So gut die Motoren von Fazua, Bafang, Maxon und TQ mittlerweile sind: Mit Ausnahme von Shimanos EP8, der auch in manchem Light-Bike steckt, waren die Motoren im Light-Segment bislang eher Produkte kleinerer Hersteller. Vor allem beim Service, aber auch bei Stückzahlen und Verfügbarkeit brachte das manche Schwierigkeit mit sich. Nun steigt mit Bosch der Platzhirsch in den Ring. Und noch dazu mit einem attraktiven Paket. Der neue Bosch SX ist recht leise und leicht und bietet eine hohe Spitzenleistung. Kein Wunder, dass mittlerweile eine ganze Reihe an Bikes mit dem neuen Antrieb zu bestaunen sind. Nicht zuletzt Branchenriese Cube steigt damit erstmals in den Markt leichter E-MTBs ein.
Vier Fullys und vier Hardtails zeigt Bulls mit dem neuen Bosch Performance Line SX. Highlight für sportliche E-Biker sind ganz klar die Bulls Trailfullys BEvo AM SX. Mit 140/130 Millimetern Federweg, 29er-Laufrädern und einem gewichtsoptimierten Vollcarbonrahmen sind die Modelle auf spritzig-schnelle Touren und Trail-Fahrten ausgelegt. Für ein wendiges Fahrgefühl spricht auch der eher moderate Radstand (1246 mm in Größe L) und der gemäßigte Lenkwinkel (65,5 Grad). Der Akku kann mit einem Schlüssel gesichert und leicht entnommen werden. Zusätzlich gibt es die Option, den Range-Extender PowerMore mit 250 Wattstunden im Rahmendreieck zu befestigen. Das Fully wird es in vier Ausstattungsvarianten geben, eine davon ist ein spezielles Frauenmodell. Die Preise liegen zwischen 5999 bis 9999 Euro.
Außerdem gibt es noch das Hardtail Bulls Evo SX in vier Varianten, die ab 4999 Euro den Besitzer wechseln. Auch hier steht geringes Gewicht ganz oben, weshalb alle Modelle einen edlen Carbon-Rahmen haben. Das Akku-System teilen sich die Hardtails mit den Fully-Modellen, die Batterie kann seitlich aus dem Unterrohr entnommen werden. An der Gabel stehen 120 Millimeter Federweg zur Verfügung. Eine der vier Hardtail-Varianten kommt mit alltagstauglicher Vollausstattung, also Schutzblechen, Seitenständer und Gepäckträger. Ob Fully oder Hardtail: Alle Modelle haben die schlanke LED-Anzeige Systemcontroller von Bosch im Oberrohr integriert. Bedient wird das System über die kabellose Mini-Remote.
Mit einem Prototypen des No Pogo SL konnten wir schon Anfang des Jahres den Bosch SX Antrieb zum ersten Mal testen. Nun steht das fertige Bike beim Händler. Mit 150/145 Millimetern Hub soll das No Pogo SL als klassisches All Mountain an den Start gehen und dank hoher Gewichtsfreigabe und gemäßigter Geometrie für eine breite Zielgruppe interessant sein. Der Vollcarbon-Rahmen und ein fest verbauter Akku drücken das Gewicht. Beide Ausstattungsvarianten ab 7999 Euro sind aber ziemlich exklusiv. In unserem ersten Test zeigte sich das Centurion spritzig und wendig im Handling, auch die Geometrie und das hochwertige Chassis konnten punkten. In schwerem Gelände fehlte es dem No Pogo SL aber etwas an Fahrsicherheit. Auch das Fahrwerk hinterließ trotz wertiger Hardware Fragezeichen.
Schon bei seiner Präsentation auf der Eurobike verdrehte das schicke neue Conway Ryvon den Besuchern die Köpfe. Mittlerweile muss man sagen: Das erste Light E-MTB von Conway ist viel mehr als nur Fassade. So konnte uns das Enduro-Modell Ryvon LT in der Top-Variante 10.0 überzeugen, wie bislang kaum ein anderes Light E-MTB. Das Gewicht liegt mit echten 18,9 Kilogramm für ein Enduro mit klassisch entnehmbarem Akku sehr niedrig. Auf dem Trail begeisterte das Ryvon mit agilem Handling und trotzdem hohen Nehmerqualitäten. Quasi spritziges Trailbike und fahrstarkes Enduro in einem. Dank des dynamischen SX-Motors machte uns das Ryvon LT sogar im Uphill Spaß.
Neben dem Enduro Ryvon LT gibt’s das Conway auch noch in einer ST-Variante. Hier liegt der Federweg dann bei 150 statt 170 Millimetern, die Ausstattung ist stärker gewichtsoptimiert. So soll das ST ein halbes Kilo leichter sein, als das LT und sich noch etwas agiler fahren. Beide Bikes kommen mit Mullet-Laufradmix (29/27,5 Zoll) und 400 Wattstunden im Akku. Achtung: Aus Gewichtsgründen verzichtet Conway auf einen Ladeport. Der Akku muss also zu Laden raus, ein Range-Extender kann ebenfalls nicht genutzt werden. Das Ryvon gibt’s in insgesamt vier Modellen, Preise liegen zwischen 6000 und 10000 Euro.
Corratec zeigt gleich drei neue Bikes mit dem Bosch SX Motor, allerdings gibt’s vorerst jeweils nur eine Ausstattungsvariante. Die drei Bikes hören auf die Namen RS 140 EL (Trail/All Mountain Fully, 6599 Euro), X Vert EL Pro (E-Hardtail 5499 Euro) und E-Gravel EL (Gravel-Bike, 4999 Euro). Alle drei Bikes haben “nur” einen Alu-Rahmen, dafür bleibt so etwas mehr Geld für eine anständige Ausstattung. Alle drei Bike setzen auf Boschs 400er Powertube, der immer klassisch nach vorne aus dem Unterrohr geklappt wird. Die Bikes sollen ab 2024 verfügbar sein.
Bei Branchenriese Cube hat man sich Zeit gelassen, mit dem ersten Light E-MTB. Denn die Oberpfälzer konzentrierten sich erstmal darauf, mit dem One55 ein leichtes Bike mit voller Motorleistung auf die Reifen zu stellen. Das Warten auf das Hybrid One44 hat sich aber gelohnt. Herausgekommen ist nämlich ein Bike mit exzellentem Preis-Leistungsverhältnis und erstklassigen Fahreigenschaften. Als handlich präzise und direkt haben wir das neue Cube bei unserem ersten Test erlebt. Die Eckdaten dazu: 140 Millimeter Federweg, Laufräder in 29 Zoll und natürlich ein Bosch SX Motor mit 400er Akku, aus Gewichtsgründen fest im Unterrohr verbaut.
Das neue Cube, das mit vollem Titel AMS Hybrid One44 C:68X heißt, gibt’s in zwei verschiedenen Ausführungen und in insgesamt vier Modellvarianten. Hinter den Bikes mit den Kürzeln TM (für Tame the Mountain) verstecken sich zwei abfahrtsorientiertere Modelle mit 36er Gabeln von Fox, Dämpfern mit Ausgleichsbehältern und griffigen und robusten Reifen für 6499 und 8999 Euro. Die zwei SL-Modelle zielen mit 34er Gabeln und leichten Reifen auf ein möglichst geringes Gewicht und kosten 5999 und 7999 Euro. Schön: Auch das günstigste Modell SLX für 5999 Euro ist mit echten 17,4 laut der Waage in unserem Testlabor richtig leicht, das SLT wiegt sogar nur 16,2 Kilo nach Herstellerangabe. Hier, wie auch beim Fahrverhalten legt Cubes erstes Light-Bike mächtig vor. Die Konkurrenz wird sich strecken müssen, um da auf Augenhöhe zu bleiben.
Trekking, Gravel, Road und Mountainbike: Die Österreicher von KTM geben mit dem Bosch Performance Line SX Motor richtig Gas. Highlight fürs Gelände ist das sportliche Fully Macina Scarp SX. Mit 34er-Fox-Gabeln, leichten Race-Reifen und edlem Vollcarbonrahmen liegt der Fokus voll auf dem Gewicht und schnellen Touren. 29er-Laufräder und ein Federweg von 140 Millimetern sollten dem Bike aber auch eine ordentliche Geländekompetenz mitgeben. Mittlerweile konnten wir das Modell Macina Scarp SX Prime für 8399 Euro schon testen und waren schwer angetan. Man sitzt sportlich aber nicht unangenehm gestreckt auf dem KTM, der Hinterbau mit 140 Millimetern bietet erstaunlich viel Komfort und ist auch in schwerem Gelände nicht überfordert, das Gewicht fällt mit echten 17,4 Kilogramm recht niedrig aus.
Das Topmodell Macina Scarp SX Exonic für 11099 Euro Euro soll nochmal ein Kilo leichter sein. Und das bei leicht entnehmbarem Bosch CompactTube 400 Akku. Wie von anderen KTM E-MTBs bekannt, liegt die Batterie unter einem Cover auf dem Oberrohr. So kann sie bequem nach oben herausgehoben werden. Auch für die Verwendung des Bosch Zusatz-Akkus PowerMore 250 ist das KTM Macina Scarp SX vorbereitet. Es gibt drei Modelle ab 6299 Euro. Das Einstiegsmodell Macina Scarp SX Master soll bei 18,5 Kilo landen.
Auch Nicolai nimmt den neuen Bosch Performance Line SX Motor zum Anlass, erstmals ein Light-E-MTB vorzustellen. Der Rahmen aus Alu und die Fertigung in Deutschland sind einzigartig für Light-Bikes, aber typisch für die Marke mit den ikonischen Schweißnähten. Zwei Modelle wird es geben: Das Nicolai Saturn 11 Swift bietet nur 105 Millimeter Federweg im Heck, das Gewicht ab 16,5 Kilogramm wäre für ein Alu-Bike mit entnehmbarem Akku dafür richtig stark. Interessanter für Trail-Piloten: Das Saturn 14 Swift mit 130 oder 138 Millimetern Federweg im Heck, gepaart mit 140er- oder 150er-Gabel. Gewicht laut Nicolai: unter 20 Kilogramm. Die Ausstattung hängt vom Kundenwunsch ab, Preise beginnen bei 9000 Euro.
Der bayerische Hersteller M1 Sporttechnik ist bekannt für extravagante E-Mountainbikes. Zu den Bikes mit kräftigen Brose- und TQ-HPR-120-Motoren gesellt sich jetzt eine ganze Serie mit dem leichten Bosch SX-Antrieben. Alle haben den CompactTube 400 im Unterrohr, der klassisch nach vorne herausgeklappt werden kann. Als Bedieneinheit kommt das neue Bosch Purion 200 mit schlank integriertem Display zum Einsatz. Den Vollcarbonrahmen gibt es in verschiedenen Ausführungen zwischen CC für Trail (150/150 mm, 27,5 Zoll) und EN für Enduro (170/160 mm, Mullet). Das Top-Modell soll unter 18 Kilo wiegen. Markantes Detail ist das geteilte Oberrohr, in dem die Dämpferaufnahme verschwindet. Die Preise liegen zwischen 6500 und 15.000 Euro.
Und wie fährt sich das M1 400 SX? Mit der Enduro-Version des Bikes mit 170/160 Millimetern Federweg konnten wir uns einen ausführlichen Eindruck vom neuen Light-Bike aus Bayern verschaffen. Insbesondere wegen der schweren Eddy Current Reifen gehört das Bike mit 21,1 Kilogramm eher zu den schweren Kandidaten, die komfortable Akku-Entnahme überzeugt aber. Im derbem Enduro-Einsatz konnte uns das Bike allerdings trotz robuster Ausstattung nicht voll überzeugen. Weder die bei Laufruhe und Fahrwerk, noch beim Spieltrib erhält das M1 Bestnoten. Unsere Vermutung: Eine leichtere All-Mountain-Ausstattung, die M1 auch im Programm hat, würde dem Chassis besser zu Gesicht stehen und seine Stärken fördern.
Die spanische Marke MMR ist bislang vor allem unter Rennradfahrern und Cross-Country-Bikern bekannt. Und: “Machines made for Racing” konnte passend zum Namen auch schon mit einer olympischen Bronzemedaille und einem EM-Sieg überzeugen. Nachdem ambitionierte E-MTBs bislang noch keine große Rolle bei MMR spielten, wagen sich die Spanier nun mit dem Kaizen aus der Deckung. Ein neues E-MTB mit dem Bosch Light-Motor Performance SX, das passend zum Image der Marke sehr sportlich ausgerichtet ist. Die Geometrie wirkt gestreckt, die Winkel bleiben eher konservativ, was für ein direktes Handling sorgen sollte. Mit 140 Millimetern Federweg soll der Spaß bergab aber nicht zu kurz kommen. Das Gewicht beträgt 16,7 Kilogramm laut Herstellerangabe. Damit spielt das MMR in einer Liga wie das Macina Scarp SX von KTM oder das neue Bulls Sonic Evo AM SX. Drei Modelle stehen beim Kaizen zur Auswahl, die Preise liegen zwischen 6699 und 10599 Euro.
Der kanadische Hersteller Norco machte zuletzt mit besonders dicken Akkus mit 900 Wattstunden von sich reden. Nun zeigt die Firma den Gegenentwurf. Das Norco Fluid VLT ist das erste Light E-MTB von Norco und zugleich das erste Bike mit Bosch-Motor. Mit 150/140 Millimetern Federweg und Laufradmix zielt das Fluid auf die Trail/All Mountain Kategorie, das kleine Laufrad hinten könnte dem E-Bike eine hohe Agilität bringen. Der Hauptrahmen wird bei allen Modellen aus Carbon gefertigt und beherbergt den neuen Bosch Compacttube 400 Akku, der aber fest im Rahmen verbaut ist und nur zu Wartungszwecken entnommen werden kann. Das Norco Fluid VLT wird es in vier Versionen geben. Die günstigeren Modelle C3 und C2 setzen auf einen Alu-Hinterbau, das C1 kommt mit Vollcarbonrahmen. Außerdem wird es hier eine besonders gewichtsoptimierte Variante mit auf 140/130 Millimeter reduziertem Federweg geben, das nur 17,2 Kilogramm wiegen soll. Die günstigen Modelle wiegen bis zu 19,9 Kilogramm. Das Norco Fluid VLT wird es ab Frühling 2024 zu kaufen geben, Preise beginnen bei für Norco moderaten 6499 Euro.
Mit dem Bosch SX wagt sich auch die englische Kult-Marke Orange in das Segment der leichten E-Mountainbikes. Das Bike kommt im Mullet-Laufradmix und mit 160 Millimetern Federweg, die der klassische Orange-Hinterbau mit nur einem Gelenk bereitstellt. Mit seiner Geometrie mit langem Radstand und nicht zu kurzen Kettenstreben zielt das Orange auf den Grenzbereich zwischen All Mountain und Enduro. Schweres Gelände darf hier also durchaus auf dem Speiseplan stehen. Der Akku mit 400 Wattstunden ist fest verbaut, soll sich aber zu Wartungszwecken besonders leicht aus dem Rahmen entnehmen lassen. Das Bosch-System wird mit dem neuen Purion-200-Display gesteuert. Das Orange gibt es in nur einer vorkonfigurierten Ausstattung mit Fox-Factory-Fahrwerk und Shimano SLX-Komponenten für 8900 Euro.
Auch die kleine tschechische Marke Superior zeigt auf der Eurobike ein schlankes Bike mit dem neuen Bosch Performance Line SX Antrieb. Die Batterie ist fix im Unterrohr des Vollcarbon-Chassis integriert, so peilen die Entwickler ein Gewicht von knapp unter 17 Kilo an. Und das bei einem Federwg von 150/140 Millimetern. Für längere Touren kann der Bosch Range Extender PowerMore 250 auf dem Unterrohr platziert werden. Alle drei Ausstattungsvarianten rollen auf 29er-Laufrädern, los geht´s bei 5999 Euro. Gesteuert wird das Bosch-System von Mini-Remote und Systemcontroller.
Mit Whyte wagt auch noch ein zweiter britischer Hersteller mit dem Bosch SX sein Debüt im Light E-MTB Segment. Das E-Lyte kommt mit Vollcarbon-Rahmen und Laufrädern in 29 Zoll. Der Bosch-Akku mit 400 Wattstunden ist fest im Rahmen verbaut. Das soll das Gewicht der Bikes drücken. Das E-Lyte gibt’s in zwei verschiedenen Varianten. Das E-Lyte 140 setzt auf 140/135 Millimeter Federweg und ein möglichst geringes Gewicht. Bisher gibt’s nur ein echtes Topmodell mit dem Titel Works, das 11000 Pfund kostet, aber nur 16,4 Kilogramm wiegen soll. Etwas günstiger sind die Modelle E-Lyte 150, die mit 150/142 Millimetern Federweg zudem einen etwas breiteren Einsatzbereich bieten. Nur zwei ebenfalls sehr hochwertige Modelle sind hier bislang vorgestellt, die Preise liegen bei 8000 und 10000 Pfund. Preise in Euro liegen uns bislang noch nicht vor.
Neben den oben gezeigten arbeiten offenbar auch noch einige andere Hersteller an E-Bikes mit Boschs neuem SX-Antrieb und wollen das durch auf der Eurobike ausgestellte Prototypen öffentlich machen. Der italienische Hersteller Thok zeigt ein Konzept-Bike, das in einem innovativen Verfahren in Zusammenarbeit mit Dienstleister Materialize 3D gedruckt wurde. So lässt sich schnell nach dem Ende der Konstruktion ein fahrbarer Prototyp erstellen, mit Formen, die mit konventioneller Alu-Bearbeitung nicht möglich wären und die dem finalen Carbon-Modell in Optik und Steifigkeitseigenschaften schon sehr nahe kommen.
Ebenfalls auf Alu setzt die thüringische Bike-Schmiede Crossworx. Die radikale Studie musste nur mit einer Zwei-Gang-Nabe von Classified im Heck auskommen. Der Ansatz mit dem Riemen war aber spannend. Mittlerweile gibt’s von Crossworx eine zweite Variante, die zuerst auf der Bespoked Messe in Dresden gezeigt wurde. Mit einer klassischen Kettenschaltung ist dieses Bike der Serie schon deutlich näher, wenn auch etwas weniger außergewöhnlich als das Konzept mit Riemen und Zwei-Gang-Nabe.