Während der Bike-Saison ließe sich alleine in Europa quasi jedes Wochenende ein anderer Mountainbike-Marathon fahren. Vom Mittelgebirge bis in die Alpen gibt es entsprechende Rennen in allen erdenklichen Facetten. Wer das Abenteuer sucht, geht bei aufregenden internationalen Wettkämpfen in Osteuropa an den Start oder durchquert im Marathon-Format die Wüsten Afrikas.
Von der flachen Nordseeküste über den südamerikanischen Dschungel bis zu den höchsten Gipfeln des Himalayas gibt es auf der Welt keinen Ort, wo Mountainbiker nicht eine Ausdauer-Herausforderung ersonnen hätten.
Wir haben uns die Mühe gemacht und die interessantesten MTB-Marathons der anstehenden Saison zusammengetragen. Ergänzt werden die Termine durch einen Blick über den Tellerrand mit Laktat-Garantie. Insgesamt finden Ausdauer-Fans sage und schreibe 101 Herausforderungen in diesem Artikel. Eine derart umfangreiche Übersicht gab es bisher nirgends sonst!
Dabei konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Langdistanzen der entsprechenden Wettkämpfe und haben die Events nach der zurückzulegenden Höhenmeter-Zahl geordnet. Anders, als bei einem Marathon-Lauf gibt es beim Mountainbike-Sport keine festgeschriebene Marathon-Distanz. Die meisten Veranstaltungen bieten neben der Langstrecke auch die Möglichkeit auf der Mittel- oder Kurzdistanz an den Start zu gehen. So können sich auch Marathon-Neulinge mit Spaß an die Faszination Ausdauer-Biken herantasten.
Die Events werden oft mit weiteren Veranstaltungen wie Kinderrennen, Expos oder Festivals flankiert, sodass sich ein Besuch doppelt und dreifach lohnt. Los geht’s in unserer Aufzählung bei Marathons ab 1000 Höhenmetern. Wer es härter mag, sollte sich die Extrem-Rennen der Alpen, Mehrtages-Marathons oder die Abenteuer-Expeditionen in unserer einzigartigen Liste genauer anschauen.
1000 Höhenmeter aus eigener Kraft zu treten ist eine Leistung, die nicht unterschätzt werden darf - erst recht nicht, wenn das Ganze im Rahmen eines Mountainbike-Wettkampfes stattfindet - also auf Zeit. Diese Marathons bieten aber den perfekten Einstieg in die Welt der Langstrecke.
Meist handelt es sich um lokale Veranstaltungen im gut erreichbaren deutschen Mittelgebirge, sodass man sie getrost als Jedermann-Rennen im Wortsinn bezeichnen kann. Ideal, um Marathon-Luft zu schnuppern und sich ins Höhenmeter-Kurbeln gegen die Zeit zu verlieben.
Selbst in den flachsten Gefilden der Bundesrepublik gibt es entsprechende Challenges. Sogar in den bekanntlich eher wenig bergigen Niederlanden lassen sich beim MTB Marathon Amerongse Berg 1700 Höhenmeter in die Waden kneten - dann allerdings auf immerhin 90 Kilometern Distanz.
Die Liste der Langstrecken-Marathons mit 2000 bis 3000 Höhenmetern ist nicht ohne Grund die längste in diesem Vergleich. Es handelt sich um einen Höhenunterschied, den auch trainierte Hobby-Biker mit etwas Vorbereitung zurücklegen können.
Unter den Rennen finden sich beliebte Klassiker des deutschen Mittelgebirges, wie zum Beispiel der Franken Bike Marathon, welcher in diesem Jahr 25. Jubiläum feiert, oder der MTB Marathon Pfronten, in dessen Rahmen auch die Klapprad-WM ausgetragen wird. Aber auch die Wettkämpfe der Nutrixxion MTB Trophy umfassen mit Höhenmetern gespickte Langdistanzen, welche zusätzlich in einer Serienwertung honoriert werden.
Steil ist geil? Dann lohnt sich der Blick nach Österreich. Der Grazer Schöckl Gipfelsturm beispielsweise fordert seine 2490 Höhenmeter auf einer nur 55 Kilometer langen Strecke. Ähnlich heftig wird’s beim WeinSteinBike Wachau mit 2800 Höhenmetern auf 66 Kilometern.
Auch im nahen Ausland gibt es zahlreiche Marathons dieser oberen Höhenmeter-Mittelklasse, wie den Malevil-Cup in Tschechien, der 2024 ebenfalls zum 25. Mal ausgetragen wird. Im selben Land wird ebenso der Silesia Bike-Marathon ausgerichtet.
Im radsportbegeisterten Belgien haben zum Beispiel den Hard’n Mountainbike Marathon, Raid des Hautes Fagnes, die Ardennes Trophy und La Hallonienne. Wer einmal in der Slowakei auf Höhenmeter-Jagd gehen möchte, meldet sich beim Stupava Marathon an.
Diese Marathons gehören bereits definitiv zur Oberliga. Wird die Schmerzgrenze von 3000 Höhenmetern in einem Rennen überschritten, haben Gelegenheits-Biker eigentlich keinen Auftrag mehr. Bei den großen Klassikern der deutschen Mittelgebirgs-Marathons, wie dem BIKE Marathon Willingen, dem Black Forest Ultra oder dem Endurothon Schierke gehen nur erfahrene Marathon-Biker auf die Langdistanz. In den Alpen sind steile Anstiege, wie beim Ironbike Marathon mit 3391 Höhenmetern auf 71 Kilometern, an der Tagesordnung.
Darf’s etwas exotischer sein? Der Novodubnicky Maraton in der Slowakei bringt es auf genau 3000 Höhenmeter. In Tschechien lassen sich beim Author Kral Sumavy über 3200 Höhenmeter erklimmen. Mit der Kraft von Baguette und Croissant müssen beim französischen Elsass Bike Marathon mehr als 3300 Höhenmeter erklettert werden. Nebenan in Belgien kommen beim Stoumont MTB Marathon durch die Ardennen ganze 3600 Höhenmeter zusammen. Ein besonders exotisches Bonbon für absolute Ausdauer-Junkies ist das Desert Dash in Namibia: In maximal 24 Stunden müssen 397 Kilometer und über 3400 Höhenmeter durch die Wüste Namib zurückgelegt werden.
Sie sind die wahren Heldenschmieden der Marathon-Welt. Bei den Langdistanzen dieser Rennen bekommen Normalos bereits beim Lesen der Streckendaten weiche Knie. Hier kommt nur durch, wer ein stahlharter Ausdauersportler ist. Die Salzkammergut Trophy gilt mit mehr als 7000 Höhenmetern in einem Ritt als das vermutlich härteste, klassische Marathon-Rennen Europas.
Wer noch mehr Höhenmeter erklimmen will, dem reicht ein Tag nicht aus. Mehrtages-Marathons werden in mehreren Etappen ausgetragen. Während bei manchen Wettkämpfen bereits ein verlängertes Wochenende reicht, dauern andere Etappen-Rennen gut und gerne eine volle Woche.
Jeden Tag einen Marathon fahren und die Endwertung im Blick haben - für ambitionierte Ausdauer-Biker sind das perfekte Herausforderungen. Doch auch gut trainierte Hobby-Biker können solchen Mehrtages-Ritten einiges abgewinnen.
Etappenrennen gibt es überall auf der Welt, viele Rennen gehen durch atemberaubende Landschaften, wie etwa das 4 Islands in Kroatien, das Titan Desert in Marokko, das Rwanda Epic in Ruanda oder die Rift Valley Odyssey in Kenia.
Über den großen Teich lockt zum Beispiel mit 75 Prozent Singletrail-Anteil (!) das legendäre BC Bike Race in Kanada. Abenteuer-Charakter haben vor allem Rennen an den weit abgelegenen Orten unseres Planeten, wie die Mongolia Bike Challenge in der Mongolei oder das Yak Attack in Nepal.
Besonders steil wird’s beim La Leyenda Del Dorado in Kolumbien. Dort müssen die Teilnehmer 9000 Höhenmeter auf nur 280 Kilometern zurücklegen. Bereits seit 1993 findet das La Ruta in Costa Rica statt. Damit ist es das älteste Etappenrennen der MTB-Geschichte.
Unter Profis gilt das Cape Epic in Südafrika als die Tour de France der Mountainbiker. Doch lieber Rennen mit Urlaub verbinden? Das La Leyenda Del Caribe in der Dominikanischen Republik ist der erste MTB-Marathon der Karibik und wirbt mit fünf entspannten Stages sowie luxuriösen Übernachtungen im Fünf-Sterne-Hotel. Kosten? Mindestens 1299 US-Dollar ohne Flug und Upgrades.
BIKE ist auch in diesem Jahr mittendrin! Redakteur Jan Timmermann startet im Juli 2024 bei der BIKE Transalp mit 17.500 Höhenmetern - und kurbelt sich dafür bereits bei der viertägigen Alpentour Trophy in Schladming warm. Auf seine Erfahrungsberichte freuen wir uns jetzt schon!
Darf’s noch etwas extremer sein? Denn bisher sprachen wir von “gewöhnlichen” Mountainbike-Marathons. Diese sind hart - keine Frage! Doch sie sind im Rahmen einer Rennveranstaltung noch relativ gesichert. Es gibt Verpflegungsstationen und meistens ein Hotelbett. Doch der Mensch hat sich noch verrücktere Ausdauer-Challenges ersonnen.
Bei Selbstversorger-Rennen wie der Tour Divide durch Kanada und die USA, dem Hope 1000 durch die Schweiz oder der 1000miles Challenge durch Tschechien und die Slowakei, müssen Sie sich nämlich selbst um Essen und Schlaf kümmern. Im Bikepacking-Stil tragen Sie all ihr Gepäck bei sich und müssen sich von Checkpoint zu Checkpoint kämpfen.
Die wagemutigsten Abenteurer unter ihnen stellen regelmäßig Rekorde auf, die mit dem puren Verstand kaum noch zu erfassen sind. Im gleichen Selbstversorger-Format werden auch das Atlas Mountain Race in Marokko und das 20K Ultratrail in Italien ausgetragen - nach maximal sieben, beziehungsweise acht Tagen endet das offizielle Rennen allerdings.
Beim The Munga in Südafrika erfahren die Teilnehmer erst an der Startlinie, wo sie genau langfahren müssen. Für die mindestens 1130 Kilometer lange Route haben sie maximal 120 Stunden Zeit. Bei der Erstauflage des Rennens gab es mit einer Millionen Dollar Preisgeld mehr zu gewinnen, als in jedem anderen MTB-Wettkampf. Kurz bevor es ernst wurde, sprang der Geldgeber jedoch ab.
Ebenfalls viel Geld sind die 24.900 Dollar Startgebühr für die Tour d’Afrique, die mehrere Monate lang in 76 Etappen einmal quer durch den afrikanischen Kontinent führt - von Kairo bis Capetown, ein Rennen mit über 9000 Kilometern Länge!
Um viele Höhenmeter zu sammeln müssen sich Mountainbiker nicht zwingend zu einem Marathon-Rennen anmelden. Es gibt auch etablierte Routen wie den Stoneman Miriquidi mit 162 Kilometern und 4400 Höhenmetern oder den Chiemgau King mit 168 Kilometern und 4629 Höhenmetern, die Biker jederzeit für sich oder mit Freunden bestreiten können.
Ein anderer Höhenmeter-Wahnsinn wurde in den letzten Jahren auch immer beliebter: das sogenannte Everesting. Dabei fährt ein Biker ein und denselben selbstgewählten Anstieg so oft hoch und runter, bis die Höhe des 8848 Meter hohen Mount Everest erreicht ist. Und natürlich ist da immer noch nicht Schluss. Ein martialischer Trend sind zum Beispiel auch Doppel-Everest mit 17.696 Höhenmetern in einer Fahrt.
Noch unglaublicher wird es bei der Olympos Mons Challenge, dabei erkurbeln Biker den mit 26.400 Metern höchsten Berg unseres Sonnensystems am Stück - eine Leistung, die nicht von dieser Erde scheint!
Sie sind Multisportler? Dann könnte Adventure Racing Ihr Interesse wecken. Zum Beispiel mit einem der 69 Rennen der Adventure Racing World Series. Bei der entsprechenden Weltmeisterschaft geht es im Team via Mountainbike, Pack Raft, kletternd und zu Fuß dieses Jahr rund 700 Kilometer durch Ecuador.