässt das Nox-Enduro einen ordentlichen Eindruck, die Ausstattung ist gemessen am Preis aber nur mäßig. Im Praxiseinsatz überzeugt das Epium Enduro 7.1 vor allem auf schnellen Downhill-Kursen. Die Geometrie mit kurzem Reach und hohem Tretlager ist allerdings gewöhnungsbedürftig.
Josh Welz, Chefredakteur EMTBFoto: Markus GreberJosh Welz, Chefredakteur EMTB

Technische Daten und Noten Nox Epium Enduro 7.1 Pro

Herstellerangaben

  • Preis: 9199 Euro
  • Größen (Sitzrohr) / Rahmenmaterial: S, M, L (getestete Größe 45 cm) / Carbon

Messwerte²

  • Gewicht²: 20,95 kg
  • Reichhöhe¹: 1329 hm
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 12 km/h
  • Schwerpunkthöhe: 556 mm
  • Lenkerbreite: 800 mm
  • Kurbellänge / Q-Faktor: 165 mm / 182 mm
  • Bodenfreiheit⁴: 538 mm

Ausstattung

  • Motor: Fazua Ride 60
  • Max. Drehmoment³: 60 Nm
  • Akku³/ -Gewicht² / Preis Ersatz-Akku: Fazua Energy 432 / 2263 g / 799 Euro
  • Schaltung: Shimano SLX (12fach)
  • Übersetzung (v. / h.): 32; 10–51
  • Display: Fazua LED Hub; kein Display
  • Zul. Gesamtgewicht³: 125 kg
  • Gabel / Dämpfer: Fox 38 Float Performance / Fox DHX Performance Coil
  • Federweg vorne/hinten: 180/170 mm
  • Teleskopstütze: Fox Transfer Perf. / 175 mm
  • Bremse / Disc Ø (vorne / hinten): Shimano SLX / 203 mm / 203 mm
  • Laufräder: DT Swiss HX 1700 Hybrid
  • Reifen: Continental Argotal Trail Endurance, 29 / 27,5 x 2,4''

EMTB-Testurteil⁵: 7,9 Punkte - gut

Nox Epium Enduro 7.1 Pro - GeometriedatenFoto: EMTB-TestabteilungNox Epium Enduro 7.1 Pro - GeometriedatenNox Epium Enduro 7.1 Pro - CharakteristikFoto: EMTB-TestabteilungNox Epium Enduro 7.1 Pro - CharakteristikNox Epium Enduro 7.1 Pro - TestdiagrammFoto: EMTB-TestabteilungNox Epium Enduro 7.1 Pro - Testdiagramm

¹ Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messfahrten an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers, Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 89 kg. In Klammern die Höhenmeter im deutlich gedrosselten Notlauf-Modus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung.

² Ermittelt auf den Prüfständen im EMTB-Testlabor, Gewicht ohne Pedale. Akku-Gewicht ggf. inkl. verschraubtem Cover.

³ Herstellerangabe

⁴ Stufentest, gemessen mit 36 Zentimeter erhöhtem Hinterrad

⁵ Das Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 9,0), sehr gut (ab 8,0), gut (ab 7,0), befriedigend (ab 6,0), mit Schwächen (ab 5,0), darunter ungenügend.

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