Stefan Frey
· 31.01.2022
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Die Bib Short ist vielleicht das wichtigste Kleidungsstück für Biker überhaupt. Nur wer die perfekte Radhose gefunden hat, kann viele Stunden schmerzfrei im Sattel genießen. Wir helfen bei der Suche.
Die Radhose besteht nur aus einem relativ kleinen Stück Stoff, doch technisch gesehen gehört sie zu den aufwändigsten Kleidungsstücken überhaupt. Die Ansprüche an Passform und Komfort sind enorm und auch die Verarbeitungsqualität muss stimmen, damit die Bib Short den hohen Belastungen beim Mountainbiken und Radfahren auch auf Dauer standhält.
Das Ziel der Radhose ist es, wie ein zweite Haut am Körper zu sitzen. Im besten Fall sollte man sie während der Fahrt eigentlich gar nicht spüren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen jedoch einige Faktoren zusammenkommen. Besonders wichtig ist dabei die richtige Größe. Ist die Hose zu groß, wirft sie im schlechtesten Fall Falten im Schritt oder in der Hüftbeuge, was über kurz oder lang zu Hautreizungen oder Druckstellen führen kann. Außerdem hält eine zu große Hose das Sitzpolster nicht ordentlich in Position. Daher raten wir im Zweifel: Kaufen Sie eine Radhose eher zu klein als zu groß.
Das Sitzpolster ist das Herz einer jeden Bib Short und sollte besonders flexibel sein, um sich den Bewegungen des Fahrers anpassen zu können. Ein zu starres Polster fühlt sich an wie eine Windel und wird über kurz oder lang im Sitzbereich drücken. Achten Sie darauf, dass die dicker gepolsterten Stellen auch wirklich unter den Sitzknochen platziert sind. Für einen ersten Eindruck sollten sie daher auf ihr Bike steigen und in Fahrposition mit den Fingern prüfen, ob die beanspruchten Stellen auch vom Polster geschützt sind. Achtung: Das Polster sollte immer zum Abstand der Sitzknochen passen und mindestens ein bis zwei Zentimeter breiter sein.
Hochwertige Polster bestehen aus unterschiedlich dichten Schäumen, um bestimmte Körperstellen gezielt zu stützen: Dünn und straff gepolstert im Schambereich beugt es Reizungen in der Intimzone vor. Ein Entlastungssteg im Dammbereich kann Taubheitsgefühle verhindern, ein dickerer Schaum mit höherer Dichte im Bereich der Sitzbeinhöcker sitzt sich auch auf langen Strecken nicht so schnell durch. Auch bei der Dichte gibt es entscheidende Unterschiede: Während sich ein dicker, weicher Schaum zu Beginn häufig komfortabel anfühlt, kann er sich während der Ausfahrt schnell komprimieren und bietet dem Fahrer somit keinerlei Stütze mehr. Lässt sich das Sitzpolster mit Daumen und Zeigefinger bereits komplett zusammendrücken, kann man davon ausgehen, dass es sich meist nach wenigen Kilometern durchsitzt. Ein Schaumstoff mit hoher Dichte dagegen lässt sich auch von einem höheren Gewicht nicht so leicht komprimieren und bietet so auch auf längeren Ausfahrten mehr Komfort, weil er Stöße und Vibrationen besser dämpfen kann.
Auch die Form des Polsters kann Aufschluss über die Güte geben. Es sollte bereits im hängenden Zustand an die Anatomie des Körpers vorgeformt sein, dann kann es sich im Sattel optimal und faltenfrei an den Träger anschmiegen und somit Scheuer- und Druckstellen vorbeugen. Tipp: Von einem schlaff und formlos in der Hose hängenden Polster sollten Biker lieber die Finger lassen.
Die große Kunst bei der Fertigung einer guten Radhose besteht darin, so wenige Nähte wie möglich zu verwenden. Im Idealfall fehlen sie an den empfindlichen Stellen, etwa im Sitzbereich, gleich ganz. Zudem sollten die Nähte möglichst flach ausgeführt sein, damit sie die Haut nicht reizen. Ein sogenannter Overlock-Stich, der auch von außen sichtbar ist, erhöht den Tragekomfort in der Regel nur wenig. Wichtiger ist, dass sich nicht alle Stoffbahnen in einem Nahtbündel treffen. Hosen, die auf dem Rad passen, kneifen im Stehen übrigens fast immer im Schritt. Deshalb sollten sie Bib Shorts unbedingt in Radhaltung probieren.
In den letzten Jahren hat sich bei Trägerhosen für Radfahrer vor allem der Aufbau von Trägern und Beinabschlüssen geändert. Noch vor wenigen Jahren boten schmale, am Hosenmaterial angesetzte Bündchen nur wenig Komfort, weil sie entweder mit viel Silikon versehen waren, oder besonders stramm gearbeitet waren, um während der Fahrt nicht hochzurutschen. Heute gehen sogar schon bei Radhosen um die 150 Euro die Hosenbeine nahtlos in die Abschlüsse über. Die tragen sich meist besonders angenehm, weil sie mit weniger Silikon-Einsatz auskommen und weil es durch das Fehlen unterschiedlich dehnbarer Materialien auch nicht mehr zu punktuellen Druckstellen kommen kann. Angesetzte Bündchen sollten mehrere Zentimeter breit sein. Ihr Material und die Nähte sollten die gleiche Dehnbarkeit aufweisen wie das Hauptmaterial der Hose, damit es nicht zu Druckstellen kommt.
Ähnliches gilt für die Träger der Radhose: Waren diese bis vor Kurzem noch an beiden Seiten abgenäht und rollten sich gerne wie die Rouladen auf den Schultern zusammen, sind aktuelle Träger meist nahtlos gefertigt und liegen deutlich flächiger und somit komfortabler auf den Schultern auf.
Hier sollten Sie beim Kauf auf die richtige Spannkraft achten: Zu lasche Träger halten während der Fahrt das Polster nicht richtig in Position. Dann rutscht die Trägerhose zwischen Po und Sattel herum und verursacht Scheuer- oder Druckstellen. Zu straffe Träger drücken während der Fahrt auf die Schultern. Nach ein paar Stunden im Sattel fühlt man sich dann, als würde man eine Hantelstange im Nacken durch die Gegend fahren.
Frauen sollten bei der Wahl der passenden Radhose besonderen Wert auf die richtigen Träger legen. Hersteller wie Assos führen die Träger seitlich an der Brust vorbei und verhindern so unangenehme Druckstellen. Noch komfortabler wird die Hose, wenn die Träger als Mesh-Body ausgeführt sind und den kompletten Oberkörper angenehm umschließen.
Natürlich erschweren Trägerhosen die Pipi-Pause ungemein, weshalb viele Bikerinnen lieber zur trägerlosen Hose greifen. Besonders angenehm sind Modelle mit breiten, nahtlosen und ausreichend flexiblen Bündchen. Im aktuellen Test mussten wir leider feststellen, dass sich einige Modelle in Fahrposition einrollen und dann unangenehm auf den Bauch drücken. Auch hier gilt: Die Anprobe in Fahrposition bewahrt vor Fehlkäufen.
Einige Hersteller statten ihre Hosen für Biker mit nützlichen Details aus. Kleine Taschen am Rücken oder an den Hosenbeinen nehmen Gels, Riegel oder kleine Kleidungsstücke auf – besonders interessant für Marathon-Biker, die wenn möglich ohne Rucksack unterwegs sind. Isadore oder Sportful haben Modelle im Angebot, die aus abriebfestem Cordura-Material gefertigt sind und somit besonders robust ausfallen. Damit schützen sie nicht nur den Träger im Fall eines Sturzes vor unangenehmen Abschürfungen, sondern halten besonders im Gelände-Einsatz auch mal den ein oder anderen Bodenkontakt aus.
In unserem aktuellen Test haben wir insgesamt 18 Radhosen für Herren und Damen auf Herz und Nieren untersucht. Wer bisher noch nicht den passenden Partner für ausgiebige Touren im Sattel gefunden hat, wird hier garantiert fündig. Alle Infos und Testergebnisse finden Sie in der aktuellen BIKE-Ausgabe 3/22 – ab 1. Februar im Handel.