11 Bestseller 2023 im TestBei welchem MTB passt die Preis-Leistung?

Jan Timmermann

 · 25.10.2023

Die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis ist die vielleicht wichtigste beim Bike-Kauf. Wir klären, welche Deals ihr Geld wirklich wert sind.
Foto: Max Fuchs
Es gibt Bikes, die verkaufen sich einfach besser als andere. Sie überzeugen mit attraktiven Teile-Paketen und moderaten Kosten. Egal, ob Fully oder Hardtail: Bei einem echten Preis-Leistungs-Knaller müssen Ausstattung und Fahrverhalten zu den Anschaffungskosten passen. Wir haben die am besten verkauften Modelle zum Test geladen. Doch wo passt die Leistung wirklich zum Preis? 11 Bestseller-MTBs im Test.

Als Gary Fisher und Charlie Kelly 1979 unter der Marke MountainBikes die erste Serienproduktion von Geländefahrrädern starteten, verkauften sie 160 Bikes in jenem Jahr. Im zweiten Jahr waren es bereits 1000 Stück. Für 1000 Dollar bekam man nach heutigen Maßstäben weder Reifen-Grip noch Brems-Power – von Dämpfung ganz zu schweigen. Dafür war das Angebot überschaubar, und die Auswahl fiel leicht. Mit Start der Produktion in Asien fielen Anfang der 80er die Preise auf gut 600 Dollar für ein Mountainbike. Vierzig Jahre später werden allein in Deutschland jährlich knapp eine Million Mountainbikes verkauft. Obwohl der Anteil von E-MTBs an dieser Summe inzwischen bei rund 90 Prozent liegt, ist auch der Markt für Bikes ohne Motor größer und bunter als je zuvor. Und noch etwas hat sich verändert: Über alle Gattungen hinweg sind Bikes deutlich besser, aber auch teurer geworden.

Fahrspaß sollte mit einem MTB nur teilweise eine Frage des Preises sein. Wir haben elf Bikes mit Anspruch auf ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis getestet.Foto: Max FuchsFahrspaß sollte mit einem MTB nur teilweise eine Frage des Preises sein. Wir haben elf Bikes mit Anspruch auf ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis getestet.

Um herauszufinden, mit welchen Modellen Biker heute noch einen besonders guten Deal machen können, fragten wir bei den Herstellern ihre Bestseller an: Bikes, die sich nicht nur außerordentlich gut verkaufen, sondern nach Selbsteinschätzung der Fabrikanten auch ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Was uns daraufhin in die Redaktion geschickt wurde, hätte unterschiedlicher nicht sein können. Vom 1800-Euro-Alu-Hardtail bis zum fast 8000 Euro teuren Carbon-Fully ist alles dabei. Gut so, denn anstatt die Bikes Kopf an Kopf miteinander zu vergleichen, interessierte uns diesmal nur eines: Wo bekommen Biker am meisten für ihr Geld?

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Wer ein gutes Bike zum fairen Preis gefunden hat, dem bleibt noch Geld für einen Bike-Urlaub oder eine Portion Kaiserschmarrn.Foto: Max FuchsWer ein gutes Bike zum fairen Preis gefunden hat, dem bleibt noch Geld für einen Bike-Urlaub oder eine Portion Kaiserschmarrn.

Diese Bestseller-Bikes haben wir getestet:

Per Klick geht’s zur Einzelbewertung

Weitere Themen unseres Preis-Leistungs-Vergleichs

Die Testbikes im Überblick

Seitdem Hardtails im Profisport fast vollständig von den Cross-Country-Strecken dieser Welt verschwunden sind, überdenken viele Hersteller ihre Racebike-Konzepte. Für den durchschnittlichen Biker, der lieber eine schöne Tour als ein hitziges Rennen fährt, ist das von Vorteil.

Mit 120 Millimetern Federweg, Teleskopsattelstützen und breiten Reifen können neue Hardtails wie das Focus Raven oder das Rose PDQ nämlich ein breiteres Einsatzgebiet bespielen. Für viele dürften die gestiegene Sicherheit bergab und der Fahrspaß auf Trails einen großen Wert haben.

Das Focus Raven 8.9 für 3599 Euro. BIKE-Testurteil: Gut - 176,8 von 250 Punkten.Foto: Max FuchsDas Focus Raven 8.9 für 3599 Euro. BIKE-Testurteil: Gut - 176,8 von 250 Punkten.

Direktversender Rose buhlt mit der neuesten Funkschaltung um die Gunst der Kunden, während Focus auf maximale Vielfältigkeit setzt. Da niemand ein schweres Hardtail fahren will, machen die Carbon-Rahmen beider Bikes durchaus Sinn, treiben aber den Preis in die Höhe.

Das Rose PDQ 2 für 3799 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 180,8 von 250 Punkten.Foto: Max FuchsDas Rose PDQ 2 für 3799 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 180,8 von 250 Punkten.

Apropos leichte, teure Bikes: Versender Radon hat sein Hardtail-Top-Modell langfristig um satte 1200 Euro reduziert. Mit unter neun Kilo Gewicht und einer Ausstattung aus dem Luxussegment sind dem Jealous massig Leistungspunkte sicher. Teuer bleibt es trotzdem.

Allein Giant schickt ein Hardtail in den Test, welches das Prädikat „günstig“ wirklich verdient hat. Genau wie das hochpreisige Radon ist das solide ausgestattete Alu-Bike jedoch auch eindeutig stärker für konservative Racer konzipiert als die Modelle von Rose und Focus.

Das Radon Jealous 10. EA für 6499 Euro (reduziert auf 5299 Euro). BIKE-Testurteil: Sehr gut - 204,5 von 250 Punkten.Foto: Georg GrieshaberDas Radon Jealous 10. EA für 6499 Euro (reduziert auf 5299 Euro). BIKE-Testurteil: Sehr gut - 204,5 von 250 Punkten.

Günstige Fullys für Trail und Tour

Ohne aufwändig entwickelten Hinterbau und teuren Dämpfer haben Hardtails einen klaren Preisvorteil – sollte man meinen. Dass dem nicht zwingend so ist, zeigen die Trailbike-Fullys von Canyon und Cube. Günstiger als die Hardtails von Focus und Rose dürften sie so manchem Kaufinteressierten die Euro-Zeichen in die Augen treiben.

Canyon nutzt seinen Preisvorteil als Versandhändler dabei gekonnt aus und schnürt ein bewährtes Ausstattungspaket, welches zwar wenig Glanz ausstrahlt, aber eine tadellose Funktion liefert. Typisch Cube macht derweil ein besonders leichter Carbon-Rahmen das Stereo One44 für Grammfuchser attraktiv.

Das Cube Stereo One44 C:62 Pro für 3299 Euro. BIKE-Testurteil: Gut - 177,5 von 250 Punkten.Foto: Max FuchsDas Cube Stereo One44 C:62 Pro für 3299 Euro. BIKE-Testurteil: Gut - 177,5 von 250 Punkten.

Schnelle Racebikes für Cross Country und Marathon

Obwohl das Bulls Wild Edge Team mehr als doppelt so teuer ist wie das Bike von Canyon, lohnt sich ein weiterer Preisvergleich. Das Profi-Marathon-Fully trägt nämlich eine Highend-Ausstattung, die andere Hersteller ihren Racebikes erst für 4000 Euro mehr gönnen.

Das Bulls Wild Edge Team für 6399 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 195,8 von 250 PunktenFoto: Max FuchsDas Bulls Wild Edge Team für 6399 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 195,8 von 250 Punkten

Im preislichen Mittelfeld bewegen sich die Bestseller-Modelle von Conway und Specialized. Während sich Specialized voll auf einen hochwertigen Rahmen mit einzigartiger Fahrwerkstechnologie konzentriert, wählt Conway einen heute inzwischen unüblich gewordenen Ansatz für seine Preis-Leistungs-Empfehlung. Mit praktischen Details und einem bunten Ausstattungsmix bedient das RLC FS den sportlichen Anspruch eines Racebikes nur am Rande und empfiehlt sich eher für klassische Touren-Biker.

Das Specialized Epic Comp für 4500 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 198,3 von 250 PunktenFoto: Max FuchsDas Specialized Epic Comp für 4500 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 198,3 von 250 Punkten

Potente All Mountains und Enduros für die Abfahrt

Die teuersten Bikes unseres Leistungsabgleichs schicken Scor und Rocky Mountain ins Rennen. Für 6899, beziehungsweise 7900 Euro müssen die hochwertig ausgestatteten Carbon-Fullys schon einiges leisten. Mit vielseitig verstellbaren Rahmen versuchen beide Hersteller, einen Punktebonus zu ergattern. Das schlägt sich auch im Endurteil nieder. Unser Punktesystem bewertet neben den praktischen Fahreigenschaften nämlich unter anderem auch Messdaten aus dem BIKE-Testlabor, Ausstattungsgüte, Verarbeitungsqualität und den Mehrwert für den Kunden, wie etwa zusätzliche Funktionen oder mitgeliefertes Zubehör.

Das Giant XTC SLR 1 für 1799 Euro. BIKE-Testurteil: Gut - 166,5 von 250 PunktenFoto: Max FuchsDas Giant XTC SLR 1 für 1799 Euro. BIKE-Testurteil: Gut - 166,5 von 250 PunktenDas Scor 4060 LT GX für 6899 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 195 von 250 PunktenFoto: Max FuchsDas Scor 4060 LT GX für 6899 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 195 von 250 Punkten

Für Zahlen-Nerds und Statistiker ist dieser Vergleich ein Schlaraffenland. Setzt man nach ausgiebigen Tests den Preis und die Punkteleistung in ein Verhältnis zueinander, ist das Ergebnis nicht nur ein aufschlussreiches Schaubild, sondern auch ein ernüchterndes Fazit: Durchschnittlich gesehen sind teure Bikes besser als günstige Bikes. Radon, Bulls, Scor und Rocky Mountain sahnen insgesamt die meisten Punkte ab, leeren aber das Bankkonto.

Welches MTB bietet das beste Preis-Leistungs-Verhältnis?

Den besten Quotienten aus Bewertung und Kosten liefert das günstige Giant-Hardtail. Von dieser Basis aus steigen die Preise für bessere Bikes progressiv an – oder anders ausgedrückt: Dringt man in höhere Leistungsbereiche vor, klettern auch die Preise immer schneller. Rose und Focus landen mit ihrem Ansatz eines vielseitigen Hardtails im Mittelfeld der Preis-Leistungs-Schere. Dort platziert sich auch das leichte Trailbike von Cube. Wer mit dem eigenständigen Konzept des Conway glücklich werden will, sollte genau überlegen, ob dieses auch zu den eigenen Ansprüchen passt, denn die Niedersachsen rufen dafür einen happigen Preis auf.

Das Conway RLC FS 7.9 für 5499,95 Euro. BIKE-Testurteil: Gut - 174 von 250 PunktenFoto: Max FuchsDas Conway RLC FS 7.9 für 5499,95 Euro. BIKE-Testurteil: Gut - 174 von 250 Punkten

Zwei Bikes stechen in diesem rein rationalen Vergleich aus der Masse der anderen Bestseller heraus: Obwohl beim Blick auf die Ausstattungsliste des Specialized keine Jubelschreie zu erwarten sind, kann die Praxisleistung des 4500 Euro teuren Epic Comp voll überzeugen.

Mit einem sehr guten und breitbandigen Trailbike für gerade mal 2999 Euro schießt Canyon jedoch den Preis-Leistungs-Vogel ab. Mit der Kombination aus ausgewogenen Fahreigenschaften und dem wirtschaftlichen Vorteil des Online-Händlers kann kein anderes Bike konkurrieren.

BIKE-Tipp Preis-Leistung: Das Canyon Neuron CF 8.0 für 2999 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 192,8 von 250 PunktenFoto: Max FuchsBIKE-Tipp Preis-Leistung: Das Canyon Neuron CF 8.0 für 2999 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 192,8 von 250 Punkten

Wie stark der Kaufreiz eines Mountainbikes wirklich ist, entscheidet in der Realität nicht die Mathematik, sondern der eigene Geldbeutel und die individuellen Bedürfnisse. Nur, wenn das Bike auch zum favorisierten Einsatzbereich passt und Interessenten auch emotional abholt, ist der Kauf ein guter.

In letzterer Hinsicht dürften die frühen Bikes von Gary Fisher und Charlie Kelly das Blut vieler Enthusiasten auch 2023 noch mächtig in Wallung versetzen. Dazu sei jedoch auch angemerkt, dass so manch historische Bike-Ikone heute eine fünfstellige Summe kostet.

Das Rocky Mountain Instinct C70 für 7900 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 194,8 von 250 PunktenFoto: Max FuchsDas Rocky Mountain Instinct C70 für 7900 Euro. BIKE-Testurteil: Sehr gut - 194,8 von 250 Punkten

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder